Dienstag, 22. März 2011

Unverhofft kommt manchmal oft

J.R. Ewing hat den Satz nicht erfunden, aber in einer "Dallas"-Folge gesagt: "Überraschungen sind die Gewürze des Lebens".

Wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einst die Heftreihe "Sternenfaust" leiten würde, ich hätte gefragt, was er geraucht hat. (Und zwei Monate später hat mich damals Susanne Picard gefragt, und meine Reaktion war: ICH???)

Und kaum zu glauben, dass es gerade mal etwas über ein Jahr her ist, dass ich mir eine Playstation 3 gekauft habe. Dass ich seitdem zum Zocker-Fan geworden bin, hätte ich mir selbst nie ausmalen können. Das liegt einfach daran, dass sich Spiele so massiv verändert haben. Ging es früher darum, irgendeine Figur durch abstrus-abstrakte Game-Welten zu steuern, taucht man nun in eine erzählerisch dichte Welt ein. Spiele sind heute viel filmischer, mit aufwendigen Soundtracks und nicht selten mit Hollywood-Autoren fürs Drehbuch. Vor allem aber: Die großen Science-Fiction- und Phantastik-Welten findet man zurzeit leider weder im Kino noch im Fernsehen, sondern in den Videospielen. Hier eine Liste der von mir kürzlich durchgezockten Spiele:

James Bond: Blood Stone 007

Also, an MIR lag es nicht, dass das Studio dieses genial-kurzweiligen Spiels Pleite ging. Anders als in vielen Verrissen fand ich dieses Spiel unterhaltsam, optisch umwerfend und inhaltlich vergnüglich. Ein guter Ersatz für den verschobenen Bond. Zudem mit sehr guter Synchro!

Quantum Theory

Ja, ich war einer von denen, die diesen wirren Krampf durchgezockt haben. Die Story ist mir noch immer ein Rätsel. In einer postapokalyptischen Welt wird das Leben von einem Material nemens "Erosion" bedroht, das irgendwie mit "lebenden Türmen" zusammenhängt, die von irgendwelchen Cyberkämpfern erobert werden, die sich mit der Diablosis anlegen? Verwirrt? Das ist man nach dem Spiel auch.

God of War 3

Nachdem ich "God of War 1" wegen vieler frustiger Stellen nur mit Tobsuchtsanfällen durchspielte, "God of War 2" deswegen sogar abbrach, war mir zunächst die Lust am Krieggott Kratos vergangen. Kürzlich habe ich mich dann an "God of War 3" gewagt und war beeindruckt: Tolle Action, tolle - fast künstlerische - Bilder, ein bombastischer Soundtrack ...

Vanquish

Ja, diese japanischen Spiele halt. So hektisch, dass man kurz vor dem epileptischen Anfall steht. Ein kurzweiliges Ballerspiel auf einer abgedrehten russischen Raumstation, auf Dauer aber ein wenig eintönig. Ein seltsamer Wechsel von zu leichten und bockschweren Stellen.

Dead Space 2

Wenn man das spielt, merkt man, was anderen Spielen fehlt. Hier stimmt alles: Die spannende Story, die Effekte, die Synchro, der Grusel, die Herausforderung, die Atmopshäre ... Die Welt von "Dead Space" wurde ja inzwischen von Comics und Romanen erweitert (ich lese gerade Dead Space: Märtyrer (ein eher fader Roman), eine Kinofilm ist in Vorbereitung.

Killzone 3

Ego-Shooter haben den Nachteil, dass sie mich sehr schnell langweilen. Das hat mir dieses Spiel bestätigt. Es ist grandios gemacht. Allein 70 Minuten Cut-Szenes, wieder ein genialer Soundtrack, der dauernd auf meinem iPod läuft, umwerfende Graphik ... Ein Exklusiv-Titel für die Playstation 3, der sogar für die c't gelobt wurde. Und dennoch: Irgendwann wurde es mir zu eintönig.

Dragon Age II

Nur noch brillant! Dieses Spiel habe ich bereits einmal durchgezockt, jetzt bin ich beim zweiten Durchgang. Diesmal als Magier (vorher spielte ich einen Krieger). Macht als Magier weitaus mehr Spaß, kann jedem diese Rolle nur empfehlen. Eine spannende Story, originell gelöst, gut gemacht. Nur die Kämpfe sind mir eher zu hektisch und zu wenig taktisch, da gefiel mir "Final Fantasy 13" dann doch besser. Ansonsten aber eines der unterhaltsamsten Spiele, die ich je in meiner Konsole hatte.

Freitag, 18. März 2011

Häh?


(Quelle: Stuttmann Karikaturen)

Ich weiß ja nicht wirklich, wie ein Atomkraftwerk funktioniert.

Aber offenbar ist es so: Sie werden dadurch sicherer, indem man sie für drei Monate abschaltet und das ganze großspurig "Moratorium" nennt, was zu deutsch wohl so viel wie "Volksverarsche" heißt.

Aber vielleicht kenne ich mich einfach nur nicht genug aus. Vielleicht ist es ja bei Atomkraftwerken wirklich so, dass die wie ein Windows-Rechner funktionieren. So ein Windows-Rechner läuft, wenn man ihn mal runterfährt und dann wieder neu startet, auch manchmal besser als vorher.

Merkel meinte ja gestern in ihrer Rede: "Wir wissen, wie sicher unsere Kernkraftwerke sind." Und dann meinte sie, gerade weil die Kraftwerke sicher sind, müsse man handeln, denn ihr Grundsatz sei: Im Zweifel für die Sicherheit! Was wohl so viel heißt wie "im Zweifel für den Angeklagten", so nach dem Motto: Die Kernkraftwerke kommen jetzt mal für drei Monate in Untersuchungshaft, werden dann aber freigelassen, weil sie im Zweifel einfach als sicher gelten.

Ob "wir" wissen, wie sicher die Kraftwerke sind, bezweifle ich. Allerdings dürften "wir" wissen, was in drei Monaten passieren wird. Es wird von einer "vernünftigen Lösung", einem "wirtschaftlich und moralisch vertretbaren Kompromiss" gefaselt werden. Man wird angeblich erhöhte Standards einführen, eine Gefahr für die Bürger ausschließen und weitermachen, den Atomausstieg dann jedoch vorverlegen, von 2050 vielleicht auf das Jahr 2045.

Ändert halt nichts am aktuellen Problem. Was "alle" wissen: Merkel hätte am liebsten ein Wahl-Moratorium. Und das nicht nur wegen des Disasters in Japan, das aller Welt die Lüge von der Beherrschbarkeit der Atomkraft drastisch vor Augen führt. Es bröckeln nicht nur die Kraftwerke. Es bröckeln viele konservative Lügen. Das Märchen vom "freien Markt"? In sich zusammengebrochen. Der Bürger erlebt längst nur noch einen Markt, der zwar für die Vermögenden Milliarden-Gewinne anhäuft, die Verluste jedoch der Allgemeinheit aufdrückt.

Die "konservativen Werte" bröckeln genauso. Das Ideal der Familie (Mann, Frau, Kind) repräsentiert das eigene Kabinett nicht mehr. Die "Werte der Kirche" wurden durch zahlreiche Missbrauchsfälle beschmutzt. Und die bürgerlichen Tugenden der Rechtschaffenheit hat man auf dem Guttenberg-Altar geopfert.

Im Moment hat Merkel zwei Möglichkeiten: Sie hält an der Atomkraft fest und entscheidet sich damit gegen die Interessen der Bürger. Oder sie kehrt zum von Rot-grün beschlossenen Ausstieg zurück. Dann hat sie ihre Inkompetenz genauso eindrucksvoll bewiesen, wie uns Japan im Moment die Gefahren der Atomkraft drastisch vor Augen führt.

Dienstag, 15. März 2011

Der Ausstieg vom Ausstieg pausiert

Deutschland, das Land der Aussteiger und Pausen! Erst gab es den Atomausstieg, dann kam der "Ausstieg vom Austieg", der jetzt aber wiederum pausiert.

Absurd ist es natürlich im Moment schon ein wenig, wenn nun Atomkraftgegner zu Recht den deutschen Atomkraftwerken vorwerfen, sie seien vollig veraltet und überholt. Das sind sie zwar, aber halt schon auch deshalb, weil seit Jahrzehnten immer wieder vom "Ausstieg" gesprochen wird, aus dem dann gerne mal wieder ausgestiegen wird ... oder er pausiert dann halt.

Aber nun sind sie nun mal, wie sie sind: Veraltet.

Und das ist die große Verarsche! Eine Verarsche, mit der man in Deutschland weit kommt. Denn der Deutsche bildet sich ja noch immer viel ein auf sein "Made in Germany". Also kann man ihm einflüstern, dass deutsche Kraftwerke eben noch echte, deutsche Wertarbeit sind.

Um diese Verarsche zu perfektionieren, spricht man dann schnell von "erneuten Sicherheitsprüfungen", die man durchführen will. Solange bei dieser Prüfung die Sicherheitskriterien nicht verändert werden - und die sind, da sind sich viele einig, viel zu lasch -, wird das Ergebnis kaum überraschend sein. Die Merkel-Taktik ist also: Man macht erstmal nix. Die Sicherheitsprüfung kann man machen oder auch nicht, das Ergebnis ist jetzt schon klar. Und dann wird man in ein paar Wochen verkünden, dass eine "erneute Prüfung" zweifelsfrei ergeben hat, dass die Kraftwerke sicher sind. Aber bis dahin wollen wir doch nicht auf den Rücken der Japaner eine Atomdebatte führen. (So wie Guttenberg ja nicht auf dem Rücken der Soldaten eine Diskussion um seine Person haben wollte.)

Und wenn die Menschen aber dennoch debattieren wollen? Dann erklärt man eben mal schnell ein paar Ergebnisse zur Geheimsache. Im Sommer 2010 lag in Österreich eine Untersuchung über das Atomkraftwerk "Isar 1" vor. Sie wurde auf Drängen der deutschen Behörden als Verschlusssache behandelt, weil eine Veröffentlichung "Betriebsgeheimnisse gefährden" würde. Und Horst Seehofer setzte sich im gleichen Sommer für eine "unbegrenzte Laufzeitverlängerung" ein. Komisch, dass er jetzt so ganz plötzlich das Kraftwerk vom Netz nehmen will.

Merkel erinnert ein wenig an einen Schulleiter, der einem Lehrer sagt, er solle den Sohn seines guten Freundes noch einmal benoten, etwas anderes als Note Eins wäre aber nicht drin. Merkel wörtlich: "Ein Abschalten deutscher Kernkraftwerke kann und darf nicht unsere Antwort sein!" Erinnert ein wenig an "Stuttgart 21". Da hat man auch noch mal "geprüft", allerdings mit der Vorgabe, dass ein Baustopp nicht zur Debatte steht.

Mittwoch, 2. März 2011

Der schwerste Schritt seines Lebens

"Dies ist der schwerste Schritt meines Lebens!" Das waren die Worte von Karl-Theodor zu Guttenberg. Damit meinte er seinen Rücktritt von den politischen Ämtern.

Verstehe. Das einzige, das dieser Mann bedauert, ist der Verlust von Macht und Prestige. Dabei hätte es in seinem Leben ganz andere "schwere Schritte" geben müssen. Einer der schwersten Schritte seines Lebens hätte sein müssen, seinen Doktorvater Professor Peter Häberle zu belügen, ihm eine Arbeit vorzulegen, die zu großen Teilen (oder im Fall eines Ghostwriters vollständig) nicht von ihm verfasst wurde. Der schwerste Schritt seines Lebens hätte es sein müssen, für einen derartigen Betrug ungeniert ein "summa cum lauda" zu kassieren und damit zu prahlen. Der schwerste Schritt seines Lebens hätte es sein müssen, die Kanzlerin und die Wähler mit dem Gerede von "ein paar vergessenen Fußnoten" für dumm zu verkaufen.

"Der schwerste Schritt meines Lebens", das sagt ein Mann, der schon mehreren Beerdigungen beiwohnte. Beerdigungen von Soldaten, die für einen mehr als fragwürdigen Krieg gefallen sind.

Doch das alles war für von Guttenberg offenbar nie ein "schwerer Schritt". Denn es verhalf ihm zu dem, was er einzig und allein und mit allen Mitteln anstrebte und woran er sich später klammerte: Macht und Prestige.

Einem Mann, dem es allein um Macht und Prestige geht, dem ist es egal, wie er zu Einfluss und akademischen Titeln kommt. Hauptsache, er kriegt sie. Und konsequenterweise ist der Verlust von Macht und Prestige für einen solchen Mann dann auch das Schlimmste, das ihm passieren kann.

Leider ist von Guttenberg hier keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil. Er ist der typische, moderne Politiker. Heute geht es niemanden mehr um die Sache. Es geht um Macht. Und um Machtkämpfe. "Nach der Wahl ist vor der Wahl", das geben Politiker ganz unumwunden zu, und begreifen dabei gar nicht, dass sie vom Volk nicht gewählt wurden, um Wahlkampf zu machen. Sie sind gewählt worden, um gute Regierungsarbeit zu leisten. Und zwar nicht für Finanz-, Pharma- und Energiekonzerne. Auch nicht für die "Bild"-Zeitung. Sondern für den Bürger.

Leider ist das der Nachteil des demokratischen Systems. Es hilft denen nach oben, die nicht für die Sache, sondern für ihre eigene Macht kämpfen. Die es gelernt haben, mit fragwürdigen Medien zu kooperieren. Die auf die Unterstützung finanzstarker Geldgeber vertrauen können, weil sie bereit sind, sich in der Amtszeit gefällig zu erweisen.

Viele durchschauen es und wenden sich ab. Dann sprechen die Politiker gern von "Politikverdrossenheit", und erkennen gar nicht, wo diese Verdrossenheit herkommt, wollen nicht wahrhaben, dass der Fisch vom Kopf stinkt, und dass sie die Basis nicht auf Dauer verarschen können.

Ab und zu gelingt die Verarsche. Dann gelingt es kurz, den Wählern vorzumachen, es ginge "um die Sache". Den Grünen gelingt dies im Moment zum Beispiel ganz gut. Sie stellen sich gegen zu niedrige Hartz IV-Sätze und Stuttgart 21, obwohl sie beides einst mitentschieden haben. Und es gelang von Guttenberg. Darin war er Meister. "Guttenberg war ein Mann, mit dem man sich als Wähler identifizieren konnte", meinte heute früh ein Anrufer bei "Bayern 3". Und kapiert dabei gar nicht, dass er hier von einem millionenschweren Baron spricht, der für die eigene Macht und das eigene Prestige alles tat. Der sich nicht entblödete, bei einem mehr als notwendigen Besuch der Soldaten im Hindukusch das Fernsehteam eines kommerziellen Privatsenders mitzunehmen.

"Soviel Scheinheiligkeit und Verlogenheit war selten in Deutschland", meinte die Kanzlerin, und sie hat recht. Gestern ist ein kleiner Teil dieser Scheinheiligkeit und Verlogenheit zurückgetreten.