Donnerstag, 24. Februar 2011

Das Volk hält zum Plagiator

Heute früh durfte ich auf dem auch durch meine Gebühren finanzierten Radiosender Bayern 3 so einiges an Guttenberg-Reklame über mich ergehen lassen. Erst gab es so rein zufällig eine Umfrage, wie viele Bayern schon mal "abgeschrieben" haben. Und das waren natürlich ganz, ganz viele.

Dann kamen einige "Meinungen" zu Wort. Und zwar "extreme Meinungen", wie immer wieder betont wurde. "Da macht man einen guten Mann kaputt", meinte eine Frau. Ein Mann sagte: "Ein Betrüger!" Diese beiden "Extremmeinung" sollten zwei Dinge beweisen. Zum einen natürlich die unglaubliche Objektivität von Bayern 3, immerhin lässt man ja "alle Meinungen" zu Wort kommen. Und dann soll dies natürlich implizieren, dass die Wahrheit doch "irgendwo in der Mitte" liege. (Sorry, da liegt die Wahrheit so gut wie nie!)

Als Guttenberg "freiwillig" auf seinen Doktor verzichtete, erschien eine sehr gute Analyse auf www.nachdenkseiten.de. Den kompletten Beitrag gibt es hier: Man muss nicht mit allem übereinstimmen, was dort geschrieben steht. Sehr treffend fand ich aber folgende Passage:

Der ertappte Dieb lässt auf der Flucht seine gestohlene Beute fallen. Aber damit bleibt er ein Dieb. Das geradezu groteske Ausmaß und die Dreistigkeit des Textdiebstahls selbst sind beredter Ausdruck einer Bedenkenlosigkeit, wie sie nur aus einem habitualisierten Gefühl gesellschaftlicher Unverwundbarkeit heraus erwachsen kann. Für diese "Elite" ist es von jeher selbstverständlich, zum eigenen Vorteil von anderen zu nehmen, andere zu instrumentalisieren, über andere zu verfügen oder sie wegzuwerfen, wenn es nützt. Der Baron hat in seiner kurzen Karriere jedes Mal, wenn er in Bedrängnis kam, Karrieren von Untergebenen zerstört, nur um zu signalisieren, dass er "entschlossen handeln" kann. Ein bewusstes Mitglied dieser Klasse gibt aus freien Stücken keinen Jota einer Beute her, denn die Aneignung von Werten, die andere geschaffen haben (wie von Texten, die andere geschrieben haben) ist ihr ureigenstes moralisches Recht seit Jahrhunderten.
(http://www.nachdenkseiten.de/?p=8427)

Freitag, 18. Februar 2011

Für blöd zitiert

Was mich an der Guttenberg-Debatte um abgeschriebene Passagen in seiner Doktorarbeit so verwundert: Jeder tut gerade so, als wäre alles in Ordnung gewesen, hätte Guttenberg die abgeschriebenen Texte in Anführungszeichen gesetzt und mit einer Fundstelle versehen.

Nope, Herrschaften. Dem ist keineswegs so. Auch dann kann es ein Plagiat sein. Und zwar dann, wenn die künstlerische Eigenleistung in den Hintergrund tritt und ein Zitierzweck nicht erkennbar ist.

Zitieren kann ich, um meine Meinung zu bekräftigen. Oder um eine fremde Meinung zu widerlegen. Oder um den Gedanken aufzugreifen und ersichtlich fortzuspinnen.

Kein Zitat ist es, wenn eine Textstelle eben gerade gut passt und etwas treffend formuliert, was man nicht selbst formulieren möchte. Dann eben ist und bleibt es Plagiat, völlig gleichgültig, ob da eine Fundstelle steht oder nicht.

Als Jurist weiß Guttenberg das. Er weiß: Ein gestohlenes Auto ist und bleibt ein gestohlenes Auto, auch wenn ich auf die Fahrertür "dieses Auto gehört eigentlich Herrn Meier" eingravieren lasse. Wenn Guttenberg das nicht weiß, dann wäre er ein so miserabler Jurist, dass man sich nicht nur fragen müsste, ob er die Doktorarbeit selbst geschrieben hat, man müsste sich fragen, ob er wirklich persönlich zum juristischen Staatsexamen angetreten ist.

Da ich also davon ausgehe, dass Guttenberg das weiß, kann ich nur vermuten, dass er die Bevölkerung gezielt für blöd verkaufen möchte. Für blöd verkaufen über die Tatsache, wann etwas unter das Zitierrecht fällt, und wann es schlichtweg ein Plagiat ist. Und zwar mit oder ohne Fundstelle.

Und das ist der eigentliche Skandal.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Besser im Bild

Gestern habe ich auf www.bildblog.de erstmals davon gelesen und es natürlich gleich ausprobiert. Und ja: Es stimmt. Wenn man auf dem iPad die Online-Seite der "Bildzeitung" aufrufen will (www.bild.de), dann ... dann geht sie nicht. Es erscheint lediglich eine Seite, auf welcher der Kunde aufgefordert wird, die kostenpflichtige App zu kaufen.

Das Positive daran: iPad-Nutzer können die Bild-Homepage nicht mehr aufrufen. Juhu! Da kann man nur allen Eltern sagen: Gebt euren Kindern ein iPad. Immerhin können sie damit künftig eine moralisch verkommene Seite weniger ansurfen.

Beunruhigend ist es dennoch. Offenbar ist es möglich, nur für das iPad normale Internetseiten zu sperren, um damit Kunden zu zwingen, kostenpflichtige Apps zu kaufen. Das könnte durchaus Schule machen. Als nächstes geht vielleicht die Online-Seite der Süddeutschen Zeitung nicht mehr. Oder Google kommt auf die Idee, für seine Dienste auf dem iPad plötzlich Geld zu verlangen, und verweist auf eine kostenpflichtige Google-App.

Ob sich Apple damit einen Gefallen tut, möchte ich bezweifeln. Denn es wird sich schnell herumsprechen, wenn auf dem iPad ganz normale Online-Seiten plötzlich Geld kosten, die zugleich von Notebooks oder PCs aus weiterhin kostenlos aufgerufen werden können.