Donnerstag, 20. Dezember 2012

Haben alle einen Hau


Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da war ein Superheld schlicht und ergreifend ein Superheld. Er tat das richtige, und er gab stets sein Bestes. Das mag man als langweilig kritisieren, aber letztlich war es damals genau das, was den Reiz des Helden ausmachte: Eine Figur, die immer weiß, was das Richtige ist.

Ein neuer, durch gelungene „Batman“-Verfilmungen ausgelöster Trend führt jedoch mehr und mehr dazu, dass die Superhelden alle irgendwie in einer Lebens- und Sinnkrise angekommen sind. Und wenn ich mir den neuesten Trailer zu "Man of Steel" ansehe, scheint diese um sich greifende Superhelden-Psychose nun auch noch Superman erwischt zu haben.

Ausgerechnet Superman!

Hätte man nicht wenigstens Superman in Ruhe lassen können? Hätte nicht wenigstens er weiterhin ein Held sein dürfen?

Batman, von mir aus. Ich fand schon immer langweilig. Gerne auch Ironman. Als gefühlsarmer Egozentriker gewinnt dieser ansonsten etwas witzlose Blechmann ja auch tatsächlich an Profil.

Ich würde sogar einen Aquaman mit Wasserphobie verkraften.

Aber Superman???


Früher war nur Spider-Man psychisch gefährdet. Er war sogar der erste Superheld, der tatsächlich einen Psychiater aufsuchte. Das war in der Nummer13, die im Jahr 1964 erschien. Damals war das noch eine Sensation, auf dem Cover stand: "Habt ihr jemals einen Superhelden gesehen, der seine Probleme mit einem Psychiater bespricht? Nach diesem Heft habt ihr es!" Heute müsste sich Spider-Man beim Superhelden-Psychiater auf eine lange Wartezeit einstellen.


Um dem Unfug die Krone aufzusetzen: Obwohl Peter Parker alias Spider-Man der einzige ist, den man als tatsächlich als manisch-depressiv diagnostizieren könnte (als Peter Parker blass und depri, als Spider-Man frech und witzig), machte man ausgerechnet Spider-Man im jüngsten halbgaren und einfallslosen "Reboot" zur langweiligen Teenie-Figur ohne Ecken und Kanten.


Dafür muss man aber nun aus Superman alles Mögliche machen. Außenseiter, Jesus-Figur, Heilsbringer, Übermensch ... Und den Film dann bitte möglichst dunkel, dafür aber in protzigem 3-D.

Dabei ist diese alberne "Superhelden mit finsterer Seele"-Masche doch nun wirklich abgenudelt. Die Zeit ist längst reif für einen reinrassigen Supermanfilm, der einfach nur auf Spannung und Action setzt. So wie es der jüngste "Avangers"-Film so trefflich vorgemacht hat.

Warum nicht einfach schlicht eine Story erzählen? Farbenfroh, authentisch, spannend. Ohne Psycho-Ballast. Aber sowas floppt ja dann, nicht wahr? Ich erinnere nur an die "Herr der Ringe"-Verfilmungen. Mit dunklen Bildern und einem psychisch gestörten Frodo wären die sicherlich viel besser, nicht wahr?

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Kettenrauchen

Ich bin mein Leben lang Nichtraucher gewesen. Ein einziger Zug an einer Zigarette - eine Mentolzigarette meiner Mutter - beendete mein Verlangen nach diesem grauenvollen Geschmack für alle Zeiten.

Jetzt wollen Politiker der EU nicht nur Mentolzigaretten verbieten, sie wollen die Zigarettenschachteln zur Abschreckung auch mit "Horrorbildern" bestücken.

Ich glaube, hätte es diese coolen Horrorbilder bereits in meiner Jugend auf Zigarettenschachteln gegeben, und hätte mich die EU bereits damals vor dem widerlichen Mentolgeschmack in den Zigaretten bewahrt ... ich glaube, dann wäre ich heute Kettenraucher.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Scheiße

Was macht man als Rezensent mit einem Film wie Joe Wrights "Anna Karenina"?

Nun könnte ich viele Zeilen darauf verwenden, schlau daherzureden. Ich könnte ausführen, dass bei diesem Film letztlich Anspruch und Ergebnis auseinanderfallen. Ich könnte palavern, dass der Film optisch opulent und schauspielerisch gut ist, aber als Experiment zu uneinheitlich, sodass das Endergebnis nicht überzeugt.

Das wäre unglaublich langweilig.

Oder ich könnte versuchen, etwas ganz Witziges zu schreiben. Das wiederum wäre nervtötend. Abgesehen vom göttlichen Mister Plinkett und von den Machern von Honest Trailers gehen mir diese krampfhaft auf witzig getrimmten Schwafel-Rezensionen tierisch auf den Geist.

Bleibt nur noch absolute Offenheit. Hier kommt mir Marcel Reich-Ranicki in den Sinn, der einmal sagte, die Deutlichkeit sei die Höflichkeit des Kritikers.

Daher hier in aller Deutlichkeit: Der Film "Anna Karenina" ist scheiße!

Und nein, das sage ich nicht nur deshalb, weil ich im Kino meine Handschuhe liegen lassen und nicht mehr zurückbekommen habe.

Der Film ist aus dem gleichen Grund scheiße wie "Cloud Atlas".

Warum? Warum sage ich so etwas über Filme wie "Cloud Atlas" und "Anna Karenina", die doch mit guten Kritiken überhäuft wurden und die doch genau das Niveau zu haben scheinen, das im Kino angeblich so spärlich zu finden ist?

Weil sie beide scheiße sind.

Weil beide Filme etwas sein wollen, das sie nicht sind: Hohe Kunst.

Nichts ist lächerlicher als ein Autor, der sich einbildet, hohe Kunst schreiben zu müssen, und dann etwas abliefert, das nichts dergleichen ist. Dann lieber ein Mann wie Dan Brown oder eine Frau wie E. L. James. (Vielleicht denkt jetzt der eine oder andere: "Wer ist denn bitte E. L. James?" Hier die Antwort: E. L. James ist Autorin dieser "Shades of Grey"-Bücher. Ist fast schon so etwas wie die 100.000-Euro-Frage bei Jauch, denn ich hätte auch keine Ahnung gehabt, wer E. L. James ist.)

Lieber einen gut gemachten Blockbuster, der nichts anderes sein will als ein gut gemachter Blockbuster, als irgendein geschwurbelter Film, der sich für hohe Filmkunst ausgibt.

"Cloud Atlas" war toll gespielt und inszeniert. Nachdem ich mich in den Film hineingefunden hatte, fühlte ich mich sehr gut unterhalten. Aber offenbar wollte "Cloud Atlas" mehr sein als die Summe seiner Teile. Und genau das war er schlicht und ergreifend nicht. Die Teile selbst wiederum waren nichts anderes als vollkommen banale Versatzstücke aus klischeetriefenden Kurzgeschichten.

"Anna Karenina" protzt mit absurd inszenierten Szenen, die überhaupt keinen Sinn ergeben. Warum spielt das ganze in einer Art lebendigen Theater? "Anna Karenina" ist kein Theaterstück. Es ist ein Roman. Warum also so tun, als würde man hier ein Theaterstück auf die Leinwand bringen?

Was sollte diese komische Szene mit den Büroarbeitern, die im Gleichtakt Papiere stempeln? Sollte das witzig sein? In dem genialen Musical-Film "The Producers" war es witzig. Hier war es einfach nur albern und scheiße.

In einer schlauen Kritik lese ich, dass die russische Adelsgesellschaft wie ein Theaterstück inszeniert ist, in dem jeder nur eine Rolle spielt. Erst als Anna Karenina die wahre Liebe findet, bricht sie aus ihrer Rolle aus und die Bilder werden real.

Das ist eine nette Erklärung.

Dennoch ist es scheiße.

Weil es nichts daran ändert, dass es ein albern-aufdringliches Stilmittel ist, das übrigens auch in merkwürdigen, traumartigen Szenen zum Einsatz kommt, nachdem sich Anna Karenina verliebt hat.

Und dann lese ich immer wieder das Wort "bildgewaltig". Wenn "Bildgewalt" ein legitimer Grund ist, einen Film großartig zu finden, dann darf sich nie wieder jemand dieser angeblich so anspruchsvollen Kritiker darüber empören, dass andere Zuschauer einen Film wie "Transformers" toll finden.

Das Thema "Bildgewalt" (ein generell komisches Wort) ist ein derart weites Feld, dass ich darüber einen eigenen Blogeintrag schreiben möchte. Daher nur kurz: Wo fängt eindrucksvolle Bildgewalt an, und wo wird es zum flachen Effekte-Spektakel?

Vielleicht glauben manche Kritiker, dass die "Bildgewalt" von Filmen wie "Transformers" oder "The Avengers" irgendwie anders hergestellt wird als die "Bildgewalt" von Filmen wie "Anna Karenina", und dass diese Art von Bildgewalt deshalb künstlerisch werthaltiger sei.

Diese Kritiker ahnen wahrscheinlich nicht, wie sehr sie sich irren. Die Effekte für "Anna Karenina" unterscheiden sich in der Herstellung verblüffend wenig von den Effekten aus Blockbuster-Filmen.

Wer einen wahrhaft bildgewaltigen, in sich stimmigen und durchgehend fesselnden Film sehen möchte, der soll sich Lars von Triers "Melancholia" ansehen. Das ist ein Film, bei dem das Wort "Bildgewalt" seine Berechtigung hat, denn die Bilder kriegt man so schnell nicht aus dem Kopf. Und jeder einzelne Effekt entfaltet exakt die beabsichtigte Wirkung.

Und das ist eben der Unterschied zwischen einem Film wie "Melancholia" und "Anna Karenina". "Melancholia" ist hohe Filmkunst. "Anna Karenina" hat nur ein unterhaltsames Effektefeuerwerk, das im Idealfall der Unterhaltung dient, zugleich aber zur großen Kunst hochstilisiert werden soll.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Echtes Star Trek

Der neue "Star Trek"-Film hat ja erneut die Debatte ausgelöst, ob das jetzt noch "echtes" "Star Trek" ist oder einfach nur noch ein Film, der die Marke und die Begrifflichkeiten benutzt, ähnlich wie bei vielen Superhelden-Verfilmungen.

Die Frage aber ist: Was ist denn überhaupt "echtes" "Star Trek"?

Ich erinnere mich noch, wie bei der "Next Generation" die Frage aufkam, ob ein "Star Trek" ohne Kirk und Spock funktionieren könne. Später hieß es bei "Deep Space Nine": Ist eine Serie auf einer Raumstation noch "echtes" "Star Trek"?

"Star Trek" hat stilistisch so ziemlich alle Facetten von Science-Fiction ausgeleuchtet, die denkbar sind. Von einer bunten 1960er-Jahre-Serie, einer eher behäbigen 1980er-Jahre-Serie (zu einer Zeit, als vor allem Gerichtsserien beliebt waren, eine Zeit also, in welcher der Zuschauer es gewohnt war, langen Dialogen zuzuhören), gefolgt von sehr actiongeladenen 1990er-Jahre-Serien. Und am Ende gab es sogar eine moderne Retro-Serie ("Enterprise").

Es gibt "Star Trek" sogar als schwach animierte Zeichentrick-Serie. Und nicht zu vergessen die Kinoreihe, die auch alles abdeckte. Sie begann als großes Kino-Epos mit State-of-the-Art-Effekten, wandelte sich dann jedoch mehr und mehr in eine durchschnittlich erfolgreiche Filmreihe, der man das eingeschränkte Budget spürbar ansah.

Und nun hat "Star Trek" den Sprung geschafft und liefert hochaktuelles Effekte-Kino, welches im Grunde erstmals seit dem allerersten "Star Trek"-Kinofilm den Vergleich mit aktuellen Blockbustern nicht mehr scheuen muss.

Wie kann es angesichts all dieser Facetten überhaupt noch so etwas wie "echtes" "Star Trek" geben? Und woran würde man "unechtes" "Star Trek" überhaupt noch erkennen können?

Ich denke, was das bisherige "Star Trek", sozusagen das "Pre-Abrams-Trek" auszeichnete, das war das Bemühen darum, ein in sich schlüssiges Universum zu erschaffen. Damit meine ich nicht nur das Techno-Babble. Ich meine die Welt als ganzes.

Wenn es in "Star Trek" zu einer Raumschlacht kam, verlief diese nach bestimmten, nachvollziehbaren Kriterien. Wenn auf der Krankenstation eine Untersuchung stattfand, erkannte man, welcher Logik sie folgte. Genau dadurch wurde das Universum so glaubwürdig.

Daher hatte ich auch nie einen Zweifel daran, ob "Deep Space Nine" "echtes" "Star Trek" ist. (Ich hatte in den ersten zwei Staffeln jedoch Zweifel daran, ob es "gutes" "Star Trek" ist.)

"Star Trek: Voyager" hat zu Beginn den großen Fehler begangen, eine gewisse Beliebigkeit einzuführen. Bei "Star Trek: Voyager" musste man Energie sparen, daher durfte der Replikator nur begrenzt benutzt werden. Alles andere jedoch - wie die Holodecks - war kein Problem. Der Verbrauch von Photonentorpedos war kein Problem. Die Zerstörung von Shuttles war kein Problem. (Erst sehr viel später wurde etabliert, dass die Crew in der Lage ist, neue Shuttles zu bauen.) Der Tod von Crewmitgliedern war kein Problem, es gab nie personelle Engpässe. Die VOYAGER traf immer wieder auf die gleichen Aliens, obwohl man doch eigentlich konsequent  in eine Richtung flog. Die Warpgeschwindigkeit war beliebig. Wer würde bei einer 70-jährigen Reise mit Warp-5 fliegen, wenn man Warp 9 zur Verfügung hat? Warp 5 ist 125-fache Lichtgeschwindigkeit, Warp 9 ist 729-fache Lichtgeschwindigkeit! Wer würde bei einer 70jährigen Reise eine Geschwindigkeit wählen, die nur ein Sechstel so schnell ist wie die Maximalgeschwindigkeit?

Diese Beliebigkeit wurde damals von den Fans heftig kritisiert. Zu Recht.

Der letzte "Star Trek"-Film hat sich nun durch die Einführung der neuen Zeitlinie einen Freibrief für diese Beliebigkeit verschafft. Darin sehe ich den größten Bruch. Es werden absurde Techniken aus dem Hut gezaubert, es herrscht reine Willkür bei der Auswahl von Offizieren, und das Verhalten der Figuren entspricht keinen nachvollziehbaren Charakterisierungen mehr. Die neue Zeitlinie dient als Rechtfertigung dafür, Etabliertes zu zerstören, und zugleich dient sie als Rechtfertigung für absurde Zufälle, sodass sich plötzlich Figuren begegnen, die "füreinander bestimmt" sind. Daher richtet es das "Schicksal" so ein, dass Kirk vor einem Eismonster fliehend auf Spock und Scotty trifft, während das gleiche Schicksal nichts unternimmt, um Spocks Mutter und die Heimatwelt der Vulkanier zu retten.

So etwas kann man nur noch als vollkommene Beliebigkeit akzeptieren. Und wenn den Fans - anders als damals bei "Star Trek: Voyager" - diese Beliebigkeit plötzlich vollkommen egal ist oder wenn sie die neue Zeitlinie als akzeptable Erklärung für diese Willkür hinnehmen, dann geht das ja auch in Ordnung.

Doch für die anderen ist und bleibt es nun einmal die endgültige Abkehr von etwas, in das es sich lohnte, gedanklich einzutauchen. Egal ob gut oder schlecht, es wird nie wieder etwas sein, das es wert ist, darüber nachzudenken oder sich darüber aufzuregen, wenn es wie bei "Star Trek: Nemesis" hohl, widersprüchlich und schlecht ist.

Ob in Zukunft ein "Star Trek"-Film gut oder gelungen ist, wird sich nach den gleichen Kriterien entscheiden wie bei einem zweiten "Avengers"-Film. Die neuen Filme dienen dem Zweck, Spaß zu haben. Es wäre geradezu absurd, zu erwarten, es sei etwas geplant, bei dem sich das Nachdenken lohnen könnte. Letztlich wird es künftig gar keinen großen Unterschied machen, ob nun Captain America, Iron Man, Thor, Hulk und Black Widow gegen Loki kämpfen, oder ob Kirk, Spock, McCoy, Uhura, Scotty, Sulu und Chekov gegen einen von Benedict Cumberbatch verkörperten Typen antreten. Beides soll nichts anderes sein als unterhaltsamer Effekte-Spaß.

Das ist legitim. Und es ist legitim, Gefallen an etwas zu finden, das gut gemacht ist.

Aber es ist auch legitim, wenn ich sage, dass dies kein echtes "Star Trek" mehr ist.

Experience

Wer heute ins Kino geht und dafür die horrend hohen Eintrittspreise bezahlt (die allmählich mehr an die Eintrittspreise von Vergnügungsparks als an die Eintrittspreise für einen Kinofilm erinnern), der hat eine Erwartungshaltung, die sich von der Erwartungshaltung von früher unterscheidet.

Niemand fährt nach Disneyworld in Florida, um dort in einer Attraktion vor einer Leinwand zu sitzen und sich einen Film anzusehen, in dem eine originelle Story erzählt wird.

Das Schlüsselwort ist "Experience".

Die heutigen Multiplexe mit den 3-D-Effekten erinnern mehr an "Captain Eo" in Disneyland als an das klassische Kino von früher. Daher läuft allmählich die normale Filmkritik ins Leere. Denn dieser "Experience", dem Erlebnis eines Effekte-Regens, hat sich alles andere unterzuordnen. Es spielt noch nicht einmal eine große Rolle, ob auf der Leinwand Schauspieler oder Computerfiguren zu sehen sind, und das zwangsläufige Konfliktverhältnis zwischen Regisseuren und Schauspielern führt dazu, dass viele Regisseure offenbar lieber mit Computerfiguren als mit Schauspielern arbeiten.

Ich verstehe den neuen Trend also sehr gut. Dennoch sehe ich ihn auch als Sackgasse. Kinohäuser sind nicht wie Vergnügungsparks. Man besucht sie nicht nur einmal im Jahr.

Es ist ein Unterschied, ob ich in den Universal Studios eine zehnminütige "Jurassic Park"-Fahrt mache, oder ob ich mir im Kino einen über zwei Stunden langen Film ansehe. Bilder- und Effekte nutzen sich schneller ab, als man glaubt, und sie wiederholen sich auch, wie man an den aktuellen Trailern erkennt, bei denen man mehr und mehr den Eindruck gewinnt, die optischen Ideen gleichen sich sogar noch mehr als die simplen Plots.

Samstag, 8. Dezember 2012

Teasing


Und schon ist er da, der "Teaser"-Trailer zum nächsten "Star Trek"-Film.

So überraschend es klingen mag, mir gefiel der Trailer gar nicht so schlecht. Für einen Teaser-Trailer zeigt er gar nicht einmal so wenige Szenen. Mein "Vorwurf" an das Teaser-Plakat, das auf mich billig wirkt, trifft hier zumindest nicht zu. Die Bilder aus dem Film sehen alle gut bis großartig aus. (Angesichts dessen wundert mich dieses B-Picture-hafte Plakat sogar noch mehr.)

"Into the Darkness" scheint ein emotionaler Film zu werden, was gut ist und was ich den Machern auch zutraue, weil der letzte Film viele emotionale Szenen hatte, die sehr gut funktionierten. Im Gegensatz übrigens zu den "Next Generation"-Filmen, von denen - und für mich als großen "Next Generation"-Fan ist dies eine besonders traurige und schmerzliche Feststellung - auf emotionaler Ebene kein einziger funktioniert hat, und das, obwohl man darin weiß Gott mit heftigen Schicksalsschlägen nicht gegeizt hat. Es gab den Tod von Picards Familie, Kirks Tod, die Vernichtung der ENTERPRISE D, die Heirat der Rikers, eine Liebesbeziehung für Picard, den Tod von Data ... Nichts von alledem hat emotional wirklich berührt.

So gesehen verspreche ich mir hier einen Film, der auf emotionaler Ebene funktioniert. Die Optik gefiel mir auch, wobei ich zugeben muss, dass ich bislang weder "Prometheus" noch "Batman Rising" gesehen habe. Offenbar gibt es hier einige optische und inhaltliche Parallelen, wie ich aus anderen Kritiken zum Teaser-Trailer erfahren habe, aber da ich die anderen Filme nicht gesehen habe, hat es mich auch nicht gestört.

Was mich allerdings stört: Der Film gibt sich offenbar als etwas aus, was er nicht ist. Oder besser gesagt: Ich hoffe, er gibt sich als etwas aus, das er nicht ist. Einen solchen Trailer könnte man sich auch für einen weiteren "Stirb langsam"- oder Bond-Film vorstellen. Wir sehen noch nicht einmal eine einzige Weltraum-Szene. Auch der Plot scheint sich um eine reine Rache-Geschichte zu drehen und keine Science-Fiction-Elemente zu enthalten, was schade ist, zumal ja bereits im letzten "Star Trek"-Film der Bad Guy von einem diffusen Rachemotiv getrieben wurde.

Und auch die "Star Trek"-Elemente erkennt gerade einmal der Fan, dem Mainstream-Zuschauer fallen sie sicherlich überhaupt nicht auf.

Ich sehe nicht ein, weshalb sich auf einer großen Franchise-Hollywood-Party ausgerechnet "Star Trek" klammheimlich und zur Unkenntlichkeit maskiert durch die Hintertür hereinschleichen muss, während alle anderen erhobenen Hauptes durch die Vordertür kommen dürfen. Natürlich gibt es Leute, die "Star Trek" doof finden. Doch das ist bei jedem Franchise der Fall. Es gibt sicher nicht wenige, die Superman blöd finden. Würde man deswegen einen "Superman"-Trailer so gestalten, dass Superman darin kaum vorkommt?

Damit wir uns recht verstehen: Das ist keine Kritik am Film oder seinen Machern. Es ist Kritik an der Marketing-Abteilung, die offenbar glaubt, mehr Leute ins Kino zu ködern, wenn man ihnen ein X für ein U vormacht.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Cover

Nein, dieses Cover ist nicht das Poster zu einem weiteren "Matrix"-Möchtegern-Film. Es ist auch nicht irgendeine Superhelden-Videopremiere oder eine weitere TV-Serie über eine Comic-Figur, die zufälligerweise nicht zu den fünftausend Comichelden gehört, die im Rahmen des "Marvel-Deals" auf Disney übergegangen sind.

Es ist auch nicht das Werbeplakat zu einer weiteren stinkfaden Endzeit-TV-Serie, bei der schon der Werbetrailer unkontrollierbare Gähnattacken auslöst. Und es ist auch nicht das Cover irgendeines zweitklassigen, verbuggten Baller-Videospiels, das bereits zwei Wochen nach seinem Release in den Wühltischen verramscht wird.

Das ist tatsächlich das Cover zum neuen "Star Trek"-Film. "Star Trek", das Franchise also, das von Paramount erst totgemolken, beerdigt und dann unter dem großen Beifall der Fans mithilfe eines Superbudgets und einer Ver-Teenagerung der Charaktere wiederbelebt und nach allen Regeln der Kunst auf Mainstream getrimmt wurde, sodass am Ende nur noch der ungläubige Thomas übrig blieb, der nicht so recht glauben wollte, dass das alles noch irgendwas mit "Star Trek" zu tun hat.

Und erneut frage ich mich: Warum muss das eigentlich unter dem Namen "Star Trek" laufen, wenn es inhaltlich ohnehin nur noch die Namen und ein paar Begrifflichkeiten mit "Star Trek" gemein hat und gleichzeitig die Macher nach wie vor von der Angst getrieben sind, das Geek-Image von "Star Trek" könnte mehr Leute abschrecken als ködern?

Denn anders ist dieses Filmposter nicht zu deuten.

Man stelle sich vor, es käme ein weiterer "Star Wars"-Film, und man müsste beim Cover dreimal hinsehen, um überhaupt zu erkennen, dass es sich um "Star Wars" handelt. Oder es käme ein neuer "Harry Potter"-Film, in dem auf dem Cover nichts an Potter, nichts an Zauberei und nichts an das typische Potter-Flair erinnert, um jene, die normalerweise kein "Harry Potter" mögen, anzulocken.

Natürlich steht da klein in weißen Lettern "Star Trek". Und auch der weiße Umriss erinnert an das Sternenflotten-Symbol (was aber nur Fans auffallen dürfte). Doch ansonsten erkennt man weder Raumschiffe im typischen "Star Trek"-Look noch irgendwelche Science-Fiction-Elemente. Und auch von der "Enterprise"-Crew ist niemand zu sehen. Alles, was wir auf diesem Cover erblicken, sind ein paar nichtssagende und völlig austauschbare Ruinen und ein dunkelhaariger Typ, der aussieht, als habe er gerade eine "Matrix"-Convention besucht.

Dafür also der ganze Vorgänger? Dafür wurde ich im letzten Film mit so vielen Lense-Flares geblitzt, als wollten mir die Macher mit der "Man in Black"-Technik meine Erinnerung ans bisherige "Star Trek" löschen? Dafür mussten wir uns eine witzlose Pseudo-Origin-Story, saudämliche Spock-Uhura-Sexphantasien und hirnverbranntes Scotty-Geblödel in Brauerei-Röhren antun? Damit wir endlich wieder "boldly" dorthin gehen können, wo "Star Trek: Nemesis" längst gewesen ist?