Heute früh durfte ich auf dem auch durch meine Gebühren finanzierten Radiosender Bayern 3 so einiges an Guttenberg-Reklame über mich ergehen lassen. Erst gab es so rein zufällig eine Umfrage, wie viele Bayern schon mal "abgeschrieben" haben. Und das waren natürlich ganz, ganz viele.
Dann kamen einige "Meinungen" zu Wort. Und zwar "extreme Meinungen", wie immer wieder betont wurde. "Da macht man einen guten Mann kaputt", meinte eine Frau. Ein Mann sagte: "Ein Betrüger!" Diese beiden "Extremmeinung" sollten zwei Dinge beweisen. Zum einen natürlich die unglaubliche Objektivität von Bayern 3, immerhin lässt man ja "alle Meinungen" zu Wort kommen. Und dann soll dies natürlich implizieren, dass die Wahrheit doch "irgendwo in der Mitte" liege. (Sorry, da liegt die Wahrheit so gut wie nie!)
Als Guttenberg "freiwillig" auf seinen Doktor verzichtete, erschien eine sehr gute Analyse auf www.nachdenkseiten.de. Den kompletten Beitrag gibt es hier: Man muss nicht mit allem übereinstimmen, was dort geschrieben steht. Sehr treffend fand ich aber folgende Passage:
Der ertappte Dieb lässt auf der Flucht seine gestohlene Beute fallen. Aber damit bleibt er ein Dieb. Das geradezu groteske Ausmaß und die Dreistigkeit des Textdiebstahls selbst sind beredter Ausdruck einer Bedenkenlosigkeit, wie sie nur aus einem habitualisierten Gefühl gesellschaftlicher Unverwundbarkeit heraus erwachsen kann. Für diese "Elite" ist es von jeher selbstverständlich, zum eigenen Vorteil von anderen zu nehmen, andere zu instrumentalisieren, über andere zu verfügen oder sie wegzuwerfen, wenn es nützt. Der Baron hat in seiner kurzen Karriere jedes Mal, wenn er in Bedrängnis kam, Karrieren von Untergebenen zerstört, nur um zu signalisieren, dass er "entschlossen handeln" kann. Ein bewusstes Mitglied dieser Klasse gibt aus freien Stücken keinen Jota einer Beute her, denn die Aneignung von Werten, die andere geschaffen haben (wie von Texten, die andere geschrieben haben) ist ihr ureigenstes moralisches Recht seit Jahrhunderten.
(http://www.nachdenkseiten.de/?p=8427)
Donnerstag, 24. Februar 2011
Freitag, 18. Februar 2011
Für blöd zitiert
Was mich an der Guttenberg-Debatte um abgeschriebene Passagen in seiner Doktorarbeit so verwundert: Jeder tut gerade so, als wäre alles in Ordnung gewesen, hätte Guttenberg die abgeschriebenen Texte in Anführungszeichen gesetzt und mit einer Fundstelle versehen.
Nope, Herrschaften. Dem ist keineswegs so. Auch dann kann es ein Plagiat sein. Und zwar dann, wenn die künstlerische Eigenleistung in den Hintergrund tritt und ein Zitierzweck nicht erkennbar ist.
Zitieren kann ich, um meine Meinung zu bekräftigen. Oder um eine fremde Meinung zu widerlegen. Oder um den Gedanken aufzugreifen und ersichtlich fortzuspinnen.
Kein Zitat ist es, wenn eine Textstelle eben gerade gut passt und etwas treffend formuliert, was man nicht selbst formulieren möchte. Dann eben ist und bleibt es Plagiat, völlig gleichgültig, ob da eine Fundstelle steht oder nicht.
Als Jurist weiß Guttenberg das. Er weiß: Ein gestohlenes Auto ist und bleibt ein gestohlenes Auto, auch wenn ich auf die Fahrertür "dieses Auto gehört eigentlich Herrn Meier" eingravieren lasse. Wenn Guttenberg das nicht weiß, dann wäre er ein so miserabler Jurist, dass man sich nicht nur fragen müsste, ob er die Doktorarbeit selbst geschrieben hat, man müsste sich fragen, ob er wirklich persönlich zum juristischen Staatsexamen angetreten ist.
Da ich also davon ausgehe, dass Guttenberg das weiß, kann ich nur vermuten, dass er die Bevölkerung gezielt für blöd verkaufen möchte. Für blöd verkaufen über die Tatsache, wann etwas unter das Zitierrecht fällt, und wann es schlichtweg ein Plagiat ist. Und zwar mit oder ohne Fundstelle.
Und das ist der eigentliche Skandal.
Nope, Herrschaften. Dem ist keineswegs so. Auch dann kann es ein Plagiat sein. Und zwar dann, wenn die künstlerische Eigenleistung in den Hintergrund tritt und ein Zitierzweck nicht erkennbar ist.
Zitieren kann ich, um meine Meinung zu bekräftigen. Oder um eine fremde Meinung zu widerlegen. Oder um den Gedanken aufzugreifen und ersichtlich fortzuspinnen.
Kein Zitat ist es, wenn eine Textstelle eben gerade gut passt und etwas treffend formuliert, was man nicht selbst formulieren möchte. Dann eben ist und bleibt es Plagiat, völlig gleichgültig, ob da eine Fundstelle steht oder nicht.
Als Jurist weiß Guttenberg das. Er weiß: Ein gestohlenes Auto ist und bleibt ein gestohlenes Auto, auch wenn ich auf die Fahrertür "dieses Auto gehört eigentlich Herrn Meier" eingravieren lasse. Wenn Guttenberg das nicht weiß, dann wäre er ein so miserabler Jurist, dass man sich nicht nur fragen müsste, ob er die Doktorarbeit selbst geschrieben hat, man müsste sich fragen, ob er wirklich persönlich zum juristischen Staatsexamen angetreten ist.
Da ich also davon ausgehe, dass Guttenberg das weiß, kann ich nur vermuten, dass er die Bevölkerung gezielt für blöd verkaufen möchte. Für blöd verkaufen über die Tatsache, wann etwas unter das Zitierrecht fällt, und wann es schlichtweg ein Plagiat ist. Und zwar mit oder ohne Fundstelle.
Und das ist der eigentliche Skandal.
Donnerstag, 3. Februar 2011
Besser im Bild
Gestern habe ich auf www.bildblog.de erstmals davon gelesen und es natürlich gleich ausprobiert. Und ja: Es stimmt. Wenn man auf dem iPad die Online-Seite der "Bildzeitung" aufrufen will (www.bild.de), dann ... dann geht sie nicht. Es erscheint lediglich eine Seite, auf welcher der Kunde aufgefordert wird, die kostenpflichtige App zu kaufen.
Das Positive daran: iPad-Nutzer können die Bild-Homepage nicht mehr aufrufen. Juhu! Da kann man nur allen Eltern sagen: Gebt euren Kindern ein iPad. Immerhin können sie damit künftig eine moralisch verkommene Seite weniger ansurfen.
Beunruhigend ist es dennoch. Offenbar ist es möglich, nur für das iPad normale Internetseiten zu sperren, um damit Kunden zu zwingen, kostenpflichtige Apps zu kaufen. Das könnte durchaus Schule machen. Als nächstes geht vielleicht die Online-Seite der Süddeutschen Zeitung nicht mehr. Oder Google kommt auf die Idee, für seine Dienste auf dem iPad plötzlich Geld zu verlangen, und verweist auf eine kostenpflichtige Google-App.
Ob sich Apple damit einen Gefallen tut, möchte ich bezweifeln. Denn es wird sich schnell herumsprechen, wenn auf dem iPad ganz normale Online-Seiten plötzlich Geld kosten, die zugleich von Notebooks oder PCs aus weiterhin kostenlos aufgerufen werden können.
Das Positive daran: iPad-Nutzer können die Bild-Homepage nicht mehr aufrufen. Juhu! Da kann man nur allen Eltern sagen: Gebt euren Kindern ein iPad. Immerhin können sie damit künftig eine moralisch verkommene Seite weniger ansurfen.
Beunruhigend ist es dennoch. Offenbar ist es möglich, nur für das iPad normale Internetseiten zu sperren, um damit Kunden zu zwingen, kostenpflichtige Apps zu kaufen. Das könnte durchaus Schule machen. Als nächstes geht vielleicht die Online-Seite der Süddeutschen Zeitung nicht mehr. Oder Google kommt auf die Idee, für seine Dienste auf dem iPad plötzlich Geld zu verlangen, und verweist auf eine kostenpflichtige Google-App.
Ob sich Apple damit einen Gefallen tut, möchte ich bezweifeln. Denn es wird sich schnell herumsprechen, wenn auf dem iPad ganz normale Online-Seiten plötzlich Geld kosten, die zugleich von Notebooks oder PCs aus weiterhin kostenlos aufgerufen werden können.
Mittwoch, 12. Januar 2011
Appellationsverfahren gegen Dead Space 2

Da musste ich direkt erst einmal nachsehen.
Es geht um das Spiel "Dead Space 2", den Nachfolger des sehr bekannten Computerspiels "Dead Space". Darin muss der Spieler "Necromorphe" abschießen, tentakelhafte Weltraummonster, die sich wie ein Virus ausbreiten. Im ersten Spiel war der Schauplatz das Raumschiff USG ISHIMURA, im zweiten ist es eine Minenstation auf dem Saturnmond Titan.
So ein Spiel ist natürlich nichts für die Jugend. Ganz wie in der Simpsons-Folge "Bart köpft Ober-Haupt", als Bart den Film "Space Mutanten 4" sehen will. Marge ist dagegen. Homer meint: "Marge, das sind doch nur Space Mutanten!" Worauf Marge zu Bart sagt: "Ach, ich kenn doch all diese Filme. Da werden Menschen geschlachtet und in Großaufnahme gegessen. Da kommst du nur auf dumme Gedanken."
Damit keiner auf dumme Gedanken kommt, hat nun das Bayerische Sozialministerium gegen die "ab 18 Jahren"-USK-Freigabe von "Dead Space 2" das "Appellationsverfahren" eingeleitet.
Ein Appellationsverfahren, soso! Was es nicht alles gibt.
Ich habe mal nachgelesen, was es damit überhaupt auf sich hat, und siehe da: Es stimmt. In § 10 der USK-Grundsätze steht: "Jede Oberste Landesjugendbehörde kann nach Abschluss des Prüfverfahrens (...) erneute Prüfung verlangen." Und: "Die Appellation ist nur innerhalb einer Frist von 10 Werktagen möglich." Sprich: In zwei Wochen.
Jetzt jammert "Electronic Arts", man könne den ursprünglich geplanten Verkaufsstart in Deutschland nicht einhalten. Andererseits muss man sagen: Ich kann mich bei einem Gerichtsurteil auch erst dann auf das Urteil verlassen, wenn die Einspruchsfrist abgelaufen ist. Diese zwei Wochen hätte man halt einplanen müssen.
Vielmehr fragt man sich, was sich das Bayerische Staatsministerium unter der Leitung von CSU-Ministerin Christine Haderthauer eigentlich gedacht hat, zum ersten Mal in der Geschichte der USK ein Appellationsverfahren einzuleiten, und dann ausgerechnet ein Weltraumspiel zu wählen, obwohl es auf dem Markt ja nur so wimmelt vor weitaus geschmackloseren und viel realistischer aufgezogenen Kriegs-Ego-Shootern.
Aber wer weiß? Die CSU-Ministerin Christine Haderthauer, Leiterin des Bayerischen Sozialministeriums, kennt man ja vor allem deshalb, weil sie sich strikt gegen das Ehegattensplitting bei homosexuellen Paaren ausspricht und weil sie von "Vorzeige-Immigranten" wie Mesut Özil fordert, dass sie auch brav die Nationalhymne singen.
Vielleicht liegt hier ja einfach nur ein großes Missverständnis vor.
Vielleicht hat Christine Haderthauer ja selbst ein paar Runden einer Vorabversion von "Dead Space 2" gezockt und erkannt, dass dieses Spiel durchaus pädagogische Züge hat.
Demzufolge hat das bayerische Ministerium vielleicht gar keinen Verkaufsstopp, sondern eine niedrigere Freigabe im Sinn. Immerhin: In "Dead Space 2" schießt der Spieler auf - eindeutig uni-sexuelle - Nekromorph-Immigranten aus dem Weltall! Immigranten von der ganz migrationsunwilligen Sorte! Immigranten, die man an keiner einzigen Stelle des Spiels die deutsche Nationalhymne singen hört! Diese müssen doch einfach abgeknallt werden, zumindest, bevor sie sich am Ende noch um ein gleichgeschlechtliches Ehegatten-Splitting bemühen!
(Übrigens, damit es keine Verwechslung gibt: Das links oben auf dem Bild ist ein Nekromorph, das rechts ist Frau Haderthauer.)
Donnerstag, 25. November 2010
Game Over

Die "Saw"-Filme gehören ja zu den Filmen, bei denen fast immer die Frage "was, sowas siehst du dir an?" folgt. (Und ich wünschte mir, diese Frage würde sich eher bei all dem hirnlosen Trash einbürgern, von dem die Bevölkerung inzwischen durchs Privatfernsehen zugemüllt wird.) Diese Frage ignorierend muss ich sagen, dass der letzte Teil nun endgültig all den Kritikern Recht zu geben scheint, die betonen, die "Saw"-Reihe habe ausschließlich das Spiel mit sadistischen Phantasien im Sinn.
Hatte sie nicht. Der erste "Saw"-Film war mit seinem einzigartigen Stilmitteln absolut prägend. Der "Saw"-Stil veränderte die Film- und Fernsehwelt, die verschachtelte Erzählweise - die in Serien wie "The Event" nun auch allmählich zum Selbstzweck verkommt - hat sich seitdem mehr und mehr eingebürgert. Die Fortsetzungen entwickelten diesen Stil und die Erzählweise clever fort, was dazu führte, dass Hauptdarsteller Tobin Bell auch in den anderen Filmen mitwirken konnte, obwohl seine Figur bereits in Teil 3 überraschend den Löffel abgegeben hatte.
Leider ist der letzte Teil ein massiver Rückschritt. "Saw - Die Vollendung" wurde nun in 3D gefilmt. Das brachte aber gar nichts, außer halt, dass es in 3D war. Entweder gab es ein paar alberne "da fliegt halt was dem Zuschauer entgegen"-Momente, oder es wirkte ein klein wenig räumlicher.
Das ist allerdings allgemein mein Problem mit 3D. Es bleibt filmisches Gimmick. 3D hat bislang nichts bewirkt. Es hat die Filmkunst nicht verändert. Als der Film farbig wurde, hat es die Filme verändert. Als der Film eine Tonspur bekam, hat es die Filme verändert. Der Einsatz des Computers hat Filme verändert. Moderne Methoden der Schnitttechnik haben Filme verändert.
3D hat bislang nur bewirkt, dass die ohnehin schon absurden Preise für Kinokarten noch absurder wurden.
Ich war diesmal auch noch in einem Kino, in dem die "Shuttertechnik" verwendet wurde. Ich will nicht auf Details eingehen, aber die Shuttertechnik ist ja ein absolutes "no go"! Die Brille ist schwer und unbequem, für Brillenträger wäre sie völlig unbrauchbar.
Zurück zu "Saw - Die Vollendung": Diesmal floss jegliche Kreativität allein in das Ausdenken perfider Fallen. Spannung und Zynik wurden dagegen auf kleiner Flamme gehalten. Sehr gelungen war die Selbstpräsentation eines ehemaligen Jigsaw-Opfers, das durch die Talkshows tingelt und mit der Vermarktung seines Schicksals Geld macht. Da hätte man mehr draus machen sollen.
Erst der Showdown entwickelte die aus den "Saw"-Filmen bekannte Spannung, und auch die Schlusspointe war gelungen, auch wenn sie mit der Handlung des eigentlichen Films gar nichts zu tun hatte. Das ist die ganz große Schwäche des Films, die gesamte Handlung entpuppt sich am Ende als überflüssiges Sadismus-Füllsel. Für diese Pointe hätte man "Saw 6" nur um zehn Minuten verlängern müssen.
Da machen all die empörten Verrisse mehr Spaß. Meine liebste ist die des Katholischen Filmdiensts. Ich stelle mir da so einen "Frasier"-artigen Kritiker vor, der im Kino sitzt und dauernd nur empört den Kopf schüttelt. Jedenfalls schreibt dieser Kritiker unter anderem: "Die deutsche 'FSK ab 18'-Kinofassung ist nach Verleihangaben von der (offenbar inzwischen ebenfalls abgestumpften) freiwilligen Selbstkontrollinstanz unbeanstandet geblieben." Tztztz. Eine FSK, die Erwachsenen Leuten die Möglichkeit gibt, einen Film unzensiert zu sehen. "O tempora, o mores", wie der alte Pirat bei den Asterix-Comics sagen würde. Wo soll das noch hinführen?
Montag, 22. November 2010
Irland
So schnell kann's gehen. Gerade noch Einserschüler, und kurz danach Sozialhilfeempfänger. Irland ist so ziemlich pleite, was zeigt: Es nützt einem Vermieter wenig, wenn in seinem Haus lauter Milliardäre wohnen, wenn er sie dort quasi umsonst wohnen lässt.
Jetzt will man Irland aber "harte Vorgaben" machen. Darunter die "Sanierung des Staatshaushaltes". So hat es Schäuble geäußert. Wäre ja witzig, wenn Irland auf die dreiste Idee käme, den Staatshaushalt damit zu sanieren, indem man den irischen Banken keine Milliardenhilfen mehr gibt. Dann würden nämlich den deutschen Banken Milliardenverluste blühen. Und die können dann wieder den deutschen Staat um Hilfe bitten.
Aber keine Sorge: Auf so dreiste Ideen kommt man sicher auch in Irland nicht. Der irische Finanzminister hat ja schon betont, er wolle auf keinen Fall eine Erhöhung der 12,5-prozentigen Unternehmenssteuer, stattdessen setzt er auf "drastische Kürzungen im Sozialsystem", darunter Kürzungen bei Kindern und Mindestlöhnen. Wie allerdings eine Kürzung des Mindestlohns den Staathaushalt sanieren soll, das hat er nicht erklärt.
Jetzt will man Irland aber "harte Vorgaben" machen. Darunter die "Sanierung des Staatshaushaltes". So hat es Schäuble geäußert. Wäre ja witzig, wenn Irland auf die dreiste Idee käme, den Staatshaushalt damit zu sanieren, indem man den irischen Banken keine Milliardenhilfen mehr gibt. Dann würden nämlich den deutschen Banken Milliardenverluste blühen. Und die können dann wieder den deutschen Staat um Hilfe bitten.
Aber keine Sorge: Auf so dreiste Ideen kommt man sicher auch in Irland nicht. Der irische Finanzminister hat ja schon betont, er wolle auf keinen Fall eine Erhöhung der 12,5-prozentigen Unternehmenssteuer, stattdessen setzt er auf "drastische Kürzungen im Sozialsystem", darunter Kürzungen bei Kindern und Mindestlöhnen. Wie allerdings eine Kürzung des Mindestlohns den Staathaushalt sanieren soll, das hat er nicht erklärt.
Samstag, 20. November 2010
Wettbewerb
Ist doch immer wieder schön, wie gern Menschen das "was kümmert mich mein Geschwätz von gestern"-Prinzip anwenden.
Es ist noch keine zwei Jahre her, da hieß der neue Gott des Fortschritts "Wettbewerb". Alles brauchte plötzlich mehr Wettbewerb. Wettbewerb zwischen Schulen, zwischen Ländern, zwischen gesetzlichen Krankenkassen, im Grunde zwischen allem und jedem.
Immer, wenn etwas nicht funktionierte, hieß es: Kein Wunder, es gäbe ja auch keinen Wettbewerb.
Und jetzt: Jetzt jammern die privaten Krankenversicherer (PKV), dass unter ihnen der Wettbewerb so stark sei. Und sie rufen nach staatlicher Hilfe. Man fürchte um den "guten Ruf" der privaten Kassen.
Komisch.
Wo sind den jetzt plötzlich all die Prediger von der Selbstregulierung des Marktes? Wahrscheinlich wurden die alle von ein paar gigantischen Milliardenlöchern verschlungen, gelle?
Es ist noch keine zwei Jahre her, da hieß der neue Gott des Fortschritts "Wettbewerb". Alles brauchte plötzlich mehr Wettbewerb. Wettbewerb zwischen Schulen, zwischen Ländern, zwischen gesetzlichen Krankenkassen, im Grunde zwischen allem und jedem.
Immer, wenn etwas nicht funktionierte, hieß es: Kein Wunder, es gäbe ja auch keinen Wettbewerb.
Und jetzt: Jetzt jammern die privaten Krankenversicherer (PKV), dass unter ihnen der Wettbewerb so stark sei. Und sie rufen nach staatlicher Hilfe. Man fürchte um den "guten Ruf" der privaten Kassen.
Komisch.
Wo sind den jetzt plötzlich all die Prediger von der Selbstregulierung des Marktes? Wahrscheinlich wurden die alle von ein paar gigantischen Milliardenlöchern verschlungen, gelle?
Freitag, 19. November 2010
Terror
Angeblich ist die Wahrscheinlichkeit, in Europa Opfer eines Terroranschlags zu werden, kleiner als die Gefahr, von einem Blitz erschlagen zu werden.
Noch heftiger: Laut des amerikanischen Physikers Peter Rez ist die Gefahr, durch einen "Nacktscanner" am Flughafen Krebs zu bekommen, etwa so groß wie die Gefahr, Opfer eines Terroranschlags zu werden. Nur gilt die Gefahr, durch den Nacktscanner an Krebs zu erkranken, als hinnehmbares Restrisiko. Doof ist es aber dennoch, weil ja die "Nacktscanner" überhaupt nur deshalb eingeführt wurden, um die Gefahr von Terroranschlägen zu verringern.
Ich weiß nicht, wie intelligent Terroristen sind. Sollte ihre Intelligenz größer sein als die einer Ameise - und man muss dies schwer bezweifeln - dann brauchen sie sich doch eigentlich nur zurücklehnen, die Popcornschüssel in die Hand nehmen und zusehen, wie sich die kapitalistischen Länder durch allerlei Finanzkrisen und unverantwortliche Lobby-Politik selbst in den Abgrund stürzen.
Wahrscheinlich kommen diese Terroristen ohnehin aus dem Lachen nicht mehr heraus. Denn inzwischen offenbart sich ja ein Inkompetenz-Level, wie man ihn in Filmen nicht einmal dem unsympathischen Rand-Darsteller des "kahlköpfigen Politiker-Bedenkenträgers als Widerstand gegen Held und Präsident" abkaufen würde. Da entpuppt sich ein verdächtiges Paket auf einem Flughafen im namibischen Windhuk auch schon mal als Attrappe, auf der auch noch "Testobjekt" gestanden haben soll. Man muss sich das mal vorstellen: Nur einen Tag nach de Maizières Terrorwarnung macht irgendeine im Moment noch unbekannte "Behörde" einen "Sicherheitstest", und der Innenminister ist wie der Minister aus "Kobra, übernehmen Sie": Er weiß von nichts.
Vielleicht sollte sich das Innenministerium überlegen, einen neuen Geheimdienst zu bilden. Einen, der dann regelmäßig über die Tätigkeiten der eigenen Behörden informiert.
Noch heftiger: Laut des amerikanischen Physikers Peter Rez ist die Gefahr, durch einen "Nacktscanner" am Flughafen Krebs zu bekommen, etwa so groß wie die Gefahr, Opfer eines Terroranschlags zu werden. Nur gilt die Gefahr, durch den Nacktscanner an Krebs zu erkranken, als hinnehmbares Restrisiko. Doof ist es aber dennoch, weil ja die "Nacktscanner" überhaupt nur deshalb eingeführt wurden, um die Gefahr von Terroranschlägen zu verringern.
Ich weiß nicht, wie intelligent Terroristen sind. Sollte ihre Intelligenz größer sein als die einer Ameise - und man muss dies schwer bezweifeln - dann brauchen sie sich doch eigentlich nur zurücklehnen, die Popcornschüssel in die Hand nehmen und zusehen, wie sich die kapitalistischen Länder durch allerlei Finanzkrisen und unverantwortliche Lobby-Politik selbst in den Abgrund stürzen.
Wahrscheinlich kommen diese Terroristen ohnehin aus dem Lachen nicht mehr heraus. Denn inzwischen offenbart sich ja ein Inkompetenz-Level, wie man ihn in Filmen nicht einmal dem unsympathischen Rand-Darsteller des "kahlköpfigen Politiker-Bedenkenträgers als Widerstand gegen Held und Präsident" abkaufen würde. Da entpuppt sich ein verdächtiges Paket auf einem Flughafen im namibischen Windhuk auch schon mal als Attrappe, auf der auch noch "Testobjekt" gestanden haben soll. Man muss sich das mal vorstellen: Nur einen Tag nach de Maizières Terrorwarnung macht irgendeine im Moment noch unbekannte "Behörde" einen "Sicherheitstest", und der Innenminister ist wie der Minister aus "Kobra, übernehmen Sie": Er weiß von nichts.
Vielleicht sollte sich das Innenministerium überlegen, einen neuen Geheimdienst zu bilden. Einen, der dann regelmäßig über die Tätigkeiten der eigenen Behörden informiert.
Dienstag, 2. November 2010
Furchtbar
Nein, das in dem Video sind nicht ich und meine Freunde, aber das ist das Spiel, das wir mit dem iPad gespielt haben, und ich kann nur sagen: Ich bin total schlecht bei diesem Spiel. Obwohl ich ja vom Alter her aus der Ping-Pong-Ära komme, loose ich bei diesem Spiel, dass es schlimmer nicht mehr geht. Nervig!
Freitag, 29. Oktober 2010
Mittelalter
Heute schütteln wir den Kopf, wenn wir uns die Heil- und Gesundheitsmethoden des Mittelalters ansehen. Aderlass für das "Gleichgewicht der Säfte", Beten gegen die Pestbeulen, Adlersteine für sanfte Geburten. Man bohrte auch schon mal Löcher in den Kopf, damit der böse Geist entweichen kann.
Ich frage mich ja, ob man in der Zukunft mal genauso über uns den Kopf schütteln wird. Mehr noch als über die Leute im Mittelalter, die nichts über Viren wussten und die zum Beispiel den "Zahnwurm" für faule Zähne verantwortlich machten. Denen fehlte einfach das Wissen über die Vorgänge bei Krankheiten.
Wir aber müssten es besser wissen.
Doch wenn man durch die Supermarkt-Regale geht, glaubt man, einen Alchemie-Laden des 10. Jahrhunderts zu besuchen. Kaum ein Getränk, das nicht die "Abwehrkräfte" stärkt. Wie soll bitte ein Getränk die Abwehrkräfte stärken? Genauso könnte man glauben, durch das Trinken von Cola würden die Muskeln wachsen.
Von Muskelversprechen halten die Produkte aber inzwischen Abstand, einfach deshalb, weil man den Erfolg - oder besser gesagt den ausbleibenden Erfolg - zu leicht nachprüfen kann. Aber Abwehrkräfte sind wunderbar. Denn wer will je beweisen, ob die nun stärker oder schwächer geworden sind. Genauso könnte ich sagen, ich verbessere das morgige Wetter. Selbst wenn es dann regnet, kann ich immer noch behaupten: Ohne mich hätte es gehagelt!
Toll auch die "Omega-3-Fettsäuren" für "Herz- und Kreislauf". Auch so ein Mythos, der einfach mal so in die Welt gesetzt wurde, nur weil irgendwer angeblich mal festgestellt haben will, dass es bei den Eskimos keine Herzprobleme gibt (allein das schon eine gewagte, kaum beweisbare These), und dass dies wohl an den Omega-3-Fettsäuren liegt, weil die im Fisch drin sind.
Vielleicht liegt es aber auch an den heilenden Kräften des Eisgottes? Oder an einer Millionen anderer Ursachen, von denen wir gar nichts ahnen können?
Und dann all die Joghurts für die Darmflora. Warum nicht gleich den Aderlass gegen die schwarzen Säfte der Galle? Wobei: Wir reden ja immer noch vom "Entschlacken". Das "Entschlacken-Prinzip" basiert auf der mittelalterlichen Vorstellung, der menschliche Körper basiere auf vier Körpersäften: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Früher wurde Blut geschröpft, um die Säfte ins Gleichgewicht zu bringen, heute trinkt man widerliche Sauerkrautsäfte und fastet.
Eltern sind ein ganz beliebtes Opfer, und ich bin sicher, fast alle Eltern werden von der Furcht geplagt, ihr Kind bekomme zu wenig Vitamine und zu wenig Ballaststoffe. Das Märchen von der Mangelernährung wird uns tagtäglich von allerlei Slogans, schlecht recherierten Artikeln und dummdreisten Unterhaltungs-Sachbüchern derart eingeimpft, dagegen ist die religiöse Indoktrination des Mittelalters harmlos. Daher wird man fast schon als Ketzer verbrannt, erwähnt man mal bei einer Gesprächsrunde am Mittagstisch, dass all das Gerede von Vitamin- und Ballaststoffmangel reiner Unfug ist.
Ich frage mich ja, ob man in der Zukunft mal genauso über uns den Kopf schütteln wird. Mehr noch als über die Leute im Mittelalter, die nichts über Viren wussten und die zum Beispiel den "Zahnwurm" für faule Zähne verantwortlich machten. Denen fehlte einfach das Wissen über die Vorgänge bei Krankheiten.
Wir aber müssten es besser wissen.
Doch wenn man durch die Supermarkt-Regale geht, glaubt man, einen Alchemie-Laden des 10. Jahrhunderts zu besuchen. Kaum ein Getränk, das nicht die "Abwehrkräfte" stärkt. Wie soll bitte ein Getränk die Abwehrkräfte stärken? Genauso könnte man glauben, durch das Trinken von Cola würden die Muskeln wachsen.
Von Muskelversprechen halten die Produkte aber inzwischen Abstand, einfach deshalb, weil man den Erfolg - oder besser gesagt den ausbleibenden Erfolg - zu leicht nachprüfen kann. Aber Abwehrkräfte sind wunderbar. Denn wer will je beweisen, ob die nun stärker oder schwächer geworden sind. Genauso könnte ich sagen, ich verbessere das morgige Wetter. Selbst wenn es dann regnet, kann ich immer noch behaupten: Ohne mich hätte es gehagelt!
Toll auch die "Omega-3-Fettsäuren" für "Herz- und Kreislauf". Auch so ein Mythos, der einfach mal so in die Welt gesetzt wurde, nur weil irgendwer angeblich mal festgestellt haben will, dass es bei den Eskimos keine Herzprobleme gibt (allein das schon eine gewagte, kaum beweisbare These), und dass dies wohl an den Omega-3-Fettsäuren liegt, weil die im Fisch drin sind.
Vielleicht liegt es aber auch an den heilenden Kräften des Eisgottes? Oder an einer Millionen anderer Ursachen, von denen wir gar nichts ahnen können?
Und dann all die Joghurts für die Darmflora. Warum nicht gleich den Aderlass gegen die schwarzen Säfte der Galle? Wobei: Wir reden ja immer noch vom "Entschlacken". Das "Entschlacken-Prinzip" basiert auf der mittelalterlichen Vorstellung, der menschliche Körper basiere auf vier Körpersäften: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Früher wurde Blut geschröpft, um die Säfte ins Gleichgewicht zu bringen, heute trinkt man widerliche Sauerkrautsäfte und fastet.
Eltern sind ein ganz beliebtes Opfer, und ich bin sicher, fast alle Eltern werden von der Furcht geplagt, ihr Kind bekomme zu wenig Vitamine und zu wenig Ballaststoffe. Das Märchen von der Mangelernährung wird uns tagtäglich von allerlei Slogans, schlecht recherierten Artikeln und dummdreisten Unterhaltungs-Sachbüchern derart eingeimpft, dagegen ist die religiöse Indoktrination des Mittelalters harmlos. Daher wird man fast schon als Ketzer verbrannt, erwähnt man mal bei einer Gesprächsrunde am Mittagstisch, dass all das Gerede von Vitamin- und Ballaststoffmangel reiner Unfug ist.
Donnerstag, 28. Oktober 2010
Jubelstimmung
Würde jemand seit Jahren davon reden, dass die Außerirdischen unter uns weilen, man würde ihn zum Psychiater schicken, oder ihn gar in die Psychiatrie einweisen, oder - noch schlimmer - auf das Sofa einer Nachmittags-Talkshow setzen.
Wenn aber Politiker seit Jahren Phantastereien verbreiten, dann wird das hofiert und gefeiert. So zum Beispiel von einem Radiosender wie Bayern 3, der mich heute früh wieder mal mit der frohen Nachricht beglückte, dass die Arbeitslosenzahlen unter die 3-Millionen-Grenze gefallen seien und dass Seehofer sich bereits Gedanken mache, wie man dem angeblichen Fachkräftemangel durch Anwerben von ausländischen Fachkräften gegensteuern könne.
Ich bin ja normalerweise für jede Verarsche zu haben. Aber das? Okay, von den Mitarbeitern von Bayern3 ist nicht viel mehr zu erwarten. Das sind Leute mit Beamtenstatus, die ihren Job wahrscheinlich dem richtigen Parteibuch zu verdanken haben und die es sich in ihrer Hängematte der Gebührensicherheit bequem machen. Aber es sind ja nicht nur solche, die unhinterfragt und unrecherchiert schlichtweg gelogene Pressemeldungen von Politikern nachplappern.
Hier kann man nicht mehr vom Schönreden von Zahlen reden. Das sind einfach platte Lügen, die nach dem George-Orwell-Prinzip durch ständige Wiederholung zur Wahrheit werden sollen.
Denn:
Wie kann die Zahl der Arbeitslosen unter die Drei-Millionen-Marke sinken, wenn selbst die Bundesagentur für Arbeit von 4,5 Millionen Arbeitssuchenden spricht?
Warum fallen alle, die älter als 58 und arbeitslos sind (0,35 Millionen), einfach unter den Tisch? Weil mit 58 eh keiner mehr arbeitet? Da passt ja das Hochsetzen des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre wie die Faust aufs Auge. Künftig kann man also neun Jahre lang arbeitslos sein, ohne auch nur für einen Tag in der Arbeitslosenstatistik zu erscheinen.
Wieso ist jemand, der einen sogenannten Ein-Euro-Job hat (0,32 Millionen), aus der Arbeitslosenzahl draußen? Ein-Euro-Job heißt, jemand ist arbeitslos und verdient sich (erzwungenermaßen) zu seinem Hartz-IV im Monat 120 EUR hinzu.
Wieso zählen die, die sich in einer beruflichen Weiterbildung (0,19 Millionen) oder Eingliederungsmaßnahme (0,2 Millionen) befinden, nicht als arbeitslos, obwohl sie diese Weiterbildung oder Eingliederung doch gerade wegen der Arbeitslosigkeit machen?
Wieso tauchen die 4,2 Millionen Menschen, die so wenig verdienen, dass sie mit Hartz-IV aufstocken müssen, gar nicht in der Arbeitslosenstatistik auf, selbst dann, wenn sie nur wenige Stunden in der Woche arbeiten?
Wieso zählen mehrere hunderttausend Jugendliche ohne Ausbildungsplatz weder zur Arbeitslosenstatistik noch zu der Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, wenn sie eine Maßnahme im so genannten "Übergangssystem" absolvieren, obwohl sie dabei keinen Berufsabschluss erlangen können und diese Maßnahme ja nur deswegen antreten, weil sie weder einen Ausbildungsplatz noch eine Arbeitsstelle haben?
Wenn aber Politiker seit Jahren Phantastereien verbreiten, dann wird das hofiert und gefeiert. So zum Beispiel von einem Radiosender wie Bayern 3, der mich heute früh wieder mal mit der frohen Nachricht beglückte, dass die Arbeitslosenzahlen unter die 3-Millionen-Grenze gefallen seien und dass Seehofer sich bereits Gedanken mache, wie man dem angeblichen Fachkräftemangel durch Anwerben von ausländischen Fachkräften gegensteuern könne.
Ich bin ja normalerweise für jede Verarsche zu haben. Aber das? Okay, von den Mitarbeitern von Bayern3 ist nicht viel mehr zu erwarten. Das sind Leute mit Beamtenstatus, die ihren Job wahrscheinlich dem richtigen Parteibuch zu verdanken haben und die es sich in ihrer Hängematte der Gebührensicherheit bequem machen. Aber es sind ja nicht nur solche, die unhinterfragt und unrecherchiert schlichtweg gelogene Pressemeldungen von Politikern nachplappern.
Hier kann man nicht mehr vom Schönreden von Zahlen reden. Das sind einfach platte Lügen, die nach dem George-Orwell-Prinzip durch ständige Wiederholung zur Wahrheit werden sollen.
Denn:
Wie kann die Zahl der Arbeitslosen unter die Drei-Millionen-Marke sinken, wenn selbst die Bundesagentur für Arbeit von 4,5 Millionen Arbeitssuchenden spricht?
Warum fallen alle, die älter als 58 und arbeitslos sind (0,35 Millionen), einfach unter den Tisch? Weil mit 58 eh keiner mehr arbeitet? Da passt ja das Hochsetzen des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre wie die Faust aufs Auge. Künftig kann man also neun Jahre lang arbeitslos sein, ohne auch nur für einen Tag in der Arbeitslosenstatistik zu erscheinen.
Wieso ist jemand, der einen sogenannten Ein-Euro-Job hat (0,32 Millionen), aus der Arbeitslosenzahl draußen? Ein-Euro-Job heißt, jemand ist arbeitslos und verdient sich (erzwungenermaßen) zu seinem Hartz-IV im Monat 120 EUR hinzu.
Wieso zählen die, die sich in einer beruflichen Weiterbildung (0,19 Millionen) oder Eingliederungsmaßnahme (0,2 Millionen) befinden, nicht als arbeitslos, obwohl sie diese Weiterbildung oder Eingliederung doch gerade wegen der Arbeitslosigkeit machen?
Wieso tauchen die 4,2 Millionen Menschen, die so wenig verdienen, dass sie mit Hartz-IV aufstocken müssen, gar nicht in der Arbeitslosenstatistik auf, selbst dann, wenn sie nur wenige Stunden in der Woche arbeiten?
Wieso zählen mehrere hunderttausend Jugendliche ohne Ausbildungsplatz weder zur Arbeitslosenstatistik noch zu der Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, wenn sie eine Maßnahme im so genannten "Übergangssystem" absolvieren, obwohl sie dabei keinen Berufsabschluss erlangen können und diese Maßnahme ja nur deswegen antreten, weil sie weder einen Ausbildungsplatz noch eine Arbeitsstelle haben?
Donnerstag, 14. Oktober 2010
Cyber-Mobbing
Nachdem sich in New York ein 18-jähriger Student von der George-Washington-Brücke stürzte, nachdem ihn Mitbewohner des Wohnheims heimlich beim schwulen Sex gefilmt und diesen Film ins Internet gestellt hatten, wurde in einigen Medien gerne berichtet, dass die Schwulenfeindlichkeit in den USA zunehme.
Gut. Mag sein, dass sich der Junge nicht von der Brücke gestürzt hätte, hätte er Sex mit einem Mädchen gehabt, wäre dabei gefilmt worden und seine Mitbewohner hätten dieses Video veröffentlicht. Vielleicht wäre er aber über einen derartigen Vertrauensbruch genauso bestürzt gewesen. Denn, schwul oder nicht: Das eigentliche Verbrechen an dieser Geschichte ist, dass hier Mitbewohner die Intimssphäre dieses Jungen verletzten und diese intimen Bilder ins Internet stellten.
Das ist das eigentlich Schreckliche an der Geschichte. Und ich denke, das ist es auch, was zurzeit zunimmt. Und das weltweit: Das Problem des sogenannten "Cyber-Mobbings".
Das Internet macht jeden Privatmann zum Chef der BILD-Zeitung. Das heißt: Jeder Dummkopf kann über das Internet mit ein paar Mausklicks jede Schlagzeile in die Welt posaunen. Inzwischen braucht man nicht mal mehr Mausklicks oder technisches Wissen. Mit Handys und iPods kann man - so einfach wie früher das Fotografieren mit einer Kodak-Kamera - filmen und veröffentlichen.
Dass die Medien das Cyber-Mobbing nicht so gerne anklagen und lieber von Schwulenfeindlichkeit in anderen Ländern schreiben, ist verräterisch. Denn die Frage ist doch: Wer hat denn die Unkultur des Cyber-Mobbings überhaupt aufgebracht?
Wie soll sich denn eine Jugend verhalten, die unter dem Einfluss von verheerenden Nachmittags-Talkshows aufwuchs, in denen es nur darum ging, von der "Norm" abweichende Personen anzuprangern und vorzuführen? Man denke nur an die ganzen "Konfrontations-Talks", in denen vor laufender Kamera die Liebe gekündigt oder das Ergebnis eines Vaterschaftstests verkündet wurden.
Mögen diese Szenen auch oftmals inszeniert gewesen sein: Es war eine Legitimation von Grenzüberschreitung.
In enorm erfolgreichen Formaten wie "Deutschland sucht den Superstar" werden Leute vorgeführt und bloßgestellt. Gezielt. Denn es gilt: Je gemeiner, je peinlicher und entwürdigender, umso höher ist die Quote. In Sendungen wie "Big Brother" befinden sich sogar auf den Toiletten Kameras.
Stefan Raab machte das Bloßstellen von Privatpersonen in einem Massenmedium zum Millionengeschäft. Die Strafen, die dafür verhängt wurden, dass er im Fernsehen eine Schülerin als potenzielle Pornodarstellerin und eine türkische Mutter mit Schultüte als Dealerin bezeichnete, zahlt seine Produktionsfirma wahrscheinlich aus der Portokasse.
Dann die ganzen Journalisten-Formate wie "Stern TV", in denen über fiktive Suchanzeigen Leute geködert werden, die sich im harmlosesten Fall illegale Drogen besorgen wollen. Sie werden gefilmt und - wenn auch verpixelt - vorgeführt. RTL2 zeigt gerade eine Sendung namens "Tatort Internet", die unter dem Deckmantel der Aufklärung potenzielle Kinderschänder in Chatrooms mit falschen Teenager-Profilen lockt, um sie vor laufender Kamera zu entlarven. Sieht man sich das sonstige Programm von RTL2 an, dann ist mehr als offensichtlich, dass hier mit sexistischem Voyeurismus Quote gemacht werden soll. Dass sich eine Frau wie Stephanie zu Guttenberg für ein solch durchschaubares Spiel hergibt, macht es noch schlimmer.
Gelästert wird viel. Und es ist nicht immer politisch korrekt. Aber es ist einfach ein Unterschied, ob dies im Privaten geschieht - und da kann es schlimm genug sein - oder ob es in die Öffentlichkeit gezerrt wird. Wenn einer Jugend dafür jegliches Gespür abhanden gekommen ist, wundert es mich nicht. Woher hätten sie dieses Gespür denn lernen sollen? Die Mainstream-Medien haben hier nicht nur auf ganzer Linie versagt, sie haben einer ganzen Generation gezeigt, wie Cyber-Mobbing funktioniert.
Gut. Mag sein, dass sich der Junge nicht von der Brücke gestürzt hätte, hätte er Sex mit einem Mädchen gehabt, wäre dabei gefilmt worden und seine Mitbewohner hätten dieses Video veröffentlicht. Vielleicht wäre er aber über einen derartigen Vertrauensbruch genauso bestürzt gewesen. Denn, schwul oder nicht: Das eigentliche Verbrechen an dieser Geschichte ist, dass hier Mitbewohner die Intimssphäre dieses Jungen verletzten und diese intimen Bilder ins Internet stellten.
Das ist das eigentlich Schreckliche an der Geschichte. Und ich denke, das ist es auch, was zurzeit zunimmt. Und das weltweit: Das Problem des sogenannten "Cyber-Mobbings".
Das Internet macht jeden Privatmann zum Chef der BILD-Zeitung. Das heißt: Jeder Dummkopf kann über das Internet mit ein paar Mausklicks jede Schlagzeile in die Welt posaunen. Inzwischen braucht man nicht mal mehr Mausklicks oder technisches Wissen. Mit Handys und iPods kann man - so einfach wie früher das Fotografieren mit einer Kodak-Kamera - filmen und veröffentlichen.
Dass die Medien das Cyber-Mobbing nicht so gerne anklagen und lieber von Schwulenfeindlichkeit in anderen Ländern schreiben, ist verräterisch. Denn die Frage ist doch: Wer hat denn die Unkultur des Cyber-Mobbings überhaupt aufgebracht?
Wie soll sich denn eine Jugend verhalten, die unter dem Einfluss von verheerenden Nachmittags-Talkshows aufwuchs, in denen es nur darum ging, von der "Norm" abweichende Personen anzuprangern und vorzuführen? Man denke nur an die ganzen "Konfrontations-Talks", in denen vor laufender Kamera die Liebe gekündigt oder das Ergebnis eines Vaterschaftstests verkündet wurden.
Mögen diese Szenen auch oftmals inszeniert gewesen sein: Es war eine Legitimation von Grenzüberschreitung.
In enorm erfolgreichen Formaten wie "Deutschland sucht den Superstar" werden Leute vorgeführt und bloßgestellt. Gezielt. Denn es gilt: Je gemeiner, je peinlicher und entwürdigender, umso höher ist die Quote. In Sendungen wie "Big Brother" befinden sich sogar auf den Toiletten Kameras.
Stefan Raab machte das Bloßstellen von Privatpersonen in einem Massenmedium zum Millionengeschäft. Die Strafen, die dafür verhängt wurden, dass er im Fernsehen eine Schülerin als potenzielle Pornodarstellerin und eine türkische Mutter mit Schultüte als Dealerin bezeichnete, zahlt seine Produktionsfirma wahrscheinlich aus der Portokasse.
Dann die ganzen Journalisten-Formate wie "Stern TV", in denen über fiktive Suchanzeigen Leute geködert werden, die sich im harmlosesten Fall illegale Drogen besorgen wollen. Sie werden gefilmt und - wenn auch verpixelt - vorgeführt. RTL2 zeigt gerade eine Sendung namens "Tatort Internet", die unter dem Deckmantel der Aufklärung potenzielle Kinderschänder in Chatrooms mit falschen Teenager-Profilen lockt, um sie vor laufender Kamera zu entlarven. Sieht man sich das sonstige Programm von RTL2 an, dann ist mehr als offensichtlich, dass hier mit sexistischem Voyeurismus Quote gemacht werden soll. Dass sich eine Frau wie Stephanie zu Guttenberg für ein solch durchschaubares Spiel hergibt, macht es noch schlimmer.
Gelästert wird viel. Und es ist nicht immer politisch korrekt. Aber es ist einfach ein Unterschied, ob dies im Privaten geschieht - und da kann es schlimm genug sein - oder ob es in die Öffentlichkeit gezerrt wird. Wenn einer Jugend dafür jegliches Gespür abhanden gekommen ist, wundert es mich nicht. Woher hätten sie dieses Gespür denn lernen sollen? Die Mainstream-Medien haben hier nicht nur auf ganzer Linie versagt, sie haben einer ganzen Generation gezeigt, wie Cyber-Mobbing funktioniert.
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