"Erfolg" ist ein Roman von Lion Feuchtwanger, der für mich bis vor Kurzem noch zu den "schon immer mal lesen wollte"-Büchern zählte. Nun habe ich es endlich getan, und das einzige, was ich danach bereute, ist, es nicht früher getan zu haben.
Der Roman spielt in München in den zwanziger Jahren. Gegen den unkonventionellen Museumsdirektor Krüger wird ein Meineidprozess angezettelt, der ihn unschuldig ins Zuchthaus bringt. Krügers Freundin Johanna Krain versucht daraufhin, seine Begnadigung zu erwirken.
Diese Rahmenhandlung nutzt Lion Feuchtwanger für einen bitterbösen Einblick in eine ganze Epoche. In die Zeit, die sich zum Nährboden des "Dritten Reichs" entwickelte, was Lion Feuchtwanger schon damals mit unglaublicher Weitsicht durchschaute. Der Roman wurde zwar damals, in den 1920er Jahren, geschrieben, tut aber so, als erzähle er die Geschichte rückblickend aus dem Jahr 2000. Damit schuf Feuchtwanger sowas wie den "historischen Gegenwartsroman".
Das Zeitbild rund um die Stadt München ist für alle lesenswert. Wenn man aber - wie ich - in München lebt, kommt man um diesen Roman nun wirklich nicht herum. Es ist auf jeder Seite fesselnd, wie Feuchtwanger noch vor der Machtergreifung der NSDAP die Entstehung des Dritten Reichs treffend und phantasievoll schildert. Inflation, rechte Justiz und Hitler-Putsch werden mit bissigem Sarkasmus und treffenden Formulierungen dargestellt. Wundervoll auch die Beschreibung von Hitlers Reden (wobei Hitler in dem Roman "Kutzner" heißt). Pure Politik-Satire macht sich in dem Roman breit, wenn die Intrigen der bayerischen Politiker am "zünftigen Stammtisch" mit "Weißwurdt und Bier" dargestellt werden. Zugleich entlarvt der Roman, weshalb in einer Gesellschaft Ungerechtigkeiten toleriert werden. Das muss die Hauptfigur Johanna immer wieder erfahren. Heute noch sind die Leute mit ihr über den Justizskandal empört, morgen haben sie es längst vergessen.
Es war nicht mein erster Feuchtwanger-Roman, ganz sicher aber auch nicht mein letzter.
Freitag, 13. August 2010
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