Sonntag, 12. Juli 2009

Anspruchsloser als ein Fußballfan!

Mein neuer Held heißt Roger Ebert.

Für die, die es nicht wissen: Roger Ebert ist wohl Amerikas berühmtester Filmkritiker. Er hat nicht nur alles gesehen, er schreibt über Filme auch stets mit Witz, Verstand, verständlich und dennoch immer aus der Sicht des Kinofans.

Nachdem er ja den jüngsten "Star Trek"-Film schon nicht besonders gut bewertete, hat er sich bei "Transformers 2" gar nicht mehr zurückgehalten. Er fand den Film einfach scheiße.

Es folgten über 750 Kommentare. Viele stimmten ihm zu. Einige widersprachen ihm heftig. Erinnert mich an einen ganz bestimmten Eintrag, den ich hier in diesem Blog erstellt habe. Der hat es zwar "nur" auf über 150 Kommentare gebracht, aber auch da waren Sprüche wie "du argumentiertst auf dem Niveau eines Hauptschul-Fünftklässlers" dabei. Ebert musste Kommentare wie diesen lesen: "Roger Ebert ist ein Idiot! Transformers 2 ist der beste Actionfilm aller Zeiten! Hört nicht auf diesen Idioten. Er steht auf langsame und langweilige Liebesfilme. Das ist es, was er mag. Roger, du bist ein alter Furz!"

Die Vorwürfe folgten diesem Muster. Roger Ebert sei zu alt, habe den Anschluss an den Massengeschmack verloren, habe den Film nicht kapiert und sei dem Geschmack einer jüngeren Generation gegenüber nicht tolerant genug.

Und Ebert stellte klar: Es ist nicht der Job eines Kritikers, dem Massengeschmack zu entsprechen. Man kann nur seine persönliche Reaktion auf einen Film für andere nachvollziehbar beschreiben. Hier liegt der große Irrtum vieler Leser. Es geht nicht darum, dass der Leser seine eigene Meinung bestätigt sieht. Es geht darum, seine eigene Meinung mit einer anderen Meinung zu vergleichen.

Roger Ebert fragt, warum Filmfans inzwischen kritikloser geworden sind als viele Sportfans. Im Sport gibt es lange Artikel, Kommentartoren, Sprecher und Diskussionsrunden! Und die Fans interessieren sich dafür! Warum? Wenn es nur darum geht, ein Bier zu trinken und ein Spiel zu sehen, warum auf all die langweiligen Experten hören?

Und daher die Frage: Seit wann sind Kinofans eigentlich anspruchsloser geworden als Fußballfans?

Selbst der dümmste aller Fußballfans will ein gutes Spiel sehen. Ich habe schon viele Fußballfans, deren Mannschaft gewonnen hat, schimpfen hören, dass die Spieler schlecht waren, dass ihre Technik stümperhaft wirkte und dass die Tore nur durch viel Glück und Dusel gefallen sind. Ich habe in meinem ganzen Leben keinen Fußballfan je sagen hören: "Klar war das Spiel scheiße, aber es war halt ein gutes Popcornspiel!"

Im Sport gibt es keine Popcornspiele! Es gibt nur Popcornfilme. So nennt man inzwischen Filme, die mit dröger Action auf das verzichten, was man normalerweise von einem Film erwartet: Eine originelle Handlung!

Um noch einmal Roger Ebert zu Wort kommen zu lassen. Er meinte: "Konzentrieren wir uns auf die Leute, die glauben, 'Transformers' sei einer der besten Filme des Jahres. Haben diese Leute Unrecht? Ja! Sie haben Unrecht. Wenn jemand sagt, "Die Valachi-Papiere" sei ein besserer Film als "Der Pate", dann hat er Unrecht. Bis zu einem bestimmten Punkt können wir unterschiedliche Meinungen respektieren. Aber irgendwann muss der Klügere auch auf den Tisch hauen: Sir, ich würde Ihnen nicht nur widersprechen, ich würde auch ganz sicher nicht für Ihr Recht, diese Meinung zu äußern, mein Leben aufs Spiel setzen. Ich nicht. Da müssen Sie sich selbst drum kümmern. (...) Die, die glauben, 'Transformers' sei ein großartiger oder auch nur ein guter Film, sind - wie ich zurückhaltend formulieren möchte - nicht ausreichend entwickelt. Ich hoffe, dass sie Film für Film ihre persönliche Leiter zu besseren Filmen erklimmen, bis sich ihre Standards verbessert haben."

Und am Ende sagt Roger Ebert noch etwas, das zeigt, warum ich mir "Transformers 2" nicht angesehen habe: "Habe ich auch so Tage, an denen mir alles egal ist und ich nur Popcorn essen und Explosionen sehen möchte? Einen solchen Tag hatte ich schon sehr lange nicht mehr. Es gibt zu viele andere Filme, die ich sehen möchte. Ich hatte im Kino schon Erlebnisse, die so reichhaltig, so tief und - ja, auch witzig und aufregend - waren, dass ich die Suppe nicht verwässern will."

So ergeht es mir mit dem neuen "Star Trek"-Film. "Star Trek" hat mir so viele reichhaltige, witzige und aufregende Geschichten geliefert, ich will mit diese Suppe nicht verwässern lassen. Nicht von den "Transformers"-Autoren.

Und die, die noch mal das "Ist doch ein guter Popcornfilm"-Argument bemühen, sollten sich vielleicht den Satz "Ich bin anspruchsloser als der dümmste Fußballfan" auf ein T-Shirt drucken und es einen Tag lang anziehen. Könnte auf Dauer heilsam wirken.

17 Kommentare:

  1. Natürlich gibt es jede Menge Popcornspiele, seien es nun Freundschaftsspiele zwischen Deutschland und >beliebiges afrikanisches Land mit 3000 Einwohnern< oder die Basketballer der Harlem Globetrotters, oder...

    Und Popcornfilme hat es schon immer gegeben, wird es immer geben, das ist kein Phänomen der 00er Jahre.

    Der Haken ist nur, dass solche Filme in Vergessenheit geraten (und da ist auch nichts schlimmes dran). Wenn man an Filme der 1950er Jahre denkt, fallen einem vielleicht 2 Handvoll Klassiker ein, dabei wurden auch in diesem Jahrzehnt unzählige Filme gedreht, die man aber spätestens in den 1960ern wieder vergessen hat.

    Man hatte 1957 mit dem Popcornfilm seinen Spaß und das wars.

    Da ist nichts verwerfliches dran und nur weil man den Film vergessen hat und sich nur noch an "Casablanca" erinnert, heißt das noch lange nicht, dass früher alles besser war.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo,Thomas,

    ich bezweifele, dass dieser Herr Ebert, da ja nun ein Amerikaner, von Fußball auch nur den Hauch einer Ahnung hat.Vielleicht von American Football; ich denke, das ist in seinem Kommentar auch gemeint.
    Mal abgesehen davon, daß Transformers 2 tatsächlich nix besonderes ist, ärgert mich trotzdem dieses permanente "Ihr-seid-zu-blöd- einen-schlechten-Film-als-solchen-zu-erkennen-Gerede" von ihm, sowohl in Ansätzen auch von Dir in Deinem oben erwähnten Kommentar zu einem anderen speziellen Film.
    Insofern werde ich Deinen Rat mit dem T-Shirt gern mal in Erwägung ziehen. So eins habe ich nämlich noch nicht...;-)Und das zieh ich dann zum nächsten St.Pauli-Heimspiel an... Denn nichts, aber auch gar nichts (nicht mal Star Trek)ist besser als ein geiles Fussballsspiel...:-)
    Zum Thema Popcornfilme: Sie existieren genauso wie die "anspruchsvollen" Filme, die Dein neuer Held so dringend sehen muss...denn sie befriedigen die filmischen Gelüste einer großen Anzahl von Menschen. Insofern haben beide Seiten (die Schlauen und die Dummen, zu denen ich wahrscheinlich gehöre...zumindest stell ich mich aus Solidarität gern zu ihnen)ihre Daseinsberechtigung.

    Grüße, Achim

    AntwortenLöschen
  3. Eins hab ich vergessen... Wie kann es bloß sein, daß diese hundsmiserablem Transformers -und/oder Star Trek - Autoren eine Serie wie LOST auf die Beine gestellt haben?! Hm.Ist LOST jetzt auch scheisse, oder hab ich echt so 'nen verqueren Geschmack...? Ich werd' drüber nachdenken:-))

    Viele Grüße, Achim

    AntwortenLöschen
  4. Du scheinst mir verwirrt zu sein.

    Weder Roberto Orci noch Alex Kurtzman hatten bislang etwas mit "Lost" zu tun.

    Und selbst wenn. Orci & Kurtzman sind nicht blöd. Ich behaupte nicht, dass sie nicht anders könnten, wenn sie wollten. Das macht einen Drecksfilm aber nicht besser. Die hirnrissige Story von "Star Trek" war genauso geplant wie die von "Transformers 2". Es ging darum, den Mainstream zu erreichen. Im Gegensatz zu Roddenberry halten sie ihre Zuschauer für blöd, und da sie mit dieser Taktik großen Erfolg haben, gibt es für die zwei auch keinen Grund, künftig anders zu verfahren.

    AntwortenLöschen
  5. Und eines sage ich offen: Wer glaubt, Jason Dark schreibe besser als Thomas Mann, ist ein Idiot. Das heißt nicht, dass man an Jason Dark keinen Spaß haben darf. Ich selbst habe etliche mit großem Spaß gelesen. Aber ich weiß, dass es Schund ist.

    Es geht mir nicht darum, dass jemand an Filmen wie "Star Trek" oder "Transformers 2" Spaß hat. Warum auch nicht?

    Es geht darum, dass jemand diese Filme ernsthaft für GUTE Filme hält. Wenn jemand "Transformers 2" tatsächlich für einen GUTEN Film hält, hat er von Filmen keine Ahnung. Wenn jemand den neuen "Star Trek"-Film für einen GUTEN "Star Trek"-Film hält, dann hat er eben von "Star Trek" keine Ahnung. Er hat schlichtweg keine Ahnung von dem "Star Trek", das einst so das einst so hochintelligente Leute wie Martin Luther King oder Stephen Hawking zu Fans gemacht hat.

    Und das ist offenbar der Unterschied zu Sportfans. Die ERKENNEN ein Scheißspiel, wenn sie es sehen. Und sie nennen es dann auch nicht "unterhaltsames Popcornspiel".

    AntwortenLöschen
  6. SO ein ideologisch-rosaroter Blödsinn. MLK fand ST toll, weil da ne schwarze Frau auf der Brücke saß und scheinbar nen wichtigen Job hatte. Bei dem Schein ist es in TOS aber dann auch geblieben.

    Und nein, ich halte Transformers ()2 nicht für einen guten Film, aber für einen unterhaltsam. Und ich gehe nun mal ins Kino, um unterhalten zu werden.

    Das ist auch der Grund, warum ich Star Trek im Allgemeinen gucke, um unterhalten zu werden. Wenn das nicht passiert, dann schalte ich ab, da kann die rüberzubringende Botschaft noch so pseudo-tiefgründig sein.

    AntwortenLöschen
  7. Jedem das sein. Der eine benutzt das Kino wie den Zirkus und gibt Geld aus, um "unterhalten" zu werden.

    Andere gehen ins Kino, um einen guten Film zu sehen.

    Ab einem gewissen Alter sollte - so bin ich überzeugt - Blödheit anfangen zu langweilen. Da zieht das "ist halt Unterhaltung"-Argument nicht mehr. Ganz einfach, weil es eben nicht mehr unterhaltsam ist, wenn es blöd ist. Weil es gerade dann anödet.

    "Star Trek" hat viele Leute begeistert, weil es unterhaltsam UND intelligent war. Weil es ein Lebensgefühl und eine humanistische Lebensphilosophie ausstrahlte. Nimmt man das weg, bleibt Banalität und dröges Geblödel. Die bei vielen Deutschen unerschütterliche Überzeugung, genau das sei nötig, damit es "unterhaltsam" ist, werde ich nicht beseitigen können. Aber teilen werde ich sie auch nicht.

    AntwortenLöschen
  8. Jau, so ist es. Ich geh ins Kino um unterhalten zu werden. Einen guten Film sehe ich natürlich auch gern. Das mache ich jedoch in Ruhe zuhause; ohne nervtötendes Chipsgekaue, Handygebimmele und Gequatsche von anderen Kinogängern, die nicht am Film an sich, sondern am Event Kino interessiert sind.

    Nun gut. Ich hielt und halte den neuen Star Trek Film mit einigem Abstand weiterhin für GUT. Nach Deiner Definition habe ich somit keine Ahnung von Star Trek. Auch damit kann ich leben. Hält mich jedoch auch nicht davon ab, sämtliche Serien und Filme weiterhin zu schauen, in Erinnerungen zu schwelgen und dieses "Lebensgefühl" zu geniessen. Um es auf den Punkt zu bringen: Star Trek 11 ist besser als vieles, was wir aus den Serien kennen, gleichzeitig jedoch auch um vieles schlechter als die Highlights aus genau diesen Serien. Denn diese Highlights haben Star Trek zu dem gemacht was es ist und bleibt: Eine intelligente, friedlich orientierte Version der Zukunft. Und dieser Version schadet ST 11 m.E. in keinster Weise.
    Zum Thema Martin Luther King kann ich mich nur 100prozentig DJ Doenas Meinung anschliessen.

    Im übrigen (mein Englisch ist leider nicht mehr ganz so gut) fand ich Eberts Meinung zu ST 11 nicht sooooo übel.
    Viele Grüße, Achim

    AntwortenLöschen
  9. Dass Martin Luther King einst von etwas beeindruckt war, das aus heutiger Sicht simpel ist, mag sein. Vielleicht hat "Star Trek" seine gesellschaftliche und inhaltliche Relevanz verloren und kann nur noch als banaler Action-Fun funktionieren. Ich bezweifle das.

    AntwortenLöschen
  10. DAS bezweifle ich auch. Jedoch ist tatsächlich der Markt sowas von übersättigt, sei es von Star Trek oder auch vielen anderen Serien. Damals war Star Trek neu, innovativ und sensationell. Es gab nichts vergleichbares auf dem Fernsehmarkt. TOS ist für mich das einzig und alleinige "wahre Trek". Alles danach ist immer noch um Klassen besser als der meiste Rest im Fernsehen, jedoch austauschbarer und auch , wie Du sagst, gesellschaftlich irrelevanter geworden (bis auf einige Ausnahmen bei TNG u. DS9). Aus heutiger Sicht ist TOS größtenteils überholt, und die damals spektakulären Ansätze in Sachen Moral, Rassenthematik, Vietnamkritik etc. würden einem heutigen Neueinsteiger in Sachen Star Trek wahrscheinlich nur ein Gähnen entlocken. Leider. Trotzdem, und hier ist bei mir viel Nostalgie dabei, gibts nichts schöneres, als eine schöne ,alte Folge zu schauen, den Text im Geiste mitzusprechen und der "guten,alten Zeit" zu frönen...:-))

    Und ab und an ein netter Action-Kracher nebenbei... ich kann sehr gut mit beidem leben. Und jetzt halt ich die Klappe...denn eigentlich geht es hier ja um Transformers:-)

    In Sachen LOST hatte ich mich tasächlich geirrt...Sorry.

    Grüße, Achim

    AntwortenLöschen
  11. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
  12. Kein Problem, es hätte nichts geändert. Ich halte die Autoren nicht für blöd. Ich denke nur, dass ihnen der Erfolg wichtiger ist als die Qualität. Dafür habe ich Verständnis. KEIN Verständnis habe ich aber für die Anspruchslosigkeit vieler Kinogänger, die mit dem "ist halt Popcornfilm"-Argument kommen. Perfektes Popcorn-Kino? Oh, das kenne ich!!! Ich bin damit aufgewachsen. Es wurde von Leuten wie George Lucas oder Steven Spielberg zur hohen Kunst erhoben! Für mich sind das hochintelligente und unterhaltende Filme wie "Zurück in die Zukunft"! Warum hat eigentlich von dieser Michael-Bay-Sippe niemand Lust, Qualität dieser Güte zu produzieren???

    AntwortenLöschen
  13. Hi Thomas,

    der erste von den beiden Kommentaren war nur ein Entwurf... kannste löschen:-) Danke!!

    AntwortenLöschen
  14. Irgendwie hab ich heute Probleme mit den Kommentaren hier... löschst Du bitte den ersten Kommentar? War nur ein Entwurf... Danke:-)

    AntwortenLöschen
  15. Das reizt mich jetzt einfach: Wer hat "Zurück in die Zukunft" produziert und wer "Transformers"...?

    AntwortenLöschen
  16. Hmm... spannender Dialog.

    Als erstes, um meinen Standpunkt gleich darzulegen, ich fand Star Trek XI toll. Aber, das muss und darf gesagt sein, von der Ideologie des alten Trek blieb nicht mehr viel übrig. Vom klugen Star Trek zu einem evtl. doofen Fun Trek - der Film machte spass, die Effekte waren toll und es gab wunderbare Anspielungen auf Classic, ST2, etc. Und obwohl ich mein altes Trek von ganzem Herzen liebe und schätze, hat mir dieses neue Vehikel spass gemacht.

    Ganz im Gegensatz zum neuen Transformers. Konnte ich mich für den ersten Teil wahnsinnig begeistern und zählt dieser für mich zu den Top Popcorn-Filmen der letzten Jahre, war Teil 2 einfach nur noch enttäuschendes Geballer, Gebumm und Gezerstör :)

    Was sind gute Filme - was sind schlechte Filme. Nun, ich denke, sobald ein Film gut unterhält, ist es erlaubt, den Film irgendwie als gut zu betrachten, jedoch nicht zwingend als solchen zu bezeichnen. :-)

    Liebe Grüsse
    DomPatHug

    AntwortenLöschen
  17. Ich dachte Sci-Fi Fans haben keine Vorurteile. Gegenüber Fussballfans anscheinend aber schon. Es gibt auch Leute die beides mögen.

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Du musst Dich nicht registrieren oder einloggen. Genau aus diesem Grund aber muss ich den Kommentar erst prüfen. Das werde ich so schnell wie möglich tun und ihn dann freischalten.