Dienstag, 31. Mai 2011

In dubio pro reo

Heute gab es einen aufsehenerregenden Freispruch. Und zwar für die spanischen Gurken. Sie waren zu Unrecht beschuldigt worden, den EHEC-Virus ausnahmslos in Norddeutschland (und nicht im Heimatland) zu verbreiten.

Ich habe aber ohnehin nie an deren Schuld geglaubt ...

Sonntag, 15. Mai 2011

Scre4m

"Scream 4" ist wieder einmal ein spannender und origineller Gruselspaß.

Mit "Scream 1" war es gelungen, das Horrorgerne in die Postmoderne zu heben, indem das Befolgen und Brechen von Genre-Regeln im Film selbst thematisiert wurde. In Teil 4 nun parodiert man genau diese "Meta-Ebene", entlarvt den Regelverstoß als neue Regel und findet dabei durchaus einen Weg einer neuen Verunsicherung, weil der Zuschauer ab einem bestimmten Punkt jede Wendung für möglich hält. Dass es bei einem Film wie "Scream", bei dem der Täter sich über das Telefon anmeldet, nun auch die Handy- und Internet-Stream-Generation Einzug findet, ist ebenfalls eine gelungene Variante.

So gesehen eine Filmempfehlung für jeden Genre-Fan. Und für "Scream"-Liebhaber ohnehin ein Muss. Allein die drei Hauptdarsteller Neve Campbell, Courteney Cox und David Arquette aus den ersten drei Filmen wiederzusehen, macht Spaß und sorgt dafür, dass man um das Überleben dieser Figuren mitfiebert.

Dennoch gibt es auch Schattenseiten. Der Auftakt des Films ist originell und wendungsreich, bereits ihm fehlt jedoch das Spektakuläre. Absolut gelungen ist abermals das dramatische und wendungsreiche Finale.

Das Problem liegt dazwischen. Es ist der Schwachpunkt so gut wie aller Horrorfilme: Wie fülle ich die Zeit zwischen Auftakt und großem Finale?

Genau hier versagt "Scream 4". Das Drehbuch versucht, den Zuschauer durch ein Mehr an Kill-Sequenzen bei "Laune" zu halten, was nicht funktioniert. Auch Wes Craven scheint mit voranschreitenden Alter ein wenig zahnlos zu werden. Wo sind sie, die dramatischen, fetzigen und rasanten Verfolgungsjagden, die Flucht vor dem Täter durch verwinkelte Gebäude, mit kuriosen Kamerafahren und schnellen Schnitten? Wo ist die Horror-Action, die in Teil 1 und 2 so gut funktioniert hat? Bei dem Mehr an Tötungsszenen fehlt leider die Zeit, um eine atmosphärische Gruselstimmung aufzubauen. Unvergessen zum Beispiel die Szene, wie sich Sidney in Teil 2 in einem verbeulten Autowrack am bewusstlosen Killer vorbeizwängen muss. Genau solche Sequenzen fehlen im Mittelteil dieses Films.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Dies ist ein spannender, kurzweiliger und für Genre-Freunde sehr unterhaltsamer Film. Aber leider eben kein Film, der die Zuschauer wie einst der Auftakt der "Scream"-Reihe permanent unter Strom setzt. Dies ist natürlich - gerade, was das Horrorgenre angeht - jammern auf hohem Niveau. "Scream" ist all dem Gerne-Schmarren, der rauskommt, hauchhoch überlegen. Dennoch ist es schade, dass es der Film diesmal nicht in die Kategorie "herausragend" geschafft hat, denn dafür hätte so viel gar nicht mehr gefehlt.

Mittwoch, 4. Mai 2011

Yes, wie kill

Der Spruch "ich glaube, ich bin im falschen Film" fühlte sich noch nie so treffend an. Da schickt ein Friedensnobelpreisträger heimlich ein Killerteam in ein fremdes, autonomes Land, lässt dort einen unbewaffneten Terroristenanführer töten, sieht per Live-Video zu, und das Volk feiert auf den Straßen und die christliche Regierungschefin eines anderen, demokratischen Landes äußert ihre "Freude" über die gelungene Tötung, während Jack-Bauer-Darsteller Kiefer Sutherland twittert, dass das echte Leben doch machmal "besser" sei als die Fiktion.

Zugleich loben die Republikaner die unter Bush angewandte Foltermethode "Water Boarding", weil die doch so erfolgreich gewesen sei und zu Informationen über Bin Ladens Aufenthaltsort geführt habe (was noch nicht einmal stimmt).

Da muss man sich fragen: Ist es ein plumper Gag, oder geniale Satire, wenn David Letterman - vor den "die Top-10 letzten Terroristenworte" - sein Publikum fragt: "Did you folks enjoy the Osama Bin Laden season finale?" Jimmy Kimmel zeigte einen Fake-Trailer für den neuen "Bin Laden"-Film, bei dem man Spaß mit seiner Leiche hat. Außerdem meinte er, seit Bin Ladens Leiche im Ozean schwimme, würde er sich nicht mehr so schuldig fühlen, wenn er beim Baden ins Meer pinkelt.

Dagegen ist die Bild-Zeitung ja fast schon niveauvoll. Sie bescheinigt der "einzigen Super-Macht" nur mal schnell ein "Recht auf Rache".

Zugleich sind aufgrund der Jubelstimmung die Aktienkurse gestiegen, was mich zu der Überlegung führt, ob man für die nächste Finanzkrise nicht ein paar Oberterroristen zum Abschießen in Reserve halten sollte.

Gabor Steingart meinte im Morning Briefing des Handelsblatts, die Tötung Bin Ladens sei ein "Riesenerfolg für die westliche Welt". Das ist dümmster Blödsinn. Wir sind doch hier nicht bei einem Fußballspiel, bei dem am Schluss gerade noch das Siegertor geschossen wurde, auch wenn man das angesichts der jubelnden Massen auf den Straßen glauben könnte. Solche Formulierungen sind auch eine Beleidigung der Toten, die Bin Laden zu verantworten hat. Es ist armselig angesichts eines fragwürdigen Verhaltens der "westlichen Welt", das immer fanatischere und rechtsstaatsfeindlichere Züge annimmt. Das ist auch gelogen angesichts des Problems, dass die "westliche Welt" – wie selbst von den USA eingeräumt wird – um keinen Deut sicherer geworden ist. Der Bin-Laden-Film ruft nach einer Fortsetzung, und das zumindest haben wir aus Hollywood gelernt: Fortsetzungen sind meist furchterregend.