Mittwoch, 31. März 2010

So kann es gehen

So kann es gehen.

Ich halte "Magnolia" nicht nur für einen ganz großen Film, ich finde ihn auch - trotz der drei Stunden Dauer - keine Sekunde langweilig.

"Magnolia" zeigt einen Tag aus dem Leben von mehreren Personen in Los Angeles. Keine einzige Figur ist ein "Held" im filmischen Sinn. Es sind gebrochene Figuren und absonderliche Einzelgänger, deren Leben von Schuld-, Reue-, Rache- oder Verdrängungsgefühlen geprägt ist.

Ich halte den Film für vielschichtig, in etlichen Szenen unglaublich intensiv, sehr emotional und in seinen Wendungen immer wieder überraschend. Während mir viele Filme immer dünnbrettbohriger vorkommen, sehe ich in "Magnolia" einen Film, vollgestopft mit Figuren und Geschichten. Mit Haupt- und Nebenplots, die durch ihre vielen Querbezüge, Symmetrien und Spiegelungen faszinieren. Väter, die gerade Schuld auf sich laden im Kontrast zu Vätern, die einst Schuld auf sich geladen haben und sie nun nicht loswerden. Wunderkinder, die beim Erstellen eines neuen Rekords scheitern, und solche, die einst siegten und am Leben zerbrachen. Vor allem bietet der Film Blicke hinter Masken und Fassaden. Hinter die Fassade eines erfolgreichen Quizmasters oder hinter die eines selbsternannten Sexgurus, der in besonders komischen Szenen des Films verklemmten Männern Macho-Allüren beibringt.

Daher gab es gestern Abend eine groß von mir angepriesene gemeinsame Sichtung.

Der Film kam aber überhaupt nicht an. Er wurde als langweilig, witz- und belanglos und als zum Einschlafen empfunden. Das ist eben die große Gefahr, wenn man Filme empfiehlt: Man kann dabei gnadenlos scheitern. Letztlich ist es unmöglich, einem Gelangweilten die Faszination an einer Sache zu erklären. Wie soll man begründen, dass man eine Szene grandios und fesselnd fand, in der sich zwei verklemmte Menschen einander hilflos annähern (ein Polizist mit den immer gleichen Belehrungen über zu laute Musik, weil er in seinem Job nichts anderes gewohnt ist, als Menschen zu belehren, die Frau hingegen in Panik, der Cop könnte entdecken, dass sie gerade gekokst hat), wenn eine solche Szene bei einem anderen einfach nicht funkt.

So kann es eben gehen... Nichtsdestotrotz empfehle ich den Film noch immer ganz ausdrücklich, auch auf die Gefahr hin, dass sich manch einer dreieinviertel Stunden lang unmenschlich langweilt. Für mich ist "Magnolia" eine Aneinandereihung grandios gespieler und hoch emotionaler Szenen, von denen mich keine einzige auch nur eine Sekunde langweilt. Oder wie es Filmkritiker Roger Ebert so treffend ausdrückte: "'Magnolia' is operatic in its ambition, a great, joyous leap into melodrama and coincidence, with ragged emotions, crimes and punishments, deathbed scenes, romantic dreams, generational turmoil and celestial intervention, all scored to insistent music." ("Magnolia" hat Ambitionen vom Ausmaß einer Oper und stürzt sich lustvoll ins große Melodram und in große Fügungen, mit kantigen Emotionen, mit Schuld und Sühne, mit Szenen am Totenbett, mit romantischen Träumen, mit Generationsklüften und mit himmlichen Interventionen, das alles untermauert von eindringlicher Musik.)

1 Kommentar:

  1. Is ne Weile her, dass ich den gesehen hab. Fand ihn zwar nicht unbedingt langweilig, aber kurzweilig wollte er auch nicht so recht werden.
    Zumal angepriesen wurde, die Personen und Handlungen wären miteinander verstrickt, was dann nicht wirklich so intensiv wie ich es erwartet habe der Fall war. Weiß aber nicht, wie ich ihn heut finden würde.

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