Kürzlich feierte der Commodore 64, der erste große Heimcomputer, sein dreißigjähriges Jubiläum.
Ich gehöre zu der Generation, die mit dem C-64 einen Großteil der Jugend und des beginnenden Erwachsenenalters verbracht hat. Ich spielte darauf Spiele, tippte an langweiligen Wochenenden endlose Texte aus Zeitschriften ab, programmierte sogar einige Adventures in BASIC und spielte allerlei Spiele. Auch meine Facharbeit schrieb ich auf dem C-64, und natürlich unzählige Briefe und Geschichten. Außerdem brachte ich Fanzines heraus, die ich am C-64 layoutete.
Um die Erfolgsgeschichte des Commodore 64 zu verstehen, muss man sich einen Satz ansehen, der damals, auf dem Höhepunkt der Commodore-Euphorie, in einer Zeitschrift geäußert wurde: "Gibt es irgendetwas, das der C64 nicht kann?"
Das genau spiegelt die damalige Stimmung wider. Das Gerät wurde nicht nur von seinen Nutzern entdeckt, sondern auch von den Programmierern. Woche für Woche schien man den C-64 neu auszureizen. Und als Anwender war man überwältigt von flüssigen Animationen und grandiosen Soundtechniken.
Etwas Vergleichbares hatte es noch nie gegeben. Ein Gerät, dessen Potenzial sich immer wieder erweiterte. Wer sich bis dahin einen Farbfernseher gekauft hatte, der wusste sofort, was er daran hatte. Er bekam nicht fünf Jahre später Farben zu sehen, die er zuvor noch nie auf seinem Fernseher entdeckt hatte. Nicht so beim C-64. Immer wieder wurde einem bescheinigt, wie vielfältig, nützlich und unergründlich leistungsstark der C-64 war. Unentwegt zeigte das Gerät neue Talente und Fähigkeiten.
Im Verlauf der 1990er Jahre wurde der C-64 vom "Personal Computer" verdrängt. "Personal" hieß: Jeder konnte sich seinen Computer nach eigenen Bedürfnissen und Vorlieben zusammenbauen. Dagegen hatte der C-64 auf Dauer keine Chance. Dennoch: Die Faszination für Computer hat sich nachhaltig in die Generation der "C-64er" eingebrannt. Der Glaube, der Computer sei ein Gerät, in dem unendliche Möglichkeiten schlummern, wird also erst mit den nächsten Generationen schwinden.
Die Generation "nach" dem C-64 erlebte Computer anders. Für sie sind es Geräte, die schnell veralten und ersetzt werden müssen. Jeder Computerkauf ist im Grunde ein Kompromiss, stets weiß man, dass man – hätte man das nötige Kleingeld – noch bessere Graphik- oder Soundkarten hätte einbauen können, oder dass man für etwas mehr Geld einen noch besseren Prozessor bekommen hätte. Computer sind Tools mit Ablaufdatum und selbst auferlegten Beschränkungen, und jedes noch so teuere Feature ist morgen schon reiner PC-Schrott.
Anhaltende Wow-Effekte gibt es längst keine mehr. Wer sich ein iPad kauft, wird vielleicht dauerhaft daran seinen Spaß haben, aber er wird nicht über Monate oder gar Jahre hinweg überrascht sein, was alles in diesem Gerät steckt. Vielmehr wird man als iPad-Nutzer schnell an die Grenzen des Geräts stoßen und zugleich wissen, dass das Nachfolgegerät wohl schon in den Startlöchern steht.
Die "Faszination Computer" wird es für künftige Generationen in dieser Form schlichtweg nicht mehr geben. Und auch als Statussymbol wird sich der Computer nicht mehr sehr lange eignen, Apple hin oder her. So wie heute niemand mehr eindrucksvoll nickt, wenn jemand zu Hause eine Stereo-Anlage von irgendeiner Marke hat, wird es in Zukunft egal sein, welchen PC, welches Notebook oder welches Pad man gerade nutzt. Man nutzt es, und das war es auch schon.
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