Ein Mann namens Frank Schmidt, der für RTL II irgendwelche Scripted-Reality-Formate verbricht, erklärte in einem Interview, die Produzenten von Filmen und Serien könnten eine Menge von den Produktionsprozessen bei Scripted Reality lernen und damit ihre Kosten um bis zur Hälfte senken.
Das ist zwar so, als würde ein Pornofilmproduzent einem echten Filmemacher erklären, wie er auf billigere Weise Schrott produzieren kann, aber letztlich liegt Frank Schmidt damit voll im Trend. Die deutsche Aldi-Kultur sieht im Sparen ja seit langem schon die Lösung für alles, und dass es bei Filmen und Serien um so etwas wie "Kunst" gehen könnte, fällt ja auch wirklich schwer zu glauben, wenn man sich so manche deutsche Produktion ansieht.
Heute darf alles nichts kosten. Nicht in der Herstellung, nicht beim Verbrauch. Die Produzenten von Videospielen setzen angeblich bereits voll auf Free-to-play-Titel, in der schwachen Hoffnung, später die Spieler mit virtuellem Schnickschnack abzuzocken. Nintendo spart auch und hat noch nicht einmal einen Stand auf der Games-Con, und das in einem Jahr, in dem Nintendo mit einer neuen Konsole auf den Markt gehen will. Da hat sicher auch irgendwer im Management ganz schlau entschieden: Wir sparen lieber.
Doch was in der Medienbranche keiner zu kapieren scheint: Das alles ist nicht mit Aldi vergleichbar. Aldi konkurriert mit dem teueren Supermarkt um die Ecke. Der Entertainment-Bereich konkurriert mit Freibier. Glauben TV-Sender und Spielehersteller wirklich, im Zeitalter von Internet und Youtube mit der Herstellung von Billigschund überleben können? Heute kann jeder mit seinem Handy einen Film in High Definition aufnehmen, zurechtschneiden und im Internet publizieren. Wer braucht da noch den gleichen Amateurdreck im Fernsehen?
Dabei müsste doch jedem einleuchten, dass man gegen kostenfreiem Schund nicht mit billigem Schund anstinken kann, sondern nur mit Qualität. Oder glaubt irgendwer, man könne neben einer Freibier-Schenke besonders gut billig produziertes Bier verkaufen? Pay-TV-Sender in den USA erkennen das längst. Sie ködern die Kundschaft mit Serienqualität, die der Kunde im Free-Bereich vergeblich sucht.
Aber ich bin zuversichtlich. Das Kino galt auch einst als "tot", weil es gegen das Fernsehen nicht ankam. Dann hat man erkannt, dass man dem Zuschauer im Kino eben etwas bieten muss, das er auf dem heimischen Fernseher nicht findet. Das hat eine Zeit lang mit billigen Sex- und Horrorfilmchen geklappt. Dann kam das Medium Video auf, der Zuschauer konnte sich sein eigenes Programm gestalten. Die Kinos haben überlebt, indem sie zu riesigen Multiplexen heranwuchsen und die Zuschauer mit gigantischen Blockbustern köderten. Hätte man damals auf "geht auch billiger"-Leute wie Frank Schmidt gehört, das Kino wäre tatsächlich schon mehrfach den Tod gestorben, den man ihm immer wieder prophezeit hat.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Du musst Dich nicht registrieren oder einloggen. Genau aus diesem Grund aber muss ich den Kommentar erst prüfen. Das werde ich so schnell wie möglich tun und ihn dann freischalten.