Montag, 18. Januar 2010

Geniales Bild, genialer Film

"Geniales Bild, genialer Film", so kann man als Fazit die Blu-ray von "Inglorious Basterds" bewerten. Ein grandioser Film, der keine Sekunde langweilt.

Seit dem Ende der Nazizeit werden die Nazis im Kino besiegt. Helden wie Indiana Jones zahlen es ihnen auf eine Weise heim, wie es die Realität nicht erleben durfte. Quentin Tarantino geht in seinem Film noch einen Schritt weiter. Das Kino selbst vernichtet die Nazis, und die Bösen werden für immer gebrandmarkt. Eine eskalierende Rachephantasie, wie sie nur das Kino befriedigen kann. Das Kino, ein Ort der Kultur, der Perversion, der Manipulation, der Gewalt und der Emotionen. Es macht den Nazis den Garaus. Buchstäblich. Mit brennenden Filmrollen und unzähligen Filmzitaten wird der Sieg über die Nazis ein Sieg Hollywoods über die Nazi-Unkultur, mit der kalten Rache eines toten Nazisopfers, das über die Filmleinwand das Unheil verkündet und die ultimative Rache übt.

Grandios übrigens Christoph Waltz in der Rolle des durch und durch fiesen, aber hochkultivierten Nazischurken, der im Stil des Italowesterns weitaus mehr Eleganz besitzt als seine eher ungehobelten Gegenspieler in Form der "Inglorious Basterds". Dass Christoph Waltz mit einem Golden Globe in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" ausgezeichnet wurde, rettet diese Preisverleihung, die sich diesmal mit ihren zwei Hauptpreisen (Bester Film und Bester Regisseur für ein Kommerzfilmchen wie "Avatar") der absoluten Lächerlichkeit preisgegeben hat.

7 Kommentare:

  1. Hallo Thomas,
    (ich bin übrigens der Nürnberger Lehrer, der sich in grauer Vorzeit ein paar DS9-Videos bei Dir ausgeliehen hat) jetzt ist aber Schluss mit dem Avatar-Bashing! Mit deiner Einschätzung zu den Basterds stimme ich absolut überein, aber ich vermute, Du wolltest, dass Avatar ein anderer Film ist als er schließlich ist. Zu Deinen Kritikpunkten:
    - flacher Bösewicht: Zugegeben ein eindimensionaler, unbelehrbarer Waffenfetischist. Allerdings: Was soll man anders machen? Eine schlimme Kindheit im Flashback? Skrupel in letzter Sekunde? Ich weiß nicht. Diese Figur spiegelt (leider) relativ akkurat die menschliche Kolonialgeschichte wieder. Mich hat die Figur unterhalten. Wie er mit seiner Kaffetasse im Cockpit dieses Riesenfliegers steht, hat was.
    - vorhersehbare Story: Ja. Das Ganze ist ein Genrefilm - am ehesten mit einem Western vergleichbar. Und da steht am Ende der Showdown und den will ich haben. Hier war der Schwerpunkt nicht auf dem WAS?, sondern auf dem WIE? Natürlich stehen die Schauwerte im Vordergrund. Das Drama nimmt seinen Lauf. Wie eine Oper für die Augen.
    - Schlusskampf: Wie soll den Scully auf so einem Fliegtier reitend sein Marine-Wissen anwenden? In gewisser Weise macht er so etwas ja tatsächlich, als er Sprengsätze in neuralgische Öffnungen der Flugapparate wirft. Mich hat der Schlusskampf gut unterhalten und die Action gepackt.

    Der Film hat sicherlich Schwächen (das Fehlen der Darstellung der emotionalen Situation, in der sich der Held befindet - die wird nur - und das auch wenig - behauptet), aber auch große Stärken: Cameron schafft es eine wirklich neue faszinierende Welt zu kreieren und uns dorthin zu entführen. Er hat wirklich unglaubliche Bilder erzeugt und eine einfache Geschichte überzeugend erzählt. Einige Szenen gehen unter die Haut. Zu nennen wäre da die Auswahl des Flugtiers für den Helden. Großartig.

    Das Ganze ist seit langem mal wieder ein Blockbuster, der den Namen verdient. Und offenbar lechzt das Publikum nach so etwas. Wird wohl mal wieder der erfolgreichste Film werden. Das muss jetzt nicht alles heißen, aber auf der anderen Seite: die sind nicht alle blöd.

    Übrigens: Roger Ebert mochte den Film sehr.

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  2. Das in dem Film Nazis gejagt werden geht wohl eher auf eine falsche Syncronisation zurück. Meines Wissens nach, wird im Original Jagd auf Deutsche gemacht, ob Nazi oder nicht.

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  3. Ich bin mir gar nicht sicher, ob der Film überhaupt synchronisiert wurde. Unabhängig davon habe ich mir den Film im Original angesehen, und die jagen da keine Deutschen, die jagen Nazis!

    Und an den Nürnberger Lehrer: Kein Zweifel, der Film ist ein Blockbuster. Und mag sein, dass das Publikum danach lechzt. Und vielleicht wollen viele auch einfach nur einen anspruchslosen Film sehen. Auch das ist völlig in Ordnung.

    Gut wird ein Film dadurch nicht. Und das wage ich zu sagen. Ja, das sage ich in einem Land wie Deutschland, in dem "Schulmädchenreport" noch immer eine der erfolgreichsten Eigenproduktionen ist. Zweifellos auch ein "Blockbuster" mit "Schauwerten", nach denen damals das Publikum "lechzte"... :-)))

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  4. Der Kinozoo hat viele Tiere. Das mit dem Anspruch ist so eine Sache... Trotzdem ist es meiner Meinung nach ein guter Film. Storytechnisch vielleicht weniger, aber visuell auf jeden Fall. Vergleichbar mit Star Wars. Auch anspruchslos. So habe ich mich gefühlt, als ich aus dem Kino gekommen bin. Und ich war froh, dass dieses "Star Wars - Gefühl" mal wieder aufgetaucht ist. Wie gesagt: Roger Ebert sieht das auch so - und ich habe seine Kritik erst danach gelesen. Du nennst den Film despektierlich "Kommerzfilmchen". Dabei ist aber zu bedenken, dass Cameron nach Titanic jeden Film machen konnte - und er wollte diesen Film machen und hat sich dabei sicher nicht verbogen.
    Der Film strahlt sicherlich eine gewisse Naivität aus, aber er nimmt sich ernst und das rechne ich ihm hoch an - angesichts etwa der komischen Mumie-Blockbusterfilme, die sich nicht trauen zu sich selbst zu stehen...

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  5. Cameron gehört in der Tat zu den Regisseuren, die jeden Film machen können. Spielberg auch. Beide machen daraus leider wenig. Ein Meilenstein wie der erste "Star Wars" ist "Avatar" sicher nicht. Ich erinnere mich übrigens noch, wie "Episode 1" verrissen wurde, obwohl optisch damals sogar ein noch größerer Quantensprung als nun "Avatar". Und mit Roger Ebert war ich schon oft einer Meinung. Sehr oft aber auch nicht! :-)

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  6. Dass Cameron und vor allem Spielberg zu wenig aus ihren Möglichkeiten machen, ist natürlich schon eine recht gewagt Aussage.
    Bei Episode 1 hatte ich das "Star Wars - Gefühl" nicht, bei Avatar schon.

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  7. Für mich ist Tarantino als Begründer des postmodernen Kinos einfach auf einem anderen Level angekommen als Profis wie Cameron, für die das Medium Film nur noch eine technische Spielerei ist. Nichts gegen eine technische Spielerei. Ich liebe technische Spielereien. Aber dennoch gibt es Künstler, von denen ich halt mal mehr erwartet. Dass Cameron und Spielberg dazugehören, bedeutet, dass ich sie schätze und denke, dass mehr in ihnen steckt. Vielleicht liege ich damit ja - zumindest offensichtlich bei Cameron, bei Spielberg ganz sicher nicht - falsch.

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