Mittwoch, 5. Dezember 2012

Cover

Nein, dieses Cover ist nicht das Poster zu einem weiteren "Matrix"-Möchtegern-Film. Es ist auch nicht irgendeine Superhelden-Videopremiere oder eine weitere TV-Serie über eine Comic-Figur, die zufälligerweise nicht zu den fünftausend Comichelden gehört, die im Rahmen des "Marvel-Deals" auf Disney übergegangen sind.

Es ist auch nicht das Werbeplakat zu einer weiteren stinkfaden Endzeit-TV-Serie, bei der schon der Werbetrailer unkontrollierbare Gähnattacken auslöst. Und es ist auch nicht das Cover irgendeines zweitklassigen, verbuggten Baller-Videospiels, das bereits zwei Wochen nach seinem Release in den Wühltischen verramscht wird.

Das ist tatsächlich das Cover zum neuen "Star Trek"-Film. "Star Trek", das Franchise also, das von Paramount erst totgemolken, beerdigt und dann unter dem großen Beifall der Fans mithilfe eines Superbudgets und einer Ver-Teenagerung der Charaktere wiederbelebt und nach allen Regeln der Kunst auf Mainstream getrimmt wurde, sodass am Ende nur noch der ungläubige Thomas übrig blieb, der nicht so recht glauben wollte, dass das alles noch irgendwas mit "Star Trek" zu tun hat.

Und erneut frage ich mich: Warum muss das eigentlich unter dem Namen "Star Trek" laufen, wenn es inhaltlich ohnehin nur noch die Namen und ein paar Begrifflichkeiten mit "Star Trek" gemein hat und gleichzeitig die Macher nach wie vor von der Angst getrieben sind, das Geek-Image von "Star Trek" könnte mehr Leute abschrecken als ködern?

Denn anders ist dieses Filmposter nicht zu deuten.

Man stelle sich vor, es käme ein weiterer "Star Wars"-Film, und man müsste beim Cover dreimal hinsehen, um überhaupt zu erkennen, dass es sich um "Star Wars" handelt. Oder es käme ein neuer "Harry Potter"-Film, in dem auf dem Cover nichts an Potter, nichts an Zauberei und nichts an das typische Potter-Flair erinnert, um jene, die normalerweise kein "Harry Potter" mögen, anzulocken.

Natürlich steht da klein in weißen Lettern "Star Trek". Und auch der weiße Umriss erinnert an das Sternenflotten-Symbol (was aber nur Fans auffallen dürfte). Doch ansonsten erkennt man weder Raumschiffe im typischen "Star Trek"-Look noch irgendwelche Science-Fiction-Elemente. Und auch von der "Enterprise"-Crew ist niemand zu sehen. Alles, was wir auf diesem Cover erblicken, sind ein paar nichtssagende und völlig austauschbare Ruinen und ein dunkelhaariger Typ, der aussieht, als habe er gerade eine "Matrix"-Convention besucht.

Dafür also der ganze Vorgänger? Dafür wurde ich im letzten Film mit so vielen Lense-Flares geblitzt, als wollten mir die Macher mit der "Man in Black"-Technik meine Erinnerung ans bisherige "Star Trek" löschen? Dafür mussten wir uns eine witzlose Pseudo-Origin-Story, saudämliche Spock-Uhura-Sexphantasien und hirnverbranntes Scotty-Geblödel in Brauerei-Röhren antun? Damit wir endlich wieder "boldly" dorthin gehen können, wo "Star Trek: Nemesis" längst gewesen ist?

6 Kommentare:

  1. Deine Kritik am letzten Star-Trek-Film teile ich durchaus, aber mal ehrlich: Das ist ein Teaser-Poster, und wenn ich das nicht völlig falsch verstanden habe, dürfen und sollen Teaser-Poster gerne auch mal etwas vage sein. Man soll ja hinschauen und überlegen, was das für ein Film sein könnte. Es soll Interesse wecken. Die Werbemaschine wird dann sicher beizeiten noch angeworfen und mit anderen Motiven gefüttert.

    Natürlich kann man das Poster unoriginell finden, so erinnert es mich z.B. sehr an die Batman-Poster vom Sommer, wo man das Bat-Logo in den Hochhaus-Ruinen erkennen kann.

    Und zum Star-Wars-Vergleich: Das muss ich mir nicht vorstellen, das gab es schon. Eines der bekannteren Poster von Episode I zeigt keine Raumschiffe, bekannte Charaktere oder SciFi-Elemente sondern einen kleinen Jungen in der Wüste. Da musste man auch schon etwas hinschauen und schon mal was von Star Wars gehört haben, um den Schatten des Jungen an der Wand zu deuten. ;-)

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  2. Ich gebe zu, das Teaser!Poster ist etwas unglücklich gewählt. Es wirkt, als ob ein Marketing-Chef dazwischengefunkt hat und meint, das müsse irgendwie nach Dark Knight Rises aussehen.(Billige TheAsylum-Strategien hat Trek IMO nicht nötig.) Das Star Trek auch so funktioniert, hat der letzte Film bewiesen, und da zeigte das Poster noch klar die Enterprise auf Warpgeschwindigkeit.

    Ansonsten? Bin ich (leicht) optimistisch. Das oft vorgebrachte Argument, dass Abrams-Trek den Geist von Star Trek nicht wiedergibt sehe ich nicht so. OK ich bin zwar auch der Meinung, dass Trek 11 bei weitem hätte besser sein können, aber von der Grundstruktur des Films her, hatte Abrams alles richtig gemacht. Für mich war das im Kern in der Tat ein Trek-Film, bei dem aber in der zweiten Hälfte ein Lektor nochmal über das Drehbuch hätte lesen sollen, um ein paar wirklich dämliche Plotholes (und damit meine ich NICHT das typische Trek-Nitpicking, „Enterprise hat 23 Decks nicht 29 usw.“!) zu beseitigen. (Kirk trifft Spock rein zufällig auf dem Planeten, die Funktionsweise von Roter Materie usw. das hatten wir ja alles schon zur Genüge)

    Das ist schade und erinnert an Studenten, die eine astreine Diplomarbeit abgeben, zeitlich falsch kalkulieren, und dann in den letzten 2 Wochen noch einen Haufen unnötige Patzer reinhauen. (Ich spreche aus Erfahrung, mein Lektor hatte mich damals gerettet, und ich hoffe er verzeiht mir heute noch, dass ich ihn damals sonntags aus dem Bett geklingelt habe, lol)
    Ich hoffe das läuft bei „Into Darkness“ besser. BTW zur Verteidigung von Abrams, auch in klassischen Trek-Filmen wurde das Potential aufgrund massiver Drehbuch-Patzer nicht ausgeschöpft. Generations, Insurrection, Nemesis, das war alles Grütze, und das war bevor Blockbuster-Trek in die Kinos gefegt wurde. Der IMO letzte wirklich gute Trek-Film war Star Trek 6 von 1991!

    Apropos Blockbuster:
    Mit Ausnahme von Star Trek 1: The Motion Picture (4 mal teurer als Star Wars), waren ja alle Fortsetzungen mehr oder weniger erweiterte TV-Episoden, und nach Kinomaßstäben fast Low-Budget-Produktionen. Jonathan Frakes war dieses Jahr auf der FedCon und hat sich in Bezug auf JJ Abrams neidisch geäußert und gesagt, dass er auch gerne von Paramount 150-200 Millionen Dollar für seine beiden Trek-Filme zur Verfügung gehabt hätte. Damals waren sie aber noch nicht so weit. Trek war primär ein TV-Franchise und die Kinofilme eher das nette Sahnehäubchen der Serien.

    Und für alle gemütlichen TV-Trekker, die sich jetzt mal wieder beschweren, dass das mittlerweile alles zu laut, zu bunt, zu schnell, und zu sehr von Michael Bay etc. beeinflusst ist sei gesagt, dass ein Blockbuster im 200 Millionen Dollar Bereich halt anders funktioniert als ein 35 Millionen Dollar Film und ganz besonders darauf angewiesen ist, seine Kosten wieder einzuspielen. Wenn nur die Trekkies reingehen funktioniert es nicht mehr. Und seit Nemesis konnte man sich halt nicht mal mehr auf die Trekkies verlassen. Eingeständnisse an den Mainstream sind daher unabdingbar und mir mittlerweile sogar recht. Solange es im Kern noch Star Trek ist, ist mir das Wurscht. (UND wenn ein Film das absolute Gegenteil vom Geist von Trek verströmt hat, dann war es dieser unsägliche Nemesis!)

    Star Trek war nach dem Flop von Nemesis tot, und ich ging 2005 davon aus, dass wir für lange Zeit keinen Film mehr zu sehen bekommen würden. Dann kam aber Abrams und hat Trek wiederbelebt, und das war erst einmal das allerwichtigste. Klar, der erste Teil war nicht perfekt, aber das Primärziel war es Paramount davon zu überzeugen, dass Trek überhaupt noch schwimmfähig ist (Zitat von Confused Matthew, ich empfehle seine Review zu dem Film, der auch sehr skeptisch war, Abrams-Trek aber mittlerweile akzeptiert hat)

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  3. Noch ein Zusatz
    Das Poster erinnert an das erste Poster von Nemesis, wo man nur Shinzon von hinten gesehen hatte. Dabei trug er ein Messer in der Hand. So neu ist die Strategie auf dem Poster nix Star Trekiges zu zeigen also nicht. Also nicht Abrams das in die Schuhe schieben.



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    1. Gerade die Erinnerung an "Nemesis" macht es für mich so furchtbar. Das Poster wirkte billig und abschreckend. Und es hat ja dann auch nicht wirklich gezogen, um genug Zuschauer ins Kino zu locken.

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  4. Also ich jedenfalls finde das Poster ziemlich cool!

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  5. Abrams schiebe ich übrigens gar nichts in die Schuhe (zumal ich ihn für einen der Besten Genre-Regisseure der Gegenwart halte), ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er beim Poster überhaupt gefragt wurde oder ein Mitsprachrecht hat. Da Abrams ein offensichtliches Gespür für Originalität hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass es bei ihm auf Gegenliebe stößt.

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