Freitag, 29. Dezember 2017

Star Wars - Ein Spoiler-Review

Ich habe ja die "Star Wars"-Fans immer beneidet.

Denn "Star Wars"-Filme litten nie unter Budget-Beschränkungen.

Man hätte auch nie gewagt, die "Star Wars"-Fans mit völlig neuen Layouts oder gar neuen Zeitlinien vor den Kopf zu stoßen.

Doch seit "Episode 8 - Die letzten Jedi" beneide ich "Star Wars"-Fans nicht mehr. Auch wenn man mit ihnen noch längst nicht so brutal umspringt wie mit dem Fans von "Star Trek".

Denn immerhin gilt noch immer: Der Stil ist in sich stimmig. Er wird nicht einfach ins komplette Gegenteil umdefiniert.

Es muss sich also kein "Star Wars"-Fan Fragen stellen wie zum Beispiel: Von welcher Hippie-Kolonie hat noch mal Captain Pike sein komisches Föderations-Schiff bekommen, als er zur gleichen Zeit wie Captain Lorca während des Klingonenkrieges irgendwo durchs All warpte?

Aber das war es auch schon.

Episode 8 - mit dem Titel "Die letzten Jedermanns" oder so ähnlich - wurde offenbar von jemanden geschrieben, der alles tun wollte, nur keinen "Star Wars"-Film inszenieren.

Was faszinierend ist. Denn jeder andere in Hollywood möchte "Star Wars" machen.

Man sehe sich nur die Macher von "Star Trek: Discovery" an. Bei "Star Trek" haben wir ein Konzept, bei dem man heute gegen Khan kämpfen und morgen in die Gegenwart reisen und Wale in die Zukunft transportieren kann. So etwas könnte man in keinem anderen Franchise tun. Nicht in "Star Wars". Nicht in "Alien". Nirgends!

Doch was tut man stattdessen? Anstatt dem Schicksal auf Knien zu danken für dieses sagenhaft vielfältige Konzept, macht man Krieg im All, und das auch noch als bestimmendes Hauptthema Woche für Woche.

Doch jetzt kommt jemand wie Rian Johnson, der sagt:

"Star Wars? Mit all dem Jedi-Hintergrund und der Fantasy? Ach nein, lieber möchte ich einen "Battlestar Galactica"-Film machen.

Die Menschheit auf der Flucht vor den Zylonen. Und das Woche für Woche für Woche!

Das will ich machen!"

Blöd nur, dass Disney sagte: Was? Da ist jemand, der keinen Star-Wars-Film machen will? Her mit ihm, das ist unser Mann!

Und dann hat Rian Johnson offenbar ganz einfach das Galactica-Drehbuch, das in seiner Schublade lag, in einen "Star Wars"-Film umgeschrieben.

Viel musste er nicht ändern.

Da haben wir eine Menschenflotte, die vor den bösen Zylonen flieht. Die Zylonen können seltsamerweise die Hyperraum-Sprünge verfolgen. Gibt es einen Spion an Bord? Jedenfalls will die Präsidentin nicht kämpfen (merkwürdigerweise sind in US-Filmen und -Serien die Präsidenten immer friedliebend), während der hitzköpfige Adama nach Wegen sucht, die Zylonen auszuschalten. Und dann kommt noch der alte Apollo-Darsteller vorbei, ist in Wahrheit ist er aber ein fieser Terrorist.

Gut, kleine Änderungen waren nötig. Luke Skywalker ist natürlich kein Terrorist geworden, sondern nur ein verbitterter Idiot, der auch schon mal wie Jack Nicholson aus Shining am Bett seines Neffen steht, um ihm den Kopf abzuschlagen ... Tja, sowas kommt in den besten Familien vor.

Soweit, so gut.

Klar, ein paar winzige Schwächen hat der Film dadurch natürlich schon. So kleine Schwächen wie die, dass die klassischen Figuren bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wurden, dass vor keinem noch so absurdem Deus Ex Machina zurückschreckt wurde und dass so ziemliche alle interessanten Handlungsfäden des Vorgängers abrupt abgewürgt wurden. Im Grunde wurden nun die wenigen originellen Elemente von Episode 7 nachträglich überflüssig.

Das muss man auch erst einmal schaffen!

Dummerweise findet nun - außer der völlig unabhängigen Kritik - nahezu niemand so recht Gefallen an diesem Murks.

Es bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob Rian Johnson denn wenigstens einen guten "Galactica-Film" abgeliefert hat.

Ich fürchte nein.

Denn in so gut wie Allem war "Battlestar Galactica" besser als das, was Rian Johnson da zusammengedreht hat. Der Vergnügungsplanet mit seinen Casinos sah zum Beispiel im alten Galactica-Pilotfilm deutlich abgefahrener und phantasievoller aus. Und da musste auch niemand irgendwelche Pferde retten.

Und im Battlestar-Remake war die Präsidentin auch nicht ganz so saublöd wie die von Laura Dern gespielte lilahaarige Anführerin, die männliche Kollegen lieber mit einem Betäubungsschuss außer Gefecht setzt, als sie mal eben kurz in ihre heiligen Pläne einzuweihen. (Pläne, die übrigens so genial sind, dass sie scheitern.)

(Hier sei mir als kurzer Einschub das Thema "Frauen in Episode 8" gestattet. Insgesamt wirken die Frauen in Episode 8 allesamt selbstgerecht, arrogant oder inkompetent. Ihre Unfähigkeit, männliche Kollegen als Team-Mitglieder wahrzunehmen und sie in wichtige Pläne einzuweihen, spricht für eine ausgesprochen unterentwickelte Sozialkompetenz. Es ist erstaunlich, dass der Film sich angesichts der aktuellen Stimmung in Hollywood traut, Frauen derart einseitig negativ darzustellen.)

Vielleicht ist es also doch ganz gut, dass Rian Johnson keinen "Galactica"-Film machen durfte.

Blöd ist es halt jetzt für die "Star Wars"-Fans.

Die stehen jetzt da mit dieser Gurke von Film.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein J.J. Abrams, der da mit einer neuen Zeitlinie drübergeht. Dann können die "Star Wars"-Fans vielleicht im Ansatz nachvollziehen, wie den Fans von "Star Trek" in den letzten Jahren mitgespielt wurde.

Samstag, 16. Dezember 2017

"The Orville" ist besser als "Star Trek" (und nicht nur "Discovery")

Die erste Staffel von "The Orville" ist in den USA gelaufen, und sie hat nicht nur mich total überrascht.

Das, was in den Trailern wirkte wie ein einfallsloses Fan-Projekt und "Star Trek"-Plagiat, erwies sich als die originellste, unterhaltsamste und sympathischste Serie des Jahres 2017.

Noch nie habe ich so schnell die Wandlung von Skepsis bis Begeisterung hin zu Fanatismus entwickelt wie hier, bei "The Orville".

Nun sind ja bereits viele Videos auf Youtube aufgetaucht, in denen "The Orville" mit "Discovery" verglichen wird. Das wohl sympathischste Video ist das hier.


Ehrlich gesagt: Ich denke gar nicht daran, "The Orville" mit "Discovery" zu vergleichen. Die Frage, was besser ist, ist für mich gar keine Frage.

Der Dreck unter meinen Schuhsohlen ist besser als "Discovery"!

Ich gehe daher weiter. Ich frage:

Ist "The Orville" besser als das "Star Trek", das wir bislang kannten?

Hier sind fünf Elemente, in denen "The Orville" besser ist als "Star Trek":

5. Technobabble

Das Technobabble gehört zu einer Science-Fiction-Serie wie der medizinisch Fachbegriff zu einer glaubwürdigen Krankenhaus-Serie. Man darf es nur nicht übertreiben. Man darf es aber auch nicht untertreiben. Bei der "Next Generation" wurde leider zu oft übertrieben. J.J. Abrams hat dann alles in die Tonne geschmissen und auf das Niveau eines Superman-Comics reduziert, indem irgendeine wundersame "rote Materie" plötzlich alles konnte - durch die Zeit reisen, Sonnen reparieren, Planeten vernichten ...

"The Orville" hat genau das richtige Maß gefunden: Technobabble (meist von Isaac), Nachfrage, was das heißt, Übersetzung in Umgangssprache ... und schon kann es mit den Charakterszenen weiter gehen!

4. Das Privatleben der Figuren

Die mit Abstand schönste Szene in "Star Trek 5: Am Rande des Universums" ist die Szene, in der Kirk, Spock und McCoy am Lagerfeuer sitzen. Es ist sogar eine der schönsten Szenen aller "Star Trek"-Filme. Solche Szenen hatte vor allem das Next-Generation-"Star Trek" viel zu wenig. Dabei sind gerade solche Sequenzen enorm wichtig, damit der Zuschauer sich in einem Science-Fiction-Universum zu Hause fühlt.

Und genau das hat Seth MacFarlane stark ausgebaut. Fast jede Folge zeigt uns Charakterszenen, in denen die Figuren beisammen sitzen und sich einfach nur über Privates oder vollkommen Nebensächliches unterhalten. Eine echte Verbesserung!

3. Kein Beamen

Roddenberry hat das Beamen nur erfunden, weil Szenen mit Shuttles damals für TV-Serien zu aufwendig gewesen wären. Auch glaubte er, die Geschichten damit schneller erzählen zu können. Das Beamen hat aber einen riesigen Nachteil: Es ist ein gewaltiger Deus Ex Machina, weil man aus jeder Gefahrensituation wegbeamen kann. Also braucht es viel Technobabble, weshalb Beamen gerade nicht klappt. Ich habe nie verstanden, weshalb Rick Berman für "Enterprise" nicht zumindest das Beamen abgeschafft hat. Abrams war sogar so blöd, eine Super-Beam-Technik einzuführen, mit der man auf andere Planeten beamen kann.

MacFarlane hat das Beamen abgeschafft. Eine Szene, in der ein Shuttle irgendwo landet, funktioniert heute genauso schnell wie das Beamen. Viele "The Orville"-Folgen hätten aber mit einer Beam-Technik schnell gelöst werden können, man hätte sich also jedes Mal irgendeinen Ionen-Sturm-Hinderungsgrund überlegen müssen.

2. Der Humor

Bei "Star Trek" gab es immer schon Humor. Und er kam auch stets bei den Zuschauern wunderbar an. Episoden wie "Kennen Sie Tribbles" sind Fan-Favoriten. Der Humor aber war meist wenigen Episoden vorbehalten. Ansonsten nahm sich "Star Trek" immer extrem ernst, weshalb "Star Trek" - anders als zum Beispiel "Star Wars" - ein sehr spießiges Image hatte, trotz Filmen wie "Star Trek 4: Zurück in die Gegenwart".

Es wird immer behauptet, "The Orville" nutze den Humor, um als Parodie durchzugehen und um sich nicht dem Vorwurf aussetzen zu müssen, ein Plagiat zu sein. Ich denke aber, der Humor ist ein unverzichtbarer Bestandteil, um die Serie unterhaltsamer zu machen. Der Humor hat in "The Orville" eine ähnlich zentrale Funktion wie in Klassikern wie "Ghostbusters" oder "Zurück in die Zukunft". Seth MacFarlane hat den Humor von "Star Trek" als bislang unterschätztes Element erkannt und ausgebaut.

1. Kein "Enterprise-Material"

In der ersten Barclay-Episode "Hollow Pursuits" sagt Riker an einer Stelle, dass jemand wie Barclay nicht auf die Enterprise gehöre. Denn da sind nur die "besten der besten". Ich denke, mit dieser Aussage hat man "Star Trek" keinen Gefallen getan. Denn plötzlich wirkten die Figuren wie die Klassenbesten aus einem Streber-Club. Dieses elitäre Getue hat sich dann leider fortgesetzt und das spießige Image von "Star Trek" verfestigt.

"The Orville" behauptet das gar nicht. Im Gegenteil! Ed Mercer erfährt gleich zu Beginn, dass er nicht die erste Wahl war, um Captain der Orville zu sein. Die Figuren sind viel durchschnittlicher, und dadurch dem Zuschauer näher. MacFarlane hat jedoch auch nicht den Fehler begangen, die Figuren wie bei "Discovery" zu kompletten Vollidioten zu machen. Die Größe einer Person zeigt sich nicht darin, ob sie Fehler begeht, sondern wie sie mit ihren Fehlern umgeht und was sie tut, um sie zu korrigieren. Genau das macht die Figuren in "The Orville" zu Helden. Und das ganz ohne immer und überall der Klassenbeste gewesen zu sein.

Fazit

Daher komme ich zu dem Ergebnis: Ja, "The Orville" ist das bessere "Star Trek".

Samstag, 9. Dezember 2017

Tarantino und Star Trek

Tarantino will angeblich unbedingt einen nicht jugendfreien "Star Trek"-Film machen.

Das führt mich zu der Frage: Was treibt eigentlich so viele Filmschaffende dazu, "Star Trek" unbedingt in eine zähe Dystopie umzukrempeln zu wollen?

Gut, der Mann hat keine Ahnung. Er will düsteres "Star Trek" mit einem R-Rating, und offenbar hat niemand genug Eier in der Hose, dem guten Herren zu sagen, dass "Discovery" bereits düsteres "Star Trek" mit einem R-Rating ist.

Was mich aber nicht los lässt, ist die Frage, was es denn bitte ist, das so viele dazu antreibt, Roddenberrys positive Version der Zukunft schwarz zu färben? Und welcher Wahn bringt sie dazu, dieses einfallslose Vorgehen dann noch für besonders kreativ und originell zu halten? Und das, nachdem man seit Jahrzehnten nichts anderes tut!

Offenbar finden so manche erst ihren Seelenfrieden, wenn Star Trek durch und durch militaristisch, kriegerisch und finster geworden ist.

Nun würde ja niemand etwas dagegen haben, wenn diese Herren ihre eigene Dystopie entwerfen. Ein neues Science-Fiction-Universum aus dem Gehirn von Tarantino!

Das wäre absolut großartig!

Aber nein, er muss sich ja unbedingt an "Star Trek" vergreifen. Am Besten dann mit dem fünften neuen Layout für Klingonen.

Und erneut die Frage: Warum?

Nach diversen Filmen halte ich Joss Whedon ja ein wenig für überschätzt, aber man muss dem Mann hoch anrechnen, dass er sich mit "Firefly" etwas eigenes überlegt hat. Er hat sich nicht an der klaren Vision eines anderen vergriffen.

Anders als Herrschaften wie Abrams, Kurtzman oder Tarantino. Erneut die Frage: Was versprechen sich diese Herren Künstler davon, ständig Roddenberrys Vorstellung einer positiven Zukunft schwarz zu färben? Ertragen sie es nicht, dass da tatsächlich mal jemand keine Dystopie entworfen hat?

Was treibt diese Leute um?

Zum Glück gibt es Seth MacFarlane. Allein das Staffelfinale von "The Orville", das letzten Donnerstag in den USA lief, war eine tiefe Verbeugung vor den humanistischen Überzeugungen Roddenberrys.

Aber ihn hat man ja kein "Star Trek" machen lassen. Was sich angesichts von "The Orville" vielleicht sogar als Glücksfall herausstellt.