Donnerstag, 13. September 2012

Much ado about nothing

Es war ein Event, das auf nicht wenigen Internetseiten sogar mit Live-Ticker verfolgt wurde: Die Präsentation des angeblich heiß erwarteten iPhone 5.

Zu Apple hat ja jeder eine Meinung und irgendein Vorurteil. Das Wort "Religionsersatz" fällt da regelmäßig, und sieht man sich das Bild oben mit Apple-Chef Tim Cook bei der Präsentation des iPhone 5 an, scheint der Vergleich zu passen.

Apple ist natürlich auch ein Politikum. Während konservative Blätter wie Bild, Focus und auch Spiegel Online jubilieren, suchen Blätter wie Taz, Die Zeit oder die SZ natürlich brav nach dem Haar in der Suppe, garniert mit abwertender Ironie.

Der Mensch braucht seinen Glaubenskrieg, und im Gegensatz zu echten religiösen Kriegen läuft der hier ja erfreulich harmlos und zivilisiert. Die Machanismen sind klar: Besitzer von anderen Smartphones wie Samsung sehen natürlich verächtlich auf die "Apple-Jünger" herab. Und die Apple-Konsumenten fühlen sich natürlich noch immer als Teil einer uneinholbaren Elite, für die etwas anderes gar nicht in Frage kommt.

Das neue iPhone ist natürlich ein Witz, die Neuheiten sind geradezu lachhaft. Der stets erwähnte Gewichtsunterschied zum Vorgängermodel ist in etwa so eindrucksvoll wie zwischen einer Ritter-Sport-Tafel und einer "Bio"-Ritter Sport; die meisten würden bei einem Blindtest wahrscheinlich nicht in der Lage sein, das "schwerere" Handy zu benennen.

Es gibt ein paar neue Gadgets, sowas wie LTE (das vorerst kaum einer nutzen wird), doch letztlich fällt ein Vergleich zwischen den Modellen doch gelinde gesagt dürftig aus, was vor allem deshalb amüsiert, weil ja das iPhone 4s als Nachfolger zum iPhone 4 ein viel größerer Sprung war, damals aber eben wegen der zu geringenen Neuerungen keine neue Zahl bekommen hatte. Wenn Apple ehrlich wäre, hätten sie das neue iPhone "iPhone 4s_v2" nennen müssen.

Eines haben alllerdings alle Smartphones gemeinsam. Sie sind heute der Technikmüll von morgen. Und mit "morgen" ist ein Zeitraum von vielleicht zwei oder drei Jahren gemeint. Wäre das iPhone eine Aktie, sie wäre im freien Fall, keiner würde sie kaufen.

Immerhin hat Apples neues iPhone angeblich einen Pluspunkt gegenüber dem Vorgänger, einen Pluspunkt, der in allen Artikeln – wenn überhaupt – immer nur am Rande erwähnt wird. Auf der Apple-Vergleichsseite findet man das neue Feature gar nicht.

Was ist es? Eine neue Oberfläche? Eine neue App?

Nein! Das neue iPhone hat angeblich aufgrund zusätzlicher Mikrophone gegenüber den Vorgängern eine deutlich bessere Qualität der Telefongespräche vorzuweisen. Das ist nämlich angeblich bislang einer der kitzekleinen "Schwachpunkte" von Apples Qualitäts-Smartphones: Die Gesprächsqualität wird - so heißt es - immer wieder mal kritisiert.

Allein das zeigt, dass man bei Apple keinen Plan mehr hat, was man an seinem Vorzeige-Gerät noch an Features und Gadgets hinzufügen kann. Wenn die Techniker dort tatsächlich anfangen, sich so etwas Langweiligem wie der Gesprächsqualität beim Telefonieren zu widmen, ist Apples Zeit wohl allmählich wirklich abgelaufen.

1 Kommentar:

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