Freitag, 23. Juli 2010

Ebooks

In den USA verkauft Amazon.com bereits mehr Ebooks als Hardcover. Der Ipad liegt voll im Trend. Dass das Ebook kommt, ist klar. Ich allerdings habe ein paar Fragen:

1. Ich habe den "Spiegel" abonniert, lese ihn aber gern in der Badewanne. Daher: Wo bleibt der wasserdichte Ebook-Reader?
2. Gleiches gilt fürs Lesen am Strand, am See, im Freibad, im Gras... Bei einer Zeitschrift ist es egel, wenn sie zerkratzt, nass wird oder Flecken kriegt. Aber bei einem teuren Ebook-Reader?
3. Apropos Freibad: Wenn ich ins Wasser gehe, lasse ich meine Zeitschrift einfach am Platz liegen. Bei einem Ipad würde ich mir das aber schon dreimal überlegen. Aber vielleicht hat die neue Iphone-Generation damit ja kein Problem, wobei ich mich eh immer frage: Was machen die mit ihren teuren Handys? Gehen die immer abwechselnd ins Wasser, während einer auf die Hightech-Geräte aufpasst?

Mittwoch, 21. Juli 2010

Doof oder fies?

Was ich mich seit meiner Kindheit schon immer fragte, war das: Wenn Politiker absoluten Müll verbreiten, liegt das daran, dass sie wirklich so naiv und unlogisch sind, oder tun sie es nur, weil sie den Bürger für naiv und unlogisch halten.

Ich weiß, ich weiß, viele werden jetzt sagen: Ist doch klar. Zweiteres. Die wollen uns für blöd verkaufen.

Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.

Einiger Unsinn ist so fadenscheinig und durchschaubar, dass ich mich frage, ob sich Politiker, wenn sie die Bevölkerung schon verarschen wollen, sich nicht eine bessere Verarsche ausdenken könnten und würden.

Nehmen wir Diplom-Soziologin und Familienministerin Kristina Schröder, CDU-Politikern, die einst eine Doktorarbeit über "Gerechtigkeit und Gleichheit" verfasste. Nach ihrem neuen Plan zur Kürzung des Elterngeldes gibt es drei Kategorien.

1. Wer mehr als 2770 Euro netto im Monat hat (entspricht rein zufällig so etwa dem Einstiegsgehalt der höheren Beamtenlaufbahn, von denen ja rein zufällig nicht wenige Abgeordnete sind): Null Abstriche. Es gibt weiterhin 1800 Euro Elterngeld.

2. Einkommen unter 2770 Euro netto erhalten künftig 2 Prozent weniger Elterngeld.

3. Hartz-IV-Empfänger gehen künftig leer aus. (Das betrifft auch all die "Mini-Jobber", die mit Hartz IV aufstocken müssen, eine - wie ich unterstelle - bewusste Lücke, damit man was zum "sozialen nachbessern" hat.)

Okay, das ist sozial ungerecht, aber nichts, was nicht wie die Faust aufs Auge zum aktuellen Regierungstrend passen würde. Sich darüber aufzuregen, wäre albern und naiv. Wir haben hier eine Regierung, die gezielt das Lohn-Dumping der Industrie fördert und welche die daraus resultierenden Einnahmelücken der sozialen Sicherungssystem genau diesen Versicherungen als "Systemschwäche" ankreidet. Während man letztes Jahr etlichen Käufern eines Neuwagens sowie der Hotellobby Steuergeschenke in Milliardenhöhe machte, wurde dieses Jahr der Sozialetat um 7,9 Prozent gekürzt. Unangetastet blieb weiterhin der höhere Spitzensteuersatz, nicht mal für Spitzenverdiener. Unangetastet auch die im internationalen Vergleich absurd niedrige Vermögensbesteuerung. Und Pflichtversicherte der gesetzlichen Krankenkassen sollen künftige Beitragserhöhungen allein tragen, während Privatversicherte völlig unbehelligt bleiben, davon sogar profitieren, weil nun weitere Anreize für Gutverdiener geschaffen wurden, in die private Krankenversicherung zu wechseln, was die Einnahmeseite der privaten Krankenkassen weiter verbessert.

Ehrlich, sich über die Ungerechtigkeit beim Elterngeld aufzuregen, da kann ich wirklich nur müde abwinken. Wer das tut, der hat die letzten Jahre geschlafen, und zwar schon vor schwarz-gelb.

Viel drolliger finde ich aber die Begründung.

Die muss man sich nämlich schon auf der Zunge zergehen lassen. Die Begründung für die unsozialen Elterngeld-Pläne ist nämlich: Bezieher von Hartz IV sollen schließlich durch weitere Abschläge animiert werden, sich endlich eine Arbeit zu suchen. Personen mit höheren Einkommen dagegen sollen animiert werden, nicht mehr zur Arbeit zu gehen, um sich zu Hause um den Nachwuchs zu kümmern, und das lasse sich eben nur durch ein unverändertes Elterngeld erreichen.

Wie hieß es doch stets am Ende der "Gespenster-Geschichten"-Comics, die ich in meiner Kindheit so gerne las: Unglaublich, aber so steht es geschrieben.

Dienstag, 20. Juli 2010

Juhu!!!

Manchmal gibt es doch einen Seriengott. Die famose, mit Emmys überhäufte Anwaltsserie "Damages" mit der ungewöhnlichen Erzähltechnik war natürlich für deutsche Zuschauer zu hoch, aber auch in den USA waren die Quoten trotz Staraufgebot nicht berauschend. Zum Glück wurde die Serie in den USA vom Sender FX als Aushängeschild benutzt, daher gab man noch eine Staffel 2 und 3 in Auftrag. Dann war leider Schluss.

Und jetzt hat DirecTV mit Sony Pictures Television einen Deal geschlossen und zwei weitere Seasons mit je zehn Folgen geordert. DirectTV ist ein Pay-TV-Programm. Diese kostenpflichtigen Sender, wie HBO oder Showtime, erreichen aufgrund ihrer Kosten höhere Bildungsschichten und produzieren daher bewusst anspruchsvolleres Qualitätsfernsehen, also Serien wie "Die Sopranos", "Die Tudors" oder "Six Feet Under".

Da mag doch nicht etwa eine neue Fernsehkultur entstehen? Statt billiger Spitzenquote mit Fernsehmüll lieber ein gutes Image mit Qualitätsfernsehen? DirecTV sagt, man sei froh, den Sender einen Schritt weitergebracht zu haben, jetzt, da man exklusiv eine mit Preisen überhäufte Serie im Programm habe.

Ich jedenfalls freue mich und kann die neuen Folgen gar nicht erwarten.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Tentakel-Orakel

Die Griechen hatten ihr Orakel von Delphi, die Maya das Sprechende Kreuz und die Buddhisten haben ihr Nechung-Orakel. Und wir haben Tintenfisch Paul aus dem "Sea Life"-Aquarium in Oberhausen.

Dieses Wassertier hat wahrscheinlich keine Ahnung, dass es bei den Menschen eine Weltberühmtheit geworden ist, und dass die Holländer angeblich schon gefälschte Bilder verbreiten, in denen Paul den Endsieg... ich meine den Endspielsieg für Holland orakelt.

Ich finde, Paul sollte zumindest eine eigene Casting-Show bekommen. Oder einen Posten als Bundespräsident. Außerdem sollte Paul Einzug in den Lehrplan erhalten. In den Biologie-Unterricht ("Tintenfische sind eine Teilgruppe der Kopffüßer"), in den Mathe-Unterricht (die Wahrscheinlichkeit, sechs Spiele korrekt vorherzusagen liegt bei 1,56 Prozent) und natürlich in den Religionsunterricht (wurde in ihm am Ende Garrincha wiedergeboren?)

Oder ist Paul vielleicht ein pan-dimensionales Wesen?

Vielleicht ist Paul aber einfach nur Gott. Gott, auf die Erde zurückgekehrt, um den Deutschen zu sagen, dass die Nationalmannschaft nicht ins Endspiel kommt. Dafür wird der Kopffüßer vielleicht nicht gekreuzigt, so manch einer wünscht sich für ihn aber durchaus den Suppentopf. Diejenigen, die das arme Tier neuerdings als "Scheißkrake" beschimpfen, sollten sich jedenfalls schon ein wenig fürchten.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Teueres Sommermärchen

2006 hat Guido Westerwelle ja noch getönt, wie unverschämt es von der großen Koalition sei, im Schatten der WM einfach so die Krankenkassenbeiträge zu erhöhen. Jetzt ist es wieder soweit. Nur dass Westerwelle nicht schimpft, sondern applaudiert. Und auch diesmal darf die Regierung darauf hoffen, dass die Erhöhungen der Krankenkassenbeiträge, die ab 2011 gelten werden, im geistvollen "Dein Messi kriegt heute auf die Fressi"-Gebrüll untergehen wird.

Genial ist natürlich die Lösung, von dem das Ei des Kolumbus noch etwas hätte lernen können. Der Streit der Befürworter von Beitragserhöhungen und der Befürworter des Kopfpauschalen-Systems wurde einfach dadurch gelöst, dass man sowohl die Beiträge erhöhte und zugleich eine Kopfpauschale einführte, welche die Kassen frei bestimmen können. Für diese Pauschale gibt es bei einkommensschwachen Mitgliedern einen Zuschuss durch Steuergelder. Witzigerweise hat man zuvor genau das der Kopfpauschale vorgeworfen: Sie habe wegen dieser Steuerzuschüsse einen enormen Verwaltungsaufwand. Jetzt haben wir genau diesen Verwaltungsaufwand... zusätzlich zu den Schwächen (und Aufwänden) des alten Systems. Und für einen solchen Wahnsinn hat man in der Politik seit der Ära Schröder auch ein passendes Wort gefunden. Man nennt es: Reform!

Nichts ändert sich natürlich daran, dass wir hier eine Krankenversicherung haben, in der sämtliche Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger, die meisten Kinder, nahezu alle Rentner und alle Geringverdiener versichert sind, also all diejenigen, die wenig oder nichts einzahlen können. Gutverdienende, Selbstständige und Beamte können sich diesem System entziehen und sich unter weitaus besseren Bedingungen privat versichern. Sie leisten nichts für die Solidargemeinschaft, welche die Gesundheit der Ärmsten Deutschlands sicherstellen muss. Nicht beteiligen müssen sich auch jene, die auf dem Kapital- und Immobilienmarkt irrwitzige Gewinne erwirtschaften. Das zu ändern, das wäre eine echte Reform gewesen. So ist es wieder einmal eine einseitige Abzocke der Pflichtversicherten, aber auch der Arbeitgeber, die - anstatt ihre Gewinne mit Finanzblasen zu erwirtschaften - tatsächlich Produkte herstellen und dafür Leute beschäftigen.

Aber das ist natürlich alles nicht so wichtig wie die Expertenmeinung von Tintenfisch Paul (!!!) aus Oberhausen zum Ausgang des Halbfinales ...

Sonntag, 4. Juli 2010

Sieg der Vernunft?

61 Prozent derjenigen, die zum Volksentscheid über einen echten Nichtraucherschutz in Bayern gingen, stimmten für diesen Schutz und zeigten damit der bayerischen Landesregierung, wie massiv sie am Willen der Bevölkerung vorbeiregiert.

Hat damit endlich die Vernunft gesiegt? 13 Millionen Euro hat dieser Volksentscheid den Steuerzahler gekostet! 13 Millionen. Das in einer Zeit, in der wir angeblich "sparen" müssen. 13 Millionen Euro für ein Gesetz, das die CSU längst beschlossen hatte und dann aufgrund einer Wahlpleite und dank eines Bündnisses mit der FDP selbst aufweichte. Und das, obwohl das Bundesverfassungsgericht zuvor willkürliche Ausnahmen bei einem Nichtraucherschutzgesetz für verfassungswidrig erklärt hatte.

Ein Trost bleibt: Die Bevölkerung ist offenbar nicht so dumm, wie man angesichts des WM-Gegröhles glauben könnte. Schon die alten Römer haben ja die Spiele genutzt, um das Volk zu schröpfen. Im Moment sind alle in Feierlaune, da vergisst man schnell die von Banken verursachten Milliardenlöcher, die absurden Sozialkürzungen (bei Hartz IV, beim Übergangsgeld, beim Wohngeld und beim Elterngeld) und jetzt auch noch die saftige Erhöhung der Krankenkassenbeiträge. Dennoch: Beim Nichtraucherschutz hat sich die Bevölkerung nicht für doof verkaufen lassen. Die zu drei Vierteln von der Tabaklobby finanzierte "Bayern sagt Nein"-Kampagne war eindeutig ein Schuss in den Ofen.

Da kann man in mehrfacher Hinsicht aufatmen.

Freitag, 2. Juli 2010

Hust

Kellnerinnen und Kellner tragen von allen Berufen das größte Risiko, an Krebs zu erkranken. Kein Wunder. In dem berühmten blauen Qualm, der beim Verkohlen von Zigaretten entsteht, befindet sich ein verheerendes Gemisch von Giftstoffen mit einer ganzen Reihe von hoch krebserregenden Substanzen, die zugleich die Gefahr von Herzinfarkten erhöhen.

Im Moment planen die Gegner der rauchfreien Gastronomie in Bayern weitere Lockerungen. Am 16. September 2009 hatten sich Vertreter des bayerischen Umweltministeriums mit Repräsentanten des "Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur" darauf geeinigt, dass Gastwirte in Zukunft auch den Schankraum zum Nebenraum deklarieren dürfen, damit dort wieder geraucht werden kann. Auch will man Lüftungsanlagen als "technischen Nichtraucherschutz" gelten lassen (sog. Innovationsklausel). In Gaststätten, in denen eine Lüftungsanlage installiert ist, dürfte dann wieder geraucht werden.

Das heißt: Wenn der Volksentscheid am 4. Juli scheitert, wird sich nicht nur nichts bessern, wahrscheinlich wird in vielen Gaststätten, die im Moment noch rauchfrei sind, bald wieder giftiger Qualm die Gesundheit von Angestellten und Gästen angreifen.

Natürlich kämpft die Tabak-Lobby massiv gegen die frische Luft. Daher - vor allem auf dem Land - die unzähligen Plakate mit dem Hinweis: "Bayern sagt Nein! Aktionsbündnisses für Freiheit & Toleranz". Freiheit wohl nicht für all die Beschäftigten, die in diversen Lokalen arbeiten und Tag für Tag den giftigen Qualm einatmen müssen. Und ganz sicher auch keine Toleranz gegenüber denen, die in rauchfreier Umgebung ein Bier trinken wollen.

Dennoch hoffe ich darauf, dass die Vernunft endlich siegt, weil die Mehrheit rauchfreie Gaststätten, rauchfreie Bars und Kneipen, rauchfreie Cafés, rauchfreie Diskotheken und rauchfreie Festzelte will, und zwar klar geregelt und ohne willkürliche Ausnahmen.