
Die "Saw"-Filme gehören ja zu den Filmen, bei denen fast immer die Frage "was, sowas siehst du dir an?" folgt. (Und ich wünschte mir, diese Frage würde sich eher bei all dem hirnlosen Trash einbürgern, von dem die Bevölkerung inzwischen durchs Privatfernsehen zugemüllt wird.) Diese Frage ignorierend muss ich sagen, dass der letzte Teil nun endgültig all den Kritikern Recht zu geben scheint, die betonen, die "Saw"-Reihe habe ausschließlich das Spiel mit sadistischen Phantasien im Sinn.
Hatte sie nicht. Der erste "Saw"-Film war mit seinem einzigartigen Stilmitteln absolut prägend. Der "Saw"-Stil veränderte die Film- und Fernsehwelt, die verschachtelte Erzählweise - die in Serien wie "The Event" nun auch allmählich zum Selbstzweck verkommt - hat sich seitdem mehr und mehr eingebürgert. Die Fortsetzungen entwickelten diesen Stil und die Erzählweise clever fort, was dazu führte, dass Hauptdarsteller Tobin Bell auch in den anderen Filmen mitwirken konnte, obwohl seine Figur bereits in Teil 3 überraschend den Löffel abgegeben hatte.
Leider ist der letzte Teil ein massiver Rückschritt. "Saw - Die Vollendung" wurde nun in 3D gefilmt. Das brachte aber gar nichts, außer halt, dass es in 3D war. Entweder gab es ein paar alberne "da fliegt halt was dem Zuschauer entgegen"-Momente, oder es wirkte ein klein wenig räumlicher.
Das ist allerdings allgemein mein Problem mit 3D. Es bleibt filmisches Gimmick. 3D hat bislang nichts bewirkt. Es hat die Filmkunst nicht verändert. Als der Film farbig wurde, hat es die Filme verändert. Als der Film eine Tonspur bekam, hat es die Filme verändert. Der Einsatz des Computers hat Filme verändert. Moderne Methoden der Schnitttechnik haben Filme verändert.
3D hat bislang nur bewirkt, dass die ohnehin schon absurden Preise für Kinokarten noch absurder wurden.
Ich war diesmal auch noch in einem Kino, in dem die "Shuttertechnik" verwendet wurde. Ich will nicht auf Details eingehen, aber die Shuttertechnik ist ja ein absolutes "no go"! Die Brille ist schwer und unbequem, für Brillenträger wäre sie völlig unbrauchbar.
Zurück zu "Saw - Die Vollendung": Diesmal floss jegliche Kreativität allein in das Ausdenken perfider Fallen. Spannung und Zynik wurden dagegen auf kleiner Flamme gehalten. Sehr gelungen war die Selbstpräsentation eines ehemaligen Jigsaw-Opfers, das durch die Talkshows tingelt und mit der Vermarktung seines Schicksals Geld macht. Da hätte man mehr draus machen sollen.
Erst der Showdown entwickelte die aus den "Saw"-Filmen bekannte Spannung, und auch die Schlusspointe war gelungen, auch wenn sie mit der Handlung des eigentlichen Films gar nichts zu tun hatte. Das ist die ganz große Schwäche des Films, die gesamte Handlung entpuppt sich am Ende als überflüssiges Sadismus-Füllsel. Für diese Pointe hätte man "Saw 6" nur um zehn Minuten verlängern müssen.
Da machen all die empörten Verrisse mehr Spaß. Meine liebste ist die des Katholischen Filmdiensts. Ich stelle mir da so einen "Frasier"-artigen Kritiker vor, der im Kino sitzt und dauernd nur empört den Kopf schüttelt. Jedenfalls schreibt dieser Kritiker unter anderem: "Die deutsche 'FSK ab 18'-Kinofassung ist nach Verleihangaben von der (offenbar inzwischen ebenfalls abgestumpften) freiwilligen Selbstkontrollinstanz unbeanstandet geblieben." Tztztz. Eine FSK, die Erwachsenen Leuten die Möglichkeit gibt, einen Film unzensiert zu sehen. "O tempora, o mores", wie der alte Pirat bei den Asterix-Comics sagen würde. Wo soll das noch hinführen?