"Scream 4" ist wieder einmal ein spannender und origineller Gruselspaß.
Mit "Scream 1" war es gelungen, das Horrorgerne in die Postmoderne zu heben, indem das Befolgen und Brechen von Genre-Regeln im Film selbst thematisiert wurde. In Teil 4 nun parodiert man genau diese "Meta-Ebene", entlarvt den Regelverstoß als neue Regel und findet dabei durchaus einen Weg einer neuen Verunsicherung, weil der Zuschauer ab einem bestimmten Punkt jede Wendung für möglich hält. Dass es bei einem Film wie "Scream", bei dem der Täter sich über das Telefon anmeldet, nun auch die Handy- und Internet-Stream-Generation Einzug findet, ist ebenfalls eine gelungene Variante.
So gesehen eine Filmempfehlung für jeden Genre-Fan. Und für "Scream"-Liebhaber ohnehin ein Muss. Allein die drei Hauptdarsteller Neve Campbell, Courteney Cox und David Arquette aus den ersten drei Filmen wiederzusehen, macht Spaß und sorgt dafür, dass man um das Überleben dieser Figuren mitfiebert.
Dennoch gibt es auch Schattenseiten. Der Auftakt des Films ist originell und wendungsreich, bereits ihm fehlt jedoch das Spektakuläre. Absolut gelungen ist abermals das dramatische und wendungsreiche Finale.
Das Problem liegt dazwischen. Es ist der Schwachpunkt so gut wie aller Horrorfilme: Wie fülle ich die Zeit zwischen Auftakt und großem Finale?
Genau hier versagt "Scream 4". Das Drehbuch versucht, den Zuschauer durch ein Mehr an Kill-Sequenzen bei "Laune" zu halten, was nicht funktioniert. Auch Wes Craven scheint mit voranschreitenden Alter ein wenig zahnlos zu werden. Wo sind sie, die dramatischen, fetzigen und rasanten Verfolgungsjagden, die Flucht vor dem Täter durch verwinkelte Gebäude, mit kuriosen Kamerafahren und schnellen Schnitten? Wo ist die Horror-Action, die in Teil 1 und 2 so gut funktioniert hat? Bei dem Mehr an Tötungsszenen fehlt leider die Zeit, um eine atmosphärische Gruselstimmung aufzubauen. Unvergessen zum Beispiel die Szene, wie sich Sidney in Teil 2 in einem verbeulten Autowrack am bewusstlosen Killer vorbeizwängen muss. Genau solche Sequenzen fehlen im Mittelteil dieses Films.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Dies ist ein spannender, kurzweiliger und für Genre-Freunde sehr unterhaltsamer Film. Aber leider eben kein Film, der die Zuschauer wie einst der Auftakt der "Scream"-Reihe permanent unter Strom setzt. Dies ist natürlich - gerade, was das Horrorgenre angeht - jammern auf hohem Niveau. "Scream" ist all dem Gerne-Schmarren, der rauskommt, hauchhoch überlegen. Dennoch ist es schade, dass es der Film diesmal nicht in die Kategorie "herausragend" geschafft hat, denn dafür hätte so viel gar nicht mehr gefehlt.
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