Der siebte und letzte Teil der "Saw"-Reihe heißt bei uns: "Saw - Die Vollendung". Darin, das muss man lobend sagen, werden die restlichen, losen Fäden der bisherigen Filme einigermaßen schlüssig miteinander verknüpft. Eine Fortsetzung wäre zwar noch immer möglich, würde dem Franchise aber keinen Gefallen tun.
Die "Saw"-Filme gehören ja zu den Filmen, bei denen fast immer die Frage "was, sowas siehst du dir an?" folgt. (Und ich wünschte mir, diese Frage würde sich eher bei all dem hirnlosen Trash einbürgern, von dem die Bevölkerung inzwischen durchs Privatfernsehen zugemüllt wird.) Diese Frage ignorierend muss ich sagen, dass der letzte Teil nun endgültig all den Kritikern Recht zu geben scheint, die betonen, die "Saw"-Reihe habe ausschließlich das Spiel mit sadistischen Phantasien im Sinn.
Hatte sie nicht. Der erste "Saw"-Film war mit seinem einzigartigen Stilmitteln absolut prägend. Der "Saw"-Stil veränderte die Film- und Fernsehwelt, die verschachtelte Erzählweise - die in Serien wie "The Event" nun auch allmählich zum Selbstzweck verkommt - hat sich seitdem mehr und mehr eingebürgert. Die Fortsetzungen entwickelten diesen Stil und die Erzählweise clever fort, was dazu führte, dass Hauptdarsteller Tobin Bell auch in den anderen Filmen mitwirken konnte, obwohl seine Figur bereits in Teil 3 überraschend den Löffel abgegeben hatte.
Leider ist der letzte Teil ein massiver Rückschritt. "Saw - Die Vollendung" wurde nun in 3D gefilmt. Das brachte aber gar nichts, außer halt, dass es in 3D war. Entweder gab es ein paar alberne "da fliegt halt was dem Zuschauer entgegen"-Momente, oder es wirkte ein klein wenig räumlicher.
Das ist allerdings allgemein mein Problem mit 3D. Es bleibt filmisches Gimmick. 3D hat bislang nichts bewirkt. Es hat die Filmkunst nicht verändert. Als der Film farbig wurde, hat es die Filme verändert. Als der Film eine Tonspur bekam, hat es die Filme verändert. Der Einsatz des Computers hat Filme verändert. Moderne Methoden der Schnitttechnik haben Filme verändert.
3D hat bislang nur bewirkt, dass die ohnehin schon absurden Preise für Kinokarten noch absurder wurden.
Ich war diesmal auch noch in einem Kino, in dem die "Shuttertechnik" verwendet wurde. Ich will nicht auf Details eingehen, aber die Shuttertechnik ist ja ein absolutes "no go"! Die Brille ist schwer und unbequem, für Brillenträger wäre sie völlig unbrauchbar.
Zurück zu "Saw - Die Vollendung": Diesmal floss jegliche Kreativität allein in das Ausdenken perfider Fallen. Spannung und Zynik wurden dagegen auf kleiner Flamme gehalten. Sehr gelungen war die Selbstpräsentation eines ehemaligen Jigsaw-Opfers, das durch die Talkshows tingelt und mit der Vermarktung seines Schicksals Geld macht. Da hätte man mehr draus machen sollen.
Erst der Showdown entwickelte die aus den "Saw"-Filmen bekannte Spannung, und auch die Schlusspointe war gelungen, auch wenn sie mit der Handlung des eigentlichen Films gar nichts zu tun hatte. Das ist die ganz große Schwäche des Films, die gesamte Handlung entpuppt sich am Ende als überflüssiges Sadismus-Füllsel. Für diese Pointe hätte man "Saw 6" nur um zehn Minuten verlängern müssen.
Da machen all die empörten Verrisse mehr Spaß. Meine liebste ist die des Katholischen Filmdiensts. Ich stelle mir da so einen "Frasier"-artigen Kritiker vor, der im Kino sitzt und dauernd nur empört den Kopf schüttelt. Jedenfalls schreibt dieser Kritiker unter anderem: "Die deutsche 'FSK ab 18'-Kinofassung ist nach Verleihangaben von der (offenbar inzwischen ebenfalls abgestumpften) freiwilligen Selbstkontrollinstanz unbeanstandet geblieben." Tztztz. Eine FSK, die Erwachsenen Leuten die Möglichkeit gibt, einen Film unzensiert zu sehen. "O tempora, o mores", wie der alte Pirat bei den Asterix-Comics sagen würde. Wo soll das noch hinführen?
Donnerstag, 25. November 2010
Montag, 22. November 2010
Irland
So schnell kann's gehen. Gerade noch Einserschüler, und kurz danach Sozialhilfeempfänger. Irland ist so ziemlich pleite, was zeigt: Es nützt einem Vermieter wenig, wenn in seinem Haus lauter Milliardäre wohnen, wenn er sie dort quasi umsonst wohnen lässt.
Jetzt will man Irland aber "harte Vorgaben" machen. Darunter die "Sanierung des Staatshaushaltes". So hat es Schäuble geäußert. Wäre ja witzig, wenn Irland auf die dreiste Idee käme, den Staatshaushalt damit zu sanieren, indem man den irischen Banken keine Milliardenhilfen mehr gibt. Dann würden nämlich den deutschen Banken Milliardenverluste blühen. Und die können dann wieder den deutschen Staat um Hilfe bitten.
Aber keine Sorge: Auf so dreiste Ideen kommt man sicher auch in Irland nicht. Der irische Finanzminister hat ja schon betont, er wolle auf keinen Fall eine Erhöhung der 12,5-prozentigen Unternehmenssteuer, stattdessen setzt er auf "drastische Kürzungen im Sozialsystem", darunter Kürzungen bei Kindern und Mindestlöhnen. Wie allerdings eine Kürzung des Mindestlohns den Staathaushalt sanieren soll, das hat er nicht erklärt.
Jetzt will man Irland aber "harte Vorgaben" machen. Darunter die "Sanierung des Staatshaushaltes". So hat es Schäuble geäußert. Wäre ja witzig, wenn Irland auf die dreiste Idee käme, den Staatshaushalt damit zu sanieren, indem man den irischen Banken keine Milliardenhilfen mehr gibt. Dann würden nämlich den deutschen Banken Milliardenverluste blühen. Und die können dann wieder den deutschen Staat um Hilfe bitten.
Aber keine Sorge: Auf so dreiste Ideen kommt man sicher auch in Irland nicht. Der irische Finanzminister hat ja schon betont, er wolle auf keinen Fall eine Erhöhung der 12,5-prozentigen Unternehmenssteuer, stattdessen setzt er auf "drastische Kürzungen im Sozialsystem", darunter Kürzungen bei Kindern und Mindestlöhnen. Wie allerdings eine Kürzung des Mindestlohns den Staathaushalt sanieren soll, das hat er nicht erklärt.
Samstag, 20. November 2010
Wettbewerb
Ist doch immer wieder schön, wie gern Menschen das "was kümmert mich mein Geschwätz von gestern"-Prinzip anwenden.
Es ist noch keine zwei Jahre her, da hieß der neue Gott des Fortschritts "Wettbewerb". Alles brauchte plötzlich mehr Wettbewerb. Wettbewerb zwischen Schulen, zwischen Ländern, zwischen gesetzlichen Krankenkassen, im Grunde zwischen allem und jedem.
Immer, wenn etwas nicht funktionierte, hieß es: Kein Wunder, es gäbe ja auch keinen Wettbewerb.
Und jetzt: Jetzt jammern die privaten Krankenversicherer (PKV), dass unter ihnen der Wettbewerb so stark sei. Und sie rufen nach staatlicher Hilfe. Man fürchte um den "guten Ruf" der privaten Kassen.
Komisch.
Wo sind den jetzt plötzlich all die Prediger von der Selbstregulierung des Marktes? Wahrscheinlich wurden die alle von ein paar gigantischen Milliardenlöchern verschlungen, gelle?
Es ist noch keine zwei Jahre her, da hieß der neue Gott des Fortschritts "Wettbewerb". Alles brauchte plötzlich mehr Wettbewerb. Wettbewerb zwischen Schulen, zwischen Ländern, zwischen gesetzlichen Krankenkassen, im Grunde zwischen allem und jedem.
Immer, wenn etwas nicht funktionierte, hieß es: Kein Wunder, es gäbe ja auch keinen Wettbewerb.
Und jetzt: Jetzt jammern die privaten Krankenversicherer (PKV), dass unter ihnen der Wettbewerb so stark sei. Und sie rufen nach staatlicher Hilfe. Man fürchte um den "guten Ruf" der privaten Kassen.
Komisch.
Wo sind den jetzt plötzlich all die Prediger von der Selbstregulierung des Marktes? Wahrscheinlich wurden die alle von ein paar gigantischen Milliardenlöchern verschlungen, gelle?
Freitag, 19. November 2010
Terror
Angeblich ist die Wahrscheinlichkeit, in Europa Opfer eines Terroranschlags zu werden, kleiner als die Gefahr, von einem Blitz erschlagen zu werden.
Noch heftiger: Laut des amerikanischen Physikers Peter Rez ist die Gefahr, durch einen "Nacktscanner" am Flughafen Krebs zu bekommen, etwa so groß wie die Gefahr, Opfer eines Terroranschlags zu werden. Nur gilt die Gefahr, durch den Nacktscanner an Krebs zu erkranken, als hinnehmbares Restrisiko. Doof ist es aber dennoch, weil ja die "Nacktscanner" überhaupt nur deshalb eingeführt wurden, um die Gefahr von Terroranschlägen zu verringern.
Ich weiß nicht, wie intelligent Terroristen sind. Sollte ihre Intelligenz größer sein als die einer Ameise - und man muss dies schwer bezweifeln - dann brauchen sie sich doch eigentlich nur zurücklehnen, die Popcornschüssel in die Hand nehmen und zusehen, wie sich die kapitalistischen Länder durch allerlei Finanzkrisen und unverantwortliche Lobby-Politik selbst in den Abgrund stürzen.
Wahrscheinlich kommen diese Terroristen ohnehin aus dem Lachen nicht mehr heraus. Denn inzwischen offenbart sich ja ein Inkompetenz-Level, wie man ihn in Filmen nicht einmal dem unsympathischen Rand-Darsteller des "kahlköpfigen Politiker-Bedenkenträgers als Widerstand gegen Held und Präsident" abkaufen würde. Da entpuppt sich ein verdächtiges Paket auf einem Flughafen im namibischen Windhuk auch schon mal als Attrappe, auf der auch noch "Testobjekt" gestanden haben soll. Man muss sich das mal vorstellen: Nur einen Tag nach de Maizières Terrorwarnung macht irgendeine im Moment noch unbekannte "Behörde" einen "Sicherheitstest", und der Innenminister ist wie der Minister aus "Kobra, übernehmen Sie": Er weiß von nichts.
Vielleicht sollte sich das Innenministerium überlegen, einen neuen Geheimdienst zu bilden. Einen, der dann regelmäßig über die Tätigkeiten der eigenen Behörden informiert.
Noch heftiger: Laut des amerikanischen Physikers Peter Rez ist die Gefahr, durch einen "Nacktscanner" am Flughafen Krebs zu bekommen, etwa so groß wie die Gefahr, Opfer eines Terroranschlags zu werden. Nur gilt die Gefahr, durch den Nacktscanner an Krebs zu erkranken, als hinnehmbares Restrisiko. Doof ist es aber dennoch, weil ja die "Nacktscanner" überhaupt nur deshalb eingeführt wurden, um die Gefahr von Terroranschlägen zu verringern.
Ich weiß nicht, wie intelligent Terroristen sind. Sollte ihre Intelligenz größer sein als die einer Ameise - und man muss dies schwer bezweifeln - dann brauchen sie sich doch eigentlich nur zurücklehnen, die Popcornschüssel in die Hand nehmen und zusehen, wie sich die kapitalistischen Länder durch allerlei Finanzkrisen und unverantwortliche Lobby-Politik selbst in den Abgrund stürzen.
Wahrscheinlich kommen diese Terroristen ohnehin aus dem Lachen nicht mehr heraus. Denn inzwischen offenbart sich ja ein Inkompetenz-Level, wie man ihn in Filmen nicht einmal dem unsympathischen Rand-Darsteller des "kahlköpfigen Politiker-Bedenkenträgers als Widerstand gegen Held und Präsident" abkaufen würde. Da entpuppt sich ein verdächtiges Paket auf einem Flughafen im namibischen Windhuk auch schon mal als Attrappe, auf der auch noch "Testobjekt" gestanden haben soll. Man muss sich das mal vorstellen: Nur einen Tag nach de Maizières Terrorwarnung macht irgendeine im Moment noch unbekannte "Behörde" einen "Sicherheitstest", und der Innenminister ist wie der Minister aus "Kobra, übernehmen Sie": Er weiß von nichts.
Vielleicht sollte sich das Innenministerium überlegen, einen neuen Geheimdienst zu bilden. Einen, der dann regelmäßig über die Tätigkeiten der eigenen Behörden informiert.
Dienstag, 2. November 2010
Furchtbar
Nein, das in dem Video sind nicht ich und meine Freunde, aber das ist das Spiel, das wir mit dem iPad gespielt haben, und ich kann nur sagen: Ich bin total schlecht bei diesem Spiel. Obwohl ich ja vom Alter her aus der Ping-Pong-Ära komme, loose ich bei diesem Spiel, dass es schlimmer nicht mehr geht. Nervig!
Freitag, 29. Oktober 2010
Mittelalter
Heute schütteln wir den Kopf, wenn wir uns die Heil- und Gesundheitsmethoden des Mittelalters ansehen. Aderlass für das "Gleichgewicht der Säfte", Beten gegen die Pestbeulen, Adlersteine für sanfte Geburten. Man bohrte auch schon mal Löcher in den Kopf, damit der böse Geist entweichen kann.
Ich frage mich ja, ob man in der Zukunft mal genauso über uns den Kopf schütteln wird. Mehr noch als über die Leute im Mittelalter, die nichts über Viren wussten und die zum Beispiel den "Zahnwurm" für faule Zähne verantwortlich machten. Denen fehlte einfach das Wissen über die Vorgänge bei Krankheiten.
Wir aber müssten es besser wissen.
Doch wenn man durch die Supermarkt-Regale geht, glaubt man, einen Alchemie-Laden des 10. Jahrhunderts zu besuchen. Kaum ein Getränk, das nicht die "Abwehrkräfte" stärkt. Wie soll bitte ein Getränk die Abwehrkräfte stärken? Genauso könnte man glauben, durch das Trinken von Cola würden die Muskeln wachsen.
Von Muskelversprechen halten die Produkte aber inzwischen Abstand, einfach deshalb, weil man den Erfolg - oder besser gesagt den ausbleibenden Erfolg - zu leicht nachprüfen kann. Aber Abwehrkräfte sind wunderbar. Denn wer will je beweisen, ob die nun stärker oder schwächer geworden sind. Genauso könnte ich sagen, ich verbessere das morgige Wetter. Selbst wenn es dann regnet, kann ich immer noch behaupten: Ohne mich hätte es gehagelt!
Toll auch die "Omega-3-Fettsäuren" für "Herz- und Kreislauf". Auch so ein Mythos, der einfach mal so in die Welt gesetzt wurde, nur weil irgendwer angeblich mal festgestellt haben will, dass es bei den Eskimos keine Herzprobleme gibt (allein das schon eine gewagte, kaum beweisbare These), und dass dies wohl an den Omega-3-Fettsäuren liegt, weil die im Fisch drin sind.
Vielleicht liegt es aber auch an den heilenden Kräften des Eisgottes? Oder an einer Millionen anderer Ursachen, von denen wir gar nichts ahnen können?
Und dann all die Joghurts für die Darmflora. Warum nicht gleich den Aderlass gegen die schwarzen Säfte der Galle? Wobei: Wir reden ja immer noch vom "Entschlacken". Das "Entschlacken-Prinzip" basiert auf der mittelalterlichen Vorstellung, der menschliche Körper basiere auf vier Körpersäften: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Früher wurde Blut geschröpft, um die Säfte ins Gleichgewicht zu bringen, heute trinkt man widerliche Sauerkrautsäfte und fastet.
Eltern sind ein ganz beliebtes Opfer, und ich bin sicher, fast alle Eltern werden von der Furcht geplagt, ihr Kind bekomme zu wenig Vitamine und zu wenig Ballaststoffe. Das Märchen von der Mangelernährung wird uns tagtäglich von allerlei Slogans, schlecht recherierten Artikeln und dummdreisten Unterhaltungs-Sachbüchern derart eingeimpft, dagegen ist die religiöse Indoktrination des Mittelalters harmlos. Daher wird man fast schon als Ketzer verbrannt, erwähnt man mal bei einer Gesprächsrunde am Mittagstisch, dass all das Gerede von Vitamin- und Ballaststoffmangel reiner Unfug ist.
Ich frage mich ja, ob man in der Zukunft mal genauso über uns den Kopf schütteln wird. Mehr noch als über die Leute im Mittelalter, die nichts über Viren wussten und die zum Beispiel den "Zahnwurm" für faule Zähne verantwortlich machten. Denen fehlte einfach das Wissen über die Vorgänge bei Krankheiten.
Wir aber müssten es besser wissen.
Doch wenn man durch die Supermarkt-Regale geht, glaubt man, einen Alchemie-Laden des 10. Jahrhunderts zu besuchen. Kaum ein Getränk, das nicht die "Abwehrkräfte" stärkt. Wie soll bitte ein Getränk die Abwehrkräfte stärken? Genauso könnte man glauben, durch das Trinken von Cola würden die Muskeln wachsen.
Von Muskelversprechen halten die Produkte aber inzwischen Abstand, einfach deshalb, weil man den Erfolg - oder besser gesagt den ausbleibenden Erfolg - zu leicht nachprüfen kann. Aber Abwehrkräfte sind wunderbar. Denn wer will je beweisen, ob die nun stärker oder schwächer geworden sind. Genauso könnte ich sagen, ich verbessere das morgige Wetter. Selbst wenn es dann regnet, kann ich immer noch behaupten: Ohne mich hätte es gehagelt!
Toll auch die "Omega-3-Fettsäuren" für "Herz- und Kreislauf". Auch so ein Mythos, der einfach mal so in die Welt gesetzt wurde, nur weil irgendwer angeblich mal festgestellt haben will, dass es bei den Eskimos keine Herzprobleme gibt (allein das schon eine gewagte, kaum beweisbare These), und dass dies wohl an den Omega-3-Fettsäuren liegt, weil die im Fisch drin sind.
Vielleicht liegt es aber auch an den heilenden Kräften des Eisgottes? Oder an einer Millionen anderer Ursachen, von denen wir gar nichts ahnen können?
Und dann all die Joghurts für die Darmflora. Warum nicht gleich den Aderlass gegen die schwarzen Säfte der Galle? Wobei: Wir reden ja immer noch vom "Entschlacken". Das "Entschlacken-Prinzip" basiert auf der mittelalterlichen Vorstellung, der menschliche Körper basiere auf vier Körpersäften: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Früher wurde Blut geschröpft, um die Säfte ins Gleichgewicht zu bringen, heute trinkt man widerliche Sauerkrautsäfte und fastet.
Eltern sind ein ganz beliebtes Opfer, und ich bin sicher, fast alle Eltern werden von der Furcht geplagt, ihr Kind bekomme zu wenig Vitamine und zu wenig Ballaststoffe. Das Märchen von der Mangelernährung wird uns tagtäglich von allerlei Slogans, schlecht recherierten Artikeln und dummdreisten Unterhaltungs-Sachbüchern derart eingeimpft, dagegen ist die religiöse Indoktrination des Mittelalters harmlos. Daher wird man fast schon als Ketzer verbrannt, erwähnt man mal bei einer Gesprächsrunde am Mittagstisch, dass all das Gerede von Vitamin- und Ballaststoffmangel reiner Unfug ist.
Donnerstag, 28. Oktober 2010
Jubelstimmung
Würde jemand seit Jahren davon reden, dass die Außerirdischen unter uns weilen, man würde ihn zum Psychiater schicken, oder ihn gar in die Psychiatrie einweisen, oder - noch schlimmer - auf das Sofa einer Nachmittags-Talkshow setzen.
Wenn aber Politiker seit Jahren Phantastereien verbreiten, dann wird das hofiert und gefeiert. So zum Beispiel von einem Radiosender wie Bayern 3, der mich heute früh wieder mal mit der frohen Nachricht beglückte, dass die Arbeitslosenzahlen unter die 3-Millionen-Grenze gefallen seien und dass Seehofer sich bereits Gedanken mache, wie man dem angeblichen Fachkräftemangel durch Anwerben von ausländischen Fachkräften gegensteuern könne.
Ich bin ja normalerweise für jede Verarsche zu haben. Aber das? Okay, von den Mitarbeitern von Bayern3 ist nicht viel mehr zu erwarten. Das sind Leute mit Beamtenstatus, die ihren Job wahrscheinlich dem richtigen Parteibuch zu verdanken haben und die es sich in ihrer Hängematte der Gebührensicherheit bequem machen. Aber es sind ja nicht nur solche, die unhinterfragt und unrecherchiert schlichtweg gelogene Pressemeldungen von Politikern nachplappern.
Hier kann man nicht mehr vom Schönreden von Zahlen reden. Das sind einfach platte Lügen, die nach dem George-Orwell-Prinzip durch ständige Wiederholung zur Wahrheit werden sollen.
Denn:
Wie kann die Zahl der Arbeitslosen unter die Drei-Millionen-Marke sinken, wenn selbst die Bundesagentur für Arbeit von 4,5 Millionen Arbeitssuchenden spricht?
Warum fallen alle, die älter als 58 und arbeitslos sind (0,35 Millionen), einfach unter den Tisch? Weil mit 58 eh keiner mehr arbeitet? Da passt ja das Hochsetzen des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre wie die Faust aufs Auge. Künftig kann man also neun Jahre lang arbeitslos sein, ohne auch nur für einen Tag in der Arbeitslosenstatistik zu erscheinen.
Wieso ist jemand, der einen sogenannten Ein-Euro-Job hat (0,32 Millionen), aus der Arbeitslosenzahl draußen? Ein-Euro-Job heißt, jemand ist arbeitslos und verdient sich (erzwungenermaßen) zu seinem Hartz-IV im Monat 120 EUR hinzu.
Wieso zählen die, die sich in einer beruflichen Weiterbildung (0,19 Millionen) oder Eingliederungsmaßnahme (0,2 Millionen) befinden, nicht als arbeitslos, obwohl sie diese Weiterbildung oder Eingliederung doch gerade wegen der Arbeitslosigkeit machen?
Wieso tauchen die 4,2 Millionen Menschen, die so wenig verdienen, dass sie mit Hartz-IV aufstocken müssen, gar nicht in der Arbeitslosenstatistik auf, selbst dann, wenn sie nur wenige Stunden in der Woche arbeiten?
Wieso zählen mehrere hunderttausend Jugendliche ohne Ausbildungsplatz weder zur Arbeitslosenstatistik noch zu der Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, wenn sie eine Maßnahme im so genannten "Übergangssystem" absolvieren, obwohl sie dabei keinen Berufsabschluss erlangen können und diese Maßnahme ja nur deswegen antreten, weil sie weder einen Ausbildungsplatz noch eine Arbeitsstelle haben?
Wenn aber Politiker seit Jahren Phantastereien verbreiten, dann wird das hofiert und gefeiert. So zum Beispiel von einem Radiosender wie Bayern 3, der mich heute früh wieder mal mit der frohen Nachricht beglückte, dass die Arbeitslosenzahlen unter die 3-Millionen-Grenze gefallen seien und dass Seehofer sich bereits Gedanken mache, wie man dem angeblichen Fachkräftemangel durch Anwerben von ausländischen Fachkräften gegensteuern könne.
Ich bin ja normalerweise für jede Verarsche zu haben. Aber das? Okay, von den Mitarbeitern von Bayern3 ist nicht viel mehr zu erwarten. Das sind Leute mit Beamtenstatus, die ihren Job wahrscheinlich dem richtigen Parteibuch zu verdanken haben und die es sich in ihrer Hängematte der Gebührensicherheit bequem machen. Aber es sind ja nicht nur solche, die unhinterfragt und unrecherchiert schlichtweg gelogene Pressemeldungen von Politikern nachplappern.
Hier kann man nicht mehr vom Schönreden von Zahlen reden. Das sind einfach platte Lügen, die nach dem George-Orwell-Prinzip durch ständige Wiederholung zur Wahrheit werden sollen.
Denn:
Wie kann die Zahl der Arbeitslosen unter die Drei-Millionen-Marke sinken, wenn selbst die Bundesagentur für Arbeit von 4,5 Millionen Arbeitssuchenden spricht?
Warum fallen alle, die älter als 58 und arbeitslos sind (0,35 Millionen), einfach unter den Tisch? Weil mit 58 eh keiner mehr arbeitet? Da passt ja das Hochsetzen des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre wie die Faust aufs Auge. Künftig kann man also neun Jahre lang arbeitslos sein, ohne auch nur für einen Tag in der Arbeitslosenstatistik zu erscheinen.
Wieso ist jemand, der einen sogenannten Ein-Euro-Job hat (0,32 Millionen), aus der Arbeitslosenzahl draußen? Ein-Euro-Job heißt, jemand ist arbeitslos und verdient sich (erzwungenermaßen) zu seinem Hartz-IV im Monat 120 EUR hinzu.
Wieso zählen die, die sich in einer beruflichen Weiterbildung (0,19 Millionen) oder Eingliederungsmaßnahme (0,2 Millionen) befinden, nicht als arbeitslos, obwohl sie diese Weiterbildung oder Eingliederung doch gerade wegen der Arbeitslosigkeit machen?
Wieso tauchen die 4,2 Millionen Menschen, die so wenig verdienen, dass sie mit Hartz-IV aufstocken müssen, gar nicht in der Arbeitslosenstatistik auf, selbst dann, wenn sie nur wenige Stunden in der Woche arbeiten?
Wieso zählen mehrere hunderttausend Jugendliche ohne Ausbildungsplatz weder zur Arbeitslosenstatistik noch zu der Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, wenn sie eine Maßnahme im so genannten "Übergangssystem" absolvieren, obwohl sie dabei keinen Berufsabschluss erlangen können und diese Maßnahme ja nur deswegen antreten, weil sie weder einen Ausbildungsplatz noch eine Arbeitsstelle haben?
Donnerstag, 14. Oktober 2010
Cyber-Mobbing
Nachdem sich in New York ein 18-jähriger Student von der George-Washington-Brücke stürzte, nachdem ihn Mitbewohner des Wohnheims heimlich beim schwulen Sex gefilmt und diesen Film ins Internet gestellt hatten, wurde in einigen Medien gerne berichtet, dass die Schwulenfeindlichkeit in den USA zunehme.
Gut. Mag sein, dass sich der Junge nicht von der Brücke gestürzt hätte, hätte er Sex mit einem Mädchen gehabt, wäre dabei gefilmt worden und seine Mitbewohner hätten dieses Video veröffentlicht. Vielleicht wäre er aber über einen derartigen Vertrauensbruch genauso bestürzt gewesen. Denn, schwul oder nicht: Das eigentliche Verbrechen an dieser Geschichte ist, dass hier Mitbewohner die Intimssphäre dieses Jungen verletzten und diese intimen Bilder ins Internet stellten.
Das ist das eigentlich Schreckliche an der Geschichte. Und ich denke, das ist es auch, was zurzeit zunimmt. Und das weltweit: Das Problem des sogenannten "Cyber-Mobbings".
Das Internet macht jeden Privatmann zum Chef der BILD-Zeitung. Das heißt: Jeder Dummkopf kann über das Internet mit ein paar Mausklicks jede Schlagzeile in die Welt posaunen. Inzwischen braucht man nicht mal mehr Mausklicks oder technisches Wissen. Mit Handys und iPods kann man - so einfach wie früher das Fotografieren mit einer Kodak-Kamera - filmen und veröffentlichen.
Dass die Medien das Cyber-Mobbing nicht so gerne anklagen und lieber von Schwulenfeindlichkeit in anderen Ländern schreiben, ist verräterisch. Denn die Frage ist doch: Wer hat denn die Unkultur des Cyber-Mobbings überhaupt aufgebracht?
Wie soll sich denn eine Jugend verhalten, die unter dem Einfluss von verheerenden Nachmittags-Talkshows aufwuchs, in denen es nur darum ging, von der "Norm" abweichende Personen anzuprangern und vorzuführen? Man denke nur an die ganzen "Konfrontations-Talks", in denen vor laufender Kamera die Liebe gekündigt oder das Ergebnis eines Vaterschaftstests verkündet wurden.
Mögen diese Szenen auch oftmals inszeniert gewesen sein: Es war eine Legitimation von Grenzüberschreitung.
In enorm erfolgreichen Formaten wie "Deutschland sucht den Superstar" werden Leute vorgeführt und bloßgestellt. Gezielt. Denn es gilt: Je gemeiner, je peinlicher und entwürdigender, umso höher ist die Quote. In Sendungen wie "Big Brother" befinden sich sogar auf den Toiletten Kameras.
Stefan Raab machte das Bloßstellen von Privatpersonen in einem Massenmedium zum Millionengeschäft. Die Strafen, die dafür verhängt wurden, dass er im Fernsehen eine Schülerin als potenzielle Pornodarstellerin und eine türkische Mutter mit Schultüte als Dealerin bezeichnete, zahlt seine Produktionsfirma wahrscheinlich aus der Portokasse.
Dann die ganzen Journalisten-Formate wie "Stern TV", in denen über fiktive Suchanzeigen Leute geködert werden, die sich im harmlosesten Fall illegale Drogen besorgen wollen. Sie werden gefilmt und - wenn auch verpixelt - vorgeführt. RTL2 zeigt gerade eine Sendung namens "Tatort Internet", die unter dem Deckmantel der Aufklärung potenzielle Kinderschänder in Chatrooms mit falschen Teenager-Profilen lockt, um sie vor laufender Kamera zu entlarven. Sieht man sich das sonstige Programm von RTL2 an, dann ist mehr als offensichtlich, dass hier mit sexistischem Voyeurismus Quote gemacht werden soll. Dass sich eine Frau wie Stephanie zu Guttenberg für ein solch durchschaubares Spiel hergibt, macht es noch schlimmer.
Gelästert wird viel. Und es ist nicht immer politisch korrekt. Aber es ist einfach ein Unterschied, ob dies im Privaten geschieht - und da kann es schlimm genug sein - oder ob es in die Öffentlichkeit gezerrt wird. Wenn einer Jugend dafür jegliches Gespür abhanden gekommen ist, wundert es mich nicht. Woher hätten sie dieses Gespür denn lernen sollen? Die Mainstream-Medien haben hier nicht nur auf ganzer Linie versagt, sie haben einer ganzen Generation gezeigt, wie Cyber-Mobbing funktioniert.
Gut. Mag sein, dass sich der Junge nicht von der Brücke gestürzt hätte, hätte er Sex mit einem Mädchen gehabt, wäre dabei gefilmt worden und seine Mitbewohner hätten dieses Video veröffentlicht. Vielleicht wäre er aber über einen derartigen Vertrauensbruch genauso bestürzt gewesen. Denn, schwul oder nicht: Das eigentliche Verbrechen an dieser Geschichte ist, dass hier Mitbewohner die Intimssphäre dieses Jungen verletzten und diese intimen Bilder ins Internet stellten.
Das ist das eigentlich Schreckliche an der Geschichte. Und ich denke, das ist es auch, was zurzeit zunimmt. Und das weltweit: Das Problem des sogenannten "Cyber-Mobbings".
Das Internet macht jeden Privatmann zum Chef der BILD-Zeitung. Das heißt: Jeder Dummkopf kann über das Internet mit ein paar Mausklicks jede Schlagzeile in die Welt posaunen. Inzwischen braucht man nicht mal mehr Mausklicks oder technisches Wissen. Mit Handys und iPods kann man - so einfach wie früher das Fotografieren mit einer Kodak-Kamera - filmen und veröffentlichen.
Dass die Medien das Cyber-Mobbing nicht so gerne anklagen und lieber von Schwulenfeindlichkeit in anderen Ländern schreiben, ist verräterisch. Denn die Frage ist doch: Wer hat denn die Unkultur des Cyber-Mobbings überhaupt aufgebracht?
Wie soll sich denn eine Jugend verhalten, die unter dem Einfluss von verheerenden Nachmittags-Talkshows aufwuchs, in denen es nur darum ging, von der "Norm" abweichende Personen anzuprangern und vorzuführen? Man denke nur an die ganzen "Konfrontations-Talks", in denen vor laufender Kamera die Liebe gekündigt oder das Ergebnis eines Vaterschaftstests verkündet wurden.
Mögen diese Szenen auch oftmals inszeniert gewesen sein: Es war eine Legitimation von Grenzüberschreitung.
In enorm erfolgreichen Formaten wie "Deutschland sucht den Superstar" werden Leute vorgeführt und bloßgestellt. Gezielt. Denn es gilt: Je gemeiner, je peinlicher und entwürdigender, umso höher ist die Quote. In Sendungen wie "Big Brother" befinden sich sogar auf den Toiletten Kameras.
Stefan Raab machte das Bloßstellen von Privatpersonen in einem Massenmedium zum Millionengeschäft. Die Strafen, die dafür verhängt wurden, dass er im Fernsehen eine Schülerin als potenzielle Pornodarstellerin und eine türkische Mutter mit Schultüte als Dealerin bezeichnete, zahlt seine Produktionsfirma wahrscheinlich aus der Portokasse.
Dann die ganzen Journalisten-Formate wie "Stern TV", in denen über fiktive Suchanzeigen Leute geködert werden, die sich im harmlosesten Fall illegale Drogen besorgen wollen. Sie werden gefilmt und - wenn auch verpixelt - vorgeführt. RTL2 zeigt gerade eine Sendung namens "Tatort Internet", die unter dem Deckmantel der Aufklärung potenzielle Kinderschänder in Chatrooms mit falschen Teenager-Profilen lockt, um sie vor laufender Kamera zu entlarven. Sieht man sich das sonstige Programm von RTL2 an, dann ist mehr als offensichtlich, dass hier mit sexistischem Voyeurismus Quote gemacht werden soll. Dass sich eine Frau wie Stephanie zu Guttenberg für ein solch durchschaubares Spiel hergibt, macht es noch schlimmer.
Gelästert wird viel. Und es ist nicht immer politisch korrekt. Aber es ist einfach ein Unterschied, ob dies im Privaten geschieht - und da kann es schlimm genug sein - oder ob es in die Öffentlichkeit gezerrt wird. Wenn einer Jugend dafür jegliches Gespür abhanden gekommen ist, wundert es mich nicht. Woher hätten sie dieses Gespür denn lernen sollen? Die Mainstream-Medien haben hier nicht nur auf ganzer Linie versagt, sie haben einer ganzen Generation gezeigt, wie Cyber-Mobbing funktioniert.
Dienstag, 12. Oktober 2010
Freitag, 8. Oktober 2010
Spiele
Wenn man Urlaub hat und sich ausgerechnet dann eine Erkältung einfängt, ist das natürlich saublöd. Da kann man nicht viel mehr tun, als Videospiele spielen.
Zuerst war bei mir "Alpha Protocol" dran, ein Agentenspiel, das ich mir vor Monaten gekauft habe (was blöd war, weil es jetzt 12 Euro billiger ist). Nett und unterhaltsam. Es ist ein Action-Rollenspiel, bei dem man ständig Entscheidungen trifft, die den Spielverlauf beeinflussen. So sehr begeistert, dass ich es immer und immer wieder durchspiele, hat es mich jedoch nicht. Aber es war originell gemacht, auch wenn mich eine unfaire Stelle fast in den Controller hätte beißen lassen.
Dann habe ich mir "Halo Reach" geholt, nachdem die Zeitschrift Gamepro ja in den höchsten Tönen von dem Spiel vorschwärmte. Wenn ich da was von "gut inszenierten Zwischensequenzen mit zahlreichen Bombast-Momenten" lese, dann muss ich sagen: Naja. Da ist man aber inzwischen schon anderen "Bombast" gewohnt. Bei einer derart überschwänglichen Bewertung hatte ich da einfach mehr erwartet. Ich fand das Geballer eher eintönig und die Zwischensequenzen nicht so spekakulär. Dafür gab es ein paar nervige "wo geht es jetzt weiter?"-Momente, in denen ich ein wenig ziellos herumirrte. Außerdem merke ich: Ego-Shooter sind meins nicht. Ich brauche eine Figur zum mitfiebern. So sehe ich nur eine über den Boden schwebende Waffe und soll mir irgendwie einreden, dass ich es selbst bin, der da läuft, während ich ja eigentlich faul im Sessel hocke. Funktioniert bei mir irgendwie nicht!
Was die Story von "Halo Reach" angeht: Ein stimmungsvolles Ende hatte das Spiel, aber wäre ich Fan der Halo-Reihe, hätte ich mir für den Abschluss wahrscheinlich mehr erhofft als ein finsteres Prequel.
Jetzt werde ich mir mal "Mafia II" vornehmen.
Zuerst war bei mir "Alpha Protocol" dran, ein Agentenspiel, das ich mir vor Monaten gekauft habe (was blöd war, weil es jetzt 12 Euro billiger ist). Nett und unterhaltsam. Es ist ein Action-Rollenspiel, bei dem man ständig Entscheidungen trifft, die den Spielverlauf beeinflussen. So sehr begeistert, dass ich es immer und immer wieder durchspiele, hat es mich jedoch nicht. Aber es war originell gemacht, auch wenn mich eine unfaire Stelle fast in den Controller hätte beißen lassen.
Dann habe ich mir "Halo Reach" geholt, nachdem die Zeitschrift Gamepro ja in den höchsten Tönen von dem Spiel vorschwärmte. Wenn ich da was von "gut inszenierten Zwischensequenzen mit zahlreichen Bombast-Momenten" lese, dann muss ich sagen: Naja. Da ist man aber inzwischen schon anderen "Bombast" gewohnt. Bei einer derart überschwänglichen Bewertung hatte ich da einfach mehr erwartet. Ich fand das Geballer eher eintönig und die Zwischensequenzen nicht so spekakulär. Dafür gab es ein paar nervige "wo geht es jetzt weiter?"-Momente, in denen ich ein wenig ziellos herumirrte. Außerdem merke ich: Ego-Shooter sind meins nicht. Ich brauche eine Figur zum mitfiebern. So sehe ich nur eine über den Boden schwebende Waffe und soll mir irgendwie einreden, dass ich es selbst bin, der da läuft, während ich ja eigentlich faul im Sessel hocke. Funktioniert bei mir irgendwie nicht!
Was die Story von "Halo Reach" angeht: Ein stimmungsvolles Ende hatte das Spiel, aber wäre ich Fan der Halo-Reihe, hätte ich mir für den Abschluss wahrscheinlich mehr erhofft als ein finsteres Prequel.
Jetzt werde ich mir mal "Mafia II" vornehmen.
Mittwoch, 29. September 2010
The Incident
Damon Lindelof, Producer von "Lost", schrieb auf Twitter: "Ich denke, THE EVENT ist großartig, aber wenn 24 und LOST wirklich ein Kind bekämen, würde es beide Eltern hassen und regelmäßig foltern."
Nun also ein weiterer "Lost"-Klon auf NBC. Leider einer, der "Lost" auch nicht begriffen hat. Denn er springt wild durch die Zeit, wie die "Lost"-Insel, nachdem das Rad aus der Achse gesprungen ist. Es gibt haufenweise Rückblicke, nur sind sie hier reiner Selbstzweck. Was bringt es denn, uns zwei Folgen lang ein verliebtes Pärchen zu zeigen, und dann in einer Rückblende die Szene zu bringen, wie sie sich in einem Schwimmbad kennenlernten.
Bei "Lost" waren die Rückblicke nicht einfach nur Rückblicke. Sie erzählten eine eigene Story. Und sie veränderten oftmals die Gegenwart, wie wir sie sahen. Sie halfen uns, die aktuellen Handlungen der Figuren besser (oder manchmal auch weniger) nachzuvollziehen. Bei einer Szene wie der im Schwimmbad fragt man sich allerdings: Das war's?
Bei "Lost" hatten wir Figuren, die nicht wussten, was los ist. Und der Zuschauer konnte mit ihnen das Rätsel erkunden. Meist wussten wir als Zuschauer sogar ein wenig mehr als die Figuren. In "The Event" haben wir jedoch fast nur Figuren, die sehr wohl wissen, was los ist. Nur wir Zuschauer wissen es nicht. Wir werden gezielt durch eine wirre Erzählweise und das Weglassen von Szenen im Dunkeln gehalten.
Ob das auf Dauer fesselt? Ich denke es nicht.
Ich habe mal von einem Mann gelesen, der aus dem dritten Stock eines Hauses fiel, dabei aber so glücklich stürzte, dass er völlig unverletzt aufstand. Die Geschichte wurde zur Sensation und machte den Mann berühmt. Die ganzen "Lost"-Nachmacher kommen mir vor, als würden sie jetzt auch alle aus dem dritten Stock eines Hauses springen, in der Überzeugung, ihnen würde auch nix passieren, so nach dem Motto: Bei "Lost" hat es ja auch gut geklappt.
Nun also ein weiterer "Lost"-Klon auf NBC. Leider einer, der "Lost" auch nicht begriffen hat. Denn er springt wild durch die Zeit, wie die "Lost"-Insel, nachdem das Rad aus der Achse gesprungen ist. Es gibt haufenweise Rückblicke, nur sind sie hier reiner Selbstzweck. Was bringt es denn, uns zwei Folgen lang ein verliebtes Pärchen zu zeigen, und dann in einer Rückblende die Szene zu bringen, wie sie sich in einem Schwimmbad kennenlernten.
Bei "Lost" waren die Rückblicke nicht einfach nur Rückblicke. Sie erzählten eine eigene Story. Und sie veränderten oftmals die Gegenwart, wie wir sie sahen. Sie halfen uns, die aktuellen Handlungen der Figuren besser (oder manchmal auch weniger) nachzuvollziehen. Bei einer Szene wie der im Schwimmbad fragt man sich allerdings: Das war's?
Bei "Lost" hatten wir Figuren, die nicht wussten, was los ist. Und der Zuschauer konnte mit ihnen das Rätsel erkunden. Meist wussten wir als Zuschauer sogar ein wenig mehr als die Figuren. In "The Event" haben wir jedoch fast nur Figuren, die sehr wohl wissen, was los ist. Nur wir Zuschauer wissen es nicht. Wir werden gezielt durch eine wirre Erzählweise und das Weglassen von Szenen im Dunkeln gehalten.
Ob das auf Dauer fesselt? Ich denke es nicht.
Ich habe mal von einem Mann gelesen, der aus dem dritten Stock eines Hauses fiel, dabei aber so glücklich stürzte, dass er völlig unverletzt aufstand. Die Geschichte wurde zur Sensation und machte den Mann berühmt. Die ganzen "Lost"-Nachmacher kommen mir vor, als würden sie jetzt auch alle aus dem dritten Stock eines Hauses springen, in der Überzeugung, ihnen würde auch nix passieren, so nach dem Motto: Bei "Lost" hat es ja auch gut geklappt.
Dienstag, 28. September 2010
Jud Süß - Film ohne Beef
In den 1980er Jahren machte die US-Ham- burger-Kette "Wendy's" durch einen Werbefeldzug einen Satz sehr populär: "Where's the beef?" In dem Spot kaufen drei ältere Damen einen Burger, bei dem zwar das Brötchen sehr groß, der Fleischanteil aber sehr gering ist. Eine der dreien ruft daher immer nur: "Where's the beef?". Der Satz ging in die amerkanische Popkultur ein und wurde bald auch bei politischen Diskussionen genutzt.
Leider kam mir genau dieser Satz bei dem Film "Jud Süß - Film ohne Gewissen" in den Sinn. Darin geht es um dem antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß", der von den Nazis in Auftrag gegeben wurde und der 1940 in ganz Europa mit großem finanziellen Erfolg gezeigt wurde.
"Jud Süß - Film ohne Gewissen" erzählt die Geschichte des Hauptdarstellers Ferdinand Marian, der sich zunächst gegen die Rolle wehrt, sie dann gezwungenermaßen annimmt, dabei noch in dem Glauben, die Hassfigur durch eine menschliche Darstellung liebenswert machen zu können, was ihm jedoch letztlich misslingt. Trotz mehrerer Möglichkeiten, Deutschland zu verlassen, bleibt Ferdinand Marian, lässt sich feiern und hofieren, selbst dann noch, als seine Frau von den Nazis abgeholt und ermordet wird. Kurz nach Ende des Krieges begeht er Selbstmord.
Der Film ist vor allem in den Szenen, die schockieren sollen, unglaublich platt. Angesichts des Regisseurs kein Wunder. Wer einen solchen Stoff verfilmt und tatsächlich glaubt, er müsse die Wirklichkeit verfälschen, um mehr Dramatik zu entwickeln, der hat diesen Stoff einfach nicht verstanden. Was kann wohl noch dramatischer sein als der Fakt, eine Hassfigur in einem Film gespielt zu haben, der dafür benutzt wurde, einen Völkermord von beispiellosem Ausmaß begehen zu können? Aber nein, hier musste man Ferdinand Marian noch eine halbjüdische Ehefrau andichten, die von den Nazis ermordet wurde. Es wurde hinzugedichtet, um den Stoff "dramatischer" zu machen.
Was für ein dummer Mensch kommt auf eine derart dumme Idee?
Was wäre gewesen, hätte man in "Schindlers Liste" der Hauptfigur Oskar Schindler eine jüdische Mutter angedichtet? Hätte der Film dadurch an Dramatik gewonnnen? Ganz sicher nicht. Er hätte an Dramatik verloren.
So auch hier. Der reale Ferdinand Marian hatte bis zum Ende des Kriegs keinerlei persönliche Nachteile. Er hatte Erfolg, glänzende Kritiken, körbeweise Fanbriefe, viele Angebote, sehr viel Geld ... Das, was der Film anrichtete, spielte sich woanders ab. Gerade dadurch aber hätte sein Gewissenskonflikt Dramatik entfalten können.
Man weiß in dem Film überhaupt nicht, worüber Ferdinand Marian gerade unglücklich ist. Ist er unglücklich darüber, was der Film "Jud Süß" anrichtet bzw. anzurichten hilft? Oder darüber, dass seine Frau abgeholt wurde. Hier wurde aus einem Täter mit Gewissenskonflikt ein hilfloses Opfer, für das kein Konfliktpotenzial mehr da ist. Genau dadurch verliert die Figur ihre spannende Ambivalenz.
Leider liefert der "meistdiskutierte Film" (so die Werbung) gar keinen Diskussionsstoff. Das hätten die Produzenten wohl gerne gehabt. Einen großen Skandal, in den die Zuschauer strömen.
Doch die meisten Kritiker diskutieren nicht, sie sind sich einig: Der Film ist über weite Strecken misslungen. Es ist bei einem derartigen Aufgebot an hervorragenden Darstellern (u.a. Tobias Moretti - sehr überzeugend als Ferdinand Marian, Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu - grandios als Joseph Goebbels, Armin Rohde) und bei einem derart interessanten Filmstoff schon fast ein Kunststück, einen so witzlosen Film abzuliefern. Bei der Premiere auf der Berlinale 2010 erntete der Film sogar Buhrufe bei der Pressevorführung. Verrisse wie "überzeichnetes Melodram" (ZDF, aspekte) und "seltsam leer" (critic.de) treffen es.
Der Grund für das Scheitern liegt offensichtlich in der Person des Regisseurs Oskar Roehler, der bereits mit seinem völlig verhunzten Film "Elementarteilchen" bewiesen hat, dass er nichts von der Originalvorlage (dem Roman von Michel Houellebecq) begriffen hat. Besonders treffend schreibt "Der Standard": "Ein Drama, das sich durch Übertreibung widerlegt und eine Farce, die sich nicht weit genug vom Boden der Tatsachen entfernt."
Die Münchner Abendzeitung schrieb hingegen: "Hier geht es um Kino - saftiges, pralles, rückhaltlos unterhaltsames Kintopp. [Mit] perfidem Humor, deftigem Sarkasmus und emotionaler Dichte in den stillen, gefährlichen Szenen." Würde diese Kritik zutreffen - und man hätte aus dem Stoff einen solchen Film machen können - dann hätten wir hier vielleicht einen ähnlich stimmungsvollen Film wie den famosen "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino. In den besten Szenen des Films ist es dem Regisseur sogar gelungen, gewagtes Kino abzuliefern, und genau diese Szenen machen den Film dann sogar einigermaßen sehenswert. Doch dann verfällt der Film wieder in unglaublich selbstweinerliches Pathos, in plumpes Botschafts-Kino, das einfach nur falsch oder verkrampft wirkt.
Ansonsten gibt es über das Thema weitaus bessere Filme und auch bessere Bücher. Ganz empfehlenswert eine Dokumentation mit dem Titel Harlan - Im Schatten von Jud Süß. Ich sah vor einigen Jahren auf ARTE mal einen TV-Film mit dem Titel "Jud Süß – ein Film als Verbrechen?", der - trotz einiger Schwächen - sehenswert war. Beides sind Filme, die das "Spannende" an den historischen Fakten entdeckten, Filme, die gar nicht auf die Idee kamen, diesem Thema ein falsches (und weit weniger fesselndes) Melodram überstülpen zu müssen.
Leider kam mir genau dieser Satz bei dem Film "Jud Süß - Film ohne Gewissen" in den Sinn. Darin geht es um dem antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß", der von den Nazis in Auftrag gegeben wurde und der 1940 in ganz Europa mit großem finanziellen Erfolg gezeigt wurde.
"Jud Süß - Film ohne Gewissen" erzählt die Geschichte des Hauptdarstellers Ferdinand Marian, der sich zunächst gegen die Rolle wehrt, sie dann gezwungenermaßen annimmt, dabei noch in dem Glauben, die Hassfigur durch eine menschliche Darstellung liebenswert machen zu können, was ihm jedoch letztlich misslingt. Trotz mehrerer Möglichkeiten, Deutschland zu verlassen, bleibt Ferdinand Marian, lässt sich feiern und hofieren, selbst dann noch, als seine Frau von den Nazis abgeholt und ermordet wird. Kurz nach Ende des Krieges begeht er Selbstmord.
Der Film ist vor allem in den Szenen, die schockieren sollen, unglaublich platt. Angesichts des Regisseurs kein Wunder. Wer einen solchen Stoff verfilmt und tatsächlich glaubt, er müsse die Wirklichkeit verfälschen, um mehr Dramatik zu entwickeln, der hat diesen Stoff einfach nicht verstanden. Was kann wohl noch dramatischer sein als der Fakt, eine Hassfigur in einem Film gespielt zu haben, der dafür benutzt wurde, einen Völkermord von beispiellosem Ausmaß begehen zu können? Aber nein, hier musste man Ferdinand Marian noch eine halbjüdische Ehefrau andichten, die von den Nazis ermordet wurde. Es wurde hinzugedichtet, um den Stoff "dramatischer" zu machen.
Was für ein dummer Mensch kommt auf eine derart dumme Idee?
Was wäre gewesen, hätte man in "Schindlers Liste" der Hauptfigur Oskar Schindler eine jüdische Mutter angedichtet? Hätte der Film dadurch an Dramatik gewonnnen? Ganz sicher nicht. Er hätte an Dramatik verloren.
So auch hier. Der reale Ferdinand Marian hatte bis zum Ende des Kriegs keinerlei persönliche Nachteile. Er hatte Erfolg, glänzende Kritiken, körbeweise Fanbriefe, viele Angebote, sehr viel Geld ... Das, was der Film anrichtete, spielte sich woanders ab. Gerade dadurch aber hätte sein Gewissenskonflikt Dramatik entfalten können.
Man weiß in dem Film überhaupt nicht, worüber Ferdinand Marian gerade unglücklich ist. Ist er unglücklich darüber, was der Film "Jud Süß" anrichtet bzw. anzurichten hilft? Oder darüber, dass seine Frau abgeholt wurde. Hier wurde aus einem Täter mit Gewissenskonflikt ein hilfloses Opfer, für das kein Konfliktpotenzial mehr da ist. Genau dadurch verliert die Figur ihre spannende Ambivalenz.
Leider liefert der "meistdiskutierte Film" (so die Werbung) gar keinen Diskussionsstoff. Das hätten die Produzenten wohl gerne gehabt. Einen großen Skandal, in den die Zuschauer strömen.
Doch die meisten Kritiker diskutieren nicht, sie sind sich einig: Der Film ist über weite Strecken misslungen. Es ist bei einem derartigen Aufgebot an hervorragenden Darstellern (u.a. Tobias Moretti - sehr überzeugend als Ferdinand Marian, Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu - grandios als Joseph Goebbels, Armin Rohde) und bei einem derart interessanten Filmstoff schon fast ein Kunststück, einen so witzlosen Film abzuliefern. Bei der Premiere auf der Berlinale 2010 erntete der Film sogar Buhrufe bei der Pressevorführung. Verrisse wie "überzeichnetes Melodram" (ZDF, aspekte) und "seltsam leer" (critic.de) treffen es.
Der Grund für das Scheitern liegt offensichtlich in der Person des Regisseurs Oskar Roehler, der bereits mit seinem völlig verhunzten Film "Elementarteilchen" bewiesen hat, dass er nichts von der Originalvorlage (dem Roman von Michel Houellebecq) begriffen hat. Besonders treffend schreibt "Der Standard": "Ein Drama, das sich durch Übertreibung widerlegt und eine Farce, die sich nicht weit genug vom Boden der Tatsachen entfernt."
Die Münchner Abendzeitung schrieb hingegen: "Hier geht es um Kino - saftiges, pralles, rückhaltlos unterhaltsames Kintopp. [Mit] perfidem Humor, deftigem Sarkasmus und emotionaler Dichte in den stillen, gefährlichen Szenen." Würde diese Kritik zutreffen - und man hätte aus dem Stoff einen solchen Film machen können - dann hätten wir hier vielleicht einen ähnlich stimmungsvollen Film wie den famosen "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino. In den besten Szenen des Films ist es dem Regisseur sogar gelungen, gewagtes Kino abzuliefern, und genau diese Szenen machen den Film dann sogar einigermaßen sehenswert. Doch dann verfällt der Film wieder in unglaublich selbstweinerliches Pathos, in plumpes Botschafts-Kino, das einfach nur falsch oder verkrampft wirkt.
Ansonsten gibt es über das Thema weitaus bessere Filme und auch bessere Bücher. Ganz empfehlenswert eine Dokumentation mit dem Titel Harlan - Im Schatten von Jud Süß. Ich sah vor einigen Jahren auf ARTE mal einen TV-Film mit dem Titel "Jud Süß – ein Film als Verbrechen?", der - trotz einiger Schwächen - sehenswert war. Beides sind Filme, die das "Spannende" an den historischen Fakten entdeckten, Filme, die gar nicht auf die Idee kamen, diesem Thema ein falsches (und weit weniger fesselndes) Melodram überstülpen zu müssen.
Donnerstag, 23. September 2010
Nix da von wegen "wir"
Die Bild-Zeitung verwendet ja immer gerne das Wort "wir". Das denken "wir Deutsche". Und dann erklärt mir die Überschrift, was "wir" zum Beispiel denken, wenn ein Mann wie Sarrazin in seinem Buch schreibt: "So spielen bei Migranten aus dem Nahen Osten auch genetische Belastungen, bedingt durch die dort übliche Heirat zwischen Verwandten, eine erhebliche Rolle und sorgen für den überdurchschnittlich hohen Anteil an angeborenem Schwachsinn und anderen Erbkrankheiten."
"Wir" sind bei BILD auch schon mal Papst!
Doch - oh Wunder! Heute lese ich als Schlagzeile (wie immer beim Vorbeigehen am "Automaten" bei der Hackerbrücke):
SO TEUER WIRD'S FÜR SIE ALS KASSENPATIENT!
Ach!
Nicht, "so teuer wird's für UNS als Kassenpatient!"?
Hmmm... Scheinen also nur finanziell gut ausgestattete Privatpatienten in der BILD-Redaktion zu sitzen.
Das erklärt natürlich, weshalb das "Sprachrohr für den kleinen Mann" zwar bei ausländerfeindlichen Parolen und Thesen recht laut "wir" brüllt, bei einer unverhohlenen Klientel-Politik von Schwarz-gelb aber doch lieber schweigt.
"Wir" sind bei BILD auch schon mal Papst!
Doch - oh Wunder! Heute lese ich als Schlagzeile (wie immer beim Vorbeigehen am "Automaten" bei der Hackerbrücke):
SO TEUER WIRD'S FÜR SIE ALS KASSENPATIENT!
Ach!
Nicht, "so teuer wird's für UNS als Kassenpatient!"?
Hmmm... Scheinen also nur finanziell gut ausgestattete Privatpatienten in der BILD-Redaktion zu sitzen.
Das erklärt natürlich, weshalb das "Sprachrohr für den kleinen Mann" zwar bei ausländerfeindlichen Parolen und Thesen recht laut "wir" brüllt, bei einer unverhohlenen Klientel-Politik von Schwarz-gelb aber doch lieber schweigt.
Dienstag, 21. September 2010
Überflüssig
"The Expendables" ist ein klassischer Actionfilm, mit einem eindimensionalen Bösewicht, rauen Kerlen, endloser Haudrauf- und Baller-Action, brummenden Motorrädern, Auto- und Flugzeug-Stunts, einem fiktiven Bananenstaat und einer gehörigen Portion Brutalität.
Das Problem ist nur: Inzwischen funktionieren fast alle Actionfilme nach dieser Schablone. Und selbst TV-Serien wie "24" bedienen sich dieser Zutaten.
Hier sehen wir erneut Stallone, Dolph Lundgren und Actionhelden wie Jet Li in den Rollen von gestern. Nur ist das Kino von gestern zugleich das Kino von heute, was wohl erklärt, weshalb dieser Film so erfolgreich läuft.
In "Der Spiegel" schreibt ein Rezensent, "The Expendables" sei ein "selbstreflexiver Film". Gerade dieses "Selbstreflexive" kam mir jedoch zu kurz. Natürlich kann man in den Sprüchen von Stallone und Co auch Kommentare über den eigenen Werdegang herauslesen, doch so gelungen wie in einer kurzen Szene, in der Stallone, Schwarzeneggar und Bruce Willis zusammen auftreten, ist das im Film nur selten. Stattdessen versuchte Stallone krampfhaft, dem Drehbuch immer mehr Schichten aufzudrücken, ohne dabei konsequent zu bleiben. Eine Schicht Selbstreflexion, dann eine Schicht Sozialkritik, dann eine Schicht Nostalgie...
Doch am Ende sind diese Schichten doch zu dünn, um diesem Film die herausragende Stellung zu verleihen, die er hätte haben können. Denn gerade das, was zum Beispiel ein Clint Eastwood grandios zellebriert - nämlich das Spiel mit der eigenen Legende - gelingt diesem Film nur in wenigen Ansätzen.
Letztlich gelang es Stallone in seinem jüngsten Rambo-Film und dem sechsten Teil der "Rocky"-Reihe viel besser, den selbst erschaffenen Charakter zu reflektieren und daher auf eine neue Ebene zu heben.
Am Ende bleibt daher doch nur ein reiner Schmarrenfilm mit hektisch geschnittene Kampf- und Actionszenen. Dagegen wäre nichts zu sagen, hätte man nicht das Gefühl, dass es im Kino zur Zeit gerade an solchen Filmen nicht mangelt.
Das Problem ist nur: Inzwischen funktionieren fast alle Actionfilme nach dieser Schablone. Und selbst TV-Serien wie "24" bedienen sich dieser Zutaten.
Hier sehen wir erneut Stallone, Dolph Lundgren und Actionhelden wie Jet Li in den Rollen von gestern. Nur ist das Kino von gestern zugleich das Kino von heute, was wohl erklärt, weshalb dieser Film so erfolgreich läuft.
In "Der Spiegel" schreibt ein Rezensent, "The Expendables" sei ein "selbstreflexiver Film". Gerade dieses "Selbstreflexive" kam mir jedoch zu kurz. Natürlich kann man in den Sprüchen von Stallone und Co auch Kommentare über den eigenen Werdegang herauslesen, doch so gelungen wie in einer kurzen Szene, in der Stallone, Schwarzeneggar und Bruce Willis zusammen auftreten, ist das im Film nur selten. Stattdessen versuchte Stallone krampfhaft, dem Drehbuch immer mehr Schichten aufzudrücken, ohne dabei konsequent zu bleiben. Eine Schicht Selbstreflexion, dann eine Schicht Sozialkritik, dann eine Schicht Nostalgie...
Doch am Ende sind diese Schichten doch zu dünn, um diesem Film die herausragende Stellung zu verleihen, die er hätte haben können. Denn gerade das, was zum Beispiel ein Clint Eastwood grandios zellebriert - nämlich das Spiel mit der eigenen Legende - gelingt diesem Film nur in wenigen Ansätzen.
Letztlich gelang es Stallone in seinem jüngsten Rambo-Film und dem sechsten Teil der "Rocky"-Reihe viel besser, den selbst erschaffenen Charakter zu reflektieren und daher auf eine neue Ebene zu heben.
Am Ende bleibt daher doch nur ein reiner Schmarrenfilm mit hektisch geschnittene Kampf- und Actionszenen. Dagegen wäre nichts zu sagen, hätte man nicht das Gefühl, dass es im Kino zur Zeit gerade an solchen Filmen nicht mangelt.
Freitag, 17. September 2010
Ipad
Okay, ich gebe es zum. Vom Saulus zum Paulus. Ich habe nun einen iPad, und er ist genial!
Genial, genial, genial!
Dann habe mir heute das App "ArtStudio" geholt. Kostet nur 3,99 EUR. Und macht total Spaß. Das Ergebnis meiner ersten Stunde Finger-Painting seht ihr hier oben. (Und es macht wohl mehr Spaß, das Bild zu malen als es anzusehen.)
Dienstag, 14. September 2010
Ist der Ruf erst ruiniert ...
Also, eines muss man der BILD-Zeitung lassen: Da ich auf meinem morgentlichen Weg zur S-Bahn immer an einer BILD-Verkaufsbox vorbeikomme, ist die BILD-Zeitung nicht selten für mich der erste Anlass des Tages, um zu schmunzeln.
Gestern lautete die große, fette Schlagzeile der Bild nämlich:
PORNOGRAFIE
VERDIRBT UNSERE KINDER
(Darunter: Besorgte Minister-Gattin schlägt Alarm).
Das ist angesichts der vielen vulgären Sex-Inhalte der BILD-Zeitung ja schon Grund genug zum Schmunzeln, doch wirklich lachen musste ich, als heute, nur einen Tag später, die Schlagzeile von Seite 1 so lautete:
Kachelmann: SO WAR DIE
SEX-NACHT
Gestern lautete die große, fette Schlagzeile der Bild nämlich:
PORNOGRAFIE
VERDIRBT UNSERE KINDER
(Darunter: Besorgte Minister-Gattin schlägt Alarm).
Das ist angesichts der vielen vulgären Sex-Inhalte der BILD-Zeitung ja schon Grund genug zum Schmunzeln, doch wirklich lachen musste ich, als heute, nur einen Tag später, die Schlagzeile von Seite 1 so lautete:
Kachelmann: SO WAR DIE
SEX-NACHT
Montag, 6. September 2010
Das weiße Band
"Das weiße Band" ist ein Film von Michael Haneke (Benny's Video, Funny Games), der uns in eine beklemmende Welt der absoluten Unterdrückung führt, eine Unterdrückung, die eine Atmosphäre schafft, in welcher der Unterdrücker selbst nicht mehr frei agieren kann. Eine Welt, in der alles Leidenschaftliche verboten ist, in der es unmöglich scheint, den elitären Ansprüchen der Unterdrücker zu genügen, um frei von Schuld zu leben. Wenn sich irgendwann doch aufgestaute Gefühle ausbrechen, dann äußern sie sich ausschließlich in gefühlskalter Grausamkeit.
Obwohl am Ende des Films viele Fragen offen sind, wird durch "Das weiße Band" doch vieles klar. Zum Beispiel, weshalb die Menschen mit so viel Begeisterung in den ersten Weltkrieg zogen, weil sie glaubten, dadurch aus einem Korsett ausbrechen zu können.
Doch wahrscheinlich tut eine so schlichte Interpretation einem Film unrecht, der gnadenlos die vielfältigen Möglichkeiten menschlicher Unterdrückung aufzeigt. Mit trostlosen Bildern und und zum Teil quälend langen Szenen, die einem noch lange in Erinnerung bleiben.
Der Film ist nicht ganz so grausam-radikal wie Hanekes Film "Funny Games", in dem er Gewalt als das darstellen wollte, was sie immer ist, als "nicht konsumierbar" (was leider auch in einem kaum konsumierbaren Film resultierte). Aber er weiß, wie er mit unerträglich langen Szenen dem Zuschauer das Gefühl gibt, der psychischen Grausamkeit der Figuren hilflos ausgeliefert zu sein.
Obwohl am Ende des Films viele Fragen offen sind, wird durch "Das weiße Band" doch vieles klar. Zum Beispiel, weshalb die Menschen mit so viel Begeisterung in den ersten Weltkrieg zogen, weil sie glaubten, dadurch aus einem Korsett ausbrechen zu können.
Doch wahrscheinlich tut eine so schlichte Interpretation einem Film unrecht, der gnadenlos die vielfältigen Möglichkeiten menschlicher Unterdrückung aufzeigt. Mit trostlosen Bildern und und zum Teil quälend langen Szenen, die einem noch lange in Erinnerung bleiben.
Der Film ist nicht ganz so grausam-radikal wie Hanekes Film "Funny Games", in dem er Gewalt als das darstellen wollte, was sie immer ist, als "nicht konsumierbar" (was leider auch in einem kaum konsumierbaren Film resultierte). Aber er weiß, wie er mit unerträglich langen Szenen dem Zuschauer das Gefühl gibt, der psychischen Grausamkeit der Figuren hilflos ausgeliefert zu sein.
Freitag, 3. September 2010
Deutschland liest sich blöd
Wenn die Deutschen auf etwas stolz sein können, dann darauf, dass sie es geschafft haben, nach einer der umenschlichsten Diktaturen der Weltgeschichte eine vorzeigbare Demokratie zu entwickeln. Es ist zwar haarsträubend, wenn man bedenkt, wie viele Millionen Menschen für diesen "Lernprozess" gestorben sind. Nichtsdestotrotz: Der Schritt in die soziale Demokratie wurde getan. Er wurde getan, weil ein ganzes Volk dies wollte.
Jahrzehnte später gelang es den Bürgern des damaligen Ostdeutschlands, sich dauerhaft aus einer politischen Diktatur zu befreien.
Man müsste meinen, dass ein Land wie Deutschland gelernt hat, wie man mit demagogischen Schwachköpfen umgehen muss, die Hetze gegen Minderheiten betreiben. Wie man die Thesen von Hetzern, die eine neue Rassenlehre unters Volk bringen wollen, im Keim erstickt. Wie man sie mit Missachtung straft.
Doch nichts dergleichen. Wir leben in einer Zeit, in der ein dummer Demagoge Teile seines unsäglichen Machwerks im "Spiegel" und in "Bild" abdrucken darf. Im aktuellen "Focus" (den ich gestern im Flugzeug kostenlos lesen durfte) wird an drei Stellen (im Vorwort, in einem Beitrag und in einem Essay) in den höchsten Tönen die "Kritikwürdigkeit" der Thesen dieses demagogischen Hetzers gelobt. Das Essay hat die bezeichnende Überschrift "Nachhilfe für Sozialromantiker".
Schön, wie viele Wörter inzwischen im deutschen Sprachgebrauch etabliert wurden, um soziales Denken in Misskredit zu bringen. Gutmensch, Sozialromantik, Wohlfahrtsstaat ...
Nachhilfe könnte ich allerdings wirklich gebrauchen. Ich würde nämlich gerne wissen, wieso die von der sogenannten "Finanzkrise" verursachte Schuldenlast fast ausnahmslos die Ärmsten der Armen tragen müssen, während bisherige und aktuelle Gewinner von Finanzspekulationen völlig unbehelligt bleiben.
Ich würde gern wissen, wieso die Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge (einst bei 42 %, jetzt nur noch 25 %) unangetastet bleibt, während man den Heizungskostenzuschuss beim Wohngeld für Geringverdiener streicht. Dafür wurde die "Brennelementesteuer", die 2,3 Milliarden pro Jahr bringen sollte, verschoben. Die "Finanztransaktionssteuer" – sollte eigentlich ab 2010 kommen: ungewiss. Die bereits unter Schröder massiv gesunkenen Spitzensteuersätze: Unverändert. Einführung einer Vermögensteuer? Immerhin sind die Vermögen der "oberen zehn Prozent" trotz "Finanzkrise" massiv gestiegen! Aber nicht doch. Sowas wäre ja geradezu sozialistisch. Ist doch besser, wenn die Vermögenden ab und zu Allmosen an die Tafeln spenden. Rücknahme der völlig grundlosen Steuergeschenke an Hoteliers: Nicht daran zu denken.
Diese soziale Ungerechtigkeit ist so himmelschreiend, dass sie laut Umfragen inzwischen bereits vier von fünf Bundesbürgern klargeworden ist. Da kommt ein Buch, das in seinen Thesen von vererbbarer Dummheit schwafelt, natürlich genau richtig.
Denn: Wenn die Armen arm bleiben, liegt das nicht an sozialen Ungerechtigkeiten und mangelnden Bildungs-Chancen, die mehr und mehr forciert werden, sondern daran, dass die Armen eben faul und dumm sind und dann auch noch genetisch genauso faule und dumme Kinder zeugen. Denn, so besagtes Buch: Die Fetten sind fett, weil sie zu viel essen. Und die Armen sind arm, weil sie zu blöd und zu faul sind.
Die Reichen sind keineswegs in der Regel deshalb reich, weil sie Vermögen erben, das sich durch Zinsen ohne jegliches Zutun vermehrt. Nein. Sie sind es, weil sie so schlau und fleißig sind. So wie wohl der Autor dieses Buches selbst glaubt, schlau zu sein. Und wenn er - wie kaum ein anderer - durch Staatsgelder reich wurde, dann liegt das keinesfalls an seinem Parteibuch, sondern an seiner überragenden, durch deutschen Fleiß hochtrainierten Intelligenz.
Man müsste lachen, wenn es nicht so ärgerlich wäre. Wir haben hier ein Hetzbuch. Nichts anderes. Und Hetze hat noch nie geholfen, auch nicht, um irgendwelche angeblich "längst überfälligen" Diskussionen anzuregen.
Ich glaube übrigens nicht an vererbte Dummheit. Ich glaube aber daran, dass Dummheit über Bücher und Zeitschriften verbreitet werden kann. "Focus", "Spiegel" und "Bild" können sich also (wieder mal) gratulieren: Sie haben ein gutes Stück dazu beigetragen, Deutschland dümmer zu machen.
(Wer dieser ärgerlichen Angelegenheit doch noch was echt Witziges abgewinnen will, sollte hier klicken.)
Jahrzehnte später gelang es den Bürgern des damaligen Ostdeutschlands, sich dauerhaft aus einer politischen Diktatur zu befreien.
Man müsste meinen, dass ein Land wie Deutschland gelernt hat, wie man mit demagogischen Schwachköpfen umgehen muss, die Hetze gegen Minderheiten betreiben. Wie man die Thesen von Hetzern, die eine neue Rassenlehre unters Volk bringen wollen, im Keim erstickt. Wie man sie mit Missachtung straft.
Doch nichts dergleichen. Wir leben in einer Zeit, in der ein dummer Demagoge Teile seines unsäglichen Machwerks im "Spiegel" und in "Bild" abdrucken darf. Im aktuellen "Focus" (den ich gestern im Flugzeug kostenlos lesen durfte) wird an drei Stellen (im Vorwort, in einem Beitrag und in einem Essay) in den höchsten Tönen die "Kritikwürdigkeit" der Thesen dieses demagogischen Hetzers gelobt. Das Essay hat die bezeichnende Überschrift "Nachhilfe für Sozialromantiker".
Schön, wie viele Wörter inzwischen im deutschen Sprachgebrauch etabliert wurden, um soziales Denken in Misskredit zu bringen. Gutmensch, Sozialromantik, Wohlfahrtsstaat ...
Nachhilfe könnte ich allerdings wirklich gebrauchen. Ich würde nämlich gerne wissen, wieso die von der sogenannten "Finanzkrise" verursachte Schuldenlast fast ausnahmslos die Ärmsten der Armen tragen müssen, während bisherige und aktuelle Gewinner von Finanzspekulationen völlig unbehelligt bleiben.
Ich würde gern wissen, wieso die Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge (einst bei 42 %, jetzt nur noch 25 %) unangetastet bleibt, während man den Heizungskostenzuschuss beim Wohngeld für Geringverdiener streicht. Dafür wurde die "Brennelementesteuer", die 2,3 Milliarden pro Jahr bringen sollte, verschoben. Die "Finanztransaktionssteuer" – sollte eigentlich ab 2010 kommen: ungewiss. Die bereits unter Schröder massiv gesunkenen Spitzensteuersätze: Unverändert. Einführung einer Vermögensteuer? Immerhin sind die Vermögen der "oberen zehn Prozent" trotz "Finanzkrise" massiv gestiegen! Aber nicht doch. Sowas wäre ja geradezu sozialistisch. Ist doch besser, wenn die Vermögenden ab und zu Allmosen an die Tafeln spenden. Rücknahme der völlig grundlosen Steuergeschenke an Hoteliers: Nicht daran zu denken.
Diese soziale Ungerechtigkeit ist so himmelschreiend, dass sie laut Umfragen inzwischen bereits vier von fünf Bundesbürgern klargeworden ist. Da kommt ein Buch, das in seinen Thesen von vererbbarer Dummheit schwafelt, natürlich genau richtig.
Denn: Wenn die Armen arm bleiben, liegt das nicht an sozialen Ungerechtigkeiten und mangelnden Bildungs-Chancen, die mehr und mehr forciert werden, sondern daran, dass die Armen eben faul und dumm sind und dann auch noch genetisch genauso faule und dumme Kinder zeugen. Denn, so besagtes Buch: Die Fetten sind fett, weil sie zu viel essen. Und die Armen sind arm, weil sie zu blöd und zu faul sind.
Die Reichen sind keineswegs in der Regel deshalb reich, weil sie Vermögen erben, das sich durch Zinsen ohne jegliches Zutun vermehrt. Nein. Sie sind es, weil sie so schlau und fleißig sind. So wie wohl der Autor dieses Buches selbst glaubt, schlau zu sein. Und wenn er - wie kaum ein anderer - durch Staatsgelder reich wurde, dann liegt das keinesfalls an seinem Parteibuch, sondern an seiner überragenden, durch deutschen Fleiß hochtrainierten Intelligenz.
Man müsste lachen, wenn es nicht so ärgerlich wäre. Wir haben hier ein Hetzbuch. Nichts anderes. Und Hetze hat noch nie geholfen, auch nicht, um irgendwelche angeblich "längst überfälligen" Diskussionen anzuregen.
Ich glaube übrigens nicht an vererbte Dummheit. Ich glaube aber daran, dass Dummheit über Bücher und Zeitschriften verbreitet werden kann. "Focus", "Spiegel" und "Bild" können sich also (wieder mal) gratulieren: Sie haben ein gutes Stück dazu beigetragen, Deutschland dümmer zu machen.
(Wer dieser ärgerlichen Angelegenheit doch noch was echt Witziges abgewinnen will, sollte hier klicken.)
Sonntag, 29. August 2010
Persons
Robert Picardo meinte auf der vorletzten FedCon, kaum sei er zu "Stargate" gestoßen, wurde die Serie eingestellt. Dann stieg er bei "Stargate: Atlantis" zur Hauptfigur auf, und die Serie wurde eingestellt.
Passend, dass er nun plötzlich in der letzten Folge der Serie "Persons Unknown" als Obermotz auftauchte. Denn diese Serie ist damit auch schon wieder zu Ende.
Stephen King meinte ja in seinem "Entertainment Weekly"-Artikel, "Persons Unknown" gehöre zu den guten Dingen im Sommer 2010. Die Serie lief auf dem US-Network NBC. Und dort hatte man noch nicht einmal genug Geduld, wenigstens alle 13 Folgen zu zeigen. Die Quoten waren schließlich so schlecht, dass der Sender Folge 11 einfach wegließ. Das wohlgemerkt bei einer Serie mit einer komplexen, fortlaufender Handlung. Die, die es wirklich interessiert - so der Sender -, könnten sich die Folge ja im Internet ansehen.
Das zeigt mal wieder: Programgestaltern ist alles scheißegal. Völlig wurscht, ob der Zuschauer überhaupt noch durchblickt. Sich dann aber groß wundern, dass es immer schwerer zu werden scheint, neue Serien zu etablieren. "Flash Forward", "Heroes", "Reaper", "Jericho", "Eastwick", "Kyle XY" und "Terminator: Die Sarah-Connor-Chroniken" - alles aktuelle Serien ohne Abschluss. Wer hat da noch Bock, sich auf eine neue Serie einzulassen?
"Persons Unknown" blieb bis zur letzten Sekunde spannend und wendungsreich, das Ende konnte aber nicht befriedigen. Viele Handlungsfäden blieben unbeendet, und ganz wesentliche Fragen offen. Bei einem Film würde man das so wohl sogar akzeptieren, bei einer Serie erwartet man aber schlichtweg mehr.
Wir wissen zwar nun, wie das "Programm" läuft und wer involviert ist, aber wir kennen noch immer nicht den Hauptzweck. Stattdessen eine doppelbödige, fast esoterische Wendung im Stil von "The Prisoner". "Persons Unknown" war fesselnd und mitreißend, mit einigen hammerharten Überraschungen, die man beim besten Willen nicht kommen sah. Als in sich geschlossene Miniserie funktionierte die Serie für mich nur bedingt.
Passend, dass er nun plötzlich in der letzten Folge der Serie "Persons Unknown" als Obermotz auftauchte. Denn diese Serie ist damit auch schon wieder zu Ende.
Stephen King meinte ja in seinem "Entertainment Weekly"-Artikel, "Persons Unknown" gehöre zu den guten Dingen im Sommer 2010. Die Serie lief auf dem US-Network NBC. Und dort hatte man noch nicht einmal genug Geduld, wenigstens alle 13 Folgen zu zeigen. Die Quoten waren schließlich so schlecht, dass der Sender Folge 11 einfach wegließ. Das wohlgemerkt bei einer Serie mit einer komplexen, fortlaufender Handlung. Die, die es wirklich interessiert - so der Sender -, könnten sich die Folge ja im Internet ansehen.
Das zeigt mal wieder: Programgestaltern ist alles scheißegal. Völlig wurscht, ob der Zuschauer überhaupt noch durchblickt. Sich dann aber groß wundern, dass es immer schwerer zu werden scheint, neue Serien zu etablieren. "Flash Forward", "Heroes", "Reaper", "Jericho", "Eastwick", "Kyle XY" und "Terminator: Die Sarah-Connor-Chroniken" - alles aktuelle Serien ohne Abschluss. Wer hat da noch Bock, sich auf eine neue Serie einzulassen?
"Persons Unknown" blieb bis zur letzten Sekunde spannend und wendungsreich, das Ende konnte aber nicht befriedigen. Viele Handlungsfäden blieben unbeendet, und ganz wesentliche Fragen offen. Bei einem Film würde man das so wohl sogar akzeptieren, bei einer Serie erwartet man aber schlichtweg mehr.
Wir wissen zwar nun, wie das "Programm" läuft und wer involviert ist, aber wir kennen noch immer nicht den Hauptzweck. Stattdessen eine doppelbödige, fast esoterische Wendung im Stil von "The Prisoner". "Persons Unknown" war fesselnd und mitreißend, mit einigen hammerharten Überraschungen, die man beim besten Willen nicht kommen sah. Als in sich geschlossene Miniserie funktionierte die Serie für mich nur bedingt.
Samstag, 21. August 2010
Wortbrüchige SPD
Ist schon so eine Sache mit der wankelmütigen SPD. Beschließt erst in der großen Koalition die Rente mit 67. Und dann - so ganz plötzlich aus heiterem Himmel - will sie das nicht mehr.
Dabei ist es genau anders herum. Die SPD hat damals, als die Rente mit 67 "beschlossen" wurde, klare Kriterien und Bedingungen aufgestellt. Diese Kriterien und Bedingungen wurden ins Gesetz selbst aufgenommen. Die Bedingungen waren: Höhere Erwerbsbeteiligung Älterer, kein früheres Ausscheiden der 55-Jährigen mehr, leichtere Wiedereingliederung älterer Arbeitsloser usw..
Die Bedingungen sind nicht erfüllt. Und in dem Gesetz steht auch klar drin, dass die Rente mit 67 nicht in Kraft treten darf, solange diese Bedingungen nicht erfüllt sind. Mit anderen Worten: Die SPD wäre gerade dann wortbrüchig, wenn sie an der Rente mit 67 festhält, obwohl die von ihr selbst aufgestellten Bedingungen nicht erfüllt sind. (Genauso wortbrüchig wäre natürlich die CDU, denn die hat ja das gleiche Gesetz beschlossen.)
(Dass wir bei einer längst überfälligen Ausweitung der Beitragszahler und einer Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze gar kein Rentenproblem hätten, wird ja gerne verschwiegen. Inzwischen weiß jeder, dass Geld nicht mehr nur durch Löhne erwirtschaftet wird, sondern vor allem auch auf dem Finanzsektor. In der Schweiz fließen zum Beispiel auch Einnahmen durch Zinsen und Mieten in die Rentenkassen, daher hat die Rentenversicherung dort auch überhaupt kein Problem. Ich weiß, ich weiß, bei uns zahlt der Staat auch jährlich aus Steuergeldern 60 Milliarden in die Rentenkassen ein. Nur: Er entnimmt zugleich 80 Milliarden für "versicherungsfremde Leistungen". Vielleicht sollte man damit mal aufhören? Es reicht ja schon, dass unsere Regierung in den letzten zehn Jahren 50 Milliarden an Steuereinnahmen verschenkt hat, weil man sich hartnäckig gegen den Mindestlohn wehrte. Und genau diejenigen, die von genau dieser Politik profitieren - die Unternehmer - fordern nun die Rente mit 70!)
Freitag, 20. August 2010
Rentenkürzung in Holland
Da jammern wir über die Rente ab 67 und Nullrunden, und in Holland droht eine Rentenkürzung um 14 Prozent!
14 Prozent!!!
Und zwar nicht irgendwie im Jahr 2027, sondern schon ab kommendem Jahr!
Wie das?
Ja, in Holland haben die nämlich genau das nicht, was bei uns ja so gerne kritisiert wird. Bei uns zahlen die aktuellen Beitragszahler die Rente der aktuellen Rentner. Und die Medien werden nicht müde, zu betonen, wie "anfällig" ein solches System sei. Weil es in Zukunft wegen des "demografischen Wandels" und der "radikal gestiegenen Lebenserwartung" einfach "nicht mehr trägt".
Wie gut, dass es die Holländer doch so viel besser gemacht haben. Bei denen wird die Altersrente nämlich durch private Pensionsfonds erwirtschaftet.
Denn: Privat ist super! Privat ist gewinnorientiert! Privat ist geil! Privat heißt Wettbewerb!!!
Und vor allem: Privat heißt irgendwie, dass der Einzahler "sein" Geld "behält"!
Bei uns ist das ja so doof, weil von "unserem" Geld irgendwelche ganz fremden Rentner ihre Miete bezahlen! Und wenn wir mal selbst Rente kriegen, dann kommt die von ganz "fremden Geld", nämlich dem Geld derjenigen, die dann arbeiten.
Und mit dieser Vorstellung hat so mancher ein Problem. Man glaubt: Moment mal! Ich gebe heute Geld her, damit ich morgen Geld von anderen kriege. Das ist aber doof.
Die Idiotie geht so weit, dass sich irgendwelche Pärchen schwer was darauf einbilden, ein paar Hartz-IV-Empfänger in die Welt zu setzen, weil "die" dann "ihre" Rente bezahlen können. Die bösen Kinderlosen sollten am Besten gar keine Rente kriegen. Auch wenn gerade die in ihrem Leben meist mehr in die Rentenkasse eingezahlt haben als so manche Eltern.
Nein: Mit dem "Generationen-Vertrag" haben die Leute so ihre Probleme. Man will einfach nicht wahr haben, dass so ein Generationen-Vertrag viel krisensicherer ist als alles andere.
Die Leute misstrauen - dank der Gehirnwäsche der Medien - der gesetzlichen Rentenversicherung, und glauben blind an das, was Banken ihnen anpreisen. Formulierungen wie "Geld ansparen", "Geld liegen lassen" und "Geld mehren lassen" erzeugen leider auch völlig falsche Bilder im Kopf.
Das Geld, das eine Bank bekommt, ist nämlich genauso "weg" wie das Geld, das ich in die gesetzliche Rentenkasse einzahle. Die Bank muss sogar nur einen sehr kleinen Prozentsatz als Eigenkapital vorweisen können. Das ist vielen gar nicht klar. Sie meinen: Das Geld, das ich in die Rentenversicherung einzahle, das kann man mir nehmen. Das "nimmt" man mir bereits. Doch das Geld auf der Bank kann mir keiner nehmen.
Da dürften die Holländer jetzt ein anderes Liedchen singen. Dort haben nämlich vor allem kleinere Pensionsfonds durch Spekulationen dank der (durch Spekulationen ausgelösten) Wirtschaftskrise ihre Einlagen so gefährdet, dass nun ein Bankrott droht. Und weg ist das tolle "angesparte", "liegen gelassene" und sich "automatisch mehrende" Geld.
Dieser Bankrott wäre nur durch eine drastische Rentenkürzung aufzuhalten.
Da kann man ja mal gespannt sein, wie viel von dem Geld, das die Leute heute brav in allerlei Pensionsfonds und Riestereien einzahlen, später wirklich wieder zurück kommt. Vielleicht dämmert es dann so manch einem, dass es vielleicht doch besser ist, der Staat verwaltet die Altersversorgung, bevor man das Geld irgendwelchen gewinngeilen Zockern überlässt, die damit ins Casino gehen und zugleich die Bürger mit völlig haltlosen Versprechungen nach Strich und Faden verarschen.
Übertreibe ich damit? In der September-Ausgabe 2010 der "Finanztest" erzählt ein frischgebackener Riester-Rentner, dass er sage und schreibe 0,38 Euro mehr als die mickrige "Garantierente" erhält! Die Garantieverzinsung beträgt bei Riester gerade mal 2,25 Prozent! 2,25 Prozent!!! Das übertrifft kaum die Inflationsrate! Dennoch werben Nepper, Schlepper, Riesterfänger noch immer mit grandiosen Steigerungsraten von bis zu neun Prozent, ohne dieses Versprechen jemals erfüllen zu müssen! Wenn das keine Verarsche ist, dann weiß ich auch nicht.
14 Prozent!!!
Und zwar nicht irgendwie im Jahr 2027, sondern schon ab kommendem Jahr!
Wie das?
Ja, in Holland haben die nämlich genau das nicht, was bei uns ja so gerne kritisiert wird. Bei uns zahlen die aktuellen Beitragszahler die Rente der aktuellen Rentner. Und die Medien werden nicht müde, zu betonen, wie "anfällig" ein solches System sei. Weil es in Zukunft wegen des "demografischen Wandels" und der "radikal gestiegenen Lebenserwartung" einfach "nicht mehr trägt".
Wie gut, dass es die Holländer doch so viel besser gemacht haben. Bei denen wird die Altersrente nämlich durch private Pensionsfonds erwirtschaftet.
Denn: Privat ist super! Privat ist gewinnorientiert! Privat ist geil! Privat heißt Wettbewerb!!!
Und vor allem: Privat heißt irgendwie, dass der Einzahler "sein" Geld "behält"!
Bei uns ist das ja so doof, weil von "unserem" Geld irgendwelche ganz fremden Rentner ihre Miete bezahlen! Und wenn wir mal selbst Rente kriegen, dann kommt die von ganz "fremden Geld", nämlich dem Geld derjenigen, die dann arbeiten.
Und mit dieser Vorstellung hat so mancher ein Problem. Man glaubt: Moment mal! Ich gebe heute Geld her, damit ich morgen Geld von anderen kriege. Das ist aber doof.
Die Idiotie geht so weit, dass sich irgendwelche Pärchen schwer was darauf einbilden, ein paar Hartz-IV-Empfänger in die Welt zu setzen, weil "die" dann "ihre" Rente bezahlen können. Die bösen Kinderlosen sollten am Besten gar keine Rente kriegen. Auch wenn gerade die in ihrem Leben meist mehr in die Rentenkasse eingezahlt haben als so manche Eltern.
Nein: Mit dem "Generationen-Vertrag" haben die Leute so ihre Probleme. Man will einfach nicht wahr haben, dass so ein Generationen-Vertrag viel krisensicherer ist als alles andere.
Die Leute misstrauen - dank der Gehirnwäsche der Medien - der gesetzlichen Rentenversicherung, und glauben blind an das, was Banken ihnen anpreisen. Formulierungen wie "Geld ansparen", "Geld liegen lassen" und "Geld mehren lassen" erzeugen leider auch völlig falsche Bilder im Kopf.
Das Geld, das eine Bank bekommt, ist nämlich genauso "weg" wie das Geld, das ich in die gesetzliche Rentenkasse einzahle. Die Bank muss sogar nur einen sehr kleinen Prozentsatz als Eigenkapital vorweisen können. Das ist vielen gar nicht klar. Sie meinen: Das Geld, das ich in die Rentenversicherung einzahle, das kann man mir nehmen. Das "nimmt" man mir bereits. Doch das Geld auf der Bank kann mir keiner nehmen.
Da dürften die Holländer jetzt ein anderes Liedchen singen. Dort haben nämlich vor allem kleinere Pensionsfonds durch Spekulationen dank der (durch Spekulationen ausgelösten) Wirtschaftskrise ihre Einlagen so gefährdet, dass nun ein Bankrott droht. Und weg ist das tolle "angesparte", "liegen gelassene" und sich "automatisch mehrende" Geld.
Dieser Bankrott wäre nur durch eine drastische Rentenkürzung aufzuhalten.
Da kann man ja mal gespannt sein, wie viel von dem Geld, das die Leute heute brav in allerlei Pensionsfonds und Riestereien einzahlen, später wirklich wieder zurück kommt. Vielleicht dämmert es dann so manch einem, dass es vielleicht doch besser ist, der Staat verwaltet die Altersversorgung, bevor man das Geld irgendwelchen gewinngeilen Zockern überlässt, die damit ins Casino gehen und zugleich die Bürger mit völlig haltlosen Versprechungen nach Strich und Faden verarschen.
Übertreibe ich damit? In der September-Ausgabe 2010 der "Finanztest" erzählt ein frischgebackener Riester-Rentner, dass er sage und schreibe 0,38 Euro mehr als die mickrige "Garantierente" erhält! Die Garantieverzinsung beträgt bei Riester gerade mal 2,25 Prozent! 2,25 Prozent!!! Das übertrifft kaum die Inflationsrate! Dennoch werben Nepper, Schlepper, Riesterfänger noch immer mit grandiosen Steigerungsraten von bis zu neun Prozent, ohne dieses Versprechen jemals erfüllen zu müssen! Wenn das keine Verarsche ist, dann weiß ich auch nicht.
Man lernt nie aus
Gestern habe ich so einiges gelernt. Nämlich: Es gibt viel radikalere "Lost"-Fans als mich. Pepsi Light schmeckt auch mit Wodka. Es ist sagenhaft komisch, wenn man während eines Hustenanfalls die Vorhänge zuzieht. Und Toffifee gehen manchmal nur sehr schwer aus der Alu-Verpackung raus.
Mittwoch, 18. August 2010
Hokuspokus Glaskugel 2
"Konjunkturerwartungen sinken überraschend deutlich" schreibt die Welt hier. Und es heißt: "Der ZEW-Index fällt erheblich."
Wahnsinn! Der ZEW-Index fällt.
Heute redet man nicht mehr übers Wetter, man redet darüber, was das Barometer vorhersagt. Und dass es auch schon mal gern was anderes vorhersagt, als man selbst vorhergesagt hätte. Oder dass es nicht das vorhersagt, was ein anderes Barometer ein paar Wochen vorher verhersagte.
Was nun ist der ZEW-Index? Der entsteht aufgrund von Mitarbeitern in einem Mannheimer Institut. Die rufen einmal im Monat 400 Spekulanten und Analysten an und fragen: "Na, was denkt ihr wohl? Geht es im nächsten halben Jahr mit der Konjunktur aufwärts oder abwärts."
Diese anderen Wahrsager geben dann drei mögliche Antworten. Wird besser, bleibt gleich, wird schlechter. Die, die sagen: Bleibt gleich, werden gleich mal in den Papierkorb geworfen. Sie spielen keine Rolle. Nehmen wir an: 30 Prozent sagen: Wird besser. 40 Prozent sagen: Wird schlechter. Dann kommt ein ZEW-Index-Wert von -10 heraus.
Wobei der ZEW-Index selten einfach nur eine -10 wäre. Denn bei 400 Befragten kann man da schon immer brav eine Stelle nach dem Komma angeben. Im Vormonat lag der Wert also bei 21,2 Punkten, jetzt liegt er bei 14 Punkten.
14 Punkte. Das kann heißen: 10 Prozent sagten, wird schlechter. 24 Prozent sagten: Wird besser. Es kann aber auch heißen: 40 Prozent sagten, wird schlechter. 54 Prozent sagten: Wird Besser. Es kann aber AUCH heißen: Gar keiner sagte, es wird schlechter, während 86 Prozent sagten, alles bleibe beim alten und nur 14 Prozent erhoffen sich eine Verbesserung.
Mit anderen Worten: Diese Zahl ist vollkommen für den Arsch. Da ruft ein Wahrsager bei 400 anderen Wahrsagern an und ermittelt daraus eine Zahl, die noch nicht mal wirklich was über die Stimmung bei den Wahrsagern aussagt. Und weil die Medien offenbar allesamt an geistiger Fäulnis kranken, zugleich aber die leeren Flächen in den Magazinen und ihre Online-Seiten dringend mit Geschwafel füllen müssen, wird darüber auch noch berichtet!
Über einen solchen Stuss wird echt berichtet!!!
Nicht nur das: Man befragt "andere" Wahrsager, die ebenfalls Wahrsage-Werte wahrsagten und die nun über die neuen Wahrsage-Zahlen überrascht sind, was sich dann in Sätzen wie "Zuvor befragte Analysten hatten im Mittel mit einem leichten Rückgang auf 21,0 Punkte gerechnet." äußert.
Und wer jetzt denkt, damit wäre der Wahnsinn am Ende: Aber nicht doch! Denn der ZEW-Index wird von anderen Wahrsagern weiterverarbeitet. Und zwar vom viel prominenteren "ifo-Geschäftsklimaindex"! Da kommt jetzt das "Institut für Wirtschaftsforschung" in München ins Spiel. Die verschicken Fragebögen an Unternehmen, die diese ausfüllen können. Wenn sie wollen. Wenn sie nicht wollen, dann halt nicht. Die kann ja keiner zwingen, bei diesem Schwachsinn mitzumachen. Wenn mich heute einer anruft und fragt, ob ich damit rechne, dass im nächsten Monat das Radioprogramm besser wird, denke ich auch eher: Der hat wohl einen an der Waffel! Könnte mir also vorstellen, dass gerade bei Firmen, denen es gerade nicht so gut geht und bei denen deshalb eine gewisse Hektik herrscht, so ein Fragebogen auch schon mal schnell im Papierkorb landet.
Die Umfragen, die zurückkommen, werden dann nach irgendeinem Schlüssel zusammenaddiert, dann mixt man das noch ein wenig mit dem ZEW-Index, und schon präsentiert man dem staunenden Publikum eine neue Zahl, was dann meist zu folgenden zwei Schlagzeilen führt: "1. Die Zahl ist gut, was beweist, was für eine Spitzenregierung wir haben!" Oder: "2. Die Zahl ist schlecht, was eindeutig beweist, dass wir alle mindestens bis zum 70. Lebensjahr arbeiten müssen."
So tickt also der moderne Mensch. Er glaubt vielleicht nicht mehr an Gott, aber ganz sicher an Zahlen. Sobald man ihm irgendeine Zahl präsentiert, am besten noch mit einer unverständlichen Bezeichnung, einer Kommastelle und garniert mit den Worten "Experten" und "Institut", dann glauben die Menschen vollkommen unhinterfragt, dass diese Zahl irgendwie relevant und aussagekräftig ist.
Wahnsinn! Der ZEW-Index fällt.
Heute redet man nicht mehr übers Wetter, man redet darüber, was das Barometer vorhersagt. Und dass es auch schon mal gern was anderes vorhersagt, als man selbst vorhergesagt hätte. Oder dass es nicht das vorhersagt, was ein anderes Barometer ein paar Wochen vorher verhersagte.
Was nun ist der ZEW-Index? Der entsteht aufgrund von Mitarbeitern in einem Mannheimer Institut. Die rufen einmal im Monat 400 Spekulanten und Analysten an und fragen: "Na, was denkt ihr wohl? Geht es im nächsten halben Jahr mit der Konjunktur aufwärts oder abwärts."
Diese anderen Wahrsager geben dann drei mögliche Antworten. Wird besser, bleibt gleich, wird schlechter. Die, die sagen: Bleibt gleich, werden gleich mal in den Papierkorb geworfen. Sie spielen keine Rolle. Nehmen wir an: 30 Prozent sagen: Wird besser. 40 Prozent sagen: Wird schlechter. Dann kommt ein ZEW-Index-Wert von -10 heraus.
Wobei der ZEW-Index selten einfach nur eine -10 wäre. Denn bei 400 Befragten kann man da schon immer brav eine Stelle nach dem Komma angeben. Im Vormonat lag der Wert also bei 21,2 Punkten, jetzt liegt er bei 14 Punkten.
14 Punkte. Das kann heißen: 10 Prozent sagten, wird schlechter. 24 Prozent sagten: Wird besser. Es kann aber auch heißen: 40 Prozent sagten, wird schlechter. 54 Prozent sagten: Wird Besser. Es kann aber AUCH heißen: Gar keiner sagte, es wird schlechter, während 86 Prozent sagten, alles bleibe beim alten und nur 14 Prozent erhoffen sich eine Verbesserung.
Mit anderen Worten: Diese Zahl ist vollkommen für den Arsch. Da ruft ein Wahrsager bei 400 anderen Wahrsagern an und ermittelt daraus eine Zahl, die noch nicht mal wirklich was über die Stimmung bei den Wahrsagern aussagt. Und weil die Medien offenbar allesamt an geistiger Fäulnis kranken, zugleich aber die leeren Flächen in den Magazinen und ihre Online-Seiten dringend mit Geschwafel füllen müssen, wird darüber auch noch berichtet!
Über einen solchen Stuss wird echt berichtet!!!
Nicht nur das: Man befragt "andere" Wahrsager, die ebenfalls Wahrsage-Werte wahrsagten und die nun über die neuen Wahrsage-Zahlen überrascht sind, was sich dann in Sätzen wie "Zuvor befragte Analysten hatten im Mittel mit einem leichten Rückgang auf 21,0 Punkte gerechnet." äußert.
Und wer jetzt denkt, damit wäre der Wahnsinn am Ende: Aber nicht doch! Denn der ZEW-Index wird von anderen Wahrsagern weiterverarbeitet. Und zwar vom viel prominenteren "ifo-Geschäftsklimaindex"! Da kommt jetzt das "Institut für Wirtschaftsforschung" in München ins Spiel. Die verschicken Fragebögen an Unternehmen, die diese ausfüllen können. Wenn sie wollen. Wenn sie nicht wollen, dann halt nicht. Die kann ja keiner zwingen, bei diesem Schwachsinn mitzumachen. Wenn mich heute einer anruft und fragt, ob ich damit rechne, dass im nächsten Monat das Radioprogramm besser wird, denke ich auch eher: Der hat wohl einen an der Waffel! Könnte mir also vorstellen, dass gerade bei Firmen, denen es gerade nicht so gut geht und bei denen deshalb eine gewisse Hektik herrscht, so ein Fragebogen auch schon mal schnell im Papierkorb landet.
Die Umfragen, die zurückkommen, werden dann nach irgendeinem Schlüssel zusammenaddiert, dann mixt man das noch ein wenig mit dem ZEW-Index, und schon präsentiert man dem staunenden Publikum eine neue Zahl, was dann meist zu folgenden zwei Schlagzeilen führt: "1. Die Zahl ist gut, was beweist, was für eine Spitzenregierung wir haben!" Oder: "2. Die Zahl ist schlecht, was eindeutig beweist, dass wir alle mindestens bis zum 70. Lebensjahr arbeiten müssen."
So tickt also der moderne Mensch. Er glaubt vielleicht nicht mehr an Gott, aber ganz sicher an Zahlen. Sobald man ihm irgendeine Zahl präsentiert, am besten noch mit einer unverständlichen Bezeichnung, einer Kommastelle und garniert mit den Worten "Experten" und "Institut", dann glauben die Menschen vollkommen unhinterfragt, dass diese Zahl irgendwie relevant und aussagekräftig ist.
Freitag, 13. August 2010
Erfolg
"Erfolg" ist ein Roman von Lion Feuchtwanger, der für mich bis vor Kurzem noch zu den "schon immer mal lesen wollte"-Büchern zählte. Nun habe ich es endlich getan, und das einzige, was ich danach bereute, ist, es nicht früher getan zu haben.
Der Roman spielt in München in den zwanziger Jahren. Gegen den unkonventionellen Museumsdirektor Krüger wird ein Meineidprozess angezettelt, der ihn unschuldig ins Zuchthaus bringt. Krügers Freundin Johanna Krain versucht daraufhin, seine Begnadigung zu erwirken.
Diese Rahmenhandlung nutzt Lion Feuchtwanger für einen bitterbösen Einblick in eine ganze Epoche. In die Zeit, die sich zum Nährboden des "Dritten Reichs" entwickelte, was Lion Feuchtwanger schon damals mit unglaublicher Weitsicht durchschaute. Der Roman wurde zwar damals, in den 1920er Jahren, geschrieben, tut aber so, als erzähle er die Geschichte rückblickend aus dem Jahr 2000. Damit schuf Feuchtwanger sowas wie den "historischen Gegenwartsroman".
Das Zeitbild rund um die Stadt München ist für alle lesenswert. Wenn man aber - wie ich - in München lebt, kommt man um diesen Roman nun wirklich nicht herum. Es ist auf jeder Seite fesselnd, wie Feuchtwanger noch vor der Machtergreifung der NSDAP die Entstehung des Dritten Reichs treffend und phantasievoll schildert. Inflation, rechte Justiz und Hitler-Putsch werden mit bissigem Sarkasmus und treffenden Formulierungen dargestellt. Wundervoll auch die Beschreibung von Hitlers Reden (wobei Hitler in dem Roman "Kutzner" heißt). Pure Politik-Satire macht sich in dem Roman breit, wenn die Intrigen der bayerischen Politiker am "zünftigen Stammtisch" mit "Weißwurdt und Bier" dargestellt werden. Zugleich entlarvt der Roman, weshalb in einer Gesellschaft Ungerechtigkeiten toleriert werden. Das muss die Hauptfigur Johanna immer wieder erfahren. Heute noch sind die Leute mit ihr über den Justizskandal empört, morgen haben sie es längst vergessen.
Es war nicht mein erster Feuchtwanger-Roman, ganz sicher aber auch nicht mein letzter.
Der Roman spielt in München in den zwanziger Jahren. Gegen den unkonventionellen Museumsdirektor Krüger wird ein Meineidprozess angezettelt, der ihn unschuldig ins Zuchthaus bringt. Krügers Freundin Johanna Krain versucht daraufhin, seine Begnadigung zu erwirken.
Diese Rahmenhandlung nutzt Lion Feuchtwanger für einen bitterbösen Einblick in eine ganze Epoche. In die Zeit, die sich zum Nährboden des "Dritten Reichs" entwickelte, was Lion Feuchtwanger schon damals mit unglaublicher Weitsicht durchschaute. Der Roman wurde zwar damals, in den 1920er Jahren, geschrieben, tut aber so, als erzähle er die Geschichte rückblickend aus dem Jahr 2000. Damit schuf Feuchtwanger sowas wie den "historischen Gegenwartsroman".
Das Zeitbild rund um die Stadt München ist für alle lesenswert. Wenn man aber - wie ich - in München lebt, kommt man um diesen Roman nun wirklich nicht herum. Es ist auf jeder Seite fesselnd, wie Feuchtwanger noch vor der Machtergreifung der NSDAP die Entstehung des Dritten Reichs treffend und phantasievoll schildert. Inflation, rechte Justiz und Hitler-Putsch werden mit bissigem Sarkasmus und treffenden Formulierungen dargestellt. Wundervoll auch die Beschreibung von Hitlers Reden (wobei Hitler in dem Roman "Kutzner" heißt). Pure Politik-Satire macht sich in dem Roman breit, wenn die Intrigen der bayerischen Politiker am "zünftigen Stammtisch" mit "Weißwurdt und Bier" dargestellt werden. Zugleich entlarvt der Roman, weshalb in einer Gesellschaft Ungerechtigkeiten toleriert werden. Das muss die Hauptfigur Johanna immer wieder erfahren. Heute noch sind die Leute mit ihr über den Justizskandal empört, morgen haben sie es längst vergessen.
Es war nicht mein erster Feuchtwanger-Roman, ganz sicher aber auch nicht mein letzter.
Donnerstag, 12. August 2010
Hokuspokus Glaskugel
Als Kind hörte ich ja gerne die Hörspielreihe "Hexe Schrumpeldei". Die Hexe Schrumpeldei sah immer wieder gerne in ihre "Hokuspokus Glaskugel", wo sie allerlei sehen konnte, darunter auch die Zukunft.
Faszinierenderweise scheint die Regierung auch über so eine Hokuspokus Glaskugel zu verfügen. Da im Moment ja über die "Rente ab 67" gestritten wird (obwohl nur jedes zweite Unternehmen in Deutschland überhaupt Personen über 50 beschäftigt!), braucht man für diese ungenierte Rentenkürzung ja ein paar Argumente. Oder zumindest sowas, was sich wie Argumente anhört. Und da bietet sich doch nichts besser an, als so ein kleiner Blick in die Zukunft!
(Besonders schön ist, dass sich nun auch Arbeitgeberlobbyisten einschalten und die Rente "ab 70" fordern. Diese Arbeitgeberlobbyisten werden komischerweise nie als solche bezeichnet, man nennt sie vielmehr "Wirtschaftsexperten".)
Ich will auf das ganze Gewäsch gar nicht eingehen, hier kann sich jeder ausführlich mit Fakten informieren. Ich will hier nur zitieren.
Da schreibt die Bundesregierung: "Lag die mittlere fernere Lebenserwartung der 65-jährigen Männer und Frauen im früheren Bundesgebiet im Jahr 1960 noch bei 12,3 bzw. 14,6 Jahren, so beträgt sie heute für die Bundesrepublik 17,1 bzw. 20,4 Jahre. Es ist davon auszugehen, dass die mittlere fernere Lebenserwartung der 65-jährigen bis zum Jahr 2030 für beide Geschlechter um weitere gut zweieinhalb Jahre anwachsen wird. Dies ist Folge der erreichten gesellschaftlichen wie medizinischen Entwicklung."
Soso!
Da ist "davon auszugehen". Die berühmte "es ist davon auszugehen"-Argumentationskette, gelle? Gesellschaftliche Entwicklung. Ist ja schön, dass die Regierung die gesellschaftliche Entwicklung der nächsten 20 Jahre kennt. Und dass sie angeblich so positiv ist! Mich überrascht vor allem die medizinische Entwicklung. Schließlich sind Regierung und Mainstream-Medien normalerweise nicht gerade zimperlich darin, in hysterischem Gehabe den dramatischen Anstieg sogenannter Zivilisationskrankheiten heraufzubeschwören, mit ganz ganz schrecklichen Folgen. Aber wahrscheinlich glaubt die Regierung, der Mensch von heute würde in der Zukunft - ausgeruht und erholt von der sozialen Hängematte und natürlich optimal medizinisch versorgt - kerngesund und fidel biblische Greisenalter erreichen.
Natürlich denkt das keiner in der Regierung. Die denken das deshalb nicht, weil die offenbar generell nicht gerne viel denken. Letztlich fußt das ganze nämlich nur auf der Doofen-Logik nach dem Motto: Was in den letzten 30 Jahren anstieg, steigt genauso auch in der Zukunft. Kennen wir ja von den Aktienkursen.
Mit anderen Worten: Wenn in den letzten 50 Jahren die Lebenserwartung im Schnitt um fünf Jahre stieg, steigt sie in den nächsten 20 Jahren halt einfach nochmal um ca. 2,5 Jahre. Ist doch klar und einleuchtend. Simple Mathematik. Schöne, halbwegs lineare Kurve ...
Dann kann man nur sagen: Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben. Denn nach dieser Logik werden die Menschen im Jahr 3010 durchschnittlich 205 Jahre alt, wodurch die Rentenanpassung in dieser Zeit eine Rente ab dem 180. Lebensjahr vorschreiben müsste ...
Die Hexe Schrumpeldei würde wohl sagen: "Potz Hokuspokus, hi und hu, beschlossen ist die Rentenkürzung im Nu!"
Faszinierenderweise scheint die Regierung auch über so eine Hokuspokus Glaskugel zu verfügen. Da im Moment ja über die "Rente ab 67" gestritten wird (obwohl nur jedes zweite Unternehmen in Deutschland überhaupt Personen über 50 beschäftigt!), braucht man für diese ungenierte Rentenkürzung ja ein paar Argumente. Oder zumindest sowas, was sich wie Argumente anhört. Und da bietet sich doch nichts besser an, als so ein kleiner Blick in die Zukunft!
(Besonders schön ist, dass sich nun auch Arbeitgeberlobbyisten einschalten und die Rente "ab 70" fordern. Diese Arbeitgeberlobbyisten werden komischerweise nie als solche bezeichnet, man nennt sie vielmehr "Wirtschaftsexperten".)
Ich will auf das ganze Gewäsch gar nicht eingehen, hier kann sich jeder ausführlich mit Fakten informieren. Ich will hier nur zitieren.
Da schreibt die Bundesregierung: "Lag die mittlere fernere Lebenserwartung der 65-jährigen Männer und Frauen im früheren Bundesgebiet im Jahr 1960 noch bei 12,3 bzw. 14,6 Jahren, so beträgt sie heute für die Bundesrepublik 17,1 bzw. 20,4 Jahre. Es ist davon auszugehen, dass die mittlere fernere Lebenserwartung der 65-jährigen bis zum Jahr 2030 für beide Geschlechter um weitere gut zweieinhalb Jahre anwachsen wird. Dies ist Folge der erreichten gesellschaftlichen wie medizinischen Entwicklung."
Soso!
Da ist "davon auszugehen". Die berühmte "es ist davon auszugehen"-Argumentationskette, gelle? Gesellschaftliche Entwicklung. Ist ja schön, dass die Regierung die gesellschaftliche Entwicklung der nächsten 20 Jahre kennt. Und dass sie angeblich so positiv ist! Mich überrascht vor allem die medizinische Entwicklung. Schließlich sind Regierung und Mainstream-Medien normalerweise nicht gerade zimperlich darin, in hysterischem Gehabe den dramatischen Anstieg sogenannter Zivilisationskrankheiten heraufzubeschwören, mit ganz ganz schrecklichen Folgen. Aber wahrscheinlich glaubt die Regierung, der Mensch von heute würde in der Zukunft - ausgeruht und erholt von der sozialen Hängematte und natürlich optimal medizinisch versorgt - kerngesund und fidel biblische Greisenalter erreichen.
Natürlich denkt das keiner in der Regierung. Die denken das deshalb nicht, weil die offenbar generell nicht gerne viel denken. Letztlich fußt das ganze nämlich nur auf der Doofen-Logik nach dem Motto: Was in den letzten 30 Jahren anstieg, steigt genauso auch in der Zukunft. Kennen wir ja von den Aktienkursen.
Mit anderen Worten: Wenn in den letzten 50 Jahren die Lebenserwartung im Schnitt um fünf Jahre stieg, steigt sie in den nächsten 20 Jahren halt einfach nochmal um ca. 2,5 Jahre. Ist doch klar und einleuchtend. Simple Mathematik. Schöne, halbwegs lineare Kurve ...
Dann kann man nur sagen: Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben. Denn nach dieser Logik werden die Menschen im Jahr 3010 durchschnittlich 205 Jahre alt, wodurch die Rentenanpassung in dieser Zeit eine Rente ab dem 180. Lebensjahr vorschreiben müsste ...
Die Hexe Schrumpeldei würde wohl sagen: "Potz Hokuspokus, hi und hu, beschlossen ist die Rentenkürzung im Nu!"
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