Mittwoch, 30. September 2009

Crusade

Das, was ich hier schreibe, wird und kann irgendwann sicher mal gegen mich verwendet werden. Ich schreibe es aber dennoch.

Aus Gründen, die ich hier nicht ausführen möchte, sah ich mir die Serie "Crusade" an. Bei "Crusade" handelt es sich um ein Spin-Off der Serie "Babylon 5". Die 13-teilige Serie dreht sich um das Raumschiff Excalibur, das unterwegs ist, um ein Heilmittel zu finden, weil ein gefährliches Virus die Erde heimgesucht hat.

Zu Captain Gideons Truppe gehört ein Techno-Magier, ein Mitglied der Diebesgilde, ein supergenialer Wissenschaftler und ein Telepath (der übrigens von Daniel Dae Kim, dem Darsteller von Jin aus der Serie "Lost"). "Crusade" ist der originelle und durchaus geglückte Versuch, Fantasy auf die SF zu übertragen.

Erstaunlicherweise gefiel mir die Serie, obwohl sie kein Finale hat und auch sonst ein wenig konfus wirkt. Dafür ist sie immer wieder unterhaltsam und eben nicht so statisch wie die Urserie "Babylon 5". Ein Jammer, dass "Crusade" nie beendet wurde, auch die späteren "Babylon 5"-Filme griffen die Handlung nicht mehr wieder auf.

Sonntag, 27. September 2009

Wahlen sind

Heute um 11.00 Uhr war ich brav wählen.

In der letzten Zeit hörte ich oft: Wer nicht wählt, darf sich später auch nicht beschweren.

Warum nicht? Und was ist mit denen, die wählen waren? Dürfen die sich dann beschweren? Was ist zum Beispiel mit der Gesundheitsreform? Die hat die "große Koalition" beschlossen. Wer darf sich jetzt darüber beschweren? Die SPD-Wähler wohl nicht, denn die SPD hat die ja mitentschieden. Für die CDU/CSU-Wähler gilt das gleiche. Und die Nicht-Wähler haben ja ohnehin jegliches Beschwerderecht verloren.

Irgendwie schon blöd. Oder darf sich der SPD-Wähler über die SPD beschweren, der Nicht-Wähler aber nicht?

Wie auch immer: Ich habe ja nun gewählt. Jetzt "darf" ich mich also künftig beschweren. Und Gründe dafür werden sich nicht ausbleiben.

Samstag, 26. September 2009

Aufwendiges "Lost" für Arme: Flash Forward


Die neue Serie, das neue "Lost". So wurde die Serie "Flash Forward", die auf einem Roman von Robert J. Sawyer basiert, beworben. Damit will ABC sich jetzt schon auf die Lücke vorbereiten, die "Lost" im Jahr 2010 hinterlassen wird.

Die Pilotfolge wurde von David S. Goyer (der auch Regie führt) und Brannon Braga (Autor für etliche "Star Trek"-Serien) geschrieben. Mit dabei sind zwei Darsteller aus "Lost": Dominic Monaghan, bekannt als Charlie, und Sonya Walger, bekannt als Penny Widmore.

In der Serie verlieren plötzlich alle Bewohner der Erde für 137 Sekunden das Bewusstsein. In dieser Zeit erleben sie eine Szene aus der Zukunft. Sie sehen, was sie in sechs Monaten tun werden. Natürlich hat dieses Phänomen für viele fatale Folgen. Leute, die gerade im Auto unterwegs waren, als sie das Bewusstsein verloren, verunglückten. Flugzeuge, die in dieser Zeit gerade zur Landung ansetzten, stürzten ab. Schwimmer, die sich gerade im Wasser befanden, ertranken.

Der FBI-Beamte Mark Benford (Joseph Fiennes) hat den Auftrag, herauszufinden, was in den sechs Monaten passieren wird. Er entwickelt das Projekt "Mosaic Collective" und sammelt darin alle Informationen über das, was sich in sechs Monaten ereignen soll. Denn jeder Bewohner sah natürlich nur, was er selbst in sechs Monaten tun wird.

Natürlich bleibt dabei die Frage: Wer steckt hinter diesem Ereignis? Und kann man die Zukunft, die man gesehen hat, noch ändern?

Die Bezeichnung "Lost" für Arme passt. Dauernd werden Dinge ausgesprochen, obwohl sie mehr als offensichtlich sind. Wenn Benfords Kollege sagt, er habe gar nichts gesehen und darüber deprimiert ist, würde er in einer Serie wie "Lost" das Offensichtliche nicht aussprechen. Doch hier betont er: "Vielleicht bin ich in sechs Monaten nicht mehr am Leben." Wenn eine Figur sieht, wie sie ein Verhältnis mit einem völlig fremden Mann hat, uns dieser Mann dann an anderer Stelle begegnet, würde "Lost" den Aha-Effekt eiskalt den aufmerksamen Zuschauern überlassen. Hier aber werden wir gleich aufgeklärt.

Dennoch: "Lost" für Arme ist immer noch reichhaltiger als das allermeiste im TV. Auch wenn es denen entgegen kommt, die bei Serien gerne mal einschlafen und die dann jammern, dass da eh keiner mehr durchblickt. Dieses Problem wird bei "Flash Forward" niemand haben. Nichtsdestotrotz: Die Serie macht Spaß. Sie ist aufwendig und spannend, und sie hat sehr gute Darsteller. Auf die Parallelen zu "Lost" macht "Flash Forward" gar keinen Hehl und baut sogar einige nette Gags ein, zum Beispiel ein Werbeplakat für "Oceanic Airline" mit "der besten Unfallstatistik".

Es gibt einige herrliche Momente. Szenen, die wunderbar abstrus sind. Und es wird gekonnt ein faszinierendes Geheimnis aufgebaut. Mal sehen, ob das Konzept wirklich die geplanten fünf Seasons trägt. Ich werde jedenfalls dabei bleiben.

Montag, 21. September 2009

Macht der Hörer plumps...

Vielleicht hat mich ja der Film "Bettgeflüster" verdorben, den ich in meiner Kindheit mehrfach gesehen habe, aber ich telefoniere nun mal gerne in der Wanne. Bis mir letztens der Hörer ins Wasser geplumpst ist. Das ist dem Telefon nicht sehr bekommen, und auch der Gesprächsteilnehmer an der anderen Leitung hörte nur noch verdächtiges Brutzeln.

Und jetzt suche ich nach einem wasserdichten Telefon. Gibt es nicht... Es gibt die seltsamsten Funktionen, aber das nicht. Dabei hatten Doris Day und Rock Hudson das schon in den Sixties!

Dienstag, 15. September 2009

Noch ein Season-Finale

"True Blood", die Serie, die einen die Seriensommerpause überstehen half, hat sich nun mit einem wüsten Finale verabschiedet. Die Story der letzten drei Folgen war mir ein wenig zu sehr in die Länge gezogen, aber damit wir uns nicht falsch verstehen: Das ist jammern auf hohem Niveau. "True Blood" rules, und langweilt nie.

Der größte Brüller war für mich, als eine Figur meint, das alles wäre nie passiert, hätten alle Leute statt des angeblich verseuchten Wasser "Mountain Dew" getrunken.

In der nächsten Season soll mehr erklärt werden. Figuren wie Sookie oder Sam wollen herausfinden, was sie sind. Und natürlich wird der Cliffhanger der letzten Folge aufgelöst. Und ich muss schwer an mich halten, mir nicht den Roman "Club Dead" zu holen. Er wird die Grundlage für Season 3 sein.

Und jetzt heißt es: Warten. Die Dreharbeiten zur dritten Season sollen wohl erst kurz vor Weihnachten beginnen, so dass mit neuen Folgen wohl erst im Mai 2010 zu rechnen ist... (Bei HBO wird in der Regel eine Serie erst komplett abgedreht, bis man sie sendet.) Aber immerhin: Eine gute Serie, die auch wirklich fortgesetzt wird. Allein das ist ein Grund zur Freude.

Samstag, 12. September 2009

Freitag der 13.

Warum ist eine Horrorserie wie "Freitag der 13." so erfolgreich?

Nun, zum einen ist sie es, weil die Filme so billig herzustellen sind. Zum anderen hat die Reihe eine so simple wie sehr wirkungsvolle Spannungsformel. Eine Gruppe Jugendlicher sind an einem Ort, an dem sie keine Erwachsenen zu Hilfe rufen können. Dort werden sie plötzlich mit einem omnipotenten und gesichtslosen Killer konfrontiert. Am Ende ist nur noch einer (fast immer weiblicher) Jugendliche übrig, der den scheinbar völlig aussichtslosen Kampf gegen den Killer aufnimmt.

Die "Freitag der 13."-Filme leben von diesem großen Showdown, wenn das letzte Opfer in diesen ultimativen Kampf auf Leben und Tod getrieben wird. Wenn niemand mehr da ist, der helfen könnte. Wenn sich die gesamte Umgebung gegen das letzte Opfer verschworen zu haben scheint. Dieser Schlusskampf wurde in den Filmen gezielt aufgebaut. Das letzte Opfer verliert alle Bezugspunkte, bis es in einer feindlichen Umgebung - meist in der Nacht während eines Gewittersturms - gezwungen ist, den Kampf gegen das ultmative Böse in Gestalt des dumpfen Killers Jason anzutreten.

Die Macher des Remakes haben das nicht ganz gerafft. Es gibt in dem neusten "Freitag der 13." zwar haufenweise perfekt und brutal inszenierte Todesszenen, diese aber waren nie das Erfolgsgeheimnis der Serie. Es war dieser finale Schlusskampf. Genau der ist aber in dem neuen Film völlig witzlos. Dafür hat man die Anzahl der Morde erhöht und dabei die Brutalität gesteigert. Die Jason-Morde sollten aber stets nur die Überlegenheit Jasons demonstrieren und sollten dem Zuschauer verdeutlichen, wie aussichtlos ein Kampf gegen ihn ist. Ansonsten waren sie nie so elementar, wie gerne behauptet wird.

Naja, Jason wird es überleben. Bislang wurde er ertränkt, von einer Machete durchbohrt, man hat seinen Kopf mit einer Axt durchbohrt, hat ihn eingeäschert, verbrannt, erneut ertränkt, von Giftsäuren zerätzt, in die Luft gejagt und ins Weltall geblasen. Da kann ihm ein lahmes Remake wohl kaum etwas anhaben.

Donnerstag, 10. September 2009

Wieder da!

Ich bin wieder aus dem USA-Urlaub zurück. Besucht haben wir L.A., die Universal-Studios, den Grand Canyon, den Bryce Canyon, Las Vegas, Disneyland in Anaheim und wieder L.A.. Jetzt kämpfe ich mit dem Jetlag, werde hier aber wieder regelmäßig über Serien und Filme berichten. Aus den USA brachte ich mir den "Killer-Cut" von "Freitag, der 13." auf Blu-ray mit, und heute früh habe ich schon mit der ultragenialen "True Blood"-Serie aufgeholt. (Die Bücher von Charlaine Harris sieht man in den USA ja wirklich überall!) Mehr zu "True Blood" dann kommende Woche, wenn das Finale der zweiten Season gelaufen ist.

Dienstag, 8. September 2009

Die Urlaubsdiät Teil 6 - Dinner Cancelling

In den letzten Wochen habe ich einiges an Fett verloren. Man könnte es als "schnelle Diät" bezeichnen. Dem ging aber ein zweijähriges, regelmäßiges Muskeltraining voraus. Erst mussten die Öfen gebaut werden. Unterstützt von einer Eiweiß- und kohlenhydratreichen, aber fettarmen Ernährung.

Nun aber ging es ans Abnehmen. Abnehmen ist für den Körper Stress. Die körpereigene Cortisolausschüttung steigt.

Muskeln hingegen bekommen der Psyche. Es werden Endorphine ausgeschüttet. Das Nervenkostum wird besser. Durch Muskeln wappnet sich der Körper also auch psychisch auf den Fettverlust.

In den letzten Wochen begann ich, durch Joggen allmählich die Fettverbrennung weiter anzukurbeln. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Fett verbrennt der Körper den ganzen Tag. Vor allem nachts. Doch durch Ausdauersport kann die Fettverbrennung motiviert werden. Das Prinzip des Dinner-Cancelling half mir bei der Fettverbrennung in der Nacht. In der Nacht sorgt eine leichte Unterzuckerung des Körpers dafür, dass der Körper in den Zustand der Apoptose kommt. Dadurch werden schadhafte Zellen im Körper vernichtet. (Daher soll regelmäßiges Dinner-Cancelling so zweimal die Woche auch vorbeugend gegen Krebs wirken. Aber auch hier gilt Vorsicht: Der Verzicht aufs Abendessen bedeutet ebenfalls Stress für Körper und Psyche!)

Außerdem werden durch das abendliche Fasten vermehrt Heat Shock-Proteine gebildet, welche die Eiweißbausteine im Körper verbessern. Zudem werden nachts im Unterzucker zwei Hormone ausgeschüttet. Das Melatonin und das Wachstumshormon Somatropin. Das Somatropin wird vor allem nach Mitternacht ausgeschüttet. Man kann die Somatropin-Produktion steigern, wenn der der Magen zu dieser Zeit wenig verdaut. Gleiches gilt für das Melatonin. Beide Hormone sorgen für eine Zellverjüngung und eine erhöhte Fettverbrennung.

Daher gab es nach dem Mittagessen nur noch einen Nachmittagssnack (meist Obst) und dann nur noch Eiweißshakes. Diese waren nötig, um den (unvermeidlichen) Verlust von Muskelmasse zu bremsen. Die Diätphase war relativ kurz, viel kürzer als die Muskelaufbauphase, aber sehr wirksam. Es waren Ergebnisse, die auch der Spiegel gezeigt hat. Eine Waage habe ich dafür nicht gebraucht.

Viele fühlen sich bei Diäten schlapp. Klar, der Körper reduziert den Kalorienverbrauch. Die Körpertemperatur sinkt leicht. Die Hände werden kalt. Und trotz milder Temperaturen wickeln sich die Leute, die Diät halten, gerne in dicke Wolljacken. Ein sicheres Zeichen, dass nicht Fett, sondern Muskulatur abgebaut wird. Das Gesicht wird faltig und blass. Die Libido ist ganz weg. Die Psyche ist im Keller, die Leute werden lustlos und gestikulieren kaum noch. Es wird alles vermieden, bei dem der Körper auf natürliche Weise Kalorien verbraucht.

Nichts davon war bei meiner Methode zu spüren. Seit ich Muskeltraining mache, kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal bei mildem Wetter gefroren habe. Kalte Hände oder Füße kenne ich nicht mehr. Die Diäterfolge waren enorm, aber die typischen Folgen wie die blasse und faltige Gesichtshaut blieben aus.

Ich kann mich nur wiederholen: Es lebe der Muskel!!!

Also: Erst Muskelaufbau und dann - wenn es denn sein muss - Fettverbrennung. Beim Muskelaufbau sollte man essen, worauf man Lust hat. Natürlich ist auch ein Muskeltraining kein Freibrief dafür, riesige Kalorienmengen in sich hineinzustopfen. Aber die stets gepriesene Mäßigung ist auch nicht angesagt. Klingt doch machbar, oder?

Den (völlig überflüssigen und allein aus optischen Gründen angestrebten) Fettabbau erreicht man durch Ausdauersport, moderates Essen und abends möglichst wenig Kohlenhydrate.

Für mich der einzige erfolgreiche Weg, wirklich Fett loszuwerden.

Einen Nachtrag muss ich noch machen: Wenn Du das große Glück hast, männlich und unter 27 Jahre alt zu sein, dann kann ich sagen: Dein Körper ist ohnehin noch in der Muskelaufbauphase und produziert sehr viele Wachstumshormone. Du wirst daher mit Ausdauersport gleich große Erfolge erzielen, ohne übermäßig Muskelmasse zu verlieren. Ich habe im Alter von 25 auch mit reduzierter Ernährung und viel Radfahren sehr viele Kilos verloren. Etwas später begann ich mit einem Muskeltraining. Den einzigen Fehler, den ich damals gemacht habe, war, nach zwei Jahren aufzuhören.

Die Vorteile des Muskeltrainings gelten eindeutig für jedes Alter. Je jünger, je leichter baut man Muskeln auf.

Hier noch ein paar Buchtipps zu den Themen Muskeln und Abnehmen:

KFZ-Diät: Genussvoll essen und abnehmen. Kohlenhydrate - Fette - Zwischenmahlzeiten
Anleitung zum Dickwerden. Aufspecken durch Diät.
forever young - Das Muskelbuch
Der neue Muskel-Guide: Gezieltes Krafttraining - Anatomie

Freitag, 4. September 2009

Die Urlaubsdiät Teil 5 - Fett loswerden!

Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Fett wird man nur los, indem man es verbrennt.

Was heißt das und wie geht das?

Nun: Der Körper braucht Energie. Diese Energie kriegt er, indem er Nahrungsbestandteile verbrennt.

Soweit, so einfach.

Die Sache hat nur einen Haken. Zum einen: Der Körper bedient sich aus der Nahrung, die ihm aktuell zugeführt wird. Nun könnte man doch logischerweise sagen: Wunderbar. Dann esse ich halt nichts mehr. Dann lebt der Körper von meinem eingelagerten Fett. Wenn das verbraucht ist, dann esse ich wieder.

Leider funktioniert das so rein gar nicht. Bei den - leider immer noch propagierten - Nulldiäten, die dann mit idiotischen Begriffen wie "Heilfasten" oder "Entschlackungskuren" beschönt umschrieben werden, beginnt der Körper, sich zu kannibalisieren. Er holt sich das Eiweiß aus der Muskulatur, die massiv schwindet. Diesen "Erfolg" sieht man dann auch auf der Waage (Muskelgewebe ist sieben Mal so schwer wie Fettgewebe). Ein Grund mehr, die Waage zum nächsten Wertstoffhof zu bringen.

Bei mehrwöchigem Fasten wird am Ende sogar der Herzmuskel abgebaut. Der Körper schüttet beim Fasten Endorphine aus, um die Energie des Körpers zu steigern (damit er Nahrung sammeln und jagen kann), ein Notfallprogramm des Körpers, damit endlich wieder Nahrung beschafft wird. Dass sich die Leute während solcher Fastenzeiten lebhafter fühlen, hat also nichts damit zu tun, dass der Magen "nicht verdaut", wie oft behauptet wird. Es sind die Endorphine, denn der Körper ist auf Alarmstufe Rot!

Was den Körper aber nicht interessiert, das ist das eingelagerte Fett. Dieses Fett ist für den Körper wie das "Sparbuch fürs Alter", an das man nicht rangeht, selbst wenn das Girokonto mal ins Minus gerutscht ist. Dieses Minus kennt auch der Körper. Er gerät in den Unterzucker und ruft eine "Heißhungerattacke" ins Leben. Dabei wäre genug eingelagerter Speck da zum Verzehren. Allerdings benötigt das Gehirn - als einziger Muskel übrigens - ausschließlich Kohlenhydrate, weshalb der Körper mit Heißhunger reagiert.

Darüber hinaus hat bei vielen Menschen der Körper generell verlernt, Fett zu verbrennen. Selbst das aktuell zugeführte Fett wird nicht verbrannt sondern landet brav auf Hüften und Bauch. Es ist wie ein Dauerauftrag fürs Sparbuch, den man irgendwie nicht kündigen will. Der Körper freut sich über das wachsende Fett-Sparbuch, was zeigt: Er weiß eben nicht immer, was gut für ihn ist. Wüsste der Körper das, gäbe es keinen inneren Schweinehund, keine Drogensüchte und kein Übergewicht. Daher ist der von Diät-Gegnern gern propagierte Rat, man solle doch einfach essen, worauf man Lust hat, auch nicht wirklich hilfreich. Auch wenn das in manchen Fällen sicher besser wäre als der permanente Wechsel zwischen Extrem-Essen und Diät, kann so die Lösung auch nicht aussehen.

Warum sollte man die Treppe benutzen, wenn es einen Fahrstuhl gibt? Und warum sollte der Körper sich die Mühe machen, Fett zu verbrennen, wenn es doch etwas viel besseres gibt: Kohlenhydrate! Nicht zuletzt durch die Verteufelung von Fett und Fleisch hat die kohlenhydratreiche Ernährung in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen. Die Leute stopfen sich mit Weißmehl und Zucker voll. Es wimmelt von "Pudding-Vegetariern". Das sind Leute, die auf das "ungesunde Fleisch" verzichten und stattdessen Zeug wie Gemüse-Nuggets, Süßspeisen und vegetarische Pizza verdrücken. Dann gibt es ja noch die wunderbar fettarmen Gummibärchen! Und ein Kinobesuch ohne einen Eimer - ja, ich meine wirklich Eimer (!!!) - voller Popcorn geht auch nicht mehr. Noch vor 20 Jahren hätte man am Verstand eines jeden gezweifelt, der sich mit einer solchen Menge zum Kinosessel begeben hätte.

Fast jegliches "Junkfood" ist eine einzige Ansammlung aus leeren Kohlenhydraten, garniert mit meist gehärteten Pfanzenfetten. Der Körper konzentriert sich mehr und mehr auf diese Kohlenhydrate und denkt gar nicht mehr daran, Fett zu verbrennen. Wer ein bis zwei Stunden nach dem Mittagessen schon wieder Lust auf einen süßen Schokoriegel hat, der kann sicher sein: Bei ihm hat die Fettverbrennung längst aufgehört: Der Körper lechzt allein nach Kohlenhydraten.

Da nützt auch körperliche Anstrengung nicht viel. Denn auch hier weigert sich der Körper standhaft, das gelblichflüssige Fett zu verbrennen. Wozu auch? Wenn doch überall diese wunderbaren Kohlenhydrate herumliegen. Im Magen, im Blut, im Muskel... Eher werden manche nach längerer Anstrengung merken, dass sie ein wenig kaltschweißig geworden sind und leicht zittern.

Fett wird, wenn überhaupt, nur im Muskel verbrannt. Es ist klar, dass ein Muskelschwund, wie er bei jeder Ernährungsreduktion auftritt, dem eigentlichen Ziel, nämlich Fett zu verbrennen, nicht entgegenkommt. Die Rechnung ist einfach. Je mehr Muskeln, umso mehr Fettverbrennungsöfen. Je mehr der Körper Muskeln verliert, umso geringer die Fettverbrennung.

Es hilft also nichts. Wer irgendwann mal Fett verbrennen will, braucht erst einmal eine große Anzahl dieser Fettverbrennungsöfen. Und dann muss er die Öfen eben auch dazu bringen, das Fett zu verbrennen.

Beim Thema "Muskelaufbau" schrecken viele erstmal zurück, obwohl die Vorteile, die ich bislang aufgezählt habe, überwältigend sind. Aber: Man will doch nichts "aufbauen". Man will was "abbauen". Leichter werden! Gerade Frauen haben hier meist völlig abstruse Vorstellungen. Zum einen spukt in ihren Köpfen immer noch das Ideal einer feengleichen, leichten Prinzessin herum. Da passen Muskeln so gar nicht ins Bild. Außerdem haben sie völlig unrealistische Meinungen darüber, wie schnell so ein Muskel wächst. Der Glaube, in Windeseile mit übergroßen Bizeps herumzulaufen, die man dann nicht mehr los wird, steht in seiner Realitätsferne und Naivität dem Aberglauben der Menschen im Mittelalter in nichts nach. (Genauso könnte sich eine sehr dicke Frau davor fürchten, nach einer kurzen Diät auszusehen wie Ally McBeal.)

Nein, so funktioniert es nicht. Man macht nicht ein paar Hantelübungen, und schon platzen überall die Muskeln hervor wie bei Popeye, dem Seefahrer. Dieses falsche Bild wird leider von den Medien unterstützt. Immer wieder zeigen sie grauenvoll hässliche männliche und weibliche Bodybuilder mit Figuren, die man so nur – das ist ein biologischer Fakt – durch radikalen Missbrauch von künstlich zugeführten Hormonen erreichen kann.

Es ist ärgerlich. Wenn Christian Bale in "Der Maschinist" wie ein dürrer KZ-Häftling aussieht - sorry für den pietätlosen Vergleich, aber es sieht so aus in dem Film - und nur ein Jahr später muskelbepackt in "Batman Begins" zu sehen ist, dann kann ich nur sagen: Da brauche ich keine Beweise mehr. Sowas ist nach meiner Überzeugung mit normalem Training nicht möglich, und auch ein Personal Trainer kann nicht hexen!

Und wenn irgendein junger "Twilight"-Star behauptet, er habe im letzten halben Jahr durch massives Training 30 Pfund Muskeln zugelegt, dann würde ich doch gerne mal wissen, wie ein solcher Muskelzuwachs ohne Doping biologisch möglich sein soll. Dr. Strunz behauptet in seinem Muskelbuch, selbst bei Extremtraining sei ein Muskelzuwachs von einem Kilo pro Jahr biologisch drin. Bei einem ausgewachsenen Mann! Bei Frauen würde er deutlich geringer ausfallen. Die Angst, ebenso auszusehen wie diese Bodybuilder, ist selbst bei einem exzessiven Training völlig unnötig. Eher fällt einem der Himmel auf den Kopf.

Es besteht auch keine Gefahr für Frauen, selbst nach einem noch so harten Training "unweiblich" auszusehen. Auch dafür sorgt die Natur.

Beim Muskeltraining passiert folgendes. Durch eine Überbeanspruchung des Muskels wird dieser leicht verletzt. Der Körper repariert den Muskel, indem er ihn vergrößert und kräftigt. Daher ist eine Pause von 3-4 Tagen zwischen dem Training auch zwingend notwendig. Anderenfalls würde der Muskel sogar abbauen. Allein dadurch ist es schon zeitlich gar nicht möglich, innerhalb kürzester Zeit mehrere Kilo Muskeln aufzubauen. Es sei denn, man nimmt irgendwelche Hilfsmittel.

Zum Wachsen braucht der Körper Nährstoffe. Eiweiß und Kohlenhydrate. Er braucht aber noch etwas anderes: Das Hormon Insulin. Das wird automatisch ausgeschüttet, wenn Kohlenhydrate verzehrt werden. Daher essen viele Bodybuilder oft Reis und Nudeln.

Doch: Das Hormon Insulin macht nicht nur stark, es macht auch dick. Es fördert nämlich die Fettspeicherung. Daher gilt die Regel: Der Körper kann entweder wachsen oder schrumpfen. Das gilt für Fett wie für Muskeln. Professionelle Bodybuilder haben daher immer eine Aufbauphase, in der sie auch ein bisschen Fett zulegen, und eine Reduktionsphase, bei der sie dann das Fett abbauen, dabei aber auch wieder ein bisschen Muskelmasse verlieren.

Für Leute, die abnehmen wollen, ist das natürlich keine ideale Botschaft. Es geht aber leider nicht anders. Die oft verwendete Floskel "Fett in Muskelmasse umwandeln" ist leider reiner Blödsinn. Fett- und Muskelzellen haben nichts miteinander zu tun. Man kann nicht das eine gegen das andere tauschen. Daher helfen auch die berühmten Bauchmuskelübungen zunächst überhaupt nicht, dem schlanken Bauch näherzukommen. Im Gegenteil, der Muskelzuwachs am Bauch kann vielmehr dazu führen, dass der Buchumfang steigt. (Dass sie dennoch sehr sinnvoll sind, um zum Beispiel die Wirbelsäule zu stützen, ist wieder ein anderes Thema!) An welchen Stellen der Körper mit der Fettverbrennung beginnt, lässt sich leider ebenfalls nicht steuern.

Aber auch wenn man zunächst kaum Fett verliert, hat das Muskelwachstum sofort all die bereits beschriebenen Vorteile. Man geht aufrechter, wirkt kräftiger, aktiver...

Und wie es mir dann mit der Urlaubsdiät ergangen ist, kommt im letzten Teil dieser Reihe.

Donnerstag, 3. September 2009

Die Urlaubsdiät Teil 4 - Soll man Fett überhaupt loswerden?

Bevor man sich entschließt, das "lästige Fett" loszuwerden, hierzu ein paar Worte: Ich bin der festen Überzeung, dass selbst größte Fettmengen völlig unschädlich sind, wenn sie auf eine entsprechende Muskelmasse treffen. Ich bin auch überzeugt, dass alle Krankheiten, deren Ursachen man gerne dem "zu viel an Fett" zuschiebt, durch ein Mehr an Muskeln völlig beseitigt werden könnten.

Leider war der seit Jahrzehnten grassierende Schlankheitsterror nicht ohne Erfolg. Täglich gibt es neue "Erkenntnisse" von irgendeiner genussfeindlichen Scheinwissenschaft, die angeblich belegen, dass zu viel Fett die Ursache für so gut wie alle Gesundheitsprobleme der westlichen Welt ist.

Wenn heutzutage ein dicker Mensch zum Arzt geht, ist klar, was er da zu hören kriegt. Ach was, er kriegt es oft gar nicht zu hören! In vorauseilendem Gehorsam gesteht er meist freiwillig: "Ich weiß, ich weiß! Ich müsste ein wenig abnehmen!"

Abnehmen ist heute die Grundsatzlösung für alles. Ich warte schon auf den Test, der belegt, dass das Übergewicht auch das Ozonloch verursacht.

Seit Jahrzehnten zwingt man dicke Menschen zum Abnehmen. Dabei ist erwiesen: Unter Druck werden dicke Menschen dicker und dünne Menschen dünner. Einen größeren Druck als abnehmen zu müssen, kann es für einen dicken Menschen gar nicht geben. Mit jedem Bissen schlägt das schlechte Gewissen, alle Abendstunden werden zum inneren Kampf mit den bösen Verlockungen, denen man mit "ein bisschen Willenskraft" doch gut widerstehen könnte. All die dünnen Menschen können es doch auch.

Begriffe wie "Esssünden" sprechen für sich. Der Wahn um die lästigen Kilos hat religiöse Züge angenommen. Um es mal blasphemisch zu formulieren: Heute würde Jesus wahrscheinlich an Magersucht sterben, um die Esssünden all der gottlosen dicken Menschen auf sich zu laden. Er würde sich qualvoll zu Tode hungern für all jene, die zu schwach sind, sich den willkürlichen Geboten vom "gesunden Essen" zu unterwerfen.

Warum denkt man nicht endlich um? Seit Jahrzehnten staunt die Wissenschaft über die großartige Wirkung von kräftigen Muskeln. Warum sagt kein Arzt: "Hmm, bei Ihrem Gewicht sollten Sie mindestens fünf Kilo mehr Muskeln haben." Dicke brauchen nicht weniger! Sie brauchen mehr!!!

Man muss fast schon hysterisch lachen, wenn man einen weiteren Fakt bedenkt: Dicke Menschen bauen viel leichter Muskulatur auf als dünne. Viel leichter!!! Warum verordnet man also nicht etwas, das - im Gegensatz zum Abnehmen - dicken Menschen leicht fällt? Etwas, das Glückshormone produziert? Etwas, das Selbstvertrauen gibt? Etwas, das Energie gibt? Etwas, das Knochen und Sehnen stärkt? Etwas, das nicht etwa Stress erzeugt sondern Stress abbaut? Etwas, das die chronischen Rücken- und Nackenschmerzen beseitigt?

Muskeltraining kommt dicken Menschen auch insoweit entgegen, weil man dafür überhaupt nicht sportlich sein muss. Anders als beim Joggen, bei dem ein dicker Mensch schon nach zwei Minuten mit hochrotem Kopf japsend innehalten muss, um sich dann so richtig als Looser zu fühlen, stellt man beim Gewichtetraining einfach das Gewicht ein, mit dem man gerade mal so zehn bis 15 Wiederholungen ausführen kann. Fertig. Ganz egal, ob man Jugendlicher oder Rentner ist, man kann sofort auf dem eigenen Leistungsniveau anfangen.

Die meisten Übungen beim Krafttraining macht man im Sitzen oder Liegen. Es sind nur wenige Bewegungen. Es schont die Gelenke. Und es dauert nicht lang. Das Training, wenn es wirklich konsequent durchgeführt wird, sollte nicht länger als 30 Minuten dauern. Es besteht aus permanenten Pausen. Sowas wie Atemnot gibt es dabei nicht. Zwei Mal die Woche reicht. Drei mal die Woche ist die Obergrenze.

Und es ist nicht etwa so, dass nach dem Training Speisen wie Pasta oder Kartoffel-Gerichte "erlaubt" sind. Man soll sie sogar essen! Ernstzunehmende Fitness-Experten empfehlen nach dem Muskeltraining sogar den Verzehr von Schokolade. Oder eine Handvoll Gummibärchen! Weil man dadurch das Muskelwachstum beschleunigt.

Warum empfiehlt man dicken Menschen immer nur Diäten in Kombination mit Gymnastik oder joggen? Etwas, was die Gelenke erst recht belastet? Einschränkungen und Zwänge, die den Druck erhöhen und letztlich den Fettanteil hochtreiben? Steckt da vielleicht doch eine perfide Absicht dahinter? Oder ist es wirklich nur absolute Inkompetenz? Wahrscheinlich macht es einfach mehr Spaß, dicken Menschen etwas wegzunehmen. Ihnen etwas zu verbieten. Sie für ihre angebliche Völlerei zu bestrafen! Und beim unvermeidlichen Scheitern kann man sie dann zurechtweisen. Jeder dicke Mensch, der mal fahrlässig verkündet hat, auf Diät zu sein, weiß, dass ab diesem Zeitpunkt jeder Griff in die Chipsschüssel mit einem "wolltest du nicht abnehmen?"-Kommentar oder Blick geahndet wird. Ernährungsexperte Udo Pollmer hat den Diätwahn als "Gewalt von Frauen gegen Frauen" bezeichnet. Wobei ich allen Frauen als schwachen Trost versichern kann: Auf Männer wird inzwischen der gleiche Druck ausgeübt.

Und noch etwas: Ist die Muskulatur erst einmal aufgebaut, wäre es auch viel leichter, das Fett tatsächlich loszuwerden. Wenn man das dann überhaupt noch für notwendig hält. Denn plötzlich sind alle Werte im grünen Bereich, der Dicke fühlt sich gut und entspannt...

Wer jetzt zu denen gehört, die sagen: Gut und schön, aber ich will mein Fett wirklich loswerden, denen kann ich sagen: Verstehe ich vollkommen. Für euch ist Teil 5 der Reihe. Bereits morgen hier in diesem Blog...

Dienstag, 1. September 2009

Die Urlaubsdiät Teil 3 - Spieglein, Spieglein...

Was (alte wie junge) Menschen zu wenig an Muskulatur haben, gleichen sie fatalerweise oft durch ein zu viel an Fett aus. Leider ist der menschliche Körper darauf geeicht, Fett so schnell wie möglich aufzubauen und "unnütze Muskulatur" (das sind Muskeln, die nicht benutzt werden) abzubauen. Für das Entstehen von "Übergewicht" gibt es viele Ursachen. Darüber kann man lange reden. Letztlich aber hilft es wenig, wenn das ungewollte Fett erst einmal da ist.

Also wird so mancher - wie auch ich kürzlich - den Vorsatz fassen, dieses überflüssige Fett loszuwerden. Was man gemeinhin als "Abnehmen" bezeichnet, heißt eigentlich: Verminderung des Körperfetts.

Inwieweit man damit Erfolg hat, verrät einem blöderweise nicht die Waage. Wie Susie Orbach in ihrem "Antidiätbuch" so treffend meint: "Mit Waagen wiegt man Fische, nicht Menschen." Vielleicht sollten sich die Menschen diese Spruch über den Badezimmerspiegel hängen.

Daher kann ich auch immer nur unverständlich mit den Schultern zucken, wenn mich jemand nach meinem Gewicht fragt. Wieso sollte mich mein Gewicht interessieren? Ich habe schon spindeldürre, sehnige Muskeltypen gekannt, die 90 Kilo auf die Waage brachten. Und ich kannte auch schon träge Fettklopse, die sich freuten, weil die Waage wieder mal unter die 80er-Marke gerutscht ist.

Die Hose ist ein besserer Indikator, aber auch nicht wirklich zuverlässig. Bei jeder neuen Schmarren-Diät isst man in der Regel weniger, weil das Junkfood wegfällt und weil auf dem normalen Teller kalorienärmere Bestandteile landen, die nicht so recht schmecken, weshalb man nur zu gerne auf den Nachschlag verzichtet. Die Folge: Der Magen wird kleiner. Juhu, die Hose geht wieder zu. Und den Gürtel kann man ein Loch enger schnallen. Was für ein Erfolg!!!

Nur das Fett, das ist noch da, bis aufs letzte Gramm. Deswegen jammern auch viele, wenn ihre neueste Diät nach zwei Wochen komischerweise auf der Waage keinen Erfolg mehr zeigt. Klar. Der Magen ist kleiner, es ist etwas weniger Wasser im Körper, der Körper hat sich fleißig beim Muskeleiweiß bedient und Muskulatur abgebaut... Das merkt man auf der Waage und an der Hose. Und jetzt macht der Körper normal weiter.

Da ist für viele dann der Punkt gekommen, mal eine Pause zu machen. "Man soll ja eh nicht so schnell abnehmen." So heißt es dann immer. Mir hat übrigens noch niemand erklären können, warum man nicht schnell abnehmen soll. Würde man bei einer Erkältung sagen: "Werde gesund, aber nicht zu schnell, du weißt ja, wenn man zu schnell gesund wird, wird man auch schnell wieder krank!" Oder wie wäre es damit: "Werd nicht zu schnell reich. Wer schnell reich wird, ist auch schnell wieder arm!" Nö, einen derart kompletten Schwachsinn würde man kaum sagen. Beim Abnehmen aber hört man diesen Spruch immer wieder, und wenn man nachfragt, was denn der Blödsinn soll, faseln die Leute irgendwas vom Jojo-Effekt. Und wenn man keine Ruhe gibt und wissen will, was denn der "Jojo-Effekt" damit zu tun haben soll, dass man langsam abnehmen soll, sind die Leute beleidigt, denn dass man nicht schnell abnehmen soll, das "weiß doch jeder"! Meist kommt dann noch die böse Warnung: "Mach, was du willst, du wirst schon sehen!!!"

Zurück zum Thema: Egal, ob man nun "schnelle" oder "langsame Erfolge" auf der Waage verbucht hat, nach der überraschenden Diät-Stagnation erkennen die Leute, dass sie sich doch auch mal "was gönnen" müssen. Danach geht es zwar wieder "leicht" mit dem Gewicht rauf (keine Sorge, diesmal ist es Fett), aber das ist ja eh "normal" und "immer so". Und schließlich zählt ja eh die "Gesamtbilanz".

Das ist das Schöne an der Waage. Sie redet einem nicht-existente Erfolge ein, die man dann gleich mit dem nächsten Gewichtszuwachs feiern kann. Und sie verschleiert, dass eine Diät einen dicken Menschen immer dicker macht.

Auf diesen Mechanismus wollen auch professionelle Institute nicht verzichten. Der Wunsch, Fett loszuwerden, ist zum rentablen Geschäftsfeld geworden. Doch egal, ob all diese Scharlatane irgendwelche Süppchen, Entschlackungskuren oder obskure Punkte-Systeme verkaufen, sie stellen die Leute erst einmal auf die Waage und faseln was von BMI. Der BMI ist irgendeine willkürliche Formel, bei der man glaubt, von der Körpergröße auf irgendein Idealgewicht schließen zu können. Genauso könnte man die Länge der Nase in Relation zum Gewicht setzen, die Idiotie wäre die gleiche. Aber solange man etwas als "Formel" verpackt, wirkt es wissenschaftlich und wird nicht mehr hinterfragt.

Dabei wäre es technisch - wenn man schon vorgibt, Profi zu sein - gar kein Problem, bei den Kunden erst einmal den Fett- und Muskelanteil zu messen. Und dann kann man sagen: Aha! 40 Kilo Fett! Wie viel wollen sie davon loswerden? Die 16 Kilo Muskeln sollten nämlich bleiben. Oder wollen wir da nicht vielleicht ein bisschen mehr? 18 Kilo vielleicht?

Natürlich misst niemand den Anteil von Muskeln und Fett. Genauso wie niemand auf die Idee kommt, dem Fett generell keine Beachtung zu schenken und sich erst einmal den Zustand der Muskulatur anzusehen.

Würde man das unliebsame Fett messen, würde die zahlungswillige Kundschaft ja viel zu schnell feststellen, dass all die Süppchen, all die Entschlackungstees und all das Beachten von Punkten gar nichts gebracht hat. Sie würden vielmehr sogar vermeintliche Erfolge durchschauen. Sie würden plötzlich schwarz auf weiß sehen, dass nicht das Fett, sondern die Muskulatur weniger geworden ist.

Selbst der neueste Diät-Woodoo, der unter dem Begriff "Metabolic Balance" die Runde macht und bei dem abnehmwillige Menschen zunächst weder Fett, Muskeln noch Wasser verlieren, dafür aber stolze 350 Euro, misst nicht den Fettanteil der "Kundschaft". Dafür gibt es einen mehr als fragwürdigen "Lebensmittelverträglichkeitstest", für den man den Leuten Blut abnimmt. Aber die Fettmessung, die unterbleibt.

Inzwischen gibt es Körperanalysewaagen. Eine gute Idee, leider taugen diese nichts. Tests ergeben immer wieder, dass die Ergebnisse eher dem Zufall als der Realität entsprechen. Man kann also nur dringend davon abraten, seine eigene Erfolgsbilanz einer solchen Maschine entnehmen zu wollen.

Letztlich gibt es nur einen Indikator. Den Spiegel. Und der zeigt auch, dass sowas wie schnelles Abnehmen nicht drin ist, da brauchen irgendwelche schlauen Ernährungsratgeber gar nicht groß betonen, man solle doch "langsam" abnehmen. Der Spiegel offenbart einem gnadenlos, ob Fettpölsterchen noch da sind oder nicht. Meist sind sie halt leider noch da, weshalb der Spiegel als Kontrollinstanz auch nicht sehr beliebt ist.

Eine völlig neue Erkenntnis ist das ja nicht. Bodybuilder haben den Spiegel längst als Kontrollinstanz erkannt. Die wissen genau, dass die Waage ihnen nicht hilft. (Vielleicht macht es denen auch mehr Spaß, in so einen Spiegel hineinzusehen.)

Spätestens jetzt wird so manch einer, der das hier liest, frustriert sein. Was denn? Keine Waage? Keine "ich habe heute wieder ein Pfund abgenommen!"-Frohbotschaft? Nur ein blöder Spiegel, der einem im Grunde nur sagt: Nix sieht man. Gar nix! Der einem so blöd kommt wie der Arbeitskollege, der nach dem 5-Kilo-Waagenerfolg fragt: "Und? Merken Sie schon was?" Und dem man dann am liebsten ins Gesicht schreien würde: "Klar! 5 Kilo!!! Sieht man das etwa nicht?" (Wobei der Kollege, wenn er ehrlich wäre, sagen müsste: "Nö, ich sehe nichts. Sie sind nur etwas gereizter geworden in letzter Zeit, das ist alles, was mir bislang aufgefallen ist.")

Ich weiß: Ich bin gemein. Die Waage ist der Freund des Dicken. Das Punktezählen ist der Freund des Dicken. Wenn man schon nicht mehr so viel essen darf, will man doch wenigstens in Gedanken stets beim Essen sein. Dafür ist so eine Idiotie wie "Punktezählen" geradezu ideal!

Ich habe mich oft gefragt, warum viele dicke Menschen - die ja offenbar gerne essen - lieber eine Diät machen, also Essensverzicht üben, als sich sportlich zu betätigen. Wieso ist die Abneigung gegen den Sport höher als die berechtigte Angst, auf seine Lieblingsspeisen zu verzichten zu müssen?

Vielleicht, weil man es Sport nennt? Wäre denkbar! Sport, dieses grauenvolle Unterrichtsfach aus der Schule, für jedes (und wirklich für JEDES) dicke Kind ein Hort der psychischen Folter? Was dort die Mitschüler an Demütigungen nicht erledigen, besorgen dann meist irgendwelche völlig unsensiblen Sportlehrer, denen im Verlauf ihres Lebens wohl so mancher Fußball zu viel gegen die Stirn geprallt ist. Wie wäre es, wenn es nicht Sport wäre, sondern zum Beispiel "bügeln" oder "Fenster putzen". Kaum jemand tut das gerne, aber wenn ich sagen würde: Zwei mal die Woche 30 Minuten bügeln oder Fenster putzen, und du kannst deine Lieblingsspeise essen... Da würden doch die meisten ja sagen, oder?

Aber das allein reicht nicht. Ich denke: So eine Diät verbindet mit dem Essen. Daher sind Diäten so beliebt. Daher stürzen sich die Dicken immer wieder auf Diäten. All das Punktezählen, die neuen Rezepte, all die Thesen über "gesundes Essen" haben doch zur Folge: Es dreht sich der ganze Tag ums Essen. Ich kenne Leute, die sich zu Hause aufwendig irgendwelche Speisen zubereiten, die sie am nächsten Tag im Büro essen können. Oder die detaillierte Statistiken erstellen, um ihre angeblichen "Erfolge" zu verfolgen. All die Zeit wäre so viel sinnvoller in ein bisschen Muskeltraining investiert. (Und dann bliebe wahrscheinlich noch Zeit übrig, anstelle eines Diätbuchs ein wirklich "gutes" Buch zu lesen. Schließlich will der Gehirnmuskel ja auch mal trainiert werden...)

Aber nein. Die Leute wollen ihre Kalorien und Punkte. Wenn man schon kein Fett verloren hat, will man doch wenigstens stolz verkünden, irgendwelche Punkte oder Wasserkilos eingespart zu haben. Und das nehme ich jetzt weg. Da wird mir so manch einer mit der bockigen Tour kommen: Warum soll man das Fett überhaupt loswerden? Das sind doch alles nur doofe Modediktate, Ausprägungen des aktuellen Schlankheits- und Schönheitswahns! Und überhaupt gibt es doch die frohen Dicken! Und ich bin dick und glücklich!!!

Und ich sage: Leider gilt: Fett bewirkt das Gegenteil von Muskeln!

Muskeln geben Energie und steigern die Libido. Fett raubt Energie und vermindert die Zeugungsfähigkeit bzw. erhöht die Unfruchtbarkeit. Muskeln stärken die Gelenke. Fettleibigkeit schädigt die Gelenke. Muskeln steigern das Selbstvertrauen. Übergewicht hat oft fatale psychosoziale Folgen.

Und vielleicht wird mancher sagen: "Okay okay, bin überzeugt, wäre ich das nicht, hätte ich den ellenlangen Text bis hierher ja eh nicht gelesen. Nur hilft mir das nicht bei der Frage: Wie wird man dieses blöde Fett denn nun los? Von mir aus auch ohne Waage!"

Dazu mehr im nächsten Teil...