Freitag, 25. Juni 2010

Presse non calculat!

Wieder ein Beitrag zum Thema "traue keiner Statistik, die man nicht selbst gefälscht hat". 9,5 Millionen Deutsche haben angeblich ein Problem mit dem Alkohol. Diese Zahl scheint unstrittig. Nur: Bei "RP Online" führt dies zu der Schlagzeile "jeder siebte Deutsche hat ein Alkoholproblem", bei der "Südwest Presse" zu der Meldung, jeder "sechste Deutsche" habe dieses Problem.

Ein bisschen komisch erscheint mir auch dieser Abschnitt in der SWP: "In Deutschland haben 9,5 Millionen Menschen Alkoholprobleme. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist in Luxemburg am höchsten, in der Türkei am niedrigsten." Heißt das, die Deutschen trinken "pro Kopf" (also nicht pro Fuß oder so) in Luxenburg am meisten und in der Türkei am wenigsten?

Alkoholsüchtig sind übrigens - laut den Artikeln - in Deutschland rund 1,3 Millionen... Aha! Was dann mit den restlichen 8,2 Millionen Deutschen sein mag, die nicht süchtig sind, aber ein "Problem mit dem Alkohol" haben, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht vertragen sie ihn einfach nur nicht, oder finden ihn generell unsympathisch... Man weiß es nicht.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Was mir gefällt...

Stellt euch vor es ist Facebook und keiner geht hin.

Jetzt wollte ich es testhalber doch mal ausprobieren und habe mich einfach nur mit Namen und E-Mail-Adresse bei Facebook angemeldet. Faszinierend: Gleich nach der Anmeldung kriegt man eine Liste serviert, eine Liste mit Leuten, von denen man die meisten tatsächlich kennt. Denn Facebook ist irgendwie mit GMX verknüpft und untersucht dann gleich, an wen man so E-Mail verschickt hat und wer von diesen Leuten wiederum mit anderen eine Facebook-Freundschaft pflegt.

Jedenfalls dauert es nicht lange, bis man kuriose Mails bekommt. Sowas wie: "Sascha Vennemann hat dir Sascha Vennemann vorgeschlagen" oder "Sascha gefällt Sascha Vennemann auf Facebook."

Das mit dem "gefallen" ist nämlich so eine Sache bei Facebook. Da wurde ich irgendwie gefragt, ob mir irgendein Freundschafts- oder Seitenvorschlag "gefällt", ich klickte etwas arglos "ja", um dann mit großer Verblüffung folgenden Text zu lesen: "Dir gefällt jetzt Sascha Vennemann."

Facebook-Jünger werde ich so bald nicht, ich wollte meinen Account auch schon wieder deaktivieren, fand da aber auf die Schnelle gar nicht, wie das geht. Ganz schön raffiniert von Facebook. Außerdem will ich ja nicht wie bei "Tron" vom Computer aufgesaugt werden, um dann gegen das Oberprogramm Yahtzee spielen zu müssen.

Mittwoch, 9. Juni 2010

Metro

Nachdem ich mir kürzlich einige sehr gute Sachbücher reingezogen habe, wie das, das oder das, war es an der Zeit, mal wieder einen Roman zu lesen. "Metro 2033", der Debütroman des russischen Schriftstellers Dmitry Glukhovsky, hatte meine Neugier geweckt, weil ich die Idee faszinierend fand. Überlebende eine Atomkriegs leben in einer Metro!

Dmitry Glukhovsky, der neben russisch übrigens auch fließend französisch, deutsch, hebräisch und spanisch spricht, beschreibt in seinem Buch eine Welt nach einem Holocaust aus Nuklear- und Biowaffen. Viele Moskauer Bürger hatten in dem gigantischen Metronetz von Moskau überleben können. Dort entstand bald eine eigene Gesellschaft mit verschiedenen Ausprägungen.

Die Moskauer Metro liegt zum Teil nicht nur Hunderte von Metern unter der Erde, die zahllosen gigantischen Bahnhöfe sind zum Teil auch echte Kunstwerke, fast schon unterirdische Paläste. Tatsächlich wurde die Moskauer Metro als Bunker gegen einen Nuklearangriff entworfen.

In "Metro 2033" wird diese gigantische Untergrundwelt lebendig. Wir begleiten den 20jährigen Artjom, der hofft, in der Polis Hilfe für seinen "Bahnhof" zu finden. Denn seine Heimat wird von den geheimnisvollen "Schwarzen" bedroht wird, seltsame Angreifer, denen immer mehr Leute zum Opfer fallen. Auf dieser Odyssee trifft Artjom auf allerlei Gruppierungen und Persönlichkeiten, welche aktuelle Gesellschaftsgruppen verschärft widerspiegeln. Zugleich kann er manchmal seinen eigenen Sinnen nicht trauen. Als Leser weiß man oft selbst nicht, was von dem Sammelsurium an Berichten und Legenden, von denen der staunende Artjom erfährt, überhaupt stimmt.

"Metro 2033" ist ein zynisches Buch, in dem geschildert wird, wie der Mensch grausam dafür bestraft wird, dass er seinen eigenen Planeten zerstörte und vergiftete. Das finstere, trostlose Leben im Untergrund wird im Verlauf des Romans immer drastischer geschildert.

Insgesamt also ein absolut fesselnder, stimmungsvoller Roman. Ich bin gerade dabei, die Fortsetzung "Metro 2034" zu lesen. Auch wenn - wie ich hörte - dieses Buch schwächer sein soll als der Vorgänger, so hat es mich ebenfalls sofort in seinen Bann gezogen.