Mittwoch, 31. August 2011

That's not the point

Bei dem RTL-Beitrag über die Gamer reichen die Reaktionen ja von empörten "Zockern" bis hin zu "war halt witzig gemeint, die Gamer sollen sich nicht so haben".

Beide Reaktionen übersehen offenbar völlig, dass hier wieder einmal Menschen vor der Kamera vorgeführt wurden, deren ganzes Verbrechen darin lag, eine Con zu besuchen, um dort einen schönen Tag zu haben. Diese Personen, die hier vor einem Millionenpublikum als verklemmt, unhygienisch und dumm beschimpft wurden, haben sich nicht für eine Casting-Show beworben. Sie wurden auf der Con überredet, was in die Kamera zu sagen.

Und dann hat man schamlos ihre Gutmütigkeit ausgenutzt.

Wenn ein Junge plötzlich aus heiterem Himmel gefragt wird, warum er keine Freundin hat, und dann so überrumpelt ist, dass er nur stammeln kann, er sei wohl zu schüchtern (anstatt, wie es richtig gewesen wäre, dieser potenziellen Arschgeweihträgerin zu sagen, sie soll sich verpissen), ist das einfach nur unsagbar dumm. Diesen Jungen dann aber auch noch abends vor einem Millionenpublikum lächerlich zu machen, ist kriminell, und ich sehe hier mit Entsetzen, dass eine Gesellschaft mit ihrem Müllfernsehen offenbar dabei ist, jegliches Gespür für richtig und falsch zu verlieren. Offenbar sind das die Folgen einer Stefan-Raab-Gehirnwäsche, wonach es in Ordnung ist, andere öffentlich zu verspotten und öffentlich vorzuführen. Hauptsache, man gehört nicht selbst irgendwie der anvisierten Gruppe an. Wenn doch, ist der Aufschrei groß, aber auch nur dann.

Es ist mir völlig egal, was irgendein arroganter Redakteur bei RTL über mich als Gamer denkt. Nicht egal ist mir, wenn ich dank Youtube und Fernsehkritik.tv mitbekomme, mit was für einem Drecksfernsehen inzwischen die Gesellschaft überschüttet wird, und wie sich in einer Gesellschaft allmählich eine Gleichgültigkeit darüber ausbreitet, dass Einzelpersonen grundlos und boshaft öffentlich in einem Massenmedium zur Unterhaltung niedergemacht werden.

Ich denke, man sollte allmählich anfangen, bereits kleinen Kindern beizubringen, nicht nur nicht zu fremden Menschen ins Auto zu steigen, sondern auch sofort das Weite zu suchen, wenn sie irgendwo die Mikrofone und Kameras von irgendwelchen Schmierenjournalisten erblicken.

2 Kommentare:

  1. Ok, wenn man es aus dem Blickwinkel der TV-Sender betrachtet, wollen die womöglich in der Tat die Gamer–Szene erniedrigen. Mein Kommentar „die Gamer sollen sich doch nicht so anstellen“ bezieht sich aber darauf, dass ich und andere durchaus in der Lage sind uns selbst auf die Schippe zu nehmen. Du hast ja auch des Öfteren mal auf der Zukunftia-Seite reingeschaut, da ziehen die auch total überspitzt über Trekkies her, obwohl sie selber Trekkies sind. Von dem Standpunkt aus, fand ich den RTL-Beitrag gar nicht mal so herablassend. Ich hätte so was auch eher von einem ARD/ZDF Beitrag erwartet (Frontal 21 : Gamer sind alle potentielle Amokläufer“) da ja RTL es sich nicht mit der eigenen Zielgruppe verscherzen will. Ein bisschen Entspannung ist in der Debatte wohl angebracht.

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  2. Ich finde es unmöglich, wie hier einzelne Personen vorgeführt wurden. Ob das nun Gamer, Trekker, Messie oder sonstwer ist, ist mir egal. Als Gamer kann ich das auch relaxed sehen. Habe ich als Trekker schon relaxed gesehen, auch wenn ich mein Buch genutzt habe, mal den Spieß umzudrehen. Das durchschaubar-lachhafte Gamer-Bashing, mit den RTL ein gewaltiges Eigentor schoss, ist mir völlig egal. Die menschenverachtende Tendenz des Fernsehens, jeden Normalo als Freiwild zu betrachten, das man in Sendungen hemmungslos demontieren und lächerlich machen kann, ist mir jedoch nicht egal.

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