Mein neuer Held heißt
Roger Ebert.
Für die, die es nicht wissen: Roger Ebert ist wohl Amerikas
berühmtester Filmkritiker. Er hat nicht nur alles gesehen, er schreibt über Filme auch stets mit Witz, Verstand, verständlich und dennoch immer
aus der Sicht des Kinofans.Nachdem er ja den jüngsten "
Star Trek"-Film schon nicht besonders gut bewertete, hat er sich bei "
Transformers 2" gar nicht mehr zurückgehalten. Er fand den Film
einfach scheiße.
Es folgten über
750 Kommentare. Viele stimmten ihm zu. Einige widersprachen ihm heftig. Erinnert mich an einen
ganz bestimmten Eintrag, den ich hier in diesem Blog erstellt habe. Der hat es zwar "nur" auf über
150 Kommentare gebracht, aber auch da waren Sprüche wie "du argumentiertst auf dem Niveau eines Hauptschul-Fünftklässlers" dabei. Ebert musste Kommentare wie diesen lesen: "Roger Ebert ist ein Idiot!
Transformers 2 ist der beste Actionfilm aller Zeiten! Hört nicht auf diesen Idioten. Er steht auf langsame und langweilige Liebesfilme. Das ist es, was er mag. Roger, du bist ein alter Furz!"
Die Vorwürfe folgten diesem Muster. Roger Ebert sei
zu alt, habe den
Anschluss an den Massengeschmack verloren, habe den Film
nicht kapiert und sei dem Geschmack einer jüngeren Generation gegenüber
nicht tolerant genug.
Und Ebert stellte klar: Es ist nicht der Job eines Kritikers, dem Massengeschmack zu entsprechen. Man kann nur seine persönliche Reaktion auf einen Film für andere nachvollziehbar beschreiben. Hier liegt
der große Irrtum vieler Leser. Es geht nicht darum, dass der Leser seine eigene Meinung bestätigt sieht. Es geht darum, seine eigene Meinung mit einer
anderen Meinung zu vergleichen.
Roger Ebert fragt, warum Filmfans inzwischen
kritikloser geworden sind als
viele Sportfans. Im Sport gibt es lange Artikel, Kommentartoren, Sprecher und Diskussionsrunden! Und die Fans interessieren sich dafür! Warum? Wenn es nur darum geht, ein Bier zu trinken und ein Spiel zu sehen, warum auf all die langweiligen Experten hören?
Und daher die Frage: Seit wann sind Kinofans eigentlich anspruchsloser geworden als Fußballfans?Selbst der dümmste aller Fußballfans will ein gutes Spiel sehen. Ich habe schon viele Fußballfans, deren Mannschaft gewonnen hat, schimpfen hören, dass die Spieler schlecht waren, dass ihre Technik stümperhaft wirkte und dass die Tore nur durch viel Glück und Dusel gefallen sind. Ich habe in meinem ganzen Leben keinen Fußballfan je sagen hören: "Klar war das Spiel scheiße, aber es war halt
ein gutes Popcornspiel!"
Im Sport gibt es keine Popcornspiele! Es gibt nur
Popcornfilme. So nennt man inzwischen Filme, die mit dröger Action auf das verzichten, was man normalerweise von einem Film erwartet: Eine originelle Handlung!
Um noch einmal Roger Ebert zu Wort kommen zu lassen. Er meinte: "Konzentrieren wir uns auf die Leute, die glauben, '
Transformers' sei einer der besten Filme des Jahres.
Haben diese Leute Unrecht? Ja! Sie haben Unrecht. Wenn jemand sagt, "
Die Valachi-Papiere" sei ein besserer Film als "
Der Pate", dann hat er Unrecht. Bis zu einem bestimmten Punkt können wir unterschiedliche Meinungen respektieren. Aber irgendwann muss der Klügere auch auf den Tisch hauen: Sir, ich würde Ihnen nicht nur widersprechen, ich würde auch ganz sicher nicht für Ihr Recht, diese Meinung zu äußern, mein Leben aufs Spiel setzen. Ich nicht. Da müssen Sie sich selbst drum kümmern. (...) Die, die glauben, '
Transformers' sei ein großartiger oder auch nur ein guter Film, sind - wie ich zurückhaltend formulieren möchte -
nicht ausreichend entwickelt. Ich hoffe, dass sie Film für Film ihre persönliche Leiter zu besseren Filmen erklimmen, bis sich ihre Standards verbessert haben."
Und am Ende sagt Roger Ebert noch etwas, das zeigt, warum ich mir "
Transformers 2" nicht angesehen habe: "Habe ich auch so Tage, an denen mir alles egal ist und ich nur Popcorn essen und Explosionen sehen möchte? Einen solchen Tag hatte ich schon sehr lange nicht mehr. Es gibt zu viele andere Filme, die ich sehen möchte. Ich hatte im Kino schon Erlebnisse, die so
reichhaltig, so tief und - ja, auch
witzig und aufregend - waren, dass ich die
Suppe nicht verwässern will."
So ergeht es mir mit dem neuen "
Star Trek"-Film. "
Star Trek" hat mir so viele
reichhaltige, witzige und aufregende Geschichten geliefert, ich will mit diese Suppe
nicht verwässern lassen
. Nicht von den "
Transformers"-Autoren.
Und die, die noch mal das "
Ist doch ein guter Popcornfilm"-Argument bemühen, sollten sich vielleicht den Satz "
Ich bin anspruchsloser als der dümmste Fußballfan" auf ein T-Shirt drucken und es einen Tag lang anziehen. Könnte auf Dauer heilsam wirken.