Dienstag, 25. September 2012

Überflüssiges

Seit langer Zeit war ich mal wieder im Kino. In "The Expendables 2".

Ich hatte mir ja noch überlegt, ob ich mir vorher ein Bier kaufen soll. Habe es dann doch nicht getan. Ein Fehler!

"The Expendables 2" ist einer der Filme, über die man eigentlich nichts sagen darf, ohne dass einem das "darüber darf man bei so einem Film nicht nachdenken"-Argument entgegengehalten wird. Nun gut, nun gut. Kein Nachdenken! Ohne Nachdenken kann ich sagen: Der Anfang des Films war großartig.

Der Rest wird dann ein wenig eintönig. Vor allem, wenn man kein Bier dabei hat. Stallone ist im Alter cooler als in seinen jungen Jahren, und das gilt auch für Dolph Lundgren, Chuck Norris, Jean-Claude van Damme, Bruce Willis und Schwarzenegger. Zugegeben, Stallone, Lundgrene, van Damme und Schwarzenegger könnten inzwischen auch gut in jeder Geisterbahn arbeiten und dort Fahrgäste zu Tode erschrecken, aber cooler als moderne Jungspünde wie LaBeouf oder Taylor Kitsch sind die auch in fünfzig Jahren noch. Ach ja, Charisma Carpenter ist auch dabei, schön, dass sie seit ihrer Buffy- und Angel-Zeit wieder was gefunden hat, auch wenn sie nur die Frau von Jason Statham spielen darf.

Dann gibt es in dem Film noch so einen komischen, zweiundzwanzigjährigen Vogel namens Liam Hemsworth, und bevor sich der durchschnittliche Zuschauer fragen kann, was denn dieser schwule Typ da zu suchen hat, wird auch schon mehrfach betont, dass "Billy" (so heißt seine Rolle) eine Freundin in Frankreich hat.

Kurz darauf wird das Bürschchen völlig grundlos gekillt, sodass Stallone und die anderen einen Grund zur Rache haben. Und ein paar Tonnen Plutonium müssen sie auch noch sicherstellen, als MacGuffin oben drauf.

Genau bei dieser Befreiungsaktion wird dann aus irgendwelchen Gründen nur noch geballert. Ab und zu gab es ein paar witzige Selbstreferenzen, dann wurde der Film immer wieder mal irgendwie nachdenklich und tat so, als sollte man all den Unfug tatsächlich Ernst nehmen. Dann wieder Geballer.

Und ich hocke da, völlig ohne Bier und mit bereitwilligem Gehirn auf Sparflamme, und spüre mehr und mehr, wie meine Enttäuschung wächst. Wie leider schon bei Teil 1. Anstatt das giganitische Actionkino der 1980er Jahre wiederzubeleben, mit ausgeklügelten Autojagden und Stunts, sehen wir hier immer nur ratternde Maschinenpistolen, mit viel zu viel Düsternis und zu realistischer Brutalität.

Genau aus diesem Grund kommen irgendwie alle zu kurz. Vor allem Chuck Norris. Der Mann ist noch immer cool, aber nach dem Film fragt man sich, warum er eigentlich dabei war. Im Grunde doch nur, um das Gesicht eines weiteren Achtzigerjahre-Actions-Stars präsentieren zu können. Oder Jason Statham: Der hat einen in den "Crank"-Filmen umgehauen. Hier fällt er kaum auf.


Fazit: Beim nächsten Teil von "The Expendables" werde ich dafinitiv das Bier nicht weglassen.

Dienstag, 18. September 2012

Aufklärung

Was heutzutage alles unter dem Begriff "Aufklärung" läuft, spottet längst jeder Beschreibung.

Gesundheitliches Halbwissen, Ernährungsirrtümer von Vorgestern oder unverhältnismäßige Panikmache, sie alle laufen unter dem Begriff "Aufklärung". Und die "Aufklärungen" prasseln nur so auf uns ein.

Ein besonders schönes Beispiel ist die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die seit drei Jahren bei einem Budget von fünfzig Millionen Euro Deutschland mit Plakaten bepflastert, auf denen junge Menschen über die "Gefahren" des Saufens aufgeklärt werden sollen.

Was aber sind die Gefahren des Saufens? Natürlich, natürlich, Alkohol ist irgendwie "ungesund", für die Leber usw. (außer bei Rotwein, der das absurderweise nicht sein soll), wissen wir alle. Aber das Thema "ungesund" ist inzwischen ein so weites Feld, das man damit niemanden mehr beeindrucken kann. Das kommt halt davon, wenn die "Aufklärung" inzwischen alles und jedes für "ungesund" erklärt, vom normalen Haushaltszucker über Kartoffelchips und Leberwurst.

Letztlich gibt es zwei Gefahren beim Thema Alkohol. Zum einen: Man kann eine lebenslange Sucht entwickeln, vor allem, wenn man noch jung ist. Zum zweiten: Alkohol ist ein tödliches Gift. Wer eine bestimmte Grenze überschreitet – und die ist bei jedem unterschiedlich hoch – kann daran sterben.

2008 kamen etwa 25.000 Menschen wegen Verdachts auf Alokoholvergiftung ins Krankenhaus. Diese Zahl ist angeblich steigend. Das muss aber nicht heißen, dass mehr gesoffen wird. Es kann auch bedeuten, dass die oft unterschätzten Gefahren einer Alkoholvergiftung schneller erkannt werden und man Menschen, die man früher zum "Ausschlafen" des Rauschs ins Bett geschickt hätte, heute ins Krankenhaus bringt.

Nichtsdestotrotz sah man angesichts der "Zahlen" die Zeit für gekommen, eine "Aufklärungskampagne" zu starten. Und natürlich war diese Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein "voller Erfolg". Bei den 18 bis 25jährigen stieg seit der Kampagne das sogenannte "Rauschsaufen" permanent an. Mit anderen Worten: Genau das, was die Kampagne bekämpfen wollte, hat zugenommen.

Fairerweise muss man sagen, dass das sogenannte "Komasaufen" bei den 12- bis 17-Jährigen rückläufig ist. Das ist es aber bereits seit 2007, der "Erfolg" setzte also schon zwei Jahre vor der "Kampagne" ein. Man muss nicht erwähnen, dass dies die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung natürlich nicht darahin hindert, sich diesen "Erfolg" auf die eigene Fahne zu schreiben.

Ansonsten lautet das Fazit: Es wird mehr gesoffen. Das muss nichts mit der Kampagne zu tun haben. Vielleicht aber hat es ja doch etwas damit zu tun, dass die Bilder der Kampagne – junge, hippe Menschen trinken Alkohol – nicht wirklich abschreckend sind.

Während nämlich gesellschaftliches Trinken bei normaler Alkoholwerbung nicht gezeigt werden darf, weil man sich des Werbeeffekts solcher Bilder sehr wohl bewusst ist, beglückt uns nun genau diese Aufklärungskampage mit solchen Bildern. Bilder sind immer stärker als Texte. Vor allem dann, wenn diese Texte nicht viel hergeben und als einzige große Gefahr schildern, dass man sich im betrunkenen Zustand schnell daneben benimmt.

Denn genau das ist es. Das ist laut Kampagne die Alkoholgefahr. Sie lautet schlicht gesprochen: Männer werden zu Raufbolden, Frauen werden zu Huren.

Was eine echte Kampagne sein will, das hat natürlich nicht nur Plakate. Natürlich druckt man da auch Aufklärungs-Broschüren. Und eine solche gibt es natürlich auch hier. Ich möchte nicht wissen, an wie vielen Jugendeinrichtungen und Schulen diese Broschüre verteilt wurde. Darin enthalten sind abschreckende "Erfahrungsberichte" mit Alkohol. So schildert die "18jährige Jana" auf Seite 11 dieser Broschüre etwas geradezu Haarsträubendes: "Eine Freundin von mir hatte vor Kurzem ein blödes Erlebnis. Sie hatte zu viel getrunken und hat dann mit einem Typen rumgemacht, den sie gar nicht mag und auch nicht attraktiv findet. Nüchtern hätte sie das nie gemacht."

Gibt es eine deutlichere Botschaft an junge Männer, Frauen abzufüllen, damit sie "willig" werden? Warum nicht als Überschrift ein "Besoffen hüpfen Mädchen mit jedem ins Bett!"? Und sorry, wenn ich das so politisch unkorrekt sage, aber wirken die "nüchternen" Jungs oben auf dem "Aufklärungsplakat" im Vergleich zu den besoffenen nicht irgendwie ein bisschen schwul? Oder hat da die Aufklärungszentrale die "abschreckenden" Bilder vertauscht? Sind diese harten Jungs, die sich nüchtern gerne mal sportlich austoben, im besoffenen Zustand solche, die anfangen zu "experimentieren"?

In der "Aufklärungs-Broschüre" gibt es sogar noch - zur endgültigen Abschreckung - eine Kalorientabelle. Darin erfährt man, dass ein Glas Wein sage und schreibe 68 Kalorien hat, ein Glas Sekt sogar 80! Na, da trinken wir doch lieber Cola oder Bubble-Tea, um in Stimmung zu kommen und um gleichzeitig schlank zu bleiben, nicht wahr? Oder wir essen Schokolade. Eine Tafel hat übrigens demnach so viel wie zehn Gläser Wein. Absolutely shocking!

Ehrlich: Wenn man nach drei Jahren Aufklärungskampagne dieser Art nun einen deutlichen Anstieg des Saufens bei jungen Menschen feststellt, muss ich mich sehr wundern. Ich hätte damit gerechnet, dass die Zahl der jungen Säufer sprunghaft ansteigt.

Donnerstag, 13. September 2012

Much ado about nothing

Es war ein Event, das auf nicht wenigen Internetseiten sogar mit Live-Ticker verfolgt wurde: Die Präsentation des angeblich heiß erwarteten iPhone 5.

Zu Apple hat ja jeder eine Meinung und irgendein Vorurteil. Das Wort "Religionsersatz" fällt da regelmäßig, und sieht man sich das Bild oben mit Apple-Chef Tim Cook bei der Präsentation des iPhone 5 an, scheint der Vergleich zu passen.

Apple ist natürlich auch ein Politikum. Während konservative Blätter wie Bild, Focus und auch Spiegel Online jubilieren, suchen Blätter wie Taz, Die Zeit oder die SZ natürlich brav nach dem Haar in der Suppe, garniert mit abwertender Ironie.

Der Mensch braucht seinen Glaubenskrieg, und im Gegensatz zu echten religiösen Kriegen läuft der hier ja erfreulich harmlos und zivilisiert. Die Machanismen sind klar: Besitzer von anderen Smartphones wie Samsung sehen natürlich verächtlich auf die "Apple-Jünger" herab. Und die Apple-Konsumenten fühlen sich natürlich noch immer als Teil einer uneinholbaren Elite, für die etwas anderes gar nicht in Frage kommt.

Das neue iPhone ist natürlich ein Witz, die Neuheiten sind geradezu lachhaft. Der stets erwähnte Gewichtsunterschied zum Vorgängermodel ist in etwa so eindrucksvoll wie zwischen einer Ritter-Sport-Tafel und einer "Bio"-Ritter Sport; die meisten würden bei einem Blindtest wahrscheinlich nicht in der Lage sein, das "schwerere" Handy zu benennen.

Es gibt ein paar neue Gadgets, sowas wie LTE (das vorerst kaum einer nutzen wird), doch letztlich fällt ein Vergleich zwischen den Modellen doch gelinde gesagt dürftig aus, was vor allem deshalb amüsiert, weil ja das iPhone 4s als Nachfolger zum iPhone 4 ein viel größerer Sprung war, damals aber eben wegen der zu geringenen Neuerungen keine neue Zahl bekommen hatte. Wenn Apple ehrlich wäre, hätten sie das neue iPhone "iPhone 4s_v2" nennen müssen.

Eines haben alllerdings alle Smartphones gemeinsam. Sie sind heute der Technikmüll von morgen. Und mit "morgen" ist ein Zeitraum von vielleicht zwei oder drei Jahren gemeint. Wäre das iPhone eine Aktie, sie wäre im freien Fall, keiner würde sie kaufen.

Immerhin hat Apples neues iPhone angeblich einen Pluspunkt gegenüber dem Vorgänger, einen Pluspunkt, der in allen Artikeln – wenn überhaupt – immer nur am Rande erwähnt wird. Auf der Apple-Vergleichsseite findet man das neue Feature gar nicht.

Was ist es? Eine neue Oberfläche? Eine neue App?

Nein! Das neue iPhone hat angeblich aufgrund zusätzlicher Mikrophone gegenüber den Vorgängern eine deutlich bessere Qualität der Telefongespräche vorzuweisen. Das ist nämlich angeblich bislang einer der kitzekleinen "Schwachpunkte" von Apples Qualitäts-Smartphones: Die Gesprächsqualität wird - so heißt es - immer wieder mal kritisiert.

Allein das zeigt, dass man bei Apple keinen Plan mehr hat, was man an seinem Vorzeige-Gerät noch an Features und Gadgets hinzufügen kann. Wenn die Techniker dort tatsächlich anfangen, sich so etwas Langweiligem wie der Gesprächsqualität beim Telefonieren zu widmen, ist Apples Zeit wohl allmählich wirklich abgelaufen.

Montag, 10. September 2012

Rauchen mit Ekel

Der Mensch neigt zum Wahnsinn und pervertiert damit jede im Ansatz gute und richtige Idee. Das ist die Erkenntnis, auf die am Ende immer wieder alles hinausläuft.

Lange hat es gedauert, bis die Gefahren des Rauchens und Passivrauchens erkannt und eingestanden wurden. Es gab viele Widerstände, um begreiflich zu machen, dass es für Nichtraucher unzumutbar ist, wenn sie sich als Bedienungen oder Gäste in Lokalen befinden und dem Rauch ausgeliefert sind, den Raucher mit ihren Zigaretten erzeugen.

Doch nun scheint man in kollektive Hysterie zu verfallen, wenn man die Pläne betrachtet, die im Moment angeblich in Brüssel ausgeheckt werden. Einheitliche Zigarettenschachteln, das Verbot von Zusätzen wie Mentol, abschreckende Bilder von typischen Raucherkrankheiten auf den Schachteln – und zwar neben den übergroßen "Warnungen", die dort ohnehin schon angebracht sind.

Geht es hier wirklich noch um den "Schutz" von Rauchern und Nichtrauchern? Oder geht es darum, den Rauchern endgültig den Spaß am Rauchen zu vermiesen, ihnen ein derart schlechtes Gewissen einzureden und ihnen so viel Panik zu machen, dass sie allein deshalb wahrscheinlich doppelt so viel rauchen, um sich zu beruhigen.

Aber man denkt dabei ja nur an das Wohl der Menschen, nicht wahr? Doch man stelle sich vor, dieses Beispiel würde Schule machen? Neben jedem Lenkrad im Auto müsste man Bilder von haarsträubenden Verkehrsunfällen anbringen. Auf jeder Sektflasche müssten Bilder von Alkohol-Lebern pranken. Auf Feuerwerkskörpern sollte man verunstaltete Patienten zeigen, welche zu leichtsinnig mit den gekauften Böllern umgingen. Gleiches gilt dann freilich für Grillanzünder, Abflussreiniger oder Bügeleisen.

Am Ende leben wir dann in einer Welt der wohlmeinenden Abschreckung, bis niemand mehr unbeschwert irgendetwas tun kann, das potenzielle Gefahren birgt.

Wer mal ein wenig Zeit hat ...

und diese Zeit sinnvoll verbringen möchte, sollte sich die Filmkritiken von "Mister Plinkett" ansehen:

Star Wars - Episode 1

Teil 1: http://youtu.be/FxKtZmQgxrI
Teil 2: http://youtu.be/ZG1AWVLnl48
Teil 3: http://youtu.be/IdQwKPVGQsY
Teil 4: http://youtu.be/SOlG4T1S2lU
Teil 5: http://youtu.be/TBvp1r2UpiQ
Teil 6: http://youtu.be/ORWPCCzSgu0
Teil 7: http://youtu.be/fIWKMgJs_Gs

Mit deutschen Untertiteln:
http://youtu.be/8d-FjmqGqH0
http://youtu.be/_NWp9AXXoxM

Star Wars - Episode 2

Teil 1: http://youtu.be/CfBhi6qqFLA
Teil 2: http://youtu.be/Im7k4LUzA3Y
Teil 3: http://youtu.be/ux8pCqiiBLA
Teil 4: http://youtu.be/qGnorxUw4AA
Teil 5: http://youtu.be/Hz1L63TdhC8
Teil 6: http://youtu.be/o-isAmaVbsM
Teil 7: http://youtu.be/Blkx6axytKQ
Teil 8: http://youtu.be/9QThD0r3hZg
Teil 9: http://youtu.be/Iq0wv2ossJU

Star Wars - Episode 3

http://redlettermedia.com/plinkett/star-wars/star-wars-episode-iii-revenge-of-the-sith/

Star Trek: Generations

Teil 1: http://youtu.be/h06WKYFYdlo
Teil 2: http://youtu.be/azSh47-oRPI
Teil 3: http://youtu.be/Zqb9q3c1Pxo

Star Trek: Insurrection

Teil 1: http://youtu.be/qlV3bsafkq0
Teil 2: http://youtu.be/yr4RHI01t38
Teil 3: http://youtu.be/zVeXdhADrmI
Teil 4: http://youtu.be/JmUzoIENIXc

Star Trek: Nemesis

Teil 1: http://youtu.be/8ZjkHUrEuHc
Teil 2: http://youtu.be/CoWfTq8dYos
Teil 3: http://youtu.be/5DT7sSp-3_I
Teil 4: http://youtu.be/Oi5mj6-CUiY

Star Trek 2009

http://redlettermedia.com/plinkett/star-trek/star-trek-09/

Donnerstag, 6. September 2012

Hier sind Mathelehrer gefragt

Dass ein Großteil der Menschheit für einfache Rechen-Aufgaben zu blöd ist, muss man wohl hinnehmen.

Nicht hinnehmen muss man, dass diese Menschheit - einschließlich Journalisten - derart blöd sind.

Seit Jahrzehnten steigt das durchschnittliche Vermögen der Deutschen. Selbst in den Phasen, die von dem geprägt waren, was man als Finanz-, Euro- oder "Staatschulden"-Krise bezeichnet, ist dieses Vermögen gestiegen. Seit Jahrzehnten steigt das Bruttosozialprodukt in Deutschland. Auch hier: Trotz  Finanz-, Euro- oder "Staatschulden"-Krise.

Dennoch (!!!) steigt der Anteil derjenigen, die von Altersarmut bedroht sind.

Dies, so heißt es immer wieder, liegt am "demografischen Wandel". Der "demografische Wandel" bedeutet: Es gibt angeblich immer weniger Nachkommen, also immer weniger Menschen.

Muss man diese Idiotie wirklich buchstabieren? Muss man Journalisten und Politikern etwas erklären, das in einen Test gehört, bei dem man prüft, ob Kinder schon reif für die Grundschule sind? Wenn der Reichtum steigt und die Zahl der Deutschen abnimmt, wie kann DAS bitte als Erklärung dafür dienen, dass immer mehr Menschen arm werden?

Mittwoch, 5. September 2012

Talk to the Chair

Das Rätseln um Clint Eastwoods peinlichen Auftritt auf einer Wahlveranstaltung für Mitt Romney hat ein Ende. Für alle, die sich fragten, was das sollte, als er mit dem leeren Stuhl redete, hier die Antwort: Eastwood spielte eine Szene aus "Lost" nach, in der Benjamin Linus behauptete, er spreche mit Jacob.

Eastwood ist also kein verblendeter Republikaner und auch nicht senil. Er ist einfach nur ein Fan von "Lost"!

Doch im Ernst: Eastwoods Auftritt ist für mich mehr als enttäuschend. Natürlich ist Eastwood nicht der einzige "Nicht-Demokrat", der in Hollywood arbeitet. Und natürlich kann ich nicht erwarten, dass jeder Künstler die gleichen politischen Ansichten hat. Aber ein Arnold Schwarzenegger liefert Texte, die ein anderer geschrieben hat. Tom Cruise tut, was ihm irgendein Regisseur sagt. Hier interessiert mich gar nicht, was die beiden politisch oder religiös denken.

Doch bei einem Filmschaffenden wie Clint Eastwood, dessen Filme von Jahr zu Jahr an Reife und Tiefsinn zu gewinnen scheinen, ist es schmerzlich zu sehen, dass er auf politischer Ebene offenbar in unsäglicher Ignoranz steckengeblieben ist und mit Leuten der "Tea Party" sympathisiert. Es verwirrt mich, weil es schlichtweg nicht zu seinen vielschichtigen Filmen passt. Wie kann ein Mann, der in einem Film wie "Million Dollar Baby" einfühlsam die Nöte einer Frau zeigt, sich politisch für Leute einsetzen, die sogar vergewaltigten Frauen ein Abtreibungsrecht vorenthalten wollen, und das unter dem Argument, bei einer "echten" Vergewaltigung würde eine Frau gar nicht schwanger werden, weil ihr Körper automatisch biologische Abwehrstoffe bildet?

Wie kann ein Mann wie Eastwood einen Film wie "J. Edgar" drehen, in dem die unterdrückte Homosexualität der Hauptfigur genutzt wird, um dem Titelcharakter als tragischen Menschen darzustellen, und zugleich einem schwulenfeindlichen Mormonen zur Präsidentschaft verhelfen wollen?

Eastwoods Vorwürfe an den "Stuhl", weshalb Obama nicht alle Truppen aus Afghanistan abgezogen habe, kann man nur mit ungläubigem Stirnrunzeln kommentieren. Glaubt Eastwood wirklich, Romney will anders als Obama Truppen aus Afghanistan abziehen? Ist er derart uninformiert? Wie kann jemand, der so scharfsinnige Filme dreht, einen solchen Unfug reden?

Eastwoods Rede mit dem Stuhl erinnert mich an Norman Bates aus "Psycho". Der Vergleich mit Norman Bates erscheint mir vor allem deshalb stimmig, weil in Clint Eastwood zwei Persönlichkeiten zu leben scheinen. Zum einen ein wundervoller Filmemacher, der mit großartigen und tiefsinnigen Filmen verblüfft und beeindruckt. Auf der anderen Seite benimmt er sich wie jemand, der über Politik und Wahlprogramme offenbar genauso schlecht informiert ist wie der durchschnittliche American White Trash und der sich deshalb unglückseligerweise vor den Karren eines ewiggestrigen Mormonen spannen lässt.

Montag, 3. September 2012

Ärgerliche Besserwisser

Die Kommentarfunktion im Internet ist Fluch und Segen zugleich.

Fluch, weil jeder besserwisserische Schwachkopf irgendeinen hirnverbrannten, überflüssigen Senf von sich geben und veröffentlichen kann.

Segen deshalb, weil man sich als Leser nicht länger Illusionen über die Menschheit macht und erkennt, dass sie zu einem erschütternden Großteil aus besserwisserischen Schwachköpfen besteht, die gar nicht erkennen, was für einen überflüssigen Senf sie verzapfen.

Auf diese Erkenntnis stieß ich, als ich mir bei Amazon die Kundenbewertungen zu dem japanischen Rollenspiel "Trinity: Souls of Zill O'll" durchlas. Im Forum machte jemand die Anmerkung, das Spiel sei, anders als (damals) bei Amazon angegeben, nicht auf deutsch spielbar, weil weder deutsche Sprache noch deutsche Texte zur Auswahl stehen. Tatsächlich sei das Spiel also nur auf Englisch spielbar.

Man könnte meinen, dass damit die Angelegenheit erledigt sei. Doch irgendein Typ schrieb als Erwiderung:

"Wieso ist das ein Problem für dich? In der heutigen Zeit sollte wirklich jeder in der Lage sein, Englisch zu sprechen... verglichen mit der deutschen oder französischen Grammatik ist es eine sehr "einfache" Sprache. Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich peinlich, dass es immer wieder Leute gibt, die sich über eine fehlende deutsche Sprach-/Textversion aufregen. Ursprünglich war nicht einmal sicher, ob dieses Game außerhalb von Japan veröffentlicht wird. Also solltest du als "RPG Fan" froh sein, es überhaupt zocken zu können."

Daraufhin entbrannte eine Diskussion darüber, wie man heutzutage denn noch ohne Englisch durchs Leben kommt.

Das alles erinnert mich an den "Loriot"-Sketsch mit dem Frühstücksei. Der Ehemann beklagt, dass das Ei zu hart sei und offenbar nicht, wie gewünscht, nur viereinhalb Minuten gekocht hat, worauf er als Antwort erhält: "Zu viele Eier sind gar nicht gesund."

Es ist eine Marotte der Deutschen. Beim Fehlen einer zugesicherten Eigenschaft entbrennt plötzlich eine Debatte darüber, ob es diese Eigenschaft oder gar das Produkt an sich "überhaupt braucht".

Es ist ein cleveres Spiel mit der Logik, mit der Vollidioten sehr leicht punkten können, wenn man sich auf ihr Spiel einlässt. Und nein, das ist kein Einzelfall. In Wahrheit passiert es sogar andauernd. Wenn irgendwo etwas fehlt, das angeblich enthalten sein soll, wird garantiert irgendwer sagen: "Aber das brauchst du doch eh nicht." Besonders beliebt bei fehlenden oder fehlerhaften deutschen Sprachspuren. "Auf deutsch schaut man das doch eh nicht."

Nun hat man die Wahl, sich entweder als Prinzipienreiter aufzuspielen (die Eigenschaft ist einem nicht wichtig, es stört einem aber trotzdem, dass sie fehlt, zumal dann, wenn sie zugesichert wurde), oder darauf zu beharren, dass man selbst sehr wohl diese Eigenschaft benötigt (worauf man sich schnell viele Belehrungen und herablassendes Gefasel einhandelt, selbst bei einem japanischen Rollenspiel, das durch die englische Fassung ja genauso weit vom Original entfernt ist wie bei einer deutschen Übersetzung). In beiden Fällen ist man am Ende der Loser.

Was also tun? Den Einwand ignorieren? Ihn kategorisch mit einem "das ist kein relevanter Einwand" abschmettern? Das ist leider gar nicht so leicht zu beantworten. Denn wäre gegen dümmliche Besserwisserei tatsächlich ein einfaches und wirksames Kraut gewachsen, wäre sie längst ausgerottet.

Samstag, 1. September 2012

Die böse Gen-Technik

Dass Gen-Technik irgendwie böse und gefährlich ist, das muss man vor allem einem Deutschen nicht erklären. Wer in die Gene eingreift, greift in den Bauplan Gottes ein. Dass die Menschen seit Jahrhunderten durch Züchtungen immer wieder die Gene ihrer Umwelt veränderten und dadurch viele Pflanzen überhaupt erst essbar oder zumindest bekömmlicher machten, interessiert nicht. Beim Zufall kann Gott seine Hand im Spiel haben, beim gezielten Verändern nicht mehr.

Übertreibe ich? Mag sein. Fakt ist jedoch: Wahllose Veränderungen der Gene sind noch immer erlaubt. Sie gelten nicht als Gen-Technik.

Doch wie ändert man die Gene wahllos? Ganz einfach: Man bestrahlt die Pflanzen radioaktiv. Früher hat man das Saatgut dafür tatsächlich in Atomkraftwerke gebracht, um sie dort einer gehörigen Portion Gammastrahlung auszusetzen. Dann hat man das Saatgut gepflanzt, um zu testen: Was wurde dadurch besser? Ein aufwendiges Verfahren, doch praktisch alle Getreidearten wurden so "behandelt". Auch Soja, Kartoffeln und Tomaten, oder Obst. Auf diese Weise gelangt man zu gewünschten Ergebnissen, zum Beispiel zur "Züchtung" von kernlosen Trauben.

Dass bei einer solchen Bestrahlung auch viele ungewollte Effekte möglich sind, stört komischerweise niemanden. Nicht einmal jene, die es doch eigentlich besser wissen müssten, sind sie doch mit zahllosen japanischen Monsterfilmen aufgewachsen. Aber auch der Biobauer darf seine gezüchteten Trauben, die ihre Geburtsstätte im Atomkraftwerk feierten, brav anpflanzen. Ist ja keine Gen-Traube, sondern eine "natürliche".

Aber wehe, man erzeugt im Gen-Labor gezielt Mais, der zum Beispiel "Bt-Toxin" produziert, womit sich der Mais gegen Schädlinge wehrt. Im Bio-Landbau macht man das besser: Dort sprüht man BT-Toxin direkt auf die Pflanzen. Ist erlaubt und "bio".

Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Die "Bestrahlungsmethode" ist nach wie vor erlaubt. Daran hat auch der "Atomausstieg" nichts geändert. Es ist noch immer die legale Alternative zur verteufelten Gen-Technik. Man bestrahlt die Pflanzen, ändert die Gene und hofft auf die "X-Men"-Pflanze, also eine Pflanze, die dann durch Zufall bessere Eigenschaften aufweist. Was an dieser Methode "berechenbarer" oder "ungefährlicher" sein soll als an der Gen-Technik, kann natürlich niemand rational erklären. Will auch niemand erklären. Lieber sammelt man weitere "Einwände" gegen die Gen-Technik.

Jetzt hat man ein neues Argument gegen Gen-Technik gefunden: Gen-manipulierter Mais macht angeblich besonders dick. Juhu! Ein erneuter Beweis für die Gefahren der Gen-Technik. Es hat ja alles, das auf dieser Erde wächst, schon einmal im Verdacht gestanden, besonders dick zu machen. Erst waren es tierische Fette, dann sämtliche Fette, dann die Kohlenhydrate … Es muss also etwas Neues her. Da bietet sich "Gen-Food" natürlich an. Vor allem der verhasste "Gen-Mais".

Der Grund könnte aber ein völlig anderer sein, und der liegt ganz schlicht beim Fruchtzucker. Schon vor einigen Jahren hat man in Labortests festgestellt, dass Fruchtzucker (Fruktose) - ja, genau der, den man jahrelang ausgerechnet Diabetikern empfohlen hat - besonders dick macht und das Diabetesrisiko erhöht. Damit war auch erstmals eine einleuchtende Erklärung für die angebliche Zunahme des Übergewichts in den USA gefunden. Seit der Kuba-Krise nutzte man dort immer weniger Rohrzucker. Stattdessen verarbeitete man die Stärke aus dem Mais für die Herstellung von Maissirup. Der Anbau von Mais wird seit damals massiv subventioniert, wodurch der Maissirup viel billiger ist als Rohrzucker. Zudem hat Maissirup eine stärkere Süßkraft. Daher ist in den USA in nahezu allen Getränken und Fertiggerichten anstelle des Haushaltszuckers Maissirup enthalten.

Wenn nun gen-manipulierter Mais dicker macht, dann könnte das schlichtweg daran liegen, dass dieser Mais einen besonders hohen Stärkegehalt hat. Und bei Masttieren ist dieser Effekt ja sogar erwünscht. Für die Menschen hat er dann leider einen weniger schönen Effekt. Das ist aber sicher keine Folge der Gen-Technik. Es ist eben eine Folge eines neu gezüchteten Mais. Vielmehr sollte man genau das zum Anlass nehmen, eingehend zu untersuchen, ob bestimmte Menschen auf Fructose mit Gewichtszunahme reagieren. Dann könnte man diesen Menschen die Empfehlung mit auf den Weg geben, auf Fertigprodukte mit hohem Fructose-Anteil sowie auf "gesundes Obst" zu verzichten.

Aber das wäre wohl zu sinnvoll, es wird also keiner tun. Lieber wird man "Gen-Food" als Dickmacher verschreien, um diesem "Teufelszeug" endgültig das Handwerk zu legen.