Sonntag, 9. Dezember 2012

Experience

Wer heute ins Kino geht und dafür die horrend hohen Eintrittspreise bezahlt (die allmählich mehr an die Eintrittspreise von Vergnügungsparks als an die Eintrittspreise für einen Kinofilm erinnern), der hat eine Erwartungshaltung, die sich von der Erwartungshaltung von früher unterscheidet.

Niemand fährt nach Disneyworld in Florida, um dort in einer Attraktion vor einer Leinwand zu sitzen und sich einen Film anzusehen, in dem eine originelle Story erzählt wird.

Das Schlüsselwort ist "Experience".

Die heutigen Multiplexe mit den 3-D-Effekten erinnern mehr an "Captain Eo" in Disneyland als an das klassische Kino von früher. Daher läuft allmählich die normale Filmkritik ins Leere. Denn dieser "Experience", dem Erlebnis eines Effekte-Regens, hat sich alles andere unterzuordnen. Es spielt noch nicht einmal eine große Rolle, ob auf der Leinwand Schauspieler oder Computerfiguren zu sehen sind, und das zwangsläufige Konfliktverhältnis zwischen Regisseuren und Schauspielern führt dazu, dass viele Regisseure offenbar lieber mit Computerfiguren als mit Schauspielern arbeiten.

Ich verstehe den neuen Trend also sehr gut. Dennoch sehe ich ihn auch als Sackgasse. Kinohäuser sind nicht wie Vergnügungsparks. Man besucht sie nicht nur einmal im Jahr.

Es ist ein Unterschied, ob ich in den Universal Studios eine zehnminütige "Jurassic Park"-Fahrt mache, oder ob ich mir im Kino einen über zwei Stunden langen Film ansehe. Bilder- und Effekte nutzen sich schneller ab, als man glaubt, und sie wiederholen sich auch, wie man an den aktuellen Trailern erkennt, bei denen man mehr und mehr den Eindruck gewinnt, die optischen Ideen gleichen sich sogar noch mehr als die simplen Plots.

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