Samstag, 6. Januar 2018

The Orville - 13 neue Folgen ohne Filler

Seth MacFarlane möchte auch für die zweite "Orville"-Staffel nur 13 Folgen produzieren. Lieber 13 gute Folgen, als 22 Folgen mit mehreren "Fillern", so lautete seine Aussage.

Wer möchte ihm da widersprechen?

Tja, ich möchte ihm da widersprechen!

Denn so funktioniert Kreativität nicht.

Aber offenbar stellen sich das viele so vor. Hätte man bei der Classic-Serie jeweils nur 13 Episoden pro Season geordert, dann wären nur die 13 besten der jeweiligen Staffeln produziert worden.

Und da sage ich: Keineswegs!

Es ist noch nicht einmal gesagt, ob uns dann Episoden wie "Spocks Gehirn" oder auf "Messers Schneide" erspart geblieben wären.

Gleichzeitig wäre es sehr wohl gut denkbar, dass dabei Ideen wie die Tribbles unter den Tisch gefallen wären.

Kreativität ist nicht so planbar wie sich manche das vorstellen. Die Wahrscheinlichkeit, einen Volltreffer zu landen, nimmt nicht zu, wenn man weniger Versuche unternimmt. Sie nimmt ab.

Es gibt Episoden, die eine clevere Idee haben und die auf dem Papier gut aussehen, und dann kommen sie überhaupt nicht gut an. Und es gibt den umgekehrten Fall. Die Deep-Space-Nine-Folge "Die Erpressung" war eine gezielte Filler-Folge (Keiko ist von einem Alien besessen), die Budget sparen sollte, das man für die Jubiläumsfolge "Immer die Last mit den Tribbles" überzogen hatte. Heraus kam eine extrem beliebte und spannende Episode.

Ich weiß, Filler ist ein Schimpfwort. Viele Serien wurden früher in Arc- und Filler-Episoden aufgeteilt. Mehr als "die Folge ist ein Filler" musste man damals als Rezensent nicht schreiben, um eine Folge zu verreißen.

Ich habe aber eher den Eindruck, dass das heutige Event-TV die Serien kaputt macht. Steven Moffat hat das mit "Sherlock" und "Doctor Who" getan. Bei "Sherlock" musste irgendwann jede Folge ein super abgedrehtes Mind-Palce-Wahnsinns-Event werden. Und beim Doctor Who war gefühlt jede Folge die Folge, in der alles ultimativ für immer ganz anders werden würde und überhaupt nichts geringeres als die komplette Verdammnis bevor stand.

Ich vermisse dann die ganz normalen Filler-Episoden. Denn das Event funktioniert ohne Filler nicht. Das ist dann wie jeden Tag Weihnachten. Ich hätte bei "Sherlock" dringend ein paar ganz normale Fälle gebraucht, die Holmes und Watson gemeinsam lösen. Auch wenn die dann vielleicht nicht ganz so superspektakulär sind. Aber das waren die echten Fälle von Sherlock Holmes auch nicht immer.

Ich glaube auch nicht, dass Serien origineller und besser werden, wenn weniger Episoden produziert werden. Die kreativen Muskeln sind nicht viel anders als die biologischen Muskeln. Sie werden stärker, wenn man sie regelmäßig benutzt.

Und das war ja auch bei früheren Serien zu beobachten. Die meisten Serien hatten ihre Hochphase in den Staffel 3 bis 4, manchmal sogar darüber hinaus.

Heute spurten die Serien-Macher los, und schon mit Staffel 2 geht ihnen oft die Puste aus, wie man zum Beispiel an der Serie "The Good Place" sehen kann, die in der ersten Staffel so viele Ideen und Wendung verbraucht hat, dass die Macher jetzt offenbar nicht mehr recht weiter wissen und eindeutig bereits kreativ erschöpft sind.

Sie haben sich einfach nicht die notwendige Zeit gegeben, die Serie mit ihren kreativen Muskeln wachsen zu lassen.

Wenn ich mir dagegen "Frasier" ansehe, so hat die Serie einen steilen Höhenflug in Sachen Kreativität hingelegt. Und das bei weit über 20 Folgen pro Jahr, und das elf Jahre lang!

Daher glaube ich nicht, dass Seth MacFarlane sich damit einen Gefallen tut. Bei nur 13 Folgen werden die Zuschauer auf schwächere oder auch nur durchschnittliche Folgen - und auch dann wird es sie geben - negativer reagieren.

Dafür werden die Zuschauer weniger Zeit mit den Helden der Orville verbringen können. Denn auch banale Filler-Folgen erfüllen zumindest den Zweck, uns die Figuren näher zu bringen, weil wir erneut Zeit mit ihnen verbringen konnten.

Natürlich soll es Seth MacFarlane nicht ergehen wie Rod Sterling. Einen kreativen Muskel kann man auch überanstrengen. Beim Muskeltraining spricht man dann vom Über-Training, und der Muskel baut ab. Rod Sterling ist das passiert. Bei ca. 35 Folgen pro "Twilight Zone"-Staffel, von denen er alle produziert und fast alle geschrieben hat, war er am Ende ausgebrannt und erschöpft.

Allerdings hat MacFarlane ja ein Team aus erfahrenen Autoren und Producern.

Zuletzt bleibt nur noch zu hoffen, dass es nicht erst 2019 mit neuen Episoden weiter geht. Angeblich wird im Februar 2018 mit den Dreharbeiten begonnen. Da wundert mich es doch, wenn es heißt, dass es unwahrscheinlich sei, bis September 2018 die ersten Folgen fertigstellen zu können.

Mittwoch, 3. Januar 2018

Neue Sehgewohnheiten

Jodie Foster hat beklagt, dass Marvel und DC ihrer Meinung nach die Sehgewohnheiten der amerikanischen Bevölkerung verderben, weil sie außer Spektakel und CGI nichts zu bieten haben.

Fakt ist: Die Sehgewohnheiten haben sich bereits geändert. Es gibt nur noch Sequels zu bekannten Film-Marken. Der Zuschauer erwartet im Kino nichts Neues mehr, er erwartet das Vertraute. Es gilt das MacDonald-Prinzip.

Vor 20-30 Jahren galt für Filmemacher noch die Regel: Willst Du großen Erfolg, musst du Neues wagen. Willst Du sichere, aber geringere Einnahmen, mach ein Sequel. Die allermeisten Sequels spielten weniger ein als der erste Teil. Daher erhielten nur extrem erfolgreiche Filme Sequels.

Heute ist es umgekehrt. Es sind die Sequels, die das ganz große Geld bringen. Der letzte Blockbuster-Erfolg, der kein Sequel war, ist "Avatar".

Aber es wird irgendwann eine neue Kino-Generation kommen, die das anödet. Das gab es schon einmal, als sich die Kinozuschauer in den 1970er Jahren von den großen Sandalen-Filmen Hollywoods abwandten. Es begann die Ära des "New Hollywood". Filme, die mit weniger Geld produziert wurden. Filme wie "Rocky" oder "Der Exorzist". Erst mit "Star Wars" wurde dann dieses "New Hollywood" wieder in eine neue Blockbuster-Sequel-Ära übergeleitet.

Die Zeit wird kommen, da werden die "Star Wars"- und Superheldenfilme das sein, was damals die Sandalen-Filme waren. Diese Zeit kommt unausweichlich, unabhängig davon, ob der Disney-Konzern den aktuellen Trend nun ausschlachtet oder nicht.