Sonntag, 1. November 2009

Verarschen lass ich mich nicht

Damit wir uns Recht verstehen: Ich mag "Flash Forward". Und ich werde die Serie weiter verfolgen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich von der Serie verarscht werde. Hier schimmern mir zu viele Tricks durch. Daher habe ich mal ein paar Verarsch-Regeln aufgestellt, mit denen Serienmacher ihre Zuschauer gerne für blöd verkaufen.

1. Viele Figuren mit wenig Story.

Wir hatten es bei "Heroes". Und wir haben es bei "Flash Forward". Sehr viele Figuren mit jeweils sehr wenig Story. Man braucht nicht viel Story, weil das Geschehen dauernd zwischen den Charakteren wechselt. Da fällt gar nicht mehr groß auf, dass nicht viel passiert. Das führt uns zu Punkt 2:

2. Wiederholung

Bei sehr vielen Figuren kann man Dialoge immer und immer wieder wiederholen. Ob ein Vater nun seiner Tochter zum 100ten Mal erklärt, dass man Superkräfte verheimlichen soll, oder ob uns bei "Flash Forward" zum hundertsten Mal gezeigt wird, wie Olivia zu Simcoe "Hello Darling" sagt... So erzählt man keine Story, auch wenn man durch heutige Schnitttechnik und Wackelkamere schnell so tun kann, als würde was passieren.

3. 30 Stunden vorher

Ich kann es nicht mehr sehen. Fast jede Serie beginnt inzwischen mit irgendeinem Highlight und zeigt uns dann: "30 Stunden vorher". Sorry, nur weil ihr keinen starken Anfang habt, könnt ihr ihn euch nicht einfach für den Showdown ausleihen. Das macht es nicht spannend.

4. Unfairer Cliffhanger


Sorry, aber was uns heute teilweise in Serien aufgetischt wird, spottet jedem alten Filmserial! In der fünften "Flashforward"-Folge saßen alle im gleichen Auto, während es explodierte. Und dann sieht man alle unverletzt vor dem Auto??? Und die Macher hoffen auf den doofen Zuschauer, der denkt: Hab ich da was nicht mitgekriegt? Und dann gibt es einen heftigen Schusswechsel, damit den Rest das Kurzzeitgedächtnis erledigt. No way, Leute!

5. Wie Du ja weißt: Deine Schwester ist tot und wir beide haben gestern ein paar Leute ermordet


Okay, ich weiß, es ist immer schwer, Infos in einen Dialog zu verpacken. Dafür gibt es die schönen "As you know"-Sätze. "Wie Sie ja wissen...". Figuren sagen sich Dinge, die sie selbst wissen, und durch die Floskel "wie Sie ja wissen" scheint alles okay zu sein. "Babylon 5" war voll davon und trieb mich damit in den Wahnsinn. Man hat kein Vertrauen in die Intelligenz der Zuschauer. Bei "Lost" tut man das nicht. Sa sagt Sawyer zu Kate: "Du bist naiv, wenn Du denkst, auf dem Festland erwartet dich was anderes als Handschellen." Da wird nichts erklärt. Da gibt eben es kein "wie du ja weiß, wirst du dort wegen Mordes gesucht". Nicht so "Flash Forward". "Du musst mit mir reden. Jetzt, da wir für das größte Deaster in der Geschichte der Menschheit verantwortlich sind." Ahhh!!! Das soll wohl heißen, die beiden haben was mit dem Flashforward zu tun!!! Ahhh!!! Das hätten wir auf subtilere Weise sicher nicht begriffen.

6. Wir haben den Plan, demnächst einen Plan zu haben, von dem wir sagen, wir hatten ihn von Anfang an


Eine gute Geschichte braucht wahrscheinlich keinen Plan. Ein genialer Schriftsteller braucht ihn vielleicht auch nicht. Aber eine Serie, die mit den Zeiten spielt und in der es um ein Element der Zukunft geht, sollte wohl einen haben. Vor allem, wenn sie so tut, als hätte sie einen. Die Zylonen hatten ja angeblich beim Galactica-Remake einen Plan. Dass die Macher nie einen hatten, bewies nun der völlig überflüssige Galactica-Film "The Plan". Wenn immer wieder die gleichen, völlig nichtssagenden Floskeln kommen ("Du wirst verstehen", "Es liegen keine glücklichen Tage mehr vor uns", "Rette die Chearleaderin und damit die Welt"), dann sagt mir das nur: Leute, ihr habt im Leben keinen Plan!

7. Kein Lost

"Lost" ist genial. Unerreicht. Skurril. Völlig neuartig. Unberechenbar. Der Beweis, wie es geht. Wie Mythologie und Figuren gleich wichtig sein können. Das wird sich so bald nicht wiederholen lassen. Nur: Dann tut es auch nicht. Ködert mich nicht als "Lost"-Fan und setzt mir dann unausgegorenes Zeug vor. Man kann die Form eines Flugzeugs mit Legosteinen nachbauen. Fliegen tut es dennoch nicht. "Flash Forward" und "Heroes" haben sich das "Lost"-Publikum ausgesucht. Erwartet bei einer so hohen Messlatte keine Nachsicht!

5 Kommentare:

  1. Davon mal abgesehen, dass auch bei LOST einiges unausgegoren ist (Punkt 6 gilt nämlich auch für LOST, die Geschichte der Insel haben sie sich erst im Lauf der ersten und zweiten Staffel ausgedacht), gebe ich dir bezüglich der meisten Punkte recht.

    Inbesondere der Bazooka-Geschichte, aber noch mehr bzgl. der 30 Stunden vorher. Das haben sie doch nur gemacht, weil die eigentliche Folge strunzlangweilig war und die meisten Leute inzwischen abgeschaltet hätten, wenn sie nicht gewusst hätten, dass es am Ende noch einen großen Bumms gibt.


    Das "du weißt ja" ist mir bei B5 gar nicht so aufgefallen, um ehrlich zu sein.


    Das finde ich auch an der 4. Staffel Heroes besser, dass sie sich auf wenige Figuren pro Folge konzentrieren (meistens nur 2 Plots pro Folge).

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  2. Es geht nicht darum, sich etwas im Verlauf der Serie auszudenken. Es geht darum, Rätselhaftes zu zeigen und sich dann erst eine Erklärung dafür auszudenken. Der Future-Guy bei "Enterprise". Wenn man sowas einführt, muss klar sein, wer es ist. Den "Lost"-Machern ist dies klar. Sie mögen die Statue nicht im Piloten geplant haben. Aber wenn sie den Fuß zeigen, wissen sie, was sich dahinter verbirgt.

    Und B5: Ich erinnere mich an eine Szene, in der Sheridan träumte. Ivanova ist bei ihm. Sie legt den Finger auf die Lippen und macht: "Schschsch...". Nun hat Ivanova einen Raben auf der Schulter und meint: "Wissen Sie wer ich bin?" Sheridan sieht nach oben und sieht einen anderen Sheridan. Garibaldi taucht auf und meint: "Der Grenzgänger sucht nach ihnen." Daraufhin noch mal Ivanova: "Sie sind das Werkzeug." Auf die Frage, warum er hier sei, meint Kosh: "Weil sie schon immer hier gewesen sind."

    Da ist "Lost" auf einem anderen Level. Da sind die Hinweise konkret genug, dass es überhaupt Sinn macht, zu spekulieren. Und worüber wir bei "Flash Forward" spekulieren sollen, weiß ich nicht. Sicher nicht darüber, ob es die Chinesen getan haben.

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  3. Genau, "es wird in LOST niemals Zeitreisen geben".

    Sicher ;)

    LOST hätte man in jeder Staffel auf 12 Folgen zusammenkürzen könnten und man hätte immer noch zu viel Fett am Fleisch. LOST ist DAS Beispiel dafür wie man ganz viel erzählen kann ohne die Geschichte wirklich voran zu bringen.

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  4. Es interessiert mich nicht, was Autoren in irgendwelchen Interviews oder Blogs sagen. Auch behaupte ich nicht, dass Autoren im Verlauf einer Serie keine neuen Ideen haben dürfen.

    Aber wenn man ein geheimnisvolles Element einführt, sollte sich der Autor überlegen, was dahintersteckt. Und das tun die Macher von "Lost". Wenn Sätze wie "so beginnt es" oder "du wirst verstehen" große Planungen andeuten, wenn ein "geheimnisvoller Mann aus der Zukunft" groß aufgebauscht wird, wenn seltsame Visionen eines geheimnisvollen Opernhauses immer wieder gezeigt werden, ohne dass die Macher auch nur den Hauch einer Ahnung haben, was es bedeuten soll, dann dürfen sie nicht erwarten, dass ich dem auf dem Leim gehe.

    Mal abgesehen davon, dass "Lost" von einer Sache jede Menge besitzt, was man bei Serien wie "Flash Forward" oder "Heroes" vergeblich sucht: Humor! "Lost" kann sich Humor leisten. Bei "Flash Forward" und "Heroes" haben die Macher viel zu viel Angst, ihre Serie würde dann kein Mensch mehr ernst nehmen.

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  5. Stimmt, neben eines der Dinge die LOST genial machen ist eindeutig der Humor.
    Auch bei Stargate Liebe ich den Humor.

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