Montag, 9. August 2010

Gott

Im Christentum erzählt man ja immer gerne von dem liebenden, gütigen Gott. Wenn man dann nach konkreten Beispielen fragt, wann Gott denn in der Bibel mal so gütig und liebend gehandelt hat, wird's meist ein wenig dünn. Gerade mal, dass er sich irgendwie selbst in der Gestalt seines Sohnes von den Menschen hat kreuzigen lassen - ein Vorgehen, das man ja gerne negativ "den Juden" (und komischerweise nicht den Römern) anlastet, obwohl dieses Kreuzigen letztlich ja doch irgendwie was total Positives für die Menschen war, weil Gott damit sämtliche Sünden der Menschen irgendwie auf sich lud. Dieses Kreuzigen jedenfalls hat Gott dann großzügig "der Menschheit" verziehen.

Wie auch immer, ist ja auch völlig egal, denn offenbar wollen die Menschen, die den Glauben an eine Gottheit für ihr Leben brauchen, gar keinen liebenden und gütigen Gott. Sagen wir, wie es ist: Liebend und gütig ist jeder lahme Schlappschwanz. Dann schon lieber einen Jack Bauer! Strafend und richtend! Und sei es, dass er sich selbst richtet, indem er sich irgendwie freiwillig - aber doch gezwungenermaßen - ans Kreuz nageln lässt.

Und so bringt es nicht nur eine offenbar vollkommen durchgeknallte Blondine auf den Punkt (deren Eltern sich wahrscheinlich immer noch ärgern, ihr jemals das Sprechen beigebracht zu haben), wenn sie "göttliches Eingreifen" bei dem tödlichen Unglück auf der diesjährigen "Love Parade" vermutet.

Nein, was so eine Blondine kann, das kann auch der Salzburger Weihbischof Andreas Laun. Er greift nun auch freudig die Idee eines Gottes auf, der zwar bei Hungersnöten, sexuellem Missbrauch von Kindern, Steinigungen, Nazi-Greueln, Weltkriegen und Terroranschlägen offenbar gütig und liebend zuguckt, bei einem so satanischen Treiben wie der "Love Parade" aber offenbar mit der göttlichen Faust auf den Tisch schlägt. Ist ja klar. Bei solchen Outfits und dieser Musik muss ja letztlich dem gütigsten Gott der himmlische Kragen platzen.

Also hat dieser liebende und gütige Gott mit seiner göttlichen Macht Behörden und Bürgermeister behext, damit sie schließlich ein offensichtliches Sicherheitsrisiko absegneten. Da verstehe einer, wie man überhaupt noch Rücktritte fordern kann, wenn die Verantwortlichen doch alle in göttlichem Auftrag handelten. Vielleicht sollte der Papst darüber nachdenken, Oberbürgermeister Adolf Sauerland heilig zu sprechen.

Dann hat Gott mit seiner göttlichen Allmacht noch für ein wenig Inkompetenz bei denen gesorgt, die eigentlich dazu da waren, diese Tragödie zu verhindern. Und schon war der göttliche Wille geschehen.

Und das alles hat Gott getan, weil die "Love Parade" - wie der Bischof erklärt - "Sünde und Einladung zur Sünde!" war.

Ich frage mich nur eins: Wenn all diese Bischöfe wirklich an einen richtenden und strafenden Gott glauben, wie kommt es dann, dass sie sich selbst überhaupt noch aus dem Haus trauen? Normalerweise müssten sie doch annehmen, angesichts eines derart bescheuerten Gesülzes augenblicklich vom Blitz erschlagen zu werden. Andererseits: Ich kenne keine Religion, in der dummes Geschwätz zur Sünde erklärt worden wäre. Kann ja auch keine Sünde sein. Wäre es eine, die Menschheit wäre vor lauter Sintfluten längst ein reiner Wasserplanet.

So gesehen können die Vollidioten der Gattung Mensch munter weiter predigen, ohne irgendeinen göttlichen Zorn befürchten zu müssen.

4 Kommentare:

  1. Dazu möchte ich aber dann doch etwas anmerken:

    Ich bin auch Christ und möchte mich trotzdem nicht mit diesen perfiden und menschenverachtenden Subjekten in einen Topf werfen lassen!
    Aussagen wie die von Fr. Herman, daß die vielen Toten und Verletzten der Love Parade gewissermaßen eine Strafe Gottes seien, erinnern mich leider viel zu sehr an die Rechtfertigungen der Kreuzzugs-Massaker von Jerusalem oder Carcassonne.
    Ich hatte eigentlich gehofft, daß wir derartige mittelalterliche Sichtweisen in unserer aufgeklärten Welt schon weit hinter uns gelassen hätten. Ich sehe mich getäuscht! :(

    Daniel Cohn-Bendit hatte mal bezugnehmend auf eine übelste sprachliche Fehlleistung Alfred Hrdlickas gesagt, jedem Menschen sollte das Recht zugestanden werden, dreimal im Leben völligen Blödsinn zu erzählen. Dieses Kontingent ist bei Eva Herman und Andreas Laun inzwischen wohl schon deutlich überschritten worden!

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  2. Gott und die Menschheit. Manch einer hat darüber philosophiert, auf den Punkt aber hat es möglicherweise Robert Rodriguez gebracht. Und das in einem Kinderfilm, "Spy Kids 2", in dem er Steve Buscemi die Frage stellen lässt (frei zitiert): "Ob Gott nicht mehr zu uns Menschen kommt, weil er Angst vor seiner Schöpfung bekommen hat?"

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  3. Auch wenn sie sonst halbwegs sinnvolle Beiträge gebracht hat, hat sie mit diesem Beitrag echt ins Klo gegriffen.

    @Don:
    Die Kreuzzüge waren Rückeroberungsfeldzüge, nachdem die Mohammedaner Jerusalem erobert hatten, genauso wie sie den ganzen bis dahin Jüdisch-christlichen Nahen Osten erobert haben und Juden und Christen vertrieben und ermordet haben, so wie sie es in der 1400-jährigen Geschichte des Islam tun.
    Mit Kreuzzugvergleichen wäre ich vorsichtig.

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  4. @ Porthos
    Ich gebe zu, ich bin gerade einigermaßen entsetzt!
    Du hältst also das Massaker von Jerusalem im Jahre 1099 für gerechtfertigt aufgrund vorheriger Greueltaten auf Seiten der Moslems?

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