Mittwoch, 21. Oktober 2009

Sieben Gründe für das E-Book

Gleich vorweg: Ich kann mir nicht vorstellen, keine Bücher mehr zu haben. Allein der Geruch eines neuen Buches gehört für mich zur sinnlichen Erfahrung des Lesens. Und auch wenn meine Bücherschränke dauernd aus den Nähten quillen, so will ich doch die Bücher, die ich gelesen habe, um mich scharen. Bücher im Regal sind die Hirschgeweihe der Leseratten.

Dann habe ich mir auf der Buchmesse das große Amazon-Kindle (Kindle DX) zeigen lassen (das man leider noch nicht in Deutschland kaufen kann, nach Deutschland wird nur das kleine Kindle 2 verschickt), und ich muss sagen: Haben will!

Nachdem es um die die E-Books ja bereits 2003 einen recht albernen Hype gab, diese unausgereiften Teile aber bald wieder in der Versenkung verschwanden, sagen nun viele: Auch diesmal wird es nix. Nur: Viele Anfangsprobleme sind inzwischen beim Amazon-Kindle gelöst.

Das Geniale am Kindle ist nämlich: Es funktioniert technisch wie eine Druckseite. Die Technik nennt sich "electronic paper". Das heißt: Es wird tatsächlich Druckerschwärze verwendet, doch die Partikel werden elektronisch angeordnet. Es gibt also kein spiegelndes Display, sondern wirklich etwas, das wie eine Papierseite aussieht. Das Kindle hat daher auch keine Beleuchtung. Das heißt: Wenn es dunkel ist, braucht man eine Leselampe. Strom verbraucht das Kindle nur beim Umblättern. Ansonsten bleibt die aktuelle Seite angezeigt, auch wenn die Batterie längst leer ist.

Die einhellig negative Meinung über E-Books beginnt mich zu langweilen. Die Argumente werden immer wieder durchgekaut. Und natürlich ist das große Kindle DX mit 489 Dollar (die kleineren sind völlig uninteressant) einfach zu teuer. Das weiß ich alles.

Nur: Es gibt auch einige Argumente für das Kindle. Und die sind nicht nur technischer Natur. Daher hier ein paar Punkte, die für das E-Book sprechen.

1. Vergriffene Bücher.
Wer immer nur Zeug wie Dan Brown liest, mag das nicht wissen, aber es sind tatsächlich nicht immer alle Bücher erhältlich. Es gibt sogar sagenhaft viele Bücher, die man nicht mehr kaufen kann. Ich selbst habe mir mal für 40 EUR beim Marketplace von Amazon eine nicht mehr erhältliche Biografie gekauft. Gerade Genre-Klassiker aus den Bereichen Fantasy und Science Fiction sind oft nicht mehr lieferbar. Hier ergeben sich für Verlage neue Geschäftsfelder. Wenn schon niemand das Geld aufbringen will, die Klassiker von Edmond Hamilton nachzudrucken, so könnte man sie künftig doch zumindest als E-Book anbieten.

2. Buchvielfalt
E-Books erhöhen die Buchvielfalt. Wer selbst einen Roman schreibt, kann ihn künftig viel einfacher als E-Book veröffentlichen. In Japan gibt es "Handy-Romane", mit denen es etliche Autoren-Neulinge geschafft haben, sich einen Namen zu machen. Die wurden später dann auch gedruckt!

3. Zeitungen
Schon mal eine Süddeutsche in einer vollen S-Bahn gelesen? Das ist furchtbar umständlich, jedes Umblättern wird zum Kampf. Dagegen kann man bei einem E-Book mit einer Hand die Seiten umblättern, ohne dabei seinem Nachbarn den Ellenbogen ins Gesicht zu rammen. Außerdem: Bei einem E-Book fliegen einem nicht als erstes ein Pfund an Werbebeilagen entgegen.

4. Eigene Texte
Wer wie ich viel selbst schreibt, der kann diese Texte jetzt viel besser am E-Book lesen, ohne sie extra ausdrucken zu müssen. Denn das E-Book kann auch Word-Files, PDFs, HTMLs und vieles mehr darstellen. Im Gegensatz zum PC kann ich mich mit dem Kindle auch aufs Sofa legen.

5. Amazon surfen
Mit jedem Kindle kann man weltweit kostenlos auf Amazon herumsurfen. Allein das kann viel Spaß machen. Man kann Inhaltsangaben und Kritiken lesen. Doch nicht nur das. Amazon plant, bei fast allen Büchern das erste Kapitel zum kostenlosen Probelesen anzubieten. Dafür braucht man übrigens keine Hotspots oder ähnliches, es klappt überall dort, wo man auch einen Handyempfang hat.

6. Heftromane
Es ist ein Jammer, dass der vielgescholtene Heftroman inzwischen ein solches Randphänomen geworden ist. Dabei ist der Heftroman sowas wie eine TV-Serie zum Lesen. Er könnte aber durch das E-Book eine Renaissance erleben. Heftromane sind billig und kurz, und so manch einer möchte sich vielleicht für eine kürzere Bahnfahrt den neuesten Jerry Cotton oder Perry Rhodan aufs E-Book laden.

7. Technische Spielerei
Ist doch bloß eine technische Spielerei. Na und? Wenn E-Books cool werden, wird auch das Lesen wieder cool. Und zwar auch für Leute, die normalerweise nicht so viel lesen. Wäre das wirklich so blöd?

Bleibt bei all den Vorteilen noch ein Nachteil: Es gibt das doofe Teil noch nicht in Deutschland. Auch wenn man das "Kindle 2" (Bildgröße DinA6) inzwischen aus den USA bestellen kann, so werde ich doch warten, bis es das Kindle DX (Bildgröße DinA5) wirklich in Deutschland gibt.

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