Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Fett wird man nur los, indem man es verbrennt.
Was heißt das und wie geht das?
Nun: Der Körper braucht Energie. Diese Energie kriegt er, indem er Nahrungsbestandteile verbrennt.
Soweit, so einfach.
Die Sache hat nur einen Haken. Zum einen: Der Körper bedient sich aus der Nahrung, die ihm aktuell zugeführt wird. Nun könnte man doch logischerweise sagen: Wunderbar. Dann esse ich halt nichts mehr. Dann lebt der Körper von meinem eingelagerten Fett. Wenn das verbraucht ist, dann esse ich wieder.
Leider funktioniert das so rein gar nicht. Bei den - leider immer noch propagierten - Nulldiäten, die dann mit idiotischen Begriffen wie "Heilfasten" oder "Entschlackungskuren" beschönt umschrieben werden, beginnt der Körper, sich zu kannibalisieren. Er holt sich das Eiweiß aus der Muskulatur, die massiv schwindet. Diesen "Erfolg" sieht man dann auch auf der Waage (Muskelgewebe ist sieben Mal so schwer wie Fettgewebe). Ein Grund mehr, die Waage zum nächsten Wertstoffhof zu bringen.
Bei mehrwöchigem Fasten wird am Ende sogar der Herzmuskel abgebaut. Der Körper schüttet beim Fasten Endorphine aus, um die Energie des Körpers zu steigern (damit er Nahrung sammeln und jagen kann), ein Notfallprogramm des Körpers, damit endlich wieder Nahrung beschafft wird. Dass sich die Leute während solcher Fastenzeiten lebhafter fühlen, hat also nichts damit zu tun, dass der Magen "nicht verdaut", wie oft behauptet wird. Es sind die Endorphine, denn der Körper ist auf Alarmstufe Rot!
Was den Körper aber nicht interessiert, das ist das eingelagerte Fett. Dieses Fett ist für den Körper wie das "Sparbuch fürs Alter", an das man nicht rangeht, selbst wenn das Girokonto mal ins Minus gerutscht ist. Dieses Minus kennt auch der Körper. Er gerät in den Unterzucker und ruft eine "Heißhungerattacke" ins Leben. Dabei wäre genug eingelagerter Speck da zum Verzehren. Allerdings benötigt das Gehirn - als einziger Muskel übrigens - ausschließlich Kohlenhydrate, weshalb der Körper mit Heißhunger reagiert.
Darüber hinaus hat bei vielen Menschen der Körper generell verlernt, Fett zu verbrennen. Selbst das aktuell zugeführte Fett wird nicht verbrannt sondern landet brav auf Hüften und Bauch. Es ist wie ein Dauerauftrag fürs Sparbuch, den man irgendwie nicht kündigen will. Der Körper freut sich über das wachsende Fett-Sparbuch, was zeigt: Er weiß eben nicht immer, was gut für ihn ist. Wüsste der Körper das, gäbe es keinen inneren Schweinehund, keine Drogensüchte und kein Übergewicht. Daher ist der von Diät-Gegnern gern propagierte Rat, man solle doch einfach essen, worauf man Lust hat, auch nicht wirklich hilfreich. Auch wenn das in manchen Fällen sicher besser wäre als der permanente Wechsel zwischen Extrem-Essen und Diät, kann so die Lösung auch nicht aussehen.
Warum sollte man die Treppe benutzen, wenn es einen Fahrstuhl gibt? Und warum sollte der Körper sich die Mühe machen, Fett zu verbrennen, wenn es doch etwas viel besseres gibt: Kohlenhydrate! Nicht zuletzt durch die Verteufelung von Fett und Fleisch hat die kohlenhydratreiche Ernährung in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen. Die Leute stopfen sich mit Weißmehl und Zucker voll. Es wimmelt von "Pudding-Vegetariern". Das sind Leute, die auf das "ungesunde Fleisch" verzichten und stattdessen Zeug wie Gemüse-Nuggets, Süßspeisen und vegetarische Pizza verdrücken. Dann gibt es ja noch die wunderbar fettarmen Gummibärchen! Und ein Kinobesuch ohne einen Eimer - ja, ich meine wirklich Eimer (!!!) - voller Popcorn geht auch nicht mehr. Noch vor 20 Jahren hätte man am Verstand eines jeden gezweifelt, der sich mit einer solchen Menge zum Kinosessel begeben hätte.
Fast jegliches "Junkfood" ist eine einzige Ansammlung aus leeren Kohlenhydraten, garniert mit meist gehärteten Pfanzenfetten. Der Körper konzentriert sich mehr und mehr auf diese Kohlenhydrate und denkt gar nicht mehr daran, Fett zu verbrennen. Wer ein bis zwei Stunden nach dem Mittagessen schon wieder Lust auf einen süßen Schokoriegel hat, der kann sicher sein: Bei ihm hat die Fettverbrennung längst aufgehört: Der Körper lechzt allein nach Kohlenhydraten.
Da nützt auch körperliche Anstrengung nicht viel. Denn auch hier weigert sich der Körper standhaft, das gelblichflüssige Fett zu verbrennen. Wozu auch? Wenn doch überall diese wunderbaren Kohlenhydrate herumliegen. Im Magen, im Blut, im Muskel... Eher werden manche nach längerer Anstrengung merken, dass sie ein wenig kaltschweißig geworden sind und leicht zittern.
Fett wird, wenn überhaupt, nur im Muskel verbrannt. Es ist klar, dass ein Muskelschwund, wie er bei jeder Ernährungsreduktion auftritt, dem eigentlichen Ziel, nämlich Fett zu verbrennen, nicht entgegenkommt. Die Rechnung ist einfach. Je mehr Muskeln, umso mehr Fettverbrennungsöfen. Je mehr der Körper Muskeln verliert, umso geringer die Fettverbrennung.
Es hilft also nichts. Wer irgendwann mal Fett verbrennen will, braucht erst einmal eine große Anzahl dieser Fettverbrennungsöfen. Und dann muss er die Öfen eben auch dazu bringen, das Fett zu verbrennen.
Beim Thema "Muskelaufbau" schrecken viele erstmal zurück, obwohl die Vorteile, die ich bislang aufgezählt habe, überwältigend sind. Aber: Man will doch nichts "aufbauen". Man will was "abbauen". Leichter werden! Gerade Frauen haben hier meist völlig abstruse Vorstellungen. Zum einen spukt in ihren Köpfen immer noch das Ideal einer feengleichen, leichten Prinzessin herum. Da passen Muskeln so gar nicht ins Bild. Außerdem haben sie völlig unrealistische Meinungen darüber, wie schnell so ein Muskel wächst. Der Glaube, in Windeseile mit übergroßen Bizeps herumzulaufen, die man dann nicht mehr los wird, steht in seiner Realitätsferne und Naivität dem Aberglauben der Menschen im Mittelalter in nichts nach. (Genauso könnte sich eine sehr dicke Frau davor fürchten, nach einer kurzen Diät auszusehen wie Ally McBeal.)
Nein, so funktioniert es nicht. Man macht nicht ein paar Hantelübungen, und schon platzen überall die Muskeln hervor wie bei Popeye, dem Seefahrer. Dieses falsche Bild wird leider von den Medien unterstützt. Immer wieder zeigen sie grauenvoll hässliche männliche und weibliche Bodybuilder mit Figuren, die man so nur – das ist ein biologischer Fakt – durch radikalen Missbrauch von künstlich zugeführten Hormonen erreichen kann.
Es ist ärgerlich. Wenn Christian Bale in "Der Maschinist" wie ein dürrer KZ-Häftling aussieht - sorry für den pietätlosen Vergleich, aber es sieht so aus in dem Film - und nur ein Jahr später muskelbepackt in "Batman Begins" zu sehen ist, dann kann ich nur sagen: Da brauche ich keine Beweise mehr. Sowas ist nach meiner Überzeugung mit normalem Training nicht möglich, und auch ein Personal Trainer kann nicht hexen!
Und wenn irgendein junger "Twilight"-Star behauptet, er habe im letzten halben Jahr durch massives Training 30 Pfund Muskeln zugelegt, dann würde ich doch gerne mal wissen, wie ein solcher Muskelzuwachs ohne Doping biologisch möglich sein soll. Dr. Strunz behauptet in seinem Muskelbuch, selbst bei Extremtraining sei ein Muskelzuwachs von einem Kilo pro Jahr biologisch drin. Bei einem ausgewachsenen Mann! Bei Frauen würde er deutlich geringer ausfallen. Die Angst, ebenso auszusehen wie diese Bodybuilder, ist selbst bei einem exzessiven Training völlig unnötig. Eher fällt einem der Himmel auf den Kopf.
Es besteht auch keine Gefahr für Frauen, selbst nach einem noch so harten Training "unweiblich" auszusehen. Auch dafür sorgt die Natur.
Beim Muskeltraining passiert folgendes. Durch eine Überbeanspruchung des Muskels wird dieser leicht verletzt. Der Körper repariert den Muskel, indem er ihn vergrößert und kräftigt. Daher ist eine Pause von 3-4 Tagen zwischen dem Training auch zwingend notwendig. Anderenfalls würde der Muskel sogar abbauen. Allein dadurch ist es schon zeitlich gar nicht möglich, innerhalb kürzester Zeit mehrere Kilo Muskeln aufzubauen. Es sei denn, man nimmt irgendwelche Hilfsmittel.
Zum Wachsen braucht der Körper Nährstoffe. Eiweiß und Kohlenhydrate. Er braucht aber noch etwas anderes: Das Hormon Insulin. Das wird automatisch ausgeschüttet, wenn Kohlenhydrate verzehrt werden. Daher essen viele Bodybuilder oft Reis und Nudeln.
Doch: Das Hormon Insulin macht nicht nur stark, es macht auch dick. Es fördert nämlich die Fettspeicherung. Daher gilt die Regel: Der Körper kann entweder wachsen oder schrumpfen. Das gilt für Fett wie für Muskeln. Professionelle Bodybuilder haben daher immer eine Aufbauphase, in der sie auch ein bisschen Fett zulegen, und eine Reduktionsphase, bei der sie dann das Fett abbauen, dabei aber auch wieder ein bisschen Muskelmasse verlieren.
Für Leute, die abnehmen wollen, ist das natürlich keine ideale Botschaft. Es geht aber leider nicht anders. Die oft verwendete Floskel "Fett in Muskelmasse umwandeln" ist leider reiner Blödsinn. Fett- und Muskelzellen haben nichts miteinander zu tun. Man kann nicht das eine gegen das andere tauschen. Daher helfen auch die berühmten Bauchmuskelübungen zunächst überhaupt nicht, dem schlanken Bauch näherzukommen. Im Gegenteil, der Muskelzuwachs am Bauch kann vielmehr dazu führen, dass der Buchumfang steigt. (Dass sie dennoch sehr sinnvoll sind, um zum Beispiel die Wirbelsäule zu stützen, ist wieder ein anderes Thema!) An welchen Stellen der Körper mit der Fettverbrennung beginnt, lässt sich leider ebenfalls nicht steuern.
Aber auch wenn man zunächst kaum Fett verliert, hat das Muskelwachstum sofort all die bereits beschriebenen Vorteile. Man geht aufrechter, wirkt kräftiger, aktiver...
Und wie es mir dann mit der Urlaubsdiät ergangen ist, kommt im letzten Teil dieser Reihe.
Freitag, 4. September 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Du musst Dich nicht registrieren oder einloggen. Genau aus diesem Grund aber muss ich den Kommentar erst prüfen. Das werde ich so schnell wie möglich tun und ihn dann freischalten.